Der erste der – vor länger dann dritthalbhundert Jah-
ren – die Naturgeschichte des Murmelthiers ausführlich
und genau ans eigner Beobachtung beschrieben hat, ist
der biedre kreutzbrave Johann Stumpff in seiner
herrlichen
gemeiner löblichen Eydgnoßschafft chro-
nickwürdiger Thatenbeschreibung, die
zuerst in Zürich 1548 in zwey Folianten erschienen
ist.
Der wackre Pfarrer hat das so meisterhaft, und so
con amore und in einer so kernichten treuherzigen Spra-
che gethan, daß ich, in der Voraussetzung daß sein volu-
minöses seltnes Werk den wenigsten Lesern dieses Taschen-
buchs bekannt seyn werde, auf den Dank derselben rechne,
wenn ich den braven Alten hier zuförderst selbst reden
[Seite 4] lasse, und nur hinterdrein noch das Wort nehme, bloß
um eine kleine Nachlese aus andern genauen Beobach-
tungen*), und zumahl von dem beizufügen, was ich an
einer zahmen Marmotte bemerkt, die ich nun ins dritte
Jahr unter Augen habe**).
‘„Von dem Murmelthierle, oder Mur-
mentle, in den höchsten Alpen wohn-
haft; von seiner Gestalt, Natur
und Eigenschafft.”’
„Dieses Thierle hat eine wunderbarliche Art und
Natur, deswegen ich genöthigt werd, etwas weitläufiger
[Seite 5] von ihm zu schreiben; denn ich hab solcher Thierlein gar
manche bey mir in meinem Haus erzogen, und etliche
in die zwey ganze Jahr erhalten, auch deren viel Win-
terszeit schlafend ausgegraben, helfen kaufen, zubereiten
und eßen etc.
‘„Dieses Thierle ist gleich als ein groß Kaninchen,
doch niederträchtig und breiter über dem Rücken; hat ein
rauheres Haar denn ein Kaninchen, theils schwarzgrau
theils rothgrau; hat kurze Ohren, die stecken im Haar
als ob sie abgeschnitten seyen; hat ein Schwänzlein bey
einer halben Spanne lang, kurze dicke Beinlein, sind
am Bauche dick von Haar als habe es Schlotterhosen an;
seine Tappen sind geformt gleich wie eines Bären Tatzen,
daran hat es lange schwarze Klauen, darmit es ins Erd-
reich grabt.’
‘„Zuvorderst im Maul hat es 4 lange Zähne gegen-
einandergekehrt, zween oben und zween unten gleich als
ein Eichhorn, und hat um die Nase und um das Ober-
maul schwarze rauhe Borsten als eine Katz. Es ist mit
seiner Gestalt und Gliedmasen einer Maus oder Ratten
nicht ungleich, ausgenommen daß es größer ist.’
‘„Es beißt übel mit seinen Vorderzähnen so es erzürnt
oder noch wild und der Menschen ungewohnt ist; so es
aber des Menschen gewohnt, schimpfet es ganz freund-
lich, und mit den Zähnen lauset es den Menschen gleich
wie ein Aff.’
‘„Dieß Thierle ist genennt worden Mus montanus
zu Latin, das ist zu deutsch eine Bergmaus, darum nen-
nen es die Wälschen Murmont. Auf diesen wälschen
Nahmen sehen auch die Deutschen und nennen es Mur-
mentli und Murmelthierle.’
‘„So das Thierle etwas eßen will, nimmt es daßelbe
in seine vordre Klaulein wie ein Eichhorn, und sitzt da-
[Seite 6] mit aufrecht wie ein Aff bis es das gegeßen hat. Es geht
auch etwan auf den zweyen Hinterfüßen wie ein Bär.’
‘„So man sie von Jugend bey den Menschen erzieht,
lernen sie mancherley Speis eßen, als Fleisch, Brod,
Suppen, Gemüß, Obst etc. auch allerley wohlgeschmackte
Kräuter aus dem Garten: doch eßen sie gemeinlich am
liebsten Milchspeis, daher sie auch im Gebirg und Alpen
gewohnen in die Sennhütten zu graben darin man die
Milch aufbehaltet, und dieselbig zu eßen, darob dann
solche Thierle erwitscht und gefangen werden. So sie
Milch eßen, schmatzen sie dazu wie ein junges Ferklein.’
‘„Sie schimpfen und gopen miteinander vor ihren
Hölen an der Sonne gleichwie die jungen Marder, und
knurren dazu wie die jungen Hündlein. Gleichermasen
thun sie auch wo sie bey den Leuten erzogen werden.’
‘„Wenn sie wachen, gehn sie nimmer müßig, mögen
ihre Phantasey und Abentheuer nicht lassen.’
‘„So sie in einem Gemach, wo sie wohnen, Stroh,
Heu, Lumpen und dergleichen Tücher finden, stopfen sie
das Maul also voll, daß nicht mehr darein geht, das
übrige schleifen sie an der Erde nach und ziehens in ihr
Nest, welches ihnen gar äffisch ansteht und kurzweilig zu
sehen.’
‘„Gleichergestalt thun sie auch in dem wilden Gebirg
wo sie ihre Wohnung haben, da sammeln sie zusammen
das alleredelste und reinste Heu so sie finden an den Fel-
sen wachsen, gleich so weich als Seide, das tragen sie ein
den Winter darin zu schlafen.’
‘„So sie aus ihren Löchern gehen wollen, nach der
Nahrung oder zu Kurzweilen, so verordnen sie eins aus
ihnen zum Wächter, das setzt sich bey dem Loch etwa auf
eine Höh oder Felsen, darob es weit um sich sehen mag.
Das hält fleisig Macht, und sobald es Leut oder Vieh
[Seite 7] sieht, fängt es an zu pfeifen, alsdann laufen sie all dem
Loch zu. Der Wächter aber bleibt hausen an seinem Ort
bis sie all hineingekommen, alsdann eilet er auch hinein.’
‘„Ihr Geschrey thut einem in den Ohren weh und
gellet laut wie eine scharfe Pfeif.’
‘„So sie bey den Leuten erzogen werden, pfeifen sie
gewonlich so sie Aenderung des Wetters vermerken, oder
so man ihnen zu Leid thut. Die Aenderung des Wetters
sagen sie zuvor. So ihnen nämlich Regen, Schnee oder
Kälte im Sinn liegt, legen sie sich in ihr Nest zu schla-
fen. Schmecken sie aber bevorstehende oder anhaltende
Schöne und Wärme, so sind sie mit phantasiren ganz un-
müßig und geschäfftig.’
‘„Sie schlafen viel; besonders in der Wilde den gan-
zen Winter. Wenn sie ihr Nest bereitet haben und das
Gebirg anfangt einzuschneien um S. Michaels oder S.
Gallustag, legen sie sich in ihre Löcher, verschließen und
verstopfen hinter sich gegen den Tag das Loch mit Erd-
reich oder Grund also hart, daß man leichtlicher durch
den ganzen Grund darneben grabt, denn durch dieses
festgeknätete und gestopfte Erdreich, deshalb keine Luft,
Kälte, Wasser oder Feuchtigkeit zu ihnen dringen mag.
Da liegen sie dann bey einander, schlafen den ganzen
Winter bis an den Frühling.’
‘„Sie krümmen sich zusammen in eine Kugel, gleich
als ein Igel.’
‘„Die Landleut und Jäger haben im Sommer acht
auf ihre Löcher und Wohnungen, stecken lange Stangen
darbey (die man Winterszeit durch den tiefen Schnee se-
hen mag) zum Zeichen; und so sie denn schlafen, gehn
die Weidleut auf Reifen über den Schnee hinzu mit
Schaufeln, werfen den Schnee davon, und graben in die
Löcher zu den Thierleinen.’
‘„Im Graben haben die Jäger acht auf das festge-
knätete Erdreich womit das Loch verschoben ist; so dersel-
bige mehrere Schuh lang, und der Gang weit nein da-
mit verstopft ist, nehmen sie daran ein gewiß Gemerk ei-
nes strengen, rauhen und langwierigen Winters. Finden
sie aber den Gang nicht tief verwahrt, so trösten sie sich
eines sanften, kurzen und gnädigen Winters.’
‘„Man findet in einem Nest etwa 5, 7, 9, 11 oder
noch mehr; gewonlich ungerad. Alsdann nimmt man
sie in die Händ, legt sie in Körb ins Heu und trägt sie
also schlafend in der Kälte wohin man will. Sie erwa-
chen nicht leichtlich, man thue sie denn in die Wärme an
die Sonne, zum Feuer oder in eine Stube.’
‘„Man sticht ihnen also schlafend die Gurgel ab, da
sie dann nur ein wenig zappeln mit den vordern Täpp-
lein und also sterben ehe sie recht erwachen. Den Schweis
faßet man davon in ein Geschirr, darnach brühet man
das Thierlein in heißen Waßer gleich wie ein junges
Spanferkle. So es das Haar läßt, wird es also weiß
und lustig als eines weißen Menschen Haut. So mans
denn ausgeweidet, schüttet man den Schweis wiederum
darein, und bereitet es dann zum Pfeffer oder zu Bra-
ten, wie man will. Man salzt sie auch ein oder dörret
sie im Rauch, dann sind sie fast gut, nit allein im Pfef-
fer, sondern auch bey Rüben oder Kappiskraut gekocht.
Sie sind gar feist, doch ist ihre Feiste nit wie andrer
Speck oder Fett, sondern lieblich zu eßen, gleich als ei-
nes Rinds Brustkern, oder die Feiste an der Brust eines
guten Widders. Man ißt ihrer viel in den Alpischen
Ländern.’
‘„Es ist ein rein und sauber Thierlin. Wo man sie
aufzieht da thun sie ihre Nothdurft nit in ihr Nest, son-
[Seite 9] dern suchen einen besondern heimlichen Winkel darzu,
darein sie brünzeln und ihre Böhnle legen.’
‘„Also haben sie auch in der Wilde in ihren Höhlen
besondre Nebenlöcher und Abgänge vom Nest hintan,
darein sie ihre Nothdurft thun.’
‘„So man obbeschriebner Gestalt sie ausgraben will,
muß man wohl wahrnehmen der Zeit daß man wiße
daß sie schon schlafen. Man muß auch im graben desto
hübschlicher thun, darmit man sie nit erwecke, denn so
sie erwachen, mag ihnen niemand durch graben beykom-
men. Wie ernstlich dann auch der Weidmann gräbt, so
graben sie noch ernstlicher vorwärts in den Berg, und
scharren das Erdreich immerdar hinter sich, füllen damit
das Loch, daß sie niemand ereilen kann.’
‘„Ich glaub daß im ganzen Europa unter allen wil-
den Thieren nicht einiges erfunden werde, das dem Men-
schen geheimer und anmutiger werde.’
‘„Wo sie also heimlich werden, sind sie den Hunden
gram, beisen die übel, besonders wo sich die Hund nit
dürfen wehren, wo die Thierle lieb gehalten sind.”’
So weit die treue naive Schilderung des treflichen
Stumpff. Nun die kleine Nachlese dazu.
In der Bildung zeichnet sich das Murmelthier haupt-
sächlich durch einen sehr platten Scheitel, dickwulstige
Bausbacken, einen sehr kurzen dicken Hals und auffal-
lend breiten Rücken aus, der, wenn das Thier (wie es
zumal im heißen Wetter gerne thut) mit dem ganzen Un-
terleibe auf dem Boden ausgebreitet liegt, gleichsam wie
niedergepreßt aussieht. Daher sich dann auch begreift wie
es auf den Alpen in niedre – keine querhandhohe Klüfte
oder Spalten der Felsen einkriechen kann. Auch sein kur-
[Seite 10] zer meist gerade ausgestreckter Schwanz ist platt. Das Fell
ist eben nicht dickbehaart, und nicht straff angewachsen,
sondern lax und leicht schiebbar.
Sonderbar wo manche Naturschreiber die Ähnlichkeit
zwischen dem Murmelthier und dem Dachs oder gar mit
dem Schwein mögen hergeholt haben*); und fürwahr
lustig wie der übrigens stupendvielwissende Visionär, wei-
land Pat. Athanas. Kircher in seinem Werk über
Noah’s Arche, wo er überhaupt, um in derselben Raum
zu gewinnen, gar manche Thierarten erst lange nach der
Sündfluth aus Bastarderzeugung entstehen läßt, zu die-
sem Behuf auch das Murmelthier für einen solchen
Blendling spätern Ursprungs aus Vermischung des Dach-
ses mit dem Eichhörnchen erklärt**).
In den Alpen halten sich die Murmelthiere des Som-
mers meist in kleinen Horden von ohngefähr einem Du-
tzend beisammen; und zwar vorzüglich gern in der Nähe
der Schneeregion bei Felsenschluchten, die doch mit sattsa-
mer Vegetation umgeben, und zugleich der Sonne, wel-
[Seite 11] che diese Geschöpfe sehr lieben, recht ausgesetzt sind. Denn
auch das meinige sitzt zuweilen mehrere Minuten lang
auf den Hinterbeinen, mit niedergeklappten Vorderpfoten
und stiert mit in die Höhe gerichtetem Kopf und innigem
Wohlbehagen in die Sonne. Eben dieses frißt mancherlei
Wurzeln, vorzüglich Carotten, allerhand Kern- und
Steinobst, Beeren, Bucheckern etc. Butterbrod etc. gewöhn-
lichst aber Semmel in Milch geweicht, und als größten
Leckerbissen, Pfannkuchen. Daß Bochart und Peyer
das Thier zu den Wiederkauern gezählt haben, war
ein grundloser Irrthum. Nicht eine auch nur schein-
bare Spur davon habe ich bei meinem bemerkt. Gesof-
fen hat dieses gar nie; nicht einmal in den heißesten
Sommertagen, wo ich ihm oft Milch oder Wasser gebo-
ten habe.
Es war noch kein halbes Jahr alt und noch nicht er-
wachsen als ich es erhielt, und ist zum Wunder kirre und
zuthuig; läßt sich willig handthieren, ohne noch, seit ich
es habe, je von seinen sonst ganz furchtbaren Vorderzäh-
nen feindseligen Gebrauch gemacht zu haben. Wenn man
mit ihm spielen soll, setzt sichs aufrecht, und streckt einem
beide Vorderpfoten auf die Weise entgegen, wie es unser
trefflicher Herr Riepenhausen hier nach dem Leben
gezeichnet hat. Zumahl gerne läßt es sich längs des Rü-
ckens und der Schenkel kratzen, wobei es sich recht ge-
müthlich und behäglich auf die schon vorerwähnte Weise
platt und breit niederdrückt.
So wie es diese Stellung bei schwülem Wetter auch
gerne von freien Stücken annimmt, so legt es sich zur
Abwechselung dann auch oft Stundenlang mit weit aus-
gebreiteten Beinen oben auf seinem Heuhaufen platt auf
den Rücken.
Und irre ich nicht, so mag gerade diese Lage wohl zu
[Seite 12] der von Plinius*) bis Bonnet**) so oft wiederhol-
ten Sage Anlaß gegeben haben, als ob diese Thiere beim
Heueinführen Eins aus ihrem Mittel auf den Rücken leg-
ten, ihm den Bauch voll Heu ladeten und es so beim
Schwanze gefaßt zur Höhle schleiften.
Außer dem durchdringenden pfeifenden Ton den es
von sich giebt, wenn es aufgeschreckt oder auch ihm sein
Futter gebracht wird, ist seine gewöhnliche Stimme ein
eignes Murmeln, wovon auch viele Naturforscher den deut-
schen Namen des Thiers ableiten, so wie hinwiederum
Marmottes den gleichen Laut im Französischen bedeutet.
Im Verhältnis zu seiner Größe hat es ausnehmende
Muskelkraft; kann sich zumahl, wenn es sich in einen en-
gen Winkel verkrochen har, mit solcher Stärke anstem-
men, daß es beträchtliche Anstrengung kostet, es hervor-
zuziehn.
Den ersten Winter hindurch habe ich es in einem am
Tage erwärmten Zimmer ohne Winterschlaf erhalten.
Seitdem aber haußt es auf einem freien Vorsaale in ei-
nem großen Kasten, an welchem ich aber gar bald die
Rahmen des Drahtgitters mit starkem Eisenblech mußte
beschlagen lassen, weil es dieselben sonst in Kurzem mit
seinen tüchtigen Nagezähnen zerspähnelte.
Eben diese, auf der Außenseite brandrothen Vorder-
zähne haben die merkwürdige Eigenheit, daß sie, wenn
sie dem Thiere abgebrochen worden, in kurzem wieder zur
behörigen Länge nachwachsen und reproducirt werden.
Eine Bemerkung die schon der berühmte Commentator
des Dioscorides, Matthiolus aus eigner Erfahrung
[Seite 13] versichert, und die auch jetzt durch Herrn Mangili
vollkommen bestätigt worden.
Mit der ersten anhaltenden Novemberkälte kugelt sich
mein Murmelthier in seinem Heulager zusammen, er-
kaltet allgemach und versinkt so in den erstarrenden Win-
terschlaf, wovon es doch den Winter über bei recht lauem
Wetter einigemal erwacht, schlaftrunken hervorkommt,
seinen gellenden Laut hören läßt, etwas Semmel mit
Milch genießt, aber nach höchstens einer Viertelstunde sich
wieder verkriecht und weiter schläft, bis es mit Eintritt
des mildern Frühlings zum vollen Erwachen gelangt.
Beides die Tiefe und die Länge dieses Lethargus varii-
ren auch bei diesem, so wie bei andern winterschlafenden
Thieren, nach Verschiedenheit der Umstände.
Am wunderlängsten schläft wohl eine kleine Colonie
von Marmotten, die sich, wer weis vor wie langen Rei-
hen von Generationen auf einigen kleinen Inseln mitten
im großen Savoyischen Eismeere angesiedelt hat. Diese
Inseln werden nur in den heißesten Sommermonaten 6
bis 8 Wochen lang vom Schnee entblößt, da hingegen
das übrige weite Feld Jahr aus Jahr ein mit dicker ewi-
ger Eisrinde bedeckt ist, und nun kommen während dieser
kurzen Zeit die darunter hausenden Familien von Mur-
melthieren zum Vorschein, paaren sich, hecken und ver-
kriechen sich bald darauf wieder, so daß sie, wie es
scheint, keine zwei Monate im Jahr wachend, und we-
nigstens volle 10 an einem hin schlafend zubringen!
Ueberhaupt paaren sich die Marmotten bald nach dem
Erwachen aus dem Winterschlafe; gewöhnlich im Mai;
und das Weibchen wirft dann im Junius meist 3 bis 4
Junge.
Ihr Alter soll sich nach Angabe der Alphirten und Jä-
ger auf 10 bis 12 Jahre erstrecken.
Da sie gegen Eintritt ihres Winterschlafs am fettsten
(wohl 8 Pfund schwer) werden, so werden sie um die
Zeit am häufigsten gefangen, am sichersten aber einige
Wochen, nachdem sie sich schon in ihre Höhlen verkrochen,
unter dem Schnee im vollen Schlafe ausgegraben.
In manchen Gegenden, wie namentlich im Chamou-
nithale, wird ihnen so eifrig nachgestellt, daß sie daselbst
vielleicht in wenigen Menschenaltern so gut wie die Stein-
böcke vertilgt seyn können*).
D. J.F. Blumenbach
zu Göttingen.
Vorzüglich: Guil. Fabric. Hildani observa-
tiones chirurgicae. Cent. VI. obs. 97.
D. Am Stein im Sammler, einer gemeinnützi-
gen Wochenschrift für Bündten. IVter Jahrg. S.
217–38.
Hanns Rüd. Schinz in s. Beyträgen zur nähern
Kenntnis des Schweizerlandes. I. Heft S. 65 u.f.
H.B. de Saussure voyages dans les Alpes. T.
III. pag. 210 u.f.
Guil. Mangili osservazioni per servire alla
storia dei mammiferi soggeti a Periodico letar-
go. Milan. 1807. 4.
Einer meiner geliebtesten und geschätztesten Zuhö-
rer, Herr Heinr. Röntgen aus Neuwied, der einige
Jahre bei uns studirt, und sich mit unglaublichem Eifer
zu einer großen Entdeckungsreise ins Innre von Africa
vorbereitet hat, kaufte auf einer Ferienreise, die er nach
der Schweiz und Savoyen machte, dieses Thier, da es
erst 4 Monate alt war, und unterzog sich, bloß um mir
die große Freude zu machen, selbst dem Transporte dessel-
ben aus dem Chamounithale nach Göttingen.
*) So sagt z.B. der sonst verdiente Prof. Altmann
in seiner Beschreibung der helvetischen Eisberge S. 199.
‘„Das Murmelthier ist eine Art von einem Dachs, und
so man dasselbe nach seiner eigentlichen Natur und Be-
schaffenheit nennen wollte, so würde man sagen, das
Murmelthier sey nichts andres als ein Bergdachs; will
man aber weiter gehen, so hat es mit keinem Thier
mehr Aehnlichkeit als mit einem Schwein; daher ich
nichts sage, als was durch die Erfahrung kann be-
wiesen werden, wenn ich vorgebe, das Murmelthier
gehöre samt dem Dachs in die allgemeine Classe der
Schweine.”’