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Göttingische
Anzeigen
von
gelehrten Sachen
unter der Aufsicht
der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

Der zweyte Band,
auf das Jahr 1795.

Göttingen,
gedruckt bey Johann Christian Dieterich.

Göttingen.

[Seite 1737]

Wir haben noch die Anzeige der vorjährigen me-
dicinischen Preisschrift nachzuholen, die Hrn. Himly,
nunmehrigen Prof. der Arzneywissenschaft in Braun-
schweig, zum Verfasser hat, und bey Dieterich unter
dem Titel: Commentatio mortis historiam, cau-
sas et signa sistens
, auf 76 Seiten in gr. Quart
abgedruckt worden. Sie verräth durchgehends eben
sowohl ausgebreitete und wohl verdaute Belesenheit,
als eigenes Nachdenken, und Scharfsinn in den
zweckmäßig angestellten Versuchen an Thieren. Sie
ist in drey Abschnitte eingetheilt, wovon der erste
die Geschichte des natürlichen, nothwendigen Todes
aus Abnahme der Kräfte im hohen Alter; der zweyte
die mancherley Ursachen und davon abhängende Ver-
schiedenheiten der andern, mehr zufälligen Todes-
arten; und der dritte die Semiotik des wirklichen
Todes zum Unterschied vom Scheintode begreift. –
Im ersten zuvörderst Physiologie des Greisenalters,
mit eigenen Beobachtungen an einem hundertjähri-
[Seite 1738] gen Alten. Dann Bestimmung des Ausdrucks mors
sine morbo,
womit der Tod, den sie sterben, be-
zeichnet zu werden pflegt. – Im zweyten erst
Vergleichung des Todes mit den Phänomenen des
Schlafs, zumal in Bezug dreyer entfernter Ursachen
des letztern: nämlich, verminderte Energie des
Hirns, durch Entkräftung oder durch Ableitung des
Bluts vom Kopfe; dann durch Druck aufs Gehirn;
und durch narcotische Gifte. Hierauf passen die drey
Hauptarten des Todes: A) aus Blutmangel und
andrer Erschöpfung; B) durch eigentlichen Schlagfluß;
C) durch unmittelbaren gewaltsamen Nervenreiz, wie
z.B. durch Gifte, oder heftige Leidenschaften, oder
Blitz, oder Schlag auf die Magengegend u.s.w.
Bey jeder derselben untersucht der Verf. ihre Ursachen
und Zufälle. Letztere, so wie sie sich erst im Sterben,
und dann am Habitus der Leiche äussern (– einer
der vorzüglichsten Abschnitte der ganzen Schrift –).
Bey Gelegenheit der letztgedachten Todesart prüft
und entkräftet der Verf. durch Gründe und Versuchen
au Thieren mit Scharfsinn und Bescheidenheit die
Meynung des Hrn. Fontana, als ob Mohnsaft, Ti-
cunasgift, Kirschlorbeergeist und Viperngift nicht
durch die sich verbreitende Einwirkung auf die Ner-
ven tödte. – Hierauf, als Resultat aus diesen bey-
den Abschnitten, Begriff und allgemeine Eintheilung
des Todes überhaupt. – Die im dritten Abschnitt
abgehandelten Kennzeichen des Todes sind auf sieben
Hauptmomente zurückgebracht. Nämlich 1–3.
Tilgung der drey allgemeinen Lebenskräfte, Reizbar-
keit, Empfindlichkeit und Tonus (Contractilität). –
Bey Gelegenheit der erstern, Versuche über die An-
wendung des Galvanischen Reizungsmittels. –
4. unwiederbringlich getilgtes Secretionsvermögen.
5. gänzlich entwichene thierische Wärme; endlich 6.
Steifigkeit, und 7. Fäulung der Leiche.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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