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Göttingen den 15. December
Herzlichen Dank mein Theurer Freund, für Ihren lieben Brief und besonders für die Freude die mir Ihr Vorsatz macht Sich dem academischen Leben zu widmen. Die Fragen die Sie mir deshalb in Rücksicht auf Goettingen vorlegen, sind meist leicht zu beantworten.
Ob ich meyne daß man im Ganzen Ihnen hier nicht abgeneigt seyn werde? Zuverlässig nicht. Dafür bürgt schon der vortreffliche Charakter unserer beiden mit so allgemeinem Beyfall lesenden Philosophen, Bou- terwek und Schulze welcher letztere jetzt Decanus seiner Facultät ist.
Die zu prästirenden prästanda reduciren sich bloß auf eine öffentliche Disputation pro facultate le- gendi und circ. 30 Reichsthaler für die Nostrification.
Diese Fragen sind also gar bald abgethan. Nicht aber so die über die zu vermuthenden Zu- hörer, als worüber ich mir durchaus nie etwas voraus zu sagen getraue, selbst nicht im Falle einer Lücke in einem Fache. Nur so viel recht
[Seite 2] aufrichtig (wie Sie es ausdrückl[ich] von mir vorlangen,) daß ich hier nicht höre, daß man etwa einen andern Vortrag der Philosophie vermißte (was mir hingegen neuerlich von Heidelberg gesagt worden); und daß es dem letzten jungen Philosophen, der es mehrere Jahre bey uns versuchte, Dr. Stie- tenroth, nicht gelingen wollte.
So viel über diesen Punct nach meiner – vielleicht irrigen – Ansicht, aber so aufrichtig als ich mit Herz und Mund beharre Ihr ganz ergebenster Blumenbach |
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