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Nachrichten
von
sehenswürdigen
Gemälde- und Kupferstichsammlungen,
Münz- Gemmen- Kunst- und Naturalienka-
bineten, Sammlungen von Modellen, Maschi-
nen, physikalischen und mathematischen Instru-
menten, anatomischen Präparaten und
botanischen Gärten
in
Teutschland,
nach alphabetischer Ordnung

der Oerter.

Herausgegeben
von
Friedrich Karl Gottlob Hirsching.

– – Si quid nouisti rectius istis,
Candidus imperti: si non, his vtere mecum.
Horat. Epist. L. I. ep. V.

Dritter Band.

Erlangen
bey Johann Jakob Palm
.
1789
.
[[I]] [[II]] [[III]] [[IV]] [[V]] [[VI]] [[VII]] [[VIII]] [[IX]] [[X]]

Göttingen.

[Seite 156]

Einige Nachrichten von dem akademischen
Museum*).

[Seite 157]

Göttingen ist, so viel ich weis, die erste
teutsche Universität, auf welcher schon seit
den 40ger Jahren die ganze Naturgeschichte
als eigne Wissenschaft in einem besonderen Colle-
gio gelehrt worden ist. Vorher ward sie ge-
wöhnlich mit ins Collegium der Physik ge-
zwängt, von welcher sie doch schon Aristoteles
so weislich abgesondert hatte.

Und da folgends in den letztern Jahrhun-
derten bey dem allgemeinen Eifer, womit sie
betrieben und fast zum allgemeinsten Lieblings-
studium erhoben ward, auch der ausgedehnte
und wichtige Einfluß immer mehr einleuchtete,
den sie auf so viele andere Fächer menschlicher,
Kenntnisse hat: so suchte die für die Aufnahme
dieser Universität so unermüdet thätige König-
liche Landesregierung ein akademisches Museum,
als ein bleibendes Archiv der Natur, zum Be-
huf der Geschichte derselben anzulegen, und be-
nuzte daher die vom Hrn. Hofr. Büttner an-
gebotene Gelegenheit, der sein ansehnliches
Naturalienkabinet zu dieser Absicht überlies*).
[Seite 158] Eine Privat-Sammlung, an welcher aber von
den Vorfahren des Hrn. Hofr. wenigstens schon
seit dem Anfange dieses Jahrhunderts*), folg-
lich schon zu einer Zeit gesammelt worden war,
da die Menge der nachherigen Sammler noch
keine solche Theurung, wie jezt, unter die Ka-
binett-Stücke gebracht hatte; und die zumal
durch den bekannten Eifer und durch die Kennt-
nisse ihres lezten Besitzers, einen Reichthum von
instructiven Stücken aller Art erhalten hat, der
sie gerade zu einer akademischen Sammlung –
[Seite 159] wo nichts zur Parade, sondern alles zum Nu-
tzen abzwecken soll – so ganz vorzüglich brauch-
bar machte. Es sind ohngefähr 15. Jahre,
seit 1774. da dieser Grund zum hiesigen Mu-
seum gelegt worden, das neue aber seitdem,
theils durch so mancherley bewilligten Ankauf,
theils durch zahlreiche Geschenke von Beförde-
rern der Wissenschaften und Freunden der Uni-
versität, unter welchen sich besonders die des
würdigen Hrn. Baron von Asch, Jhro Russ.
Kaiserl. Majestät Staatsrath und erster Feld-
medicus, zu St. Petersburg*) an mannichfal-
tiger Menge und groser Wichtigkeit auszeichnen;
vor allen aber durch einige äusserst wichtige und
grose Sammlungen, die es der Gnade Sr.
[Seite 160] Majestät des Königs und der Fürsorge des
Königl. Ministeriums verdankt, so sehr erwei-
tert worden ist, daß es schon jezt in Vergleich
mit jener ersten Anlage sich selbst nicht mehr
ähnlich sieht.

Schon im Jahr 1777. beschenkten Sr.
Majestät das Museum mit der grosen Schlü-
terschen
Mineraliensammlung, die bis dahin
auf der Bibliothek zu Hannover befindlich ge-
wesen war, und für deren Werth schon der
berühmte Name ihres Sammlers, die Zeit, in
welcher er gelebt, und vor allen die Gelegen-
heit, die er in seinen Bergbedienungen zu die-
ser Absicht benutzen konnte, Bürge sind*).

Das gleiche gilt von dem, zumal an rei-
chen Silberstufen so sehr beträchtlichen Mine-
raliencabinete
des verstorbenen Oberberg-
meisters Stölzner in Clausthal, welches im
Jahr 1782. von seinem um das Bergwesen
der dasigen Lande so verdienstvollen damaligen
Besitzer, fürs Museum um 3000. Thaler ist
angekauft worden**).

[Seite 161]

Und im gleichen Jahre empfieng es von
der Gnade Sr. Majestät, durch die Besorgung
des Hrn. geheimen Justitzraths Hinüber zu
London, einen ganz ausgezeichneten Schmuck
durch die über vierthalbhundert Numern be-
tragende, und eben wegen dieser ihrer Voll-
ständigkeit, ausser England in ihrer Art so
einzigen Sammlung von südländi-
schen Merkwürdigkeiten
; eine Frucht
der 3. grosen Reisen des unvergeßlichen Capitains
Cook, wodurch der König von Engelland den 5ten
Welttheil gröstentheils entdecken, und überhaupt
die Grenzen unserer Erde bestimmen ließ.
Die meisterhaftesten, kunstreichsten Sachen von
allen sind die auf den Sandwichinseln, und vor-
nehmlich von Owaihi mitgebrachten Kleidungs-
stücke, welche von allen bisher bekannten In-
seln der Südsee, wegen ihrer prachtvollen und
künstlichen Arbeit, übertroffen werden.

[Seite 162]

Das Göttingische Museum erhielt auch
im J. 1779. ein schäzbares Geschenk aus St.
Petersburg von dem Hrn. Staatsminister,
Grafen von Betzkoi, der selbst die vollstän-
digste Sibirische Mineralien-Samm-
lung
besizt, und im Kleinen eine dergleichen eben so
vollständige, in Täfelchen in einem Mahagony-
Kasten, als ein Zeichen seiner fortdauernden
gnädigen Aufmerksamkeit, auf diese Universität
übersandte.

Im J. 1781. wurde durch die immer
wachsame Fürsorge der königl. Landesregierung
für dieses Museum eine sehr ansehnliche Samm-
lung von Stufen und Mineralien, insonderheit
vom Harz, nebst Bergwerksmodellen, ange-
kauft, welche bis dahin eine Privatperson in
Clausthal, mit Sachenkenntniß gesammelt und
zweckmäsig gemacht hatte.

Im J. 1788. hat Hr. D. Höpfner
in Zürich eine Sammlung ausnehmend groser
und schöner Stücke von Adularien*); so
wie eine andere von den Gebirgsarten aus der
[Seite 163] Nachbarschaft des Montblanc (als Beleg zur
Saussurschen Reise) an das akademische Mu-
seum geschenkt.

Hoffentlich wird man eine kurze Nachricht von
einigen der interessantesten Stücke des Museums
der Absicht dieser Schrift angemessen finden;
so unlesbar und zweckwidrig hingegen eine trocke-
ne Resignation der Stuckzahl in den verschie-
denen Classen etc. seyn möchte.

Ich mache mit dem, was zur Geschichte
des Menschen und seines Geschlechts gehört,
den Anfang, als worunter eben die gedachte
südländische Sammlung gröstentheils mit be-
griffen ist. Denn so wie zwar das Museum,
blos auf Naturgeschichte eingeschränkt, nicht
Kunstkabinet- oder Raritätenkammer ist – so
versteht es sich hingegen von selbst, daß tau-
send Dinge hier aus einem gewissen Gesichts-
puncte ihren sehr pertinenten Plaz finden, den
sie aus einem andern angesehen, auch in
einer Kunstkammer nehmen könnten. Geschnit-
tene Steine z.B. und andere Sculptur- Arbei-
ten, Porcellain-Arten, u.s.w. sind hier in
Rücksicht ihres Stoffes unter die Naturalien
geordnet, so wie sie aus einer andern auch in
eine Sammlung von Kunstsachen passen würden.

[Seite 164]

Und so bedarf es folgends keiner Erin-
nerung, daß alles, was die Sitten, Lebensart etc.
fremder Völkerschaften betrift, dem Museum
als Naturaliensammlung um so wichtiger seyn
muß, je gröser der vielfache Aufschluß ist,
den die eigentliche Naturgeschichte des Men-
schengeschlechts durch diese Dinge erhält.

Unter den Embryonen ist besonders
ein sechsmonatlicher Hottentotte merkwür-
dig, der, was Schönheit anlangt, in dem Auge
eines jeden, der nicht selbst Hottentotte ist, so
gar gegen einen darneben stehenden ungebohr-
nen Neger von gleichem Alter, bey weitem
nicht zu seinem Vortheil absticht, da ihm unter
andern Unannehmlichkeiten ein ungeheurer Mund,
und eine ganz auffallend behaarte Stirne, ein
äusserst häßliches Ansehen geben.

Auch ein seltener Foetus, aber von ganz
anderer Art, ist das Geschenk des verdienst-
vollen Arztes und Geburtshelfers, Hrn. Hofr.
Büchner in Gotha, eine Leibesfrucht, womit
die Mutter 8. Jahre lang bis zu ihrem Tode,
da sie aus andern Ursachen wassersüchtig starb,
schwanger gewesen; da man dieselbe bey der Leichen-
Oefnung in der Bauchhöhle kuglicht zusammen-
gerollt, und an der linken fallopischen Röhre
angewachsen gefunden hat. Sie ist mit einer
[Seite 165] dicken lederartigen Cruste überzogen, wodurch
die Natur die Fäulung der kleinen Leiche, die
sonst der Mutter hätte tödlich werden müssen,
glücklich verhütet hat*).

Ein anderes, aber weit schaudervolleres
memento mori – und vielleicht das einzige in
seiner Art – hat der Prof. zu Pavia, Herr
Hofr. Frank, ans Museum geschenkt. Ein
knochenartiger Auswuchs, ohngefähr vom Um-
fang 2er geballten Fäuste, und fast 2. Pfund
am Gewicht, der sich allgemach am Stirn-
knochen eines Menschen erzeugt, ihm die Augen
aus dem Kopfe getrieben, und dagegen die ganzen
Augenhölen, so wie die ganze Nase, und – was
unglaublich scheinen möchte, selbst einen grosen
Theil der Hirnschalenhöhle eingenommen –
Das Letzte wohl zum wahren Glück des armen
Geschöpfs, das dann bey diesem Druck auf die
nächsten Organe der Seele wohl seinen übrigen
Jammer um desto weniger empfunden haben
wird.

Unter der ansehnlichen Sammlung von Ver-
knöcherungen und Steinen aus dem mensch-
[Seite 166] lichen Körper, zeichnet sich vorzüglich eine
grose Mannichfaltigkeit von Gallensteinen aller
Art aus: ein unter dem gemeinen Volke in
diesem Theil von Niedersachsen häufiges Uebel,
so unerhört hingegen bekanntlich bey uns die
Steine der Harnwege sind.

Von den übrigen Stücken in dieser Col-
lection berühre ich blos, ihrer Seltenheit we-
gen, eine knöcherne Schale (fast wie der Un-
tertheil einer Eichel), die Hr. von Haller
auf dem hiesigen anatomischen Theater, bey der Lei-
chenöfnung eines, an einem Auge blinden Die-
bes, statt der Markhaut (retina), in selbi-
gem fand.

Noch verdient auch ein Hauffe von 23.
Steinen verschiedener Gröse, theils wie kleine
Hüner-Eier etc. Erwähnung, die im Anfang
dieses Jahrhunderts von einer würklich mit
den mannichfaltigsten Leiden, zumal Nervenübeln
aller Art, befallenen Weibsperson im Armenhaus
zu Wolfenbüttel durch die Harnwege abge-
gangen seyn sollten, auch damals in einer be-
sondern Schrifft beschrieben und in Kupfer ge-
stochen worden, und die doch, wie mich die
genauere Untersuchung gelehret hat, aus einem
gemeinen, mit Glimmer untermengten Sand-
stein fabricirt, und von einer übrigens würklich
[Seite 167] kranken Person zu einem betrügerischen Vorge-
ben gemisbraucht worden. – Also der voll-
kommene Pendant zur Krankengeschichte berüch-
tigten Fille de St. Geosine, deren von mehr als
hundert braven Aerzten, für reine Wahrheit an-
genomme Betrügerey, endlich der jüngere Mo-
rand glücklich entdeckte.

Eine vorzügliche Zierde des Museums ist die
ausnehmend-vollständig erhaltene Aegyptische
Mumie
, nebst dem dazu gehörigen Sarcophag
von Sycomorus-Holz, womit Se. Majestät
der König von Dänemark die dasige Societät
der Wissenschaften beschenkt hat*). Sie ist
von einer völlig erwachsenen, aber wie die Un-
tersuchung gezeigt hat, noch jugendlichen Per-
son, weibl. Geschlechts, wie gewöhnlich mit der
unermeßlichen Menge von Cattunbinden, um-
wunden, und ihre ganze Vorderseite vom Schei-
tel bis zu den Füssen, mit einer Art Maske
bekleidet, die ebenfalls von Cattun zusammen-
gepappt, mit einer Art von Gypspaste überzo-
gen, und auf der Aussenseite mit den gewöhnli-
chen Hieroglyphen in bunten Erdfarben bemah-
[Seite 168] let ist. In der Mitte ist diese Maske hin und
wieder sorgfältig ausgeschnitten, wie durchbro-
chene Arbeit. Der Theil, der das Gesicht be-
deckt, ist vergoldet, und unter den Füssen la-
gen ein paar flache Sohlen von gleichem zusam-
mengepappten Stoff, ebenfalls bemahlt u.s.w.
Die Leiche ist ganz skeletirt gewesen; die Brust
und Bauchhöhle mit gepulverten Kräuterspecies,
die theils zwischen Cattun gestreut waren, aus-
gestopft; auch die Hirnschalenhöhle damit wie
überzogen. Die Knochen der Arme und Bei-
ne hingegen, wie es scheinet, gerade zu, mit
den Cattunbinden umwickelt.

Zur Vergleichung mit dieser Bereitungs-
art der Mumien dient ein Bein von einer an-
dern Mumie im Museum, an welcher alle
weichen Theile, und selbst die Haut, erhalten
sind, woran man noch die Spiralzüge am äussersten
Gliede der Fußzehen aufs deutlichste erkennen
kann. Beides, Fleisch und Binden, sind durch
und durch mit Harz durchzogen, schwarz, Horn-
artig etc.

In der dänischen Mumie haben sich bey
der Untersuchung keine der sonst bey Mumien
gewöhnlichen kleinen Osiris-Bildgen und andere
Idole gefunden: es sind aber andere dergleichen
im Museum, besonders auch eines von denen,
[Seite 169] die Graf Caylus Porcellanartig nannte, und
auf die man sich seitdem, zum Erweis des hohen Al-
ters des Porcellans hat berufen wollen: die
doch aber höchstens nur etwa mit unserm soge-
nannten Steingut verglichen werden dürfen.
Die Arbeit daran ist übrigens ganz gut, be-
sonders der Kopf, so recht ein Ideal, der
ohnehin unverkennbaren, Alt-Aegyptischen Natio-
nal-Physiognomie, nehmlich meist das schnur-
gerade Gegentheil der Schinesischen Gesichts-
bildung, womit der seel. Winkelmann und an-
dere, sie doch in allem Ernst vergleichen woll-
ten, und wovon sich zum auffallendsten Contrast
zahlreiche Muster in Speckstein, Porcellan u.
s.w. im Museum finden.

Unter mancherley andern Idolen von
jetzigen Völkern des Erdbodens besizt das Mu-
seum, durch die Freygebigkeit seines unermüde-
ten Wohlthäters, des Hrn. Baron von Asch,
vorzüglich eine merkwürdige Sammlung kal-
mückischer Burchane
, die theils noch mit
geschriebenen Gebethgen, Heiligthümern und
dergleichen gefüllt sind; meist von vergoldetem
Kupfer, theils von Messing, auch aus einer
Art terra cotta, u.s.w. Ich führe nur 2.
derselben besonders an, nemlich den Dschakt-
schimum
, den vermeinten Stifter der lamai-
schen Religion, mit dem Scepter in der linken
[Seite 170] Hand, und die Abida mit den Nägelmahlen
in Händen und Füssen, wie bey unserm Heiland.

Zu den seltensten Stücken in der grosen
südländischen Sammlung gehört eines
der wenigen Götzenbilder, die auf der lezten Rei-
se des Capitän Cook, von der für ihn un-
glücklichen Insel Owaihi mit nach England
gebracht worden sind. Es hat die Form eines
ungeheuren Menschenkopfs mit aufgesperrtem
Rachen, der mit 90. grosen Hundszähnen
garnirt ist. Es ist aus einer Art Korbwerk
geflochten, von aussen aber, mit einer unbe-
schreiblichen Kunst, mit vielen tausend hinein
bevestigten kleinen carmoisinrothen und goldgel-
ben Federchen, der den Sandwich-Inseln ei-
genen certhia coccinea, dicht bedeckt.

Von dergleichen Art erstaunenswürdiger Fe-
der-Arbeit dieser kunstreichsten von allen In-
sulanern des ganzen stillen Oceans, findet sich
in der gedachten Sammlung auch ein Helm
für ihre Krieger, fürwahr in einer edlen anti-
cken Form, und ein Mantel ihrer Heerfüh-
rer, von einer Art Filet, dessen Aussenseite
ebenfalls mit unzählichen, von jenen rothen und
gelben Federchen, überzogen ist, die nach einem
bestimmten Daseyn, wie die Haare in das
Perückennetz dressirt sind.

[Seite 171]

Die übrigen sehr zahlreichen Kleidungs-
Stücke
der verschiedenen Völkerschaften des
stillen Meeres, sind sowohl in Rücksicht des
Stoffes, als der daran verwandten Kunst von
der größten Mannichfaltigkeit. Die mehresten
sind wie ein feiner Filz aus dem durchweichten
Baste mancherley Bäume, zumal des Papier-
Maulbeerbaums, des Brodbaums u.s.w. ge-
schlagen: andere von Matten, aber theils von
einer unbegreiflichen Feinheit geflochten, und
die von unsern Antipoden, den Neuseeländern,
aus ihrem herrlichen Seidenflachs geknüttet,
dessen Fortpflanzung in Europa, der grose,
aber bisher unbefriedigte Wunsch des würdigen
Cook war.

Unter den Stoffen der ersten Art zeichnen
sich die von Owaihi vor allen andern durch die
Schönheit der (nach den mannichfaltigen theils
sehr zusammen gesetzten desseins) mit bunten,
wie Cattun, darauf gedruckten Farben aus.

Von den mehresten Hauptarten der Zeuge
sind auch unter andern noch unvollendete Stücke
vorhanden, um die Art der Bearbeitung deut-
licher daran zu zeigen; und selbst die Geräth-
schaften, womit sie verfertiget werden u.s.w.

Die vielfache Verschiedenheit aller dieser
Kleidungsstücke in Rücksicht der mehrern oder
[Seite 172] mindern Wärme, die sie nach dem eben so
verschiedenen Bedürfnisse des Clima, der Wit-
terung u.s.w. gewähren sollen, giebt ein
sehr populaires, aber unwiderredliches Argu-
ment für den Vorzug der menschlichen Ver-
nunft, vor jedem, auch noch so vollkommen
scheinenden, aber ewig unabänderlichen, nicht
nach den Umständen zu accommodirenden thieri-
schen Kunsttrieb. Folgends, wenn man weiter
geht, und nur z.B. die feinern florähnlichen
leichten Gewande, die für den glücklichen Him-
mel von Taheiti passen, mit den schwerern Pelzen
der sibirischen Völkerschaften vergleicht, die
das Museum der Freygebigkeit des Herrn
Baron v. Asch verdankt.

Eine der allergrösten Seltenheiten in der
südländischen Sammlung ist der Traueran-
zug
des ersten Leidtragenden von Taheiti, der
in der That alles übertrift, was sich von aben-
theuerlicher Mummerey – anderseits aber auch
von mühseligen, geduldigen Fleise – denken
läßt. Zum Erweis des letztern brauche ich
blos anzuführen, daß der breite Schurz, der
von dem grosen Brustschilde herabhängt, aus
nicht weniger als 1086. Stäbchen Perlenmutter
zusammengesetzt ist, deren jedes aufs regelmä-
[Seite 173] sigste geschnitten und an beyden Enden durch-
bohret ist.

So allgemein der Gebrauch der Kleidung
im Menschengeschlechte verbreitet ist, eben so
allgemein, und man kann in der That sagen,
noch allgemeiner, und fast ohne Ausnahme, ist
der Hang zum Putz. Und würklich besitzt das
Museum einen Vorrath von dergleichen kleinen
Toilettenstücken aus allen 5. Weltheilen. So
gar ein Halsband von niedlichen, mühsam po-
lirten, durchbohrten und mit Bast kunstreich
zusammengeflochtenen bunten Schneckenhäus-
chen von demjenigen Volke, das vulgo für den
kümmerlichsten Auswurf des Menschengeschlechts
verschrieen wird, von den Pesserähs auf dem
Feuerlande!

Es ist auffallend, wie oft ein einziges
solches Stück den Charakter des ganzen Volkes
verräth, das es trägt, z.B. ein Ohrgehänge
von den üppigen, in ihrer Art durch Geschmack
und Cultur verfeinerten Taheiten, 3. ächte
Perlen an einem geflochtenen Schnürchen von
Menschenhaar. Nun damit verglichen eines
von den männlich tapfern Neuseeländern:
fünf ausgerissene Menschenzähne.

Ferner, welche Mannichfaltigkeit des Stof-
fes, den die Menschen zu diesem fast instinct-
mäsigen Trieb, zur Coquetterie, benutzen.

[Seite 174]

Nur allein unter den Halsbändern vom
stillen Ocean manche aus Hundezähnen, andere
aus Vögelknochen, eines von Owaihi aus
den schönen Federn der Certhia, aus Schneck-
chen, Schildenpatt, Cocosnuß, Saamen der
Hiobsthräne u.a. Pflanzen.

Und die mühsame Kunst, die theils an
solche Putzstücke verwandt ist. So z.B. von
Taheiti dicke Büschel von Schnürchen aus
Menschenhaaren aufs sauberste als dreyflechtige Zö-
pfe von der Dicke eines starken Zwirnsfadens
geflochten; und solche überaus elegante Schnür-
chen haben zuweilen, ohne einen einzigen Kno-
ten, die Länge von einer englischen Meile.

Noch mehr ist sogar die peinliche Be-
schwerde zu bewundern, der sich manche Völker-
blos aus der Sucht zu gefallen, und die Na-
tur zu verbessern, unterziehen: wovon der seltene
vollständige Apparatus der Taheitischen Ta-
towieinstrumente
im Museum ein auffallen-
des Beyspiel giebt.

Ich übergehe die mancherley Hausgerä-
the
fremder Völkerschaften, die das Museum
besitzt, worunter sich vorzüglich die Bänke,
Fußteppiche, vielerley Körbe etc. der Südlän-
der auszeichnen. Besonders aber ist die un-
[Seite 175] glaubliche Mannichfaltigkeit des Fischerge-
räthes
der letztern zu bewundern, wovon
freylich bey Insulanern und Küstenbewohnern
ein groser Theil ihrer Subsistenz abhängt;
daher fast jede Art von Harpunen oder Netzen,
zumal aber von Angeln, den Arten von Fi-
schen, die damit gefangen werden sollen, aufs
genaueste angemessen ist. Der Raum gestattet
nicht, auch der mancherley Schiffergerä-
the
, Ruder u.s.w. so wenig, als der
merkwürdigen Sammlung von Waffen, be-
sonders Erwähnung zu thun.

Doch von letztern nur eines, statt aller:
Ein Speer von der mehrgedachten Insel,
wo Cook seinen Tod gefunden, über 8. Fuß
lang, und da, wo er am stärksten ist, fast
5. Zoll im Umfange; die Spitze, die statt des
Schaftes dient, viereckigt, mit Wiederhacken,
das ganze übrige Stück aber rund und von
Politur wie japanischer Lack.

Das Ganze aus einem einzigen, schnur-
geraden Stamme der Casuarina, deren Holz
mit dem Mahagony, oder vielmehr mit dem
Maderaholze Aehnlichkeit hat. Eine Arbeit
zum Erstaunen, so bald man sich erinnert,
was man überhaupt bey allen den kunstreichen
[Seite 176] Arbeiten in der südländischen Sammlung nie
vergessen darf, daß auf dem ganzen stillen Ocean
keine Spur von Metall gefunden wird, sondern
alle diese mühselige Arbeiten, das Schnitzwerk
der eisenfesten Holzarten etc. blos und allein
mit den steinernen Meisseln und dergl., die
ebenfalls hier befindlich sind, verfertigt werden.
Um diese schöne Lanze desto leichter handhaben
zu können, wird ein Kranz von 22. grosen
glattgeschliffenen, aufs genaueste an einander
gepaßten Schweinszähnen um die linke Hand
bevestigt, die so an einander gereihet sind, daß
beyde Enden auswärts gekehrt, folglich die
Mitte wie ausgeschweißt ist, da denn das
Vordertheil der Lanze hineinzuliegen kommt,
und aufs leichteste regiert werden kann.

Unter den mancherley Pfeilen sind die
von Mallicolo, die sich auch schon durch
ihre ausnehmende Sauberkeit auszeichnen, an
der knöchernen Spitze mit einem braunen, und
wie man aus Cooks Nachrichten darüber
schliessen muß, sehr heftigem Gifte bestrichen,
das doch aber während der acht Jahre,
bevor sie ins Museum gekommen, seine gefähr-
liche Eigenschaft verlohren haben mag. We-
nigstens sind die Versuche, die man damit so-
gleich, da das Königliche Geschenk hier ankam,
[Seite 177] an Tauben, und seitdem auch an Caninchen
angestellt hat, nie tödlich ausgefallen.

Eine besondere Aufmerksamkeit verdient
die grose Mannigfaltigkeit der vielerley Schnü-
re, Bindfäden und dergleichen, die an den
Bogen, Fischergeräthe etc. von allen Inselgrup-
pen der Südsee befindlich sind. Theils von
Menschen- und von Fledermaushaaren, die von
Unalashka von Wallfischsehnen; andere von
Cyper-Gras, von Bast, grosentheils auch (wie
fast durchgehends in Ostindien) von den Fa-
sern der Cocosnußschaale.

In Rücksicht der Art der Arbeit sind man-
che, so wie unser Zwirn und Seile, gedreht;
andere, wie romanische Saiten, überlaufen;
andere dreyfach, und noch andere vierfach ge-
flochten; theils auch wie Kniebänder nach der
Kunstsprache unserer Knopfmacher getrommelt;
theils mit Geflechte wieder überlegt u.s.w.

Unter den musikalischen Instrumen-
ten, die das Museum besitzt, ist besonders die
Allgemeinheit der alten Pansflöte, so wie
sie noch jetzt in Unteritalien gebräuchlich sind,
auffallend. Es sind dergleichen von den
Freundschaftsinseln, aus Persien und
aus Schina vorhanden, jede nur etwas mehr
oder weniger von der antiken Form abweichend.

[Seite 178]

Von den im Museum befindlichen chirur-
gischen Instrumenten
berühre ich blos zwey.
Die Gerätschaften, nemlich zu der in Schina
und Japan so allgemein gebrauchten Acu-
punctur
, eine Art zu schröpfen mit silbernen,
sehr elastischen Nadeln, wovon der nemliche
Apparatus hier befindlich ist, den der berühm-
te Kämpfer mitgebracht und beschrieben hat.

Und von den Kurilischen Inseln eine
Lancette, ein Geschenk des Hn. Baron von
Asch, die mit einer unbegreiflichen Kunst aus
einer Art Praser gearbeitet ist, und womit
sich die Kurilen in Krankheiten die Ader öfnen,
besonders bey Kopfwehen die Stirnader u.s.w.

Der Hr. Landdrost Graf von Kiel-
mannsegg
, welcher sich bey der Jubelfeyer
der Universität Göttingen am 17. Sept. 1787.
als Deputirter des Herzogthums Lauenburg
befand, hat der Universität ein Kunstwerk
zurückgelassen, das Arbeit und Alterthum merk-
würdig machen. Von dem Verfertiger ist jetzo
wenigstens nichts weiter bekannt, als was die
Aufschrift meldet: Udalricus Klieber faciebat
anno
1604. Es ist eine Sammlung vielerley
Sonnenuhren und verwandter Kunststücke, in
Gestalt eines Kästchens, 33. rheinl. Zoll ins
Gevierte, ½ rheinl. Zoll hoch, sehr sauber ge-
[Seite 179] arbeitet und stark vergoldet. Die Deckel lassen
sich auf beyden Seiten aufschlagen, und so in-
wendig verschiedene Blätter. Des einen De-
ckels äussere Fläche zeigt eine Sternuhr, des
andern Auf- und Untergang der Sonne; auf
andern Blättern findet sich eine Horizontaluhr
auf die Polhöhen 50 ... 52. Grad, eine
Azimuthaluhr, eine Windrose, die mit einer
Fahne kann versehen werden, Verzeichnis der
Stunden jeden Tages, wie sie von den Plane-
ten vordem regieret wurden, Polhöhen unter-
schiedener Oerter, Scheiben, um Alter, Pha-
sis und Verbleiben über dem Horizonte vom
Monde zu vergleichen, u.d.g.m.

Unter den ansehnlichen Geschenken von
Naturalien, womit der Herr Baron von Asch
das Museum von Zeit zu Zeit beschenkte, hat
sich auch eine sehr artige Art von Hygrometer
befunden, der als eine Reliquie des unglückli-
chen Lowitz (ehemaligen Professors zu Göttin-
gen), angesehen werden kann. Dieser machte
nemlich aus einer sonderbaren Art sehr leichten
Thonschiefers, der sich am Wolga-Ufer bey der
Mündung der Kamyschinska findet, dünne run-
de Scheiben, glühte sie, und legte sie alsdann
einige Zeit ins Wasser. Da sie auf die Art
beyde Extreme von Trockenheit und Nässe em-
[Seite 180] pfunden haben, so zeigen sie auch, nachher,
wenn man sie an einen genauen Waagbalken
hängt, die mehrere oder mindere Feuchtigkeit
der Luft aufs empfindlichste. Hr. Prof. Blu-
menbach stellte schon allerhand Versuche damit an.

Zur physischen Cosmologie sind hier ver-
schiedene wichtige Denkmale der Vorwelt von
fossilen Knochen, Zähnen, Köpfen u. s w.
verschiedene fossile Nashorns etc. Hr. Kriegs-
rath Merk hält in seinem Troisieme lettre
sur les os fossiles d’Elephans et de Rhinoce-
ros etc
. für die wichtigsten Reste von fossilen
Rhinocern überhaupt einige Backenzähne von
einem ganz jungen Thiere der Art, und
giebt auf der III. Tafel fig. 3. die Abbildung
eines dieser morceaux uniques, wie er sie
nennt. Allein vollkommen ähnliche besitzt dieses
akademische Museum, welche bey Osterode sind
ausgegraben worden. Ueberhaupt besizt dieses
Museum fossile Elephantenbackenzähne aus vier
verschiedenen Gegenden, nemlich von Osterode,
von Wolfenbüttel, aus der Baumannshöle,
und aus der Weser bey Stolzenau: sie sind
aber sämtlich schon auf dem ersten Blick von
denen im frischen Schädel eines jungen Ele-
phanten, der im Museum befindlich ist, ver-
schieden.

[Seite 181]

Bey dem ersten Anblick hat dieses Mu-
seum zwar wenig Ansehen; bey genauerer Be-
trachtung aber erlangt es wegen seiner syste-
matischen Einrichtung unendlich viele Vorzüge,
und wird dadurch auch lehrreicher und für den
Kenner schätzbarer, als wenn alles nur unregel-
mässig, zur Zierde des Zimmers oder zur Au-
genweide ausgekramt wäre. Die Mineralien
machen den größten und wichtigsten Theil aus,
worunter sich aus der ansehnlichen Mineralien-
sammlung von Hannover die bekannte grose
Silberstufe von dem Andreasberge am Harz
befand, die zu ihrer Zeit, blos nach dem innern
Werth, mit 1644. Thlr. in ⅔ Stücken bezahlt
worden, fast ganz gediegen war, und deren
Werth man nachher auf 1700. Rthl. schätzte.
Sie hatte gegen 200. Mark am Gewicht.
Der 14te Jan. 1783. war aber der unglück-
liche Zeitpunct, in welchem diese herrliche Sil-
berstufe*) aus dem Museo diebischer Weise
ist entwendet worden.**) – Es sind auch
[Seite 182] hier viele kostbare Edelgesteine vorhanden, die
in der schönsten Ordnung, nach ihrem natür-
lichen Zustande, nach den Farben und Vater-
lande geordnet sind. Viele sind auch in Ringe
gefasset. Von gediegenem Eisen sind im Mu-
seum Sorten, die Hr. Marggraf in den Säu-
fenwerken bey Eibenstock gefunden hat; auch
vom Hn. Baron von Asch ein paar Pfund
von dem grosen Stücke des Herrn Pallas am
Jenisei entdeckt, u.m. Die Sammlung von
Konchylien und Insecten ist zwar nicht sehr
gros, aber auserlesen. Alle Sachen sind in
gläsernen Schränken aufbewahret, und die klei-
nern in darunter befindlichen Schubläden. –
Das schöne Modell eines englischen Kriegs-
schiffes von 100. Kanonen, welches ehemals
auf der Bibliothek stand, ist jetzt auch hier
befindlich.

Der erste Besitzer der Grundlage dieses
Museums, Hr. Hofrath Büttner, und Hr.
Hofrath und Prof. Blumenbach, waren bis
1778. mit Einrichtung und Anordnung dessel-
[Seite 183] ben im neuen Saale unter der Bibliothek be-
schäftiget. Lezterer gab im Göttinger Ta-
schenbuch zum Nutzen und Vergnügen

für 1779. S. 49–57. eine kleine Nachricht
von diesem Schatze, der seinem Handbuche
der Naturgeschichte im Thierreich schon unge-
mein viel neues geliehen hat. Aufseher dessel-
ben ist seit 1776. Herr Hofrath Blu-
menbach
.

Mit dem Büttnerschen Naturalien-
Kabinete
kam auch noch eine kostbare Mün-
zensammlung an die Universität, die in zween
Schränken aufbewahrt wird. Sie enthält zum
Theil eine Reihe consularischer und späterer rö-
mischer Münzen, vornemlich aber eine stati-
stische Geldsammlung
aus den meisten
neuern Staaten und Zeiträumen.

Ueber die Münzen, welche in dem Mu-
seum der Göttingischen Akademie aufbewahrt
werden, hat Herr Hofrath Heyne folgende
Abhandlungen, in Einladungs-Schriften, her-
ausgegeben: Nummi Familiarum Romana-
rum, qui in Museo Academico seruantur.
Commentatio prior. Goetting. 1777. altera
ibid.
1778. tertia et vltima ib. eod. Je-
de Abhandlung von 2. Foliobögen. Der An-
fang wird hier mit den römischen Familien-
münzen, die sich in dem Museum befinden, ge-
[Seite 184] macht. Eine kurze allgemeine Bestimmung
dieser Classe von Münzen, eine Erläuterung
des Eigenthümlichen, das sie haben, und des
Nutzens, den sie haben können, gehet in der
ersten Abhandlung voraus. Die Münzen selbst
sind lauter silberne Denarien. Das Verzeich-
niß derselben ist, wie gewöhnlich, nach den Fa-
miliennamen, alphabetisch geordnet, und ent-
hält kurze Erklärungen historischen und numis-
matischen Inhalts. Da man aber dergleichen
gelehrte Münzverzeichnisse, selbst von den Fa-
milienmünzen, schon viele hat: so wählte Hr.
Heyne aus allen den Morellischen The-
saurus der röm. Familienmünzen
aus,
und verweiset bey jedem Denarius sowohl auf
ihn, als auf die Haverkampische Erläu-
terungen
desselben. In der ersten Ab-
handlung geht die Verzeichnung der Fami-
lien von Gens Aburia bis auf die Fonteia;
in der zweiten von Gens Furia bis auf
Gens Opimia, und in der dritten nach
der alphabetischen Ordnung von der Papia bis
auf die Volteja. Die eingestreuten historischen
und numismatischen Bemerkungen können, schon
wegen der Kürze selbst, nicht wohl ausgezogen
werden. Aus diesen Programmen ersieht man
aber, daß der Vorrath von antiken Münzen
im Museum noch nicht groß ist. Hr. Archi-
diakonus Lengnich in Danzig hat die Namen
[Seite 185] der Familien, deren Münzen in den Heynischen
Abhandlungen beschrieben sind, nebst der An-
zahl der Münzen, in seinen neuen Nach-
richten zur Bücher- und Münzkunde
,
(Danzig und Dessau 1782. 8) 1ten Bandes
2ten Theil S. 260–266. mitgetheilt, und
die Beschreibung mit den Münzen, die er selbst
besizt, verglichen. Münzliebhaber verweise ich
daher der Kürze wegen auf Hrn. Lengnich.

In der Versammlung der königl. Socie-
tät der Wissenschaften vom 9. Febr. 1787.
legte der Hr. Prof. Tychsen derselben eine
Abhandlung vor: de nummis cuficis in Biblio-
theca Reg. Gott. asservatis
, die den Anfang
einer Erläuterung der schönen Sammlung orien-
talischer Münzen enthält, die auf der dasigen
Bibliothek befindlich ist. Diesmal nur die äl-
testen arabischen, 17. an der Zahl, 1–3)
sind von Ommiaden vom Jahr der Heg. 98.
103. 126. erstere beide unedirt. Der Hr.
Prof. bemerkt, daß die Inschrift: Gott ist ei-
ner, Gott ist ewig u.s.f. allen Münzen der
Ommiaden gemein und ihr eigenthümliches
Kennzeichen sey. Das man also die Münzen,
die diese Inschrift haben, zu den ältesten vor
131. rechnen müsse, wenn auch ihre Jahrzahl
unleserlig oder unrichtig gelesen sey; so wie hin-
gegen die, die sie nicht haben, später sind. 4)
[Seite 186] vom Chalifen Hadi vom J. 170. mit seinem
Namen, unedirt. 5–7) von Harum Raschid,
eine silberne von 171. eine goldene von 190.
und eine Kupfermünze mit unleserlicher Jahr-
zahl. 8) von Almamun, als Prinz vom J.
195. unedirt und merkwürdig, weil dadurch
das von Kehr und Reiske so verschieden er-
klärte und bisher immer noch unverständliche
Wort aufgeklärt wird. Es heißt imperio
praefectus a Deo
. Das übrige ist wie auf der
17. Kehrischen von 194. 9) von Alcaher Bil-
lah vom J. 321. unedirt. 10) von Arradi
302. Es muß aber 322. gelesen werden.
11) von eben demselben 324., beide unedirt.
12) von Mottaki und den Handamiden, Bag-
dad 331. Die übrigen sind von Samma-
nischen Fürsten
, und größtentheils bekannt.

Den zweyten Aufsatz*), über die
orientalischen Münzen der königl
.
Bibliothek, legte er der Societät am 21.
Jun. 1788. vor, worinn die sogenannten Dy-
nastienmünzen
erläutert wurden. Diese
Abtheilung ist ungleich zahlreicher, als die vo-
rige, denn sie begreift mehr als 70. Münzen;
aber die Erklärung ist auch mit grösern Schwie-
rigkeiten verbunden, theils weil die meisten
[Seite 187] Münzen sehr beschädigt und zum Theil blose
Fragmente sind, theils weil viele nichts Cha-
racteristisches haben, oder von kleinen unbe-
kannten Fürsten herkommen, wo sich keine hi-
storische Erläuterung geben läßt; der Unleser-
lichkeit der Schrift nicht zu gedenken. Der
Hr. Prof. theilte sie in 8. Classen, 1) von
den Seldschuken von Rum, 7. Stücke, wor-
unter eine von Caicobod, die zweite von Caichos-
ru; die bekannte Münze mit dem Löwen und
der Sonne. Vier andere sind bilingues und
haben auf einer Seite Georgianische Schrift.
Ohne Zweifel sind sie von einem Vasallen der
Seldschukischen Kaiser, und auf einer läßt sich
der Name Tamar (K. von Georgien) erkennen.
2) Chowaresmische von dem lezten Schah Ge-
laleddin, 17. Fragmente von Kupfermünzen,
auf welchen aber doch der Name sichtbar ist.
3) Sicherer ist die von den Mongolen in Per-
sien, von Hulagu Chan’s Geschlecht. Eine
von Chazan Chan, eine von Chodabend, eine
merkwürdige Münze, weil sie den ganzen Ti-
tel dieses Fürsten enthält; drey Münzen von
Abusaid, dem lezten Hulagiden. 4) von Turk-
manischen Fürsten sind 19. Stücke, deren Ur-
heber sich nicht bestimmen lassen: man ließt blos
die Namen Muhammed Chan, Bahadir Chan,
Nasreddin Chan, und die Jahrzahlen 763.
bis 792. 5) Den Timuriden scheinen zu ge-
[Seite 188] hören 5. Münzen von Abdallah Chan (dem
Nachfolger Ulugbeigs) und eine von Sultan
Ibrahim (Timurs Enkel). Auf der erstern
scheint der Prägort Samarkand genannt zu
werden. Die folgenden sind alle ungewiß. Die
6te Classe, fünf Münzen, deren Inschriften
lesbar sind, aber die Namen fehlen oder lassen
sich nicht bestimmen. 7) Afrikanische Münzen,
die ihr Gepräge kenntlich macht, aber ohne
Namen. 8) Völlig unbekannt und dunkel sind,
eine schöne Goldmünze, mit sehr unleserlichen
Inschriften und eine Kupfermünze mit dem
Bildniß eines Tatarischen Fürsten. Die übri-
gen sind abgeschliffene Fragmente von alten
Münzen, die im Orient Muhamedien heissen,
völlig unleserlich. – Wie schäzbar auch dieser
Theil der Münzsammlung der Bibliothek sey,
erhellt daraus, daß von allen diesen Münzen
kaum 5 oder 6. bekannt und beschrieben sind.
Die Aufschriften von einzelnen Münzen liesen
sich ohne Zeichnung, oder weitläufige Beschrei-
bung, hier nicht deutlich machen.

Eine Gemmensammlung befindet sich
bey der Universitäts-Bibliothek. Sie hat die
Lippertschen Gemmenabgüsse, nebst den
Stoschischen und einige der schönsten An-
tiken in Gyps. Auch eine überaus starke,
vielleicht vollständige Landkartensammlung.

[Seite 189]

Die königliche Modellkammer ist
sehr ansehnlich. Die grösern Maschinen werden
seit 1780. im alten Zeughause aufbewahrt, da
die immer wachsende akademische Bibliothek ih-
nen im Paullinum, neben dem grosen Hörsale,
keinen Raum mehr verstattete; die kleinern aber
noch in dem Uffenbachischen Cabinete auf der
Bibliothek. Der Platz im alten Zeughause
ist der Universität zum Modellraume von der
Stadt vermiethet. Es sind auch vor einigen
Jahren schöne Bergwerksmodelle dahin ange-
kauft worden, welche eine Privatperson in Claus-
thal zweckmäsig gesammelt hatte. Die meisten
Modelle sind schön und lehrreich. Ein kleines
Verzeichniß derselben findet man in G.H.
Hollenberg’s Bemerkungen über verschiede-
ne Gegenstände, auf einer Reise durch einige
teutsche Provinzen. (Stendal 1782. 8.)
Seite 22. u.f. – Die Oberaufsicht über alle
Modelle, hat Hr. Hofrath Kästner; die Un-
terhaltung oder Reinigung der Maschinen aber,
ist Hrn. Mechanikus Zichansky von der kö-
niglichen Regierung aufgetragen.

Bey der dasigen Bibliothek hat man auch
eine ansehnliche Sammlung von Kupfer-
stichen
und Handzeichnungen, auch etliche
Kupferplatten von Rembrand aus der Erb-
schaft des Hrn. von Uffenbach. Der ehemali-
[Seite 190] ge Braunschweigische Hofmaler, Hr. Fiorillo,
der sich seit 1782. in Göttingen aufhält, hat
über die vortrefliche Kupferstichsammlung der
akademischen Bibliothek die Aufsicht. Dieser
Künstler war lange in Italien, ist gelehrt in
seinem Fache, ließt auf der Göttinger Akade-
mie die Geschichte der Malerey, Bildhauer-
und Kupferstecherkunst, und zeichnet sehr fleisig
und delicat.

Die Sammlung der Uffenbachischen-
Instrumente
*), befindet sich in einem glä-
sernen Schranke zwischen den Büchern, und
dienet auch zum öffentlichen Gebrauche. Das
ganze Uffenbachische Vermächtniß steht auch noch
besonders, da, wo ehemals der Carcer und
der Concilien-Saal war. Die Instrumente
bestehen aus Fernröhren, Mikroscopen und an-
dern dioptrischen und catoptrischen Sachen,
nebst einigen geometrischen und mechanischen
Instrumenten und Modellen; auch die Bücher
sind größtentheils mathematischen Inhalts. –
Die Sammlung von Handzeichnungen
befindet sich in 3. Bänden, welche alle aus einzelnen
Blättern bestehen, die zum Theil schon sehr
alt, und bloß wegen den verschiedenen Ma-
[Seite 191] nieren, und in Absicht der Kunstgeschichte,
aufbewahret zu werden verdienen, zum Theil
aber auch sehr schön und richtig gezeichnet sind,
obgleich viele Stücke bloß Skizen sind. Es
sollen 30,000. Kupferstiche und Handzeichnun-
gen seyn.

Die Instrumentensammlung auf dem
königlichen Observatorium ist vortreflich.
Durch die Gnade des Königs von Engelland
erhielt diese Sammlung seit kurzer Zeit viele
neue Sachen. Man findet daselbst einen grosen
Mauerquadranten von Bird in Engelland ver-
fertigt, einige vortrefliche Pendul Uhren u.s.w.
Ein vollständiges Verzeichniß davon findet man
in Hollenberg’s Bemerkungen über verschie-
dene Gegenstande auf einer Reise durch einige
deutsche Provinzen etc. S. 20. u.f. In des
Hrn. geh. Justitzrath Pütter’s Beschreibung
von Göttingen, befinden sich von einigen Stü-
cken umständlichere Nachrichten, die aus der
Feder des Hrn. Hofrath Kästner’s sind.
Ueberhaupt fehlt es diesem, mit den besten
astronomischen und mathematischen Instrumen-
ten reichlich versehenem Observatorio, an wei-
ter nichts, als einer bessern Lage, indem
sein Orient zu sehr eingeschränkt ist. Es wur-
de im Jahr 1751. auf einem Thurm der
Stadtmauer angelegt. Hr. Hofrath Kästner
[Seite 192] wohnt gleich darneben, und hat die Bequem-
lichkeit, daß er zu jeder Zeit des Nachts die
Observationen ohne Mühe abwarten kann,
welche sonst bey andern Sternwarten verknüpft
ist. Jeder wird dieses Observatorium und sei-
nen gelehrten Vorsteher gewis mit Nutzen und
Vergnügen besuchen.

Kupferstich- und Gemäldesammlun-
gen
. Das historische Institut hat eine der
stärksten Siegelsammlungen in Lack, nebst
vielen Urkundensiegeln, Wappen und Münzen
in Kupferstichen, die der Hr. Hofr. und Prof.
Gatterer aus seiner Büchersammlung auf
eine sehr uneigennützige Weise, zum Gebrauch
junger Geschichtsforscher, hergab; auch einige
sehr schöne Sinesische Malereien; J.
Eberh. Fischer’s Nordasiatisches Glossarium,
und einige Mineralien.

Das anatomische Cabinet der Uni-
versität enthält vortrefliche Präparate, welche
dasselbe zum Theil, seinen grosen Zergliederern
zu danken hat, welche dieser Universität von
jeher eigen waren. Auch hat das anatomische
Theater eine schöne Instrumentensammlung.

Unter die vielen Vorzüge, welche dieser in
ihrer Art einzigen Universität, gleich von ih-
rer Stiftung an, eigen waren, gehört auch
[Seite 193] für die allgemeine Naturgeschichte diese Merk-
würdigkeit, daß sie zwey mit den schönsten und
seltensten Gewächsen prangende Gärten besitzt.
I) Der sogenannte medicinische oder botani-
sche Garten
mit seinen Gebäuden ward erst
1739. angelegt, er liegt noch in der Stadt
selbst. Der Garten ist ziemlich groß, in-
dem er jezt fast die ganze Wallseite, vom
Weender Thore an bis an die Ecke der soge-
nannten Kaß-Büle, einnimmt, und mit ei-
ner ausserordentlichen Menge der seltensten und
schönsten Gewächse prangt. Dem sel. Prof.
Joh. Wilhelm Albrecht wurde 1734. schon
die Anlegung eines Gartens aufgetragen*).
Er starb aber darüber weg, und man erwähl-
te hernach einen weit bequemem und geräumi-
gern Platz, denjenigen, den er jezt einnimmt.
Dieser wurde unter des Hrn. von Haller’s
Aufsicht eingerichtet, und es kam im J. 1739.
so weit, daß er sodann die ersten Samen
aussäen konnte. Die mehresten seiner Veran-
staltungen, und durch seine Vorstellungen zum
Besten des Gartens ausgewirkten Vortheile, er-
halten sich noch, obgleich der Garten nachher,
sowohl in Ansehung seiner Vorgesetzten, als
der innern Einrichtung und der Pflanzen man-
[Seite 194] cherley Veränderungen erlitten hat. Der Gar-
ten wurde auch gleich anfangs mit einem Wohn-
hause für den versehen, welcher auf der Aka-
demie die Kräuterkunde lehrt, das zuerst für
den grosen unsterblichen Haller ist aufgefüh-
ret worden.

Die Länge des Gartens beträgt 442.
Fuß, und die Breite 152. Durch den freygebigen
Aufwand, den die königliche Regierung, seit
einigen Decennien dem Garten hat angedeihen
lassen, hat sich auch derselbe auf vielerley Wei-
se sehr verbessert. Die wichtigste Verbesserung
ist das neue Gewächshaus, das der Hr. Ober-
commissair Müller mit bekannten Einsichten
aufgeführet hat, und wobey man, nebst der
Hauptabsicht, auf Dauer und Zierde gesehen
hat. Es ist massiv gebauet, 64 Fuß lang, und
den Vorsaal zum Einheitzen mitgerechnet 30.
Fuß breit. Da man schon ein bequemes Haus
für die Orangerie, und die, gleiche Wärme er-
fordernde Gewächse hatte (Frigidarium): so ist das
neue nur in 2. Gemächer, für die Gewächse
des wärmsten Himmelsstriches (Caldarium), und
diejenigen des gemäsigtern (Tepidarium) einge-
theilt. Die Neigung der Fensterwand beträgt
75. Grad. Die Scheiben liegen ohne Queer-
stäbe, wie die Dachziegel, aufeinander, wo-
durch mehr Licht aufgefasset, und der Regen
[Seite 195] und Wind desto besser aufgehalten wird. Die
Canäle laufen in dem wärmsten Gemach, wo
ein Lohbeet ist, erst gerade vor der Hinter-
mauer hin, hernach dreymal im Zickzack in der
Mauer selbst; in dem andern von mittlerer
Wärme läuft er aber rings herum. Die Oefen
sind, um dem Rauch desto bessern Fortgang
zu geben, merklich tief gesezt worden; um die
Hitze aber aufzuhalten, erweitern sich die Canä-
le wechselsweise. Anstatt der Läden hat man
vor den Fenstern wollene Decken, die unter
dem Dache ganz zurückgezogen werden können,
wodurch der Uebelstand von der sonst entstehen-
den Wulst, wenn sie aufgerollet werden, ver-
hütet wird.

An Sibirischen und Nordamericanischen
Pflanzen hat dieser Garten eine grose Menge,
sonst aber ist keine Art von Gewächsen, auch
nicht wilde, ausgeschlossen. Die freie Luft ver-
tragende Bäume und Stauden sind, im Ver-
hältniß mit andern Gewächsen, weniger zahlreich,
als welche auch nicht für einen solchen Garten
eigentlich gehören. Durch die Fürsorge des
Herrn Präsidenten Banks in London, ist der
königliche botanische Garten mit einer grosen
Anzahl von ausländischen Samen, welche die
Engländer von ihrer lezten Reise um die Welt
zurück gebracht haben, bereichert worden. Die
[Seite 196] verschiedenen Sorten sind von Otaheite, Neu-
seeland, der Terra Diemen, der Insel O-hwy-
hee, der Insel Tongababu oder Amsterdam,
von der Desolationsinsel, von Pulo Condor
in Ostindien, von Macao, vom Cap, und von
den nördlichen Gegenden, nemlich der Insel
Unalaschka, der Meerenge Norton und von
Kamschatka.

Die Zahl der Gewächse hat seit 1769. durch
die Zuneigung auswärtiger Kräuterkenner sehr
zu genommen, unter andern an Bäumen und
Stauden, deren man eine grose Anzahl der
Gewogenheit des Hrn. Landdrosten Otto von
Münchhausen
, und des Hrn. Hofrichters von
Veltheim
zu danken hat. Aufseher des Gar-
tens waren von jeher die ordentlichen Lehrer
der Botanik auf der Universität, nemlich die
Herren, von Haller, (vom J. 1754) Zinn,
dann Vogel, Büttner, und der jetzlebende
Hr. Ritter Murray, der für die Bereicherung
des botanischen Gartens so ausserordentlich sorgt.
Die Pflanzen hat er nach Linnéischer Ordnung
aufgestellt, und einer jeden einen Nummerstab
beygesezt, auf dem nach Oederscher Art, die
Dauer, der Standort (Hospitium), die Seiten-
zahl, und die Nummer der Gattung, aus von
Linnés
species plantarum, angezeichnet worden.
Freylich kann die systematische Ordnung nie-
[Seite 197] mals in vollkommener Strenge befolgt werden;
doch hat sie auch bey ihrer Unvollkommenheit
den Vortheil, die Kenntniß des Systems und
den Vergleich verwandter Pflanzen zu erleich-
tern.

Von diesem botanischen Garten handeln
nun folgende Schriften:

  1. Alb. Halleri brevis enumeratio stirpium horti Göt-
    tingensis. acc. Animadversiones aliquae et nova-
    rum descriptiones. Götting.
    1743. 8. maj. cum
    tab. aen.
    6. Blätter.
  2. Eiusd. Enumeratio plantarum horti regii et agri
    Goettingensis aucta et emendata. ibid
    . 1753. 8.
    1. Alphab. 5 Bogen. Der berühmte Hr. von
    Haller liefert hier ein vollständigeres Verzeichniß
    der in diesem Garten wachsenden Pflanzen, nebst
    einer Zugabe von denen, die er im Göttingi-
    schen Bezirke und in dem Harzwalde gefunden,
    wobey viele schöne Bemerkungen angebracht sind.
    Man s. Vogels neue med. Bibl. 1. B. S. 1–5.
    Götting. gel. Anz. 1753. S. 657.
  3. Eiusd. Observationes botanicae ex horto et agro
    Göttingensi; in Commentar. Soc. Rec. Götting.
    Tom. I. p
    . 201. Tom. II. p. 337.
  4. Io. Godofr. Zinn Catalogus plantarum horti Acad.
    et agri Göttingensis. Goetting.
    1757. 8. cum
    tab. aen
    . 1. Alph. 6. Bog. Hr. Prof. Zinn
    hat die vom Hrn. von Haller in seinen botani-
    schen Schriften beobachtete Ordnung größten-
    theils beybehalten. Weitläufigere Beschrei-
    [Seite 198] bungen und Beobachtungen hat er nur sehr selten an-
    gebracht, um das Buch nicht zu dicke zu machen. Die
    Anzahl der neuern Pflanzen, welche er in die-
    sem Werke noch hinzugethan, erstreckt sich auf
    200., wo er doch noch verschiedene, die zwar
    schon in dem Garten waren, aber noch nicht
    geblüht hatten, wegließ. Es ist zu bedauern,
    daß sein Verzeichniß, der in dem Garten und
    dasiger Gegend sich befindlichen kleinern Pflanzen,
    welche keine eigentlichen Blumen tragen, und
    zu welchen die Farnkräuter, Schwämme und
    Moose gehören, nicht erschien. Sein Leben
    findet man in den Götting. gel. Anz. 1759.
    und aus diesen in den Erlang. gel. Beytr.
    1759. S. 760. beschrieben.
  5. Ioh. Andr. Murray Prodromus designationis stir-
    pium Göttingensium. Goett.
    1770. 8. cum figu-
    ris aen.
    ohne den Titelbogen 252. Seiten in
    8. Hr. Hofr. Murray hat in diesem wohlgera-
    thenen Verzeichnisse nicht nur die Pflanzen des
    botan. Gartens genennt, sondern auch seine Flo-
    ra bis auf den Harz und die umliegende Ge-
    gend erstreckt, daher diese Schrift von vielfachem
    Nutzen ist, und die vorhergehenden in Rück-
    sicht der Vollständigkeit übertrift. Eine aus-
    führliche Anzeige findet man in Vogels neuen
    med. Bibl. 8. B. S. 178. u.f. Allgem. deutsche
    Bibl. 14. Band, S. 141. Götting. gel. Anz.
    1770. S. 769.
  6. In den Nov. Commentar. Soc. Reg. Scient. Götting.
    ad An
    . 1783. et 84. Tomus VI. (1785. 4.) stehet
    unter den medicinischen Abhandlungen vom Hrn.
    [Seite 199] Murray Descriptio stirpium aliquot nouarum vel
    minus cognitarum horti botan. cum tab. aen.
    Die
    Pflanzen sind: Spilanthus saliuaria Dombey, (eine
    Peruanische Pflanze); Lycium heterophyllum
    Murr.; Gypsophila viscosa Murr.; Solanum
    marginatum Linn. Tetragona expansa Murr
    .
    Die Beobachtungen von ganz neuen Pflanzen
    betreffen folgende: Solandra lobata Murr.; Fors-
    kohlea angustifolia Ejusd.; Rhus semialatum;
    Xanthium echinatum Ejusd.; Carduus ciliatus
    Ej.; Berberis Sibirica Pallas
    . In dem 8ten
    Bande der erst genannten Abhandlungen sind auch
    von dem Hrn. Hofr. Murray Observationes bo-
    tanicae in stirpes quasdam minus cognitas pag
    .
    34–49. zu finden. Es sind meist sehr seltene
    ausländische Gewächse, welche Hr. Murray für
    den botanischen Garten mit eigener Hand pflanz-
    te, erzog und blühen sah; z.B. Erythrina Co-
    rallodendum Linn
    .*) Ranunculus plantagini-
    folius Murr
    . (aus Sibirien) Bunias cochlea-
    rioides Murr
    .**) Leonurus crispus Murr. Ocymum
    thyrsiflorum Linn
    . Alle diese Gewächse sind
    auch daselbst in Kupfer vorgestellt.

II. Von der Sternwarte sieht man ge-
rade in den oekonomischen Garten ausser
[Seite 200] der Stadt, welcher auch der Universität ge-
hört. In diesem werden blos solche Kräuter
und Blumen gebauet, welche ökonomischen Nutzen
beim Ackerbau, bey Fabriken, Färbereyen u.s.
w. haben, und nach geendigter Vorlesung über
die Landwirthschaft den Zuhörern in diesem
Garten gezeigt werden, damit sie eine anschau-
ende Kenntniß davon erhalten.

Dieser ökonomische Garten ward in May
1768. durch die unablässige Fürsorge des um
alle Wissenschaften unsterblich verdienten ersten
Curators dieser Universität, des Herrn Premier-
Ministers von Münchhausen, von dem noch
lebenden Hrn. Hofrath und Prof. Beckmann
angelegt, worein nach und nach alle ökonomi-
sche Pflanzen, so viel wie möglich, angeschaft
und erzogen werden sollen; wie denn auch be-
reits eine beträchtliche Anzahl derselben vor-
handen ist, die theils der Gnade des hohen
Stifters, theils dem Herrn Landdrosten und
Landrath Otto von Münchhausen (dem
berühmten Verf. des Hausvaters), zu ver-
danken sind*). Durch dieses vortrefliche Hülfs-
[Seite 201] mittel wird nun die jedem unentbehrliche Kennt-
niß der ökonomischen Pflanzen sehr erleichtert,
der Vortrag von der Bauart und Wartung
derselben practisch gemacht, und zu vielen heil-
samen Versuchen Gelegenheit gegeben. Die
Aufsicht über den ökonomischen Garten hat der
ordentliche Professor der Oekonomie, der wür-
dige Hr. Hofrath Beckmann, dessen Ver-
dienste in mehrern Theilen der Wissenschaften,
besonders aber in der Oekonomie, nur allzu be-
kannt sind.

Privatsammlungen.

Naturalienkabinete findet man 1)
bey Hrn. Hofrath und Prof. Gmelin, wel-
ches stark im mineralischen Fache ist.

2) Bey Hrn. Hofrath und Prof. Blu-
menbach
, welcher ausser einer reichhaltigen
Sammlung der seltensten und schönsten Natu-
ralien auch viele zoologische Kupferstiche besizt.

[Seite 202]

Kupferstich- und Gemäldesammlun-
gen
: 1) Hr. geheime Justitzrath und Prof.
Dr. Böhmer besizt eine schöne Gemälde-
Sammlung. 2) Der Privatdocent Hr. Dr.
Weis har eine schöne, selbstgemalte Pflan-
zensammlung in Oelfarben.

3) Hr. Drost von Minning besizt eine
schöne Sammlung von alten Kupferstichen und
Zeichnungen, unter leztern Raphaels Zeichnung
zu den drey Grazien, die Mark Antonio ge-
stochen hat.

Instrumenten-Sammlungen. 1)
Bey Hrn. Hofrath und Prof. Lichtenberg
findet man vorzüglich schöne physikalische und
mathematische Instrumente. Er besizt z.B.
eine smeatonische Luftpumpe, die ohne allen
Apparat in London schon 38. Pfund Sterlinge,
nach jetzigem Cours 218½ Rthlr. in Golde,
mit dem Apparate, wie er ihn hat, 450.
Rthlr. kostet. Hr. Hofrath Lichtenberg
ist auch im Besitz einer der größten Electropho-
re, der ihm vom Hrn. Hofmechanikus J.A.
Klindworth in Göttingen von besonderer Güte
und Größe verfertigt wurde. Seine Wirkung
ist seiner Größe angemessen. Die ausführliche
Beschreibung desselben findet man in der Samm-
lung von allerley Kunststücken für
Künstler, Handwerker und Oekono
-
[Seite 203] men. Aus dem Franz. übersezt. Mit An-
merk, und Zusätzen von J. Ch. Wiegleb.
1ten Th. S. 189. Von diesem geschickten
Mechaniker besizt Hr. Lichtenberg mehrere sehr
schöne Instrumente, unter andern auch ein
Pyrometer, das er durch Veränderungen in
der Länge der Stangen empfindlicher, als das
Englische machte, und so einrichtete, daß sich
so wohl heisses Wasser, als Lampen, anbrin-
gen lassen.

2) Bey dem Architecten Hrn. M. Joh.
Paul. Eberhard. Er hat auch viele schö-
ne Risse.

Herr Hofr. und Prof. Beckmann hat
ausser einer sehr vollständigen Landkartensamm-
lung, auch eine reiche Sammlung von Mine-
ralien, physikalischen Instrumenten, Modellen,
Gewächsen u.s.w.

Herr Hofrath und Prof. Schlözer hat
eine Sammlung der meisten europäischen
Münzen.

Herr Prof. von Colom du Clos hat
eine reiche Landkartensammlung.

Herr Hofrath und Prof. Dr. Wrisberg
besizt ausser seinem Fache, eine auserlesene Bü-
chersammlung zur Erd- und Naturkunde, nebst
den besten Landkarten und Kupferstichen. Sei-
[Seite 204] ne Sammlung anatomischer Präparate ist wich-
tig und überaus schön.

Hr. Hofrath und Prof. Gatterer hat
seine reiche Sammlung von Wappen, Siegeln
und Münzen schon längst dem historischen In-
stitute geschenkt.*)

Reisenden, welche diese berühmte Univer-
sität mit Nutzen besuchen wollen, sind folgende
Schriften zu empfehlen:

Notes
*).
[Seite 156]

Schäzbare Nachrichten von diesem Museum
gab uns der berühmte Hr. Prof. Blumen-
bach
in Göttingen, die man in Iacobi und
Krauts Annalen der Braunschweig. Lüneb.
Churlande etc. im 3ten Stück abgedruckt fin-
det. Ich legte diese Abhandlung hier zu-
Grunde, und erweiterte sie mit neuen Zu-
sätzen und Vermehrungen.

*).
[Seite 157]

Hr. Hofrath und Prof. Christ. Wilh. Bütt-
ner
trat sein kostbares Kabinet, welches mei-
stens Mineralien enthielt, mit ausserordent-
licher Uneigennützigkeit für eine geringe Leib-
rente von 300. Thalern ab, und fuhr auch
[Seite 158] fort, es noch zu vermehren. 92. Bände
seltener Pflanzen, meist von Vaillant, für den
ehemaligen Leibmedicus von Hugo gesam-
melt, 12. darunter malabarisch, und ein
Theil vom Hrn. von Haller, kamen von der
Bibliothek sogleich dazu. Das Herbarium vi-
vum von malabarischen Pflanzen,
welches, wie gesagt, 12. Bände ausmacht,
ist ein wahrer Schatz für dieses akademische
Museum, da es nicht nur von Gelehrten,
der Botanik kundigen Männern, in diesem Lan-
de ist gesammelt worden, sondern solche bey
einer jeden Pflanze auch ihren Namen in Ma-
labarischer Sprache auf ein Palmblatt einge-
graben, und öfters auch den medicinischen Ge-
brauch beygefügt haben.

*).
[Seite 158]

s. Dan. Eberh. Barings Museographia Brun-
suico-Luneburgica
an dessen Beschreibung der
Lauensteinischen Saala II. Th. S. 238. u.f.

*).
[Seite 159]

Der brave Freyherr von Asch machte schon
öfters beträchtliche Geschenke an das Kö-
nigliche Museum, mit Gold- Silber- und
Erzstufen und andern Mineralien, an Münzen
und insonderheit einer schönen Suite Russischer
Medaillen in Bronze u.s.w. Im J. 1781. er-
hielt es von ihm auch Versteinerungen
von Nowaja Lodoga und Nischnei Nowogorod;
ein Paar sehr grose Granat-Drusen, und ein
Rennthier-Geweih mit seiner Haut bekleidet.
Auch zeichnen sich hierinn die verwittwete
Fürstin von Waldeck, der Freyherr von
Hüpsch zu Kölln, und beyde Herren de
Luc
aus. Man sehe hierüber die Göttingi-
schen gelehrten Anzeigen
1778. St.
100. und 122. und 1779. St. 159.

*).
[Seite 160]

v. Haller ad Boerhavii method. studii medi-
ci pag
. 99. Ej. opusc. botanic. p. 119.

**).
[Seite 160]

In Bernoulli’s Sammlung kurzer
Reiseb. 3ten Band, wird von diesem Cabinete,
[Seite 161] als es damals noch Privatsammlung war,
also geurtheilt: ‘es enthält zwar nichts anders
als Mineralien, allein es werden wenige
Particularsammlungen seyn, die dieser gleich
kommen, und manche öffentliche Sammlung
mag wohl nicht reicher in diesem Fache seyn”’
Man sehe auch Eberh. Aug. Wilh. Zimmer-
mann’s
Beobachtungen auf einer Harzreise.
Braunschw. 1776. S. 33. und 36.

*).
[Seite 162]

Eine Untersuchung dieses durchsichtigen Feld-
spats, den Hr. Pini Adularia nannte, hat
Hr. Morell in D. Höpfner’s Magazin für
die Naturkunde Helvetiens 2ten Band (Zü-
rich 1788.) unternommen.

*).
[Seite 165]

Die Geschichte dieses merkwürdigen Foetus
kann man in den Göttingischen An-
zeigen von gel. Sachen
, 1786. St.
15. S. 138. nachlesen.

*).
[Seite 167]

Herr Hofrath Heyne hat solche in einem
Programm genau beschrieben. Einen kurzen
Auszug kann man darüber im 123sten Stück
der göttingischen Anzeigen vom Jahr 1781.
nachlesen.

*).
[Seite 181]

Man lese hierüber Bernoulli’s Sammlung
kurzer Reiseb. 13. B. S. 434. u.f.

**).
[Seite 181]

So liegt auch im Museum eine Zwitterstufe
aus dem Erzgebürge, die Hr. Prof. Bütt-
[Seite 182] ner selbst aus einander geschlagen, und die
in der Mitte einen Kern von Zinnschörl
enthält, der, wie mit einem Saalbande, von
gediegenem Zinn umzogen, und beydes nach-
her mit dem Zwitter eingeschlossen ist.

*).
[Seite 186]

S. Götting. Anz. von gel. Sachen 1788.
Stück 129.

*).
[Seite 190]

Die Sammlungen des Frankfurtischen Pro-
toscabinus J.F. von Uffenbach, kamen im
J. 1769. nach Göttingen.

*).
[Seite 193]

Man sehe des Hrn. Prof. Murray Prodrom.
design. stirp. Gött. p.
83. u.f.

*).
[Seite 199]

Das größte und älteste Exemplar von diesem
schönen indianischen Baume, ist daselbst 6 Fuß
hoch. In 17. Jahren blühte er nur zweimal.

**).
[Seite 199]

Der Saame wurde vom Hrn. Pallas aus
Petersburg geschickt, der die Pflanze in tie-
fen Wiesen und an den Ufern des Jaick
(oder besser Ural) in Sibirien fand.

*).
[Seite 200]

In der königlichen Verordnung vom 23.
Jun. 1773. ist den Studirenden, welche
dereinst die Beförderung zu Amtsbedienun-
gen suchen wollen, die Erlernung der Oe-
konomie, Naturkunde, ingleichen der mathe-
[Seite 201] mathischen Wissenschaften empfohlen, und da-
bey festgesezt worden, daß in den Exami-
nibus
der zu Amtsauditoren sich meldenden
Candidaten, auf diese Kenntnisse, und auf die
Zeugnisse, wegen der auf der Akademie ge-
hörten oekonomischen und mathematischen Col-
legiorum
Rücksicht genommen werden soll. S.
Beckmann’s Grundsätze der teutschen Land-
wirthschaft, S. 17.

*).
[Seite 204]

Sollten vielleicht einige Göttingische Samm-
lungen übergangen seyn, so bitte ich um ei-
ne geneigte Anzeige des noch Fehlenden.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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