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Göttingische
gelehrte Anzeigen
unter der Aufsicht
der königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

Der zweyte Band,
auf das Jahr 1806.

Göttingen,
gedruckt bey Heinrich Dieterich.

Göttingen.

[Seite 1569]

Joh. Friedr. Blumenbach’s Geschichte und Be-
schreibung der Knochen des menschlichen Körpers.
Zweyte, sehr vermehrte, Auflage. 496 Seiten in
Octav. Mit Kupfern. – Ausser andern Zusätzen
und Verbesserungen enthält diese Ausgabe nahment-
lich auch zahlreiche Nachträge zu des Verfassers
Handbuch der vergleichenden Anatomie; manches
Andere betrifft die ihm erst neuerlich bekannt ge-
wordenen osteologischen National-Verschiedenheiten
im Menschengeschlechte; wieder andere Anmerkun-
gen sind durch die Gall’sche Schedellehre veranlaßt
worden u. dergl. m. – Wir zeigen nur einige die-
ser neuen Zusätze an. – So ist z.B. im ersten Theil,
nähmlich der Geschichte der Knochen, der in das
ganze Studium der Osteologie tief eingreifende Fun-
damental-Satz ausgeführt, daß die Knochen bey
aller ihrer Festigkeit doch gerade die allerwandel-
barsten, und eben deßhalb die allerbildsamsten, von
allen partibus similaribus des menschlichen Körpers
sind. – Wie auffallend sich das für die Physio-
logie, so wie für die zeichnenden und bildenden
[Seite 1570] Künste, gleich wichtige Gesetz der Homogenität auch
in der Osteologie bestätigt, zumahl in der mehr
oder minder scharf bestimmten Ausbildung der Ei-
nem Subjecte zugehörigen Knochen. – Im zwey-
ten Theile, der die Beschreibung enthält, macht
der Verf. unter andern auf die fossa basilaris auf-
merksam (so nennt er den Raum zwischen der spina
palatina
und dem vordern Rande des for. magni),
deren verschiedenartige Weite und Tiefe nach seinen
Beobachtungen einen der Haupt-Charaktere aus-
macht, von welchen das Auszeichnende im natio-
nalen und individuellen Totalhabitus der Schedel
abhängt. – Hrn. Dr. Gall verdankt er ein merk-
würdiges Beyspiel der von vielen Anatomen bezwei-
felten anomalischen Schedelform, wo die Haupt-
Dimensionen der Hirnschale einander fast völlig gleich
sind. – Ueber die vermuthliche Entstehung und
Ausbildung des clivus an den hintern process.
clinoides
des Keilbeins, der so vielartige indivi-
duelle Verschiedenheit zeigt. – Daß die ersten
schalenförmigen Keime der Zähne die Grundlage
der Knochen-Substanz, und nicht, wie einige an-
dere neuere Zergliederer geglaubt, des Schmelzes,
bilden. Es zeigt sich gleich, wenn man nur so
einen Keim in verdünnte Salpetersäure legt. –
Die sonderbare Degeneration des Guckuksbeins am
ungeschwänzten Kluthahn.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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