Blumenbach – Online Digitalisate und Transkriptionen zu den Briefregesten
Absender/Empfänger: Blumenbach an Johann Wolfgang von Goethe.
Datum: 1806, Apr. 7
Ort: Göttingen
Überlieferung: Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv: GSA 28/201, Bl. 5–6.
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Göttingen den 7ten April 1806

Vor einigen Jahren erhielt ich von Büdingen eine Partie
dort ausgegrabner Knochen und Zähne vom Rhinocer und
darunter auch einen Pferdebackenzahn der mir nach seinem
ganzen habitus (Farbe, Grad der Verwitterung) und vor-
kommen (im Mergeltuff) mit jenen fossilen Resten vom
Rhinocer von gleichem Alter zu seyn schien. Noch war mir
nichts von fossilen Pferden vorgekommen. H. Cuvier schrieb mir
aber il parait que ce genre était fort commun dans les fos-
siles. on en trouve beaucoup en Souabe et j’en ai reçu
de plusieurs endroits de la France et de Italie. Doch gedenkt
er nichts von ungewönlicher Größe derselben, so wie denn
auch jener den ich habe (es ist vorletzte von der
rechten Seite des Unterkiefers) gerade so groß ist wie er
bey einem circ. 5 jährigen Gaule zu seyn pflegt.
Gar sehr würde ich aber Ew. Excellenz für geneigte Mit-
theilung der nähern Notizen von dem ungeheuren Pferde-
gerippe quæst. verbunden seyn.
Von einem ungewönlich großen menschlichen Schenkelknochen
der in einem alten Beinhaus im Darmstädtischen gefunden
worden hat weiland unser Merck in den Hessischen Beyträgen
Nachricht gegeben. Aber das war wohl sicherlich nur eine
individuelle Anomalie. Von allem was ich aus alten


[verso]

deutschen, cimbrischen u. a. Gräbern habe, übersteigt nichts das
gewöhnliche Maß.
Mit manchen der mächtig großen foßilen Reste aus dem
Ochsengeschlechte scheint der Indische Riesenbüffel Arni große Aen-
lichkeit zu haben von deßen Schädel mir H. Banks eine im Ganzen
völlig getreue wenn gleich nicht ins feine osteologische Detail ge-
hende Zeichnung geschickt hat wovon ich das Kupfer hier bey-
zulegen die Ehre habe.
Und diesem füge ich auch gleich stehenden Fußes einen kleinen
Beytrag zur Sammlung von autographis bey.
Das wieder mit Zetteln überkleisterte Blatt ist von dem bra-
ven alten Conr. Gesner; beyläufig auch ein Zeichen von
des guten Mannes Oekonomie.
Das französische von Haller ist [über der Zeile: von] aus einem Aufsatz gegen
Voltaire in der Biblque impartiale.
An dem Couvert von Hornemann ist auch das Papier
merkwürdig. Aus der Fabrik der Montgolfiere zu An-
nonay (wie die Wassermarke ausweisst)
und da wir auf den alten Hollmann gekommen sind
so erfolgt auch a) ein Blatt von seiner Hand und b) sein
Bildnis zum [Sprechen?] und zwar triplo, selbst wieder
von einer merkwürdigen Ihnen gar bekannten Hand.


[Blatt 2]

Unserm lieben August sagen Sie daß sein Freund Edmund
der wie er sich entsinnen wird in puncto der Belemniten,
Terebratuliten p. nicht eben ganz [tact?]fest war, jetzt als Lieutt
bey der Artillerie des british deutschen Legion in London ist.
Unter den allererkenntlichsten und verbindlichsten Empfehlungen
von meiner Frau und Töchtern habe ich die Ehre hochachtungs-
voll zu beharren
Ew Excellenz
ganz gehorsamster Diener
J. Fr. Blumenbach
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