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Göttingische
gelehrte Anzeigen
unter der Aufsicht
der königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

Der erste Band
auf das Jahr 1812.

Göttingen,
gedruckt bey Heinrich Dieterich.

Wien.

[Seite 533]

Notitia collectionis insignis vermium intesti-
nalium et exhortatio ad commercium littera-
rium, quo illa perficiatur, et scientiae atque
amatoribus reddatur communiter proficua.
Naturae scrutatoribus generatim, specialiter
autem enthelminthologis dicata ab administra-
tione reg. caes. musei historiae naturalis Vien-
nensis.
Auch Deutsch: Nachricht von einer
beträchtlichen Sammlung thierischer Einge-
weidewürmer
etc. Jede Ausgabe von 32 enge
gedruckten Seiten in groß Quart.

Wenige Bogen, die aber wahre Bewunderung
erregen, und zu einem neuen aufmunternden Be-
weise dienen, wie sehr viel ein beharrlicher reger
Eifer im Studium der Naturgeschichte selbst in
kurzem zu leisten vermöge. – Voran eine kurze
litterärische Uebersicht der Geschichte dieses wich-
tigen, ergiebigen und noch so spät erst recht be-
arbeiteten Feldes der Zoologie, von Redi bis auf
Rudolphi’s classisches Werk. Dann die Ent-
stehungsgeschichte der vor allem durch den uner-
müdeten Fleiß des verdienstvollen Herrn von
Schreibers,
Directors der vereinigten kaiserl.
[Seite 534] königl. Naturalien-Cabinete in Wien (dessen eigne
Sammlung von solchen Würmern den Grund zu
jener nun so zahlreichen legte), binnen den fünf
letzten, bekanntlich dort mitunter gar unruhigen,
Jahren zu einer solchen – in ihrer Art schon
jetzt einzigen – Vollständigkeit gebrachten Samm-
lung von Enthelminthen (diesen Nahmen schlägt
er vor, um überhaupt die Würmer beym Men-
schen und andern Thieren damit zu belegen). –
Dankbare Anzeige der Unterstützung und Bey-
hülfe, wodurch das Unternehmen gefördert wor-
den. Z.B. aus der Schönbrunner Menagerie;
so wie durch ein Erlaubniß-Decret, in allen kai-
serlichen Jagdbezirken die zu diesem Zwecke be-
nöthigten Vögel schießen zu dürfen u. dergl. m. –
Selbst die Küchen großer Häuser wurden in Re-
quisition gesetzt, und täglich die Eingeweide der
dort verbrauchten Fische und Geflügelarten in
einem blechernen, mit Fächern versehenen, lackir-
ten Kästchen zu diesem Endzwecke abgehohlt. –
Die Anzahl der in diesem Quinquennium zu die-
sem Behuf secirten und untersuchten Thiere be-
läuft sich auf beynahe 40,000 Individuen. Denn
da die Erfahrung lehrt, daß manche Wurmart
äußerst selten, und vielleicht einmahl, in tausend
Individuen ein und derselben Thier-Species vor-
kömmt: so begreift sich die Nothwendigkeit, so
viele einzelne Thiere, als möglich, in verschiedener
Jahrszeit etc. deßhalb zu untersuchen. – Proben
von den musterhaften Sections-Protocollen und
tabellarischen Verzeichnissen, wie sie über die unter-
suchten Eingeweide der Thiere und die darin ge-
fundenen Würmer geführt werden. – Dann die
zweyerley instructiven Catalogen der Sammlung
selbst. Der erste nach der systematischen Ordnung
[Seite 535] der IV Classen von rothblütigen Thieren, in wel-
chen sich die Würmer gefunden haben. Der zwey-
te, eben so systematisch, über die Würmer selbst,
wieder mit Anzeige der Thiere, aus welchen sie ge-
nommen sind; und zwar hier mit Einschluß derer,
die auch in verschiedenen Insecten entdeckt wor-
den. – Bey dem Vorrathe von Dubletten, den
diese fünfjährige ergiebige Ernte geliefert hat,
werden dieselben sowohl einzelnen Naturforschern
zur Entschädigung für ihre Mittheilungen, als
auch in eigenen Sammlungen für Naturalien-Ca-
binete angebothen, und hinwiederum die Zooto-
men, Aerzte etc. um Communication des etwa dort
noch Fehlenden ersucht; zu welchem Behuf am
Schlusse ein Verzeichniß solcher von andern Natur-
forschern gefundener, freylich, was ihre genauere
Bestimmung betrifft, großen Theils noch proble-
matischer, Intestinalwürmer beygefügt ist.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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