Blumenbach in seinem Arbeitszimmer mit einem menschlichen Schädel in einem Glaskasten. Nach einem undatierten Glasgemälde Heinrich Friedrich Wedemeyer (um 1839) in der Sammlung des Städtischen Museums Göttingen (Inventarnummer: 1901/440). Ausschnitt; zum Vergrößern anklicken. Aus Ebstein, Erich: Aus Blumenbachs Studierstube. In: Archiv für die Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik 4 (1912), S. 234–238, hier S. 235.
Die Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen besitzt vier von Blumenbach angelegte Verzeichnisse seiner Schädelsammlung (Cod. Ms. Blumenbach I, Nr. 1 bis 4) und zwei knappe Listen, die die Anordnung der Schädel in den Aufbewahrungsschränken dokumentieren (Cod. Ms. Blumenbach I, Nr. 4 Anhang). Die Verzeichnisse waren nacheinander bzw. nebeneinander von 1793 bis (mindestens) 1836 in Benutzung. Da sie zeitlich aneinander anschließen, kann angenommen werden, dass keine weiteren handschriftlichen Verzeichnisse existiert haben. Die Verzeichnisse enthalten Angaben zu Herkunft und Donator der Schädel und oft auch zum Zeitpunkt, zu dem ein Schädel in die Sammlung gelangte. Die Einträge zu einzelnen Schädeln in den vier Verzeichnissen sind bisweilen unterschiedlich vollständig. Deshalb kann es erforderlich sein, alle Verzeichnisse zu konsultieren, um alle verfügbaren Angaben zu einem Schädel zu finden. Digitalisate der Verzeichnisse stehen online zur Verfügung.
Weitere Quellen zur Schädelsammlung sind die Beschriftungen auf den Schädeln selbst, historische Publikationen über die Sammlung und der Briefwechsel Blumenbachs.
9 Blatt in Folio, einseitig beschrieben, gebunden; (spätere?) Foliierung mit Bleistift. Digitalisat.
Entstehungszeit
1793 geschrieben, 1794 ergänzt (ursprüngliche Liste mit bis einschließlich 1793 eingetroffenen Schädeln; Nachträge von sieben 1794 eingetroffenen Schädeln).
Inhalt und Gliederung
Verzeichnis von 80 Schädeln und drei Schädelteilen, ohne gliedernde Zwischenüberschriften. Abfolge der Schädel nach geographischer Herkunft, wohl orientiert an Blumenbachs Varietätenschema, und zusammengefasst nach ethnischen Gruppen: [Europa und russ. Reich] drei Schädel jüdischer Einwohner Göttingens, dann Franzose, Holländer, Italiener, Polen, „Zigeuner“, Däne, Finnen, Russen, Tataren, Kirgisen, Kasachen, Georgier; [naher Osten] Türken, ägyptische Mumie; [Asien] Kalmücken, Jakute, Burjate, Tungusen; dann sieben „Neger“-Schädel aus den USA, Europa und Afrika; [Amerika] „Eskimos“, nordamerikanische „Indianer“, „Caraiben“; [Südostasien] „Neu-Holländer“; ein „O-Tahite“.
Inhalt der Einträge
Die teilweise stark redigierten Einzeleinträge enthalten Angaben zur ethnischen Zugehörigkeit und zur Herkunft des Schädels und nennen Donator und Zugangsjahr (sieben Einträge ohne Angabe eines Zugangsjahrs), und ggf. auch die Abbildung in den Schädel-Dekaden.
Nummerierung
Die Liste weist eine ursprüngliche Nummerierung auf (große Ziffern in rotbrauner Tinte), die später durchgestrichen wurde. Unter die alten Zahlen wurde durch einen waagerechten Strich getrennt in kleineren hellroten Ziffern die Nummerierung von Cod. Ms. Blumenbach I, Nr. 2 eingetragen.
227 Blatt in Folio, einseitig beschrieben, gebunden; (spätere?) Foliierung mit Bleistift. Digitalisat.
Entstehungszeit
Das Verzeichnis der Schädelsammlung scheint 1794 abgeschlossen zu sein. Die übrigen Objektgruppen wurden teilweise noch nach 1800 ergänzt.
Inhalt und Gliederung
Verzeichnis der gesamten Privatsammlung Blumenbachs (osteologische und medizinische Präparate, zoologische und botanische Objekte, Muscheln, Gemälde, Medaillen).
Fol. 1–25 Verzeichnis des anthropologischen Apparats, zusammengefasst unter der dekorativ unterstrichenen Hauptüberschrift (vgl. nächste Hauptüberschrift fol. 29: „ad Osteologiam humanam“) „Zur Naturgeschichte des Menschengeschlechts“: „Schedel-Sammlung“ (fol. 2–14), danach „Foetus“ (fol. 16), „Haare“ (fol. 18–20), Spirituspräparate (fol. 22–24), „Varia“ (fol. 25).
Die aufgelisteten 79 Schädel erscheinen auch schon im Verzeichnis Cod. Ms. Blumenbach I, Nr. 1 (ohne zwei dort vor Nr. 5 verzeichnete, nicht nummerierte Schädel aus Scheveningen und Murten). Es sind außerdem dieselben wie in dem gedruckten Verzeichnis in De generis humani varietate, 3. Aufl. (1795), mit Ausnahme der dortigen Nrn. 29, 30 und 38.
Struktur, Anordnung und Abschnittüberschriften (in deutscher Übersetzung) des Schädelverzeichnisses sind identisch mit der didaktisch-thematischen, also nicht geographischen Gliederung des gedruckten (lateinischen) Verzeichnisses. Zwischen Schädel Nr. 19 und Nr. 20 gibt es jedoch einen Abschnitt „Hingegen zum Erweis der Unzulänglichkeit der Camperschen Facial-linie zur Bestimmung der National-verschiedenheit der Schedel-Formen“, der in der gedruckten Version nicht enthalten ist. Zusammengestellt sind hier die Schädel (gedruckte) Nrn. 49, 59, 76, 81, 82 und 39, die in der gedruckten Version erst später folgen. Ab fol. 7 (Schädel Nr. 20) entspricht die Auflistung dann wieder der gedruckten Version (mit einzelnen Änderungen der Position innerhalb der Liste).
Inhalt der Einträge
Die Angaben zur Herkunft der Schädel sind meist, aber nicht immer, identisch mit denen im älteren Verzeichnis Cod. Ms. Blumenbach I, Nr. 1 (vgl. z. B. Cod. Ms. Blumenbach I, Nr. 1, fol. 1 Nr. 4: „Schädel eines Italiäners der zu Moscau eines plötzlichen Todes gestorben, und deshalb aufs dasige anatomische Theater gekommen. [...].“ Die Angabe „und deshalb aufs dasige anatomische Theater gekommen“ fehlt in Cod. Ms. Blumenbach I, Nr. 2, fol. 9 Nr. 35).
Nummerierung
Ursprünglich ohne Nummerierung. Die Nummern der gedruckten Version wurden nachträglich mit roter Tinte eingetragen, bis Nr. „28“ über den Zeilen, danach in den Raum am Anfang der eingerückten ersten Zeile jedes Eintrags.
Es handelt sich um die Seiten XXI bis XLII aus De generis humani varietate, 3. Aufl. (1795), die mit leeren Blättern gleicher Höhe aber doppelter Breite durchschossen sind, und 38 weitere Blätter; gebunden; (spätere?) Foliierung der Durchschussblätter mit Bleistift. Digitalisat.
Entstehungszeit
Begonnen 1795; die Schädelliste wohl regelmäßig aktualisiert bis ca. 1816, vgl. Eintrag Nr. „82bb“ über einen im Jahr 1816 erhaltenen Schädel. Die Liste der Gemälde etc. wurde auch nach 1816 weitergeführt, vgl. den letzten datierten Nachtrag aus dem Jahr 1832 (fol. 32).
Inhalt und Gliederung
Verzeichnis von 144 Schädeln. Auf der jeweils inneren Hälfte der Durchschussblätter handschriftliche Zusatzinformationen zu den 82 gedruckten lateinischen Kurzkennzeichnungen der Schädel. Auf der äußeren Hälfte der Durchschussblätter Bezeichnungen und Herkunftsangaben zu 62 nach 1795 erworbenen Schädeln, eingefügt an den Stellen, an die sie der Systematik des Verzeichnisses nach gehören.
Fol. 12–50 ausführliche Angaben zu Porträts, Gemälden und Gipsabgüssen.
Inhalt der Einträge
Zusatzangaben zu einigen der 82 gedruckten lateinischen Kurzkennzeichnungen der Schädel (meist über das Fehlen des Unterkiefers). Die Einträge für die 62 nach 1795 erworbenen Schädel umfassen die Identifikation des Schädels, die Nennung des Donators und ggf. einen Verweis auf eine Abbildung in den Schädel-Dekaden, enthalten aber durchgehend keine Angabe des Donations- oder Erwerbsjahres (Ausnahme nur Nrn. „37b“ und „74“).
Nummerierung
Die nach 1795 erworbenen Schädel haben Nummern, die aus der vorangehenden Nummer der ursprünglichen Liste und einem hochgestellten lateinischen oder griechischen Kleinbuchstaben bestehen (z. B. „38c “, „33ε“).
Die in diesem Verzeichnis vergebenen Nummerierungen befinden sich auf den Schädeln.
26 Seiten in Folio, gebunden; Paginierung mit roter Tinte an der oberen äußeren Ecke jeder Seite, Foliierung mit Bleistift oben am Falz des Bandes. Beiliegend 4 Bl. in Folio mit ganz kurzen Auswahllisten von Schädeln (siehe Cod. Ms. Blumenbach I, Nr. 4 Anhang). Digitalisat.
Entstehungszeit
Anlage 1817; laufende Ergänzung in den folgenden Jahrzehnten. Die jüngsten datierbaren Nachträge (S. 2, Nr. 9c; S. 9, nach Nr. 76) beziehen sich auf einen antiken griechischen und einen türkischen Schädel, die Blumenbach am 2. Mai 1836 von Ludwig I. von Bayern erhielt.
Inhalt und Gliederung
Titel von Blumenbachs Hand: „Catalogus meiner Schedelsammlung und des übrigen dazu gehörigen anthropologischen Apparats. 1817“. Durchnummeriertes, nach thematischen Gesichtspunkten neu geordnetes Verzeichnis mit ursprünglich 149 Nummern (plus 3 Affenschädel): „Ganze Mumien“, „Köpfe von Mumien“; „andre Schädel von alten Völkerschaften“, „Musterköpfe von den fünf Hauptrassen“; „Köpfe von Mittelrassen, Uebergänge“, „Die übrige Sammlung nach den fünf Hauptrassen“.
Es folgen Abschnitte über „vorzüglich charackteristische Fötus von der Stammrasse und den beiden extremen“, „Proben des Haars von mancherley Völkerschafften der verschiedenen Rassen“, „verschiedne Präparate in Spiritus meist von der aethiopischen Rasse“, „Einige der vorzüglichsten Oehl-Gemählde und Handzeichnungen etc. aus der zu diesem anthropologischen Apparat gehörigen zahlreichen Sammlung von Porträtmässigen Abbildungen fremder Völkerschafften“, „Handzeichnungen von gewissen bey einigen Völkern sonderbar gebildeten Theilen des Körpers“; „Gyps-Abgüsse“, „Schrifften, welche Neger oder andre sogenannte Wilde zu Verfassern haben“.
Alle Abschnitte enthalten zahlreiche Zusätze aus den Jahrzehnten nach der Anlage des Verzeichnisses, die unübersichtlich und teilweise schwer zu lesen sind.
Inhalt der Einträge
Die Einträge zu den 149 schon in den älteren Verzeichnissen erfassten Schädeln und Mumien sind gegenüber den dortigen Einträgen neu formuliert und inhaltlich verkürzt (z. B. entfällt oft die Nennung des Donators), manchmal aber auch erweitert (z. B. S. 10 Nr. 90, wo die Nennung Aschs entfällt, aber der in Cod. Ms. Blumenbach I, Nr. 3, fol. 8, Nr. 74b nicht erwähnte „[Friedrich August Marschall von] Bieberstein“ (1768–1826) genannt wird). Sie enthalten ggf. Verweise auf Abbildungen in den Schädel-Dekaden. Nur in wenigen Einträgen wird das Donations- oder Erwerbsjahr angegeben.
Nummerierung
Die ursprünglichen Einträge tragen eine neue, durchlaufende Nummerierung; am Ende dieser Einträge steht die alte Nummer aus dem vorherigen Verzeichnis Cod. Ms. Blumenbach I, Nr. 3, die sich auf dem rechten Schläfenbein der Schädel befindet. Die später hinzugefügten Einträge haben meist keine Nummerierung.
4 Bl. in Folio, zweispaltig beschrieben, gebunden. Digitalisat.
Entstehungszeit
Es handelt sich um zwei Verzeichnisse (im Folgenden „a“ und „b“), entstanden nach 1806 (vgl. Nr. 82e–82g: drei Schädel aus Brasilien, die Blumenbach 1806 erhielt, vgl. Dougherty, Frank William Peter: Commercium epistolicum J. F. Blumenbachii. Aus einem Briefwechsel des klassischen Zeitalters der Naturgeschichte. Katalog zur Ausstellung im Foyer der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen 1. Juni – 21. Juni 1984. Göttingen 1984 (Digitalisat), S. 80 KatNr. 90), aber vor 1816, da z. B. ein in diesem Jahr von Christian Heinrich Friedrich Hesse (1772–1832) geschenkter Schädel nicht auftaucht. Dieser Schädel erscheint aber in Cod. Ms. Blumenbach I, Nr. 3 (Nr. „82bb“). Demnach entstanden die Listen wohl um 1806, wurden dann aber – anders als das Verzeichnis Cod. Ms. Blumenbach I, Nr. 3 – nicht weiter gepflegt.
Inhalt und Gliederung
Verzeichnis a (S. 1–3) ist eine durchnummerierte Liste (148 Schädel, plus ein „[Abguss des angeblichen Schädels von] Raffael in Gyps“).
Verzeichnis b (S. 5–8) gibt die Anordnung der Schädel in vier Schränken mit je sechs Böden wieder.
Ursprünglich enthielt Verzeichnis a nur 142 Schädel und endete auf Seite 3 nach drei Vierteln der ersten Kolumne mit der Nr. „85c“. Für fünf weitere Schädel (und den Gipsabguss des Raffael-Schädels) mit den Nummern 86 bis 92 wurde dann die rechte Kolumne begonnen. Diese Schädel sind zwar in Verzeichnis b (s. u.) enthalten, aber ohne die Nummern aus Verzeichnis a. Andererseits enthält Verzeichnis b einzelne Einträge, für die es – trotz Angabe einer Nummer – keine Entsprechung in Verzeichnis a gibt (Erster Schrank, zweyte Reihe: „Hindi aus Bengalen 90b“; diese Nummer erscheint auch auf dem entspr. Schädel und ansonsten nur – durchgestrichen – im Verzeichnis I, Nr. 4, S. 10).
Einige Einträge in Verzeichnis b sind durchgestrichen und durch andere ersetzt, wohl um den Positionstausch von Schädeln zu dokumentieren; die entsprechenden Positionsangaben in Verzeichnis a wurden in diesen Fällen aktualisiert.
Inhalt der Einträge
Die Einträge in Verzeichnis a bestehen aus einer laufenden Nummer, einer Angabe zur ethnischen Zugehörigkeit des Schädels mit fakultativem Zusatz des Herkunftsorts oder des Donators und einem Verweis auf die Position des Schädels in den vier Aufbewahrungsschränken (Schrank [A–D], Boden [1–6], Position [a– ...]).
Die Einträge in Verzeichnis b bestehen nur aus einer Angabe zur ethnischen Zugehörigkeit (ganz selten ergänzt um Herkunftsort oder Donator) und der Nummer in Verzeichnis a (außer für die dort nachgetragenen Nrn. 86 bis 92).
Nummerierung
Reihenfolge und Nummerierung der Schädel in Verzeichnis a entsprechen dem handschriftlich annotierten gedruckten Verzeichnis Cod. Ms. Blumenbach I, Nr. 3. Es fehlen allerdings die dortigen Nachträge „33α– 33ε“ (ggü. S. XXXI) mit Schädeln, die Blumenbach um oder nach 1817 erhalten hat.
Anmerkung
Nicht zutreffend ist die Angabe „nicht von Blumenbach’s Hand“ in [Meyer, Wilhelm:] Die Handschriften in Göttingen. Bd. 3. Universitätsbibliothek. Nachlässe von Gelehrten, Orientalische Handschriften. Handschriften im Besitz von Instituten und Behörden. Berlin: A. Bath, 1894 (Verzeichniss der Handschriften im Preussischen Staate, 1, Hannover, 3), S. 76; Digitalisat.
61 nach ethnischen Gruppen bezeichnete Dossiers mit Korrespondenz und Aufzeichnungen Blumenbachs zu einem oder mehreren Schädeln. Die Beschriftung der heutigen Umschläge der Dossiers mit den Bezeichnungen der Ethnien stammt nicht von Blumenbachs Hand. Teilverzeichnis des Inhalts in [Meyer, Wilhelm:] Die Handschriften in Göttingen. Bd. 3. Universitätsbibliothek. Nachlässe von Gelehrten, Orientalische Handschriften. Handschriften im Besitz von Instituten und Behörden. Berlin: A. Bath, 1894 (Verzeichniss der Handschriften im Preussischen Staate, 1, Hannover, 3), S. 77–80 (Digitalisat). Meyer nennt nur die Bezeichnungen von 41 Dossiers „mit bemerkenswerten Briefen“. Die Kassette enthält jedoch auch zahlreiche Mappen ohne Briefe (deshalb nicht von Meyer genannt) zu weiteren ethnischen Gruppen.
Herkunft
Die Dossiers wurden 1893 vom Anatomischen Institut der Universität Göttingen an die Universitätsbibliothek abgegeben, vgl. Angabe im Datensatz des Kalliope-Verbundes. Es handelt sich möglicherweise um den Inhalt der Dossiers, die Blumenbach zur Dokumentation der Herkunft und der Echtheit der Schädel in seiner Sammlung angelegt hat, vgl. Beyträge zur Naturgeschichte (1806), S. 63–65: „Was die andere der beiden oben erwähnten Fragen [d. h. die Frage, »wie man sich von der Aechtheit exotischer Schädel versichern müsse«] betrifft, so beantwortet sich diese am kürzesten dadurch, dass jeder Schädel numerirt ist und in einer besondern Sammlung von dazu gehörigen Belegen seinen eben so bezeichneten Umschlag hat, der alle dazu gehörigen Certificate enthält, die Originalbriefe u. a. Notizen, Vergleichung sowohl mit porträtmässigen Abbildungen […], als mit den characteristischen Schilderungen der genauesten Natur- und Reisebeschreiber […].“
Schädel mit Beschriftung. Universitätsmedizin Göttingen, Zentrum Anatomie, Blumenbachsche Schädelsammlung Nr. 664; vgl. Decas craniorum II, Nr. 17. Zum Vergrößern anklicken.
Außer den Beschriftungen (meist in Form von aufgeklebten Etiketten) von Aufsammlern, Sammlern, Donatoren oder Vorbesitzern finden sich auf den Schädeln Beschriftungen von Blumenbach selbst. Angebracht sind diese Beschriftungen in der Regel auf dem rechten Schläfenbein und auf der rechten Seite des Unterkiefers (sofern vorhanden), um die richtige Zuordnung von Schädel und Kiefer zu gewährleisten. Außerdem weisen einige Schädel weitere Beschriftungen durch Blumenbach auf, etwa auf der Stirn („Otaheite“, „Caribe“). Die Beschriftungen wurden mit schwarzer Tusche oder Tinte vorgenommen und sind heute infolge von Ausbleichen etc. unterschiedlich gut lesbar.
Der Umfang der Beschriftungen variiert zwischen einer einzelnen geographischen oder ethnischen Angabe im Genitiv („Angli“, „Islandi“) und ausführlichen Angaben zu Donator, Jahr des Eingangs und Abbildung in den Schädel-Dekaden („Otaheite, d. Bar. Banks 1794. Dec. III tab. 26“; „Grönländerin d. Erbpr. v. Daenemark, 18[…]8“). Etwa zwei Drittel der Beschriftungen beginnen mit einer Nummer aus arabischer Zahl und ggf. einem hochgestellten lateinischen Kleinbuchstaben (z. B. „38c“). Diese Nummern entsprechen denen in dem bis 1816 geführten handschriftlichen Verzeichnis Cod. Ms. Blumenbach I, Nr. 3 und den beiden listenförmigen Verzeichnissen von 148 Schädeln Cod. Ms. Blumenbach I, Nr. 4 Anhang. Die Beschriftung der Schädel, die nach 1816 in die Sammlung kamen, enthält keine derartige Nummer.
Historische Publikationen zur Schädelsammlung (J. F. Blumenbach; J. W. Spengel)
Verzeichnis der Schädelsammlung und des Anthropologischen Apparats von 1795
Blumenbach, Johann Friedrich: De generis humani varietate nativa. Editio tertia. Gottingae: Vandenhoek et Ruprecht, 1795 (Bibliographie-Nr. 0004), S. XXI–XLIV: „Index supellectilis anthropologicae auctoris“, S. XXII: I. „Crania diversarum gentium“ (82 Positionen), S. XXXV: II. „Foetus egregie characteristici varietatis mediae et binarum extremarum“; S. XXXVI: III. „Pili et capilli diversarum gentium“; S. XXXVI: IV. „Praeparata anatomica“; S. XXXVII: V. „Collectio imaginum diversarum gentium [...]“.
Es existieren Übersetzungen ins Deutsche (Bibliographie-Nr. 0008), Englische (Bibliographie-Nr. 0010), Französische (Bibliographie-Nr. 0016) und Niederländische (Bibliographie-Nr. 0019).
Von Blumenbach selbst liegen nähere Angaben zu ca. 100 Schädeln in den Decades collectionis suae craniorum diversarum gentium illustratae und in einigen Einzelaufsätzen vor.
Blumenbach, Johann Friedrich: Nova pentas collectionis suae craniorum diversarum gentium tanquam complementum priorum decadum. Gottingae: Dieterich 1828, Bibliographie-Nr. 0098.
Jo. Frid. Blumenbachii nova pentas collectionis suae craniorum diversarum gentium tamquam complementum priorum decadum. Nach dem Tode des Verfassers herausgegeben von H. v. Jhering. Göttingen: Dieterich, 1873, Bibliographie-Nr. 0099.
Durchschossene Exemplare der sechs Decades und der Nova pentas (1828) mit handschriftlichen Zusätzen Blumenbachs befindet sich in der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Cod. Ms. Blumenbach II, Bibliographie-Nr. 0100 (Digitalisat). Die Universitätsbibliothek Göttingen besitzt außerdem einen Band (Cod. Ms. Blumenbach 4) mit „Blumenbach’s Notizen und einige[n] Entwürfen zu den Decades“, vgl. [Meyer, Wilhelm:] Die Handschriften in Göttingen. Bd. 3. Universitätsbibliothek. Nachlässe von Gelehrten, Orientalische Handschriften. Handschriften im Besitz von Instituten und Behörden. Berlin: A. Bath, 1894 (Verzeichniss der Handschriften im Preussischen Staate, 1, Hannover, 3), S. 77 (Digitalisat).
Bei den Decades handelt es sich ursprünglich um sieben Vorträge aus den Jahren 1789 bis 1826 vor der königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen über jeweils zehn Schädel, die in den Commentationes der Societät auf Latein mit Kupferstichen der Schädel publizierten wurden (außerdem als Separatdrucke erschienen).
Von den zehn 1826 vorgestellten Schädeln publizierte Blumenbach nur fünf selbst. 1873 gab Hermann von Jhering (1850–1930) fünf von Blumenbach vorbereitete, aber nicht mehr selbst publizierte Tafeln heraus, denen Jhering die deutschen Texte aus Blumenbachs Bericht über den entsprechenden Societätsvortrag in den Göttingichen gelehrten Anzeigen hinzufügte.
In den Erläuterungen zu den 65 bzw. 70 abgebildeten Schädeln wird ihre Herkunft (Donator; Umstände der Beschaffung; nicht das Datum des Eingangs) dokumentiert, oft in Form von ins Lateinische übersetzten wörtlichen Zitaten oder Paraphrasen aus der Korrespondenz mit den Donatoren. Außerdem verweist Blumenbach in den Texten oft auf weitere, nicht abgebildete Schädel in seiner Sammlung und macht auch zu deren Herkunft Angaben.
Die Anfertigung der Kupferstiche lag durchgehend bei Ernst Ludwig Riepenhausen (1762–1840). Die Vorlagen für die Stiche in Decas I bis VI (1790–1820) wurden wahrscheinlich von Johann Samuel Zimmer (1751–1824) gezeichnet. Zwar weist nur Tafel I von Decas I eine Signatur auf („S. Zimmer del[ineavit] Riepenh[ausen] f[ecit]“). Aber da alle folgenden Tafeln bis Tafel LIX unsigniert sind, ist anzunehmen, dass sie von denselben Künstlern stammen. Nur die letzte Tafel dieser Gruppe hat wiederum eine Signatur (Decas VI (1820), Tafel LX: „Riep[enhausen] del[ineavit] & sc[ulpsit]“), wurde also von Riepenhausen sowohl gezeichnet als auch gestochen. Für die zehn Tafeln von Nova Pentas [I] (1828) und [II] (1873) arbeiteten dann Friedrich Wilhelm Eberlein (1784–1845) und Riepenhausen zusammen, vgl. die Signatur auf Tafel LXI („Eberlein del[ineavit] Riepenh[ausen] s[e]n[ior] sc[ulpsit] c[um] seq[uentibus]“). Zu Friedrich Wilhelm Eberlein vgl. Schulze, Elke: Nulla dies sine linea. Universitärer Zeichenunterricht – eine problemgeschichtliche Studie. Stuttgart: Franz Steiner, 2004, S. 109 und 202. Zu Ernst Ludwig Riepenhausen vgl. Kunze, Max (Hg): Antike zwischen Klassizismus und Romantik. Die Künstlerfamilie Riepenhausen. Mainz: Winckelmann Gesellschaft und Verlag Philipp von Zabern, 2001, S. 1–6. Zu Johann Samuel Zimmer vgl. Schulze, a. a. O., S. 106 und 209.
Eine weitere, mit der Abbildung in Decas 3, Tafel XXI, nicht identische Abbildung des weiblichen Schädels aus Georgien mit einer kurzen Erläuterung ist enthalten in Blumenbach, Johann Friedrich: Abbildungen naturhistorischer Gegenstände. 6. Heft. Göttingen: Heinrich Dieterich, 1802, Nr. 51 (0707). Die Zeichnung, die als Vorlage für die unsinierte Abbildung diente, stammt möglicherweise von Christian Koeck (1758–1818), vgl. Dougherty, Frank William Peter: The correspondence of Johann Friedrich Blumenbach. Rev., augm. and ed. by Norbert Klatt. Band 4 (1791–1795). Göttingen: Klatt, 2012, S. 482 Nr. 0957, hier S. 483 Anm. 2 (Digitalisat). Zu Koeck vgl. Geus, Armin: „Christian Koeck (1758–1818), der Illustrator Samuel Thomas Sömmerrings“, in: Mann, Gunter; Dumont, Franz (Hg.): Samuel Thomas Soemmerring und die Gelehrten der Goethezeit. Stuttgart und New York: 1985, S. 263–278.
Ausführliche deutschsprachige Zusammenfassungen der Texte bieten Blumenbachs Berichte über die Vorträge in den Göttingischen Anzeigen für gelehrte Sachen (GAgS; ab 1802: Göttingische gelehrte Anzeigen, GgA):
Decas 1: GAgS 1790 (3. Stück, 4. Januar), S. 25–29. Bibliographie-Nr. 0325. Decas 2: GAgS 1793 (33. Stück, 28. Februar), S. 321–324. Bibliographie-Nr. 0351. Decas 3: GAgS 1795 (60. Stück, 13. April), S. 601–604. Bibliographie-Nr. 0363. Decas 4: GAgS 1799 (172. Stück, 28. Oktober), S. 1713–1716. Bibliographie-Nr. 0413. Decas 5: GgA 1806 (157. Stück, 2. Oktober), S. 1561–1566. Bibliographie-Nr. 0468. Decas 6: GgA 1816 (209. Stück, 30. Dezember), S. 2081–2085. Bibliographie-Nr. 0325. Nova Pentas (1828) und Nova Pentas (1873): GgA 1826 (121. Stück, 31. Juli), S. 1201–1206. Bibliographie-Nr. 0625
In zwei Fällen weichen die in den Berichten in den GAgS/GgA behandelten Schädel von denen in den Schädel-Dekaden ab: In der fünften Dekade (1808) ist ggü. dem Bericht ein Schädel (Nr. 45) ausgetauscht; die sechste Dekade (1820) enthält fünf andere Schädel als der entsprechende Bericht, von denen zwei in einem gesonderten Bericht in GgA 1818 (112. Stück, 13. Juli), S. 1113–1115 (Bibliographie-Nr. 0582), beschrieben wurden.
Außerdem gibt es Beschreibungen einzelner Schädel:
GAgS 1786 (187. Stück, 25. November), S. 1873–1874. (drei von Asch gesendete Schädel). (Bibliographie-Nr. 0296). GgA 1833 (177. Stück, 4. November), S. 1761–1763 (mehrere Schädel). (Bibliographie-Nr. 0648).
1877 erschien ein Verzeichnis der zwischenzeitlich stark angewachsenen Göttinger Schädelsammlung:
Spengel, Johann Wilhelm: Die von Blumenbach gegründete Anthropologische Sammlung der Universität Göttingen. Aufgenommen im Jahre 1874. Braunschweig: Vieweg, 1877 (= Die anthropologischen Sammlungen Deutschlands. Band 2); Digitalisat.
Spengel katalogisierte 437 Schädel, die sich 1874 im Anatomischen Institut der Universität Göttingen befanden, und weitere „verschiedene anthropologische Gegenstände“. In den Fußnoten zu den Listeneinträgen identifiziert er die auf Blumenbach zurückgehenden Schädel mit der Sigle „Bl.“ und zitiert offenbar aus Blumenbachs handschriftlichen Sammlungsverzeichnissen oder anderen Aufzeichnungen Blumenbachs. Die in Blumenbachs Verzeichnissen verwendeten Nummern gibt Spengel nicht an, sodass kein direkter Abgleich mit den handschriftlichen Verzeichnissen möglich ist.
Blumenbachs Korrespondenz mit den Donatoren der Schädel ist in sehr vielen Fällen erhalten. Der Abgleich mit den Texten in den Schädel-Dekaden zeigt, dass die Angaben zu Herkunft und Beschaffung der Schädel oft (ins Lateinische übersetzte) Zitate oder enge Paraphrasen aus den Briefen der Donatoren sind.
Eine moderne Edition der Korrespondenz bis einschließlich 1805 liegt vor: Dougherty, Frank William Peter: The correspondence of Johann Friedrich Blumenbach. Rev., augm. and ed. by Norbert Klatt. Band 1–6 (1773–1805). Göttingen: Klatt, 2006–2015. Brosamen zur Blumenbach-Forschung; 2, 3, 4, 6, 7. Die Bände 3 bis 6 (Korrespondenz aus den Jahren 1786 bis 1805) stehen als durchsuchbare pdf-Dateien online zur Verfügung.
Die Edition enthält nicht nur Briefe von und an Blumenbach, sondern auch einzelne Briefe von dritter Seite, die zum Zwecke der Dokumentation der Schädelherkunft mitgeschickt wurden, vgl. z. B. den Brief von Friedrich Wilhelm Schenck an Georg Thomas von Asch vom 5. Dez. 1797 mit einem Bericht zu Herkunft und Fundsituation von zwei Schädeln, abgedruckt in Dougherty, Correspondence 5 (2013), Brief Nr. 1099 S. 179–180, und ein weiterer Bericht über diese Schädel, zitiert ebd., Brief Nr. 1177 S. 298–300, hier S. 300 Anm. 15.
Für die Zeit nach 1805 sind einzelne Briefe publiziert in:
Dougherty, Frank William Peter: Commercium epistolicum J. F. Blumenbachii. Aus einem Briefwechsel des klassischen Zeitalters der Naturgeschichte (Ausstellungskatalog). Göttingen: Arbeitsstelle zur Edition des Blumenbach-Briefwechsels in der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, 1984 (Digitalisat)
und in den Briefwechseleditionen von Blumenbachs Korrespondenzpartnern, z. B. Joseph Banks, Johann Wolfgang von Goethe oder Samuel Thomas Soemmerring.
Nicht edierte Briefe aus der Zeit nach 1805 finden sich in Bänden des Nachlasses Blumenbachs in der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen: - Cod. Ms. Blumenbach III „74 Bl. Briefe welche mehrere Schädel betreffen“ aus den Jahren 1785 bis 1829, vgl. Liste in [Meyer, Wilhelm:] Die Handschriften in Göttingen. Bd. 3. Universitätsbibliothek. Nachlässe von Gelehrten, Orientalische Handschriften. Handschriften im Besitz von Instituten und Behörden. Berlin: A. Bath, 1894 (Verzeichniss der Handschriften im Preussischen Staate, 1, Hannover, 3), S. 77 (Digitalisat). - Cod. Ms. Blumenbach V (siehe oben).