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Göttingische
gelehrte Anzeigen
unter der Aufsicht
der königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

Der erste Band
auf das Jahr 1815.

Göttingen,
gedruckt bey Heinrich Dieterich.

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Etat moderne. Tome second. (1812). I. Ueber
die verschiedene physische Beschaffenheit der Ein-
wohner von Aegypten
(der Mamlucken, Türken,
Araber und Copten), von dem Baron Larrey,
S. 1–6. Da aber diese Notice schon vor eilf
Jahren im Druck erschienen (in des Verf. Relation
de l’Expedition en Ehypte etc.
und neuerlich
wieder im zweyten Bande seiner Mémoires de Chi-
rurgie militaire
, welche beide Werke auch zu ihrer
Zeit in unsern Blättern angezeigt worden), und der
Verf. noch dazu sowohl in der Eintheilung als Cha-
racteristik der jetzt in Aegypten einheimischen Völ-
kerschaften größtentheils dem bekannten Voyage en
Egypte etc.
seines Landsmanns Volney folgt, so
beschränken wir uns hier bloß auf einiges wo er von
diesem abweicht, als wohin nahmentlich die von V.
behauptete und hingegen von Hrn. L. geläugnete
Aehnlichkeit der Gesichtsbildung der Copten und Ha-
bessinier mit der Neger ihrer gehört. (– Es kommt
aber hierbey alles auf den Begriff an, den man mit
diesem Worte verbindet, und der sich im physiolo-
gischen Sinne bey weitem nicht bloß auf the Sable
hue
und the true Guinea face, wie es die Eng-
länder nennen, so wenig als im geographischen auf
eine allgemein bestimmbare Breite beschränken läßt.
Daß aber die Habessinische Gesichtsbildung im Total-
habitus mit dem der Aethiopischen Rasse überein-
kommt, welche freylich auch, und hauptsächlich, die
Neger mitbegreift, das ergibt sich unter andern sehr
sprechend aus dem trefflichen Porträt des echten Ha-
bessiniers, Abba Gregorius aus Amhara, das Heiß
1691 nach dem Gemählde des van Sand gestochen
hat. Und der scharfsichtige Ledyard sagt von der
Gesichtsform der Copten: the nose and lip cor-
respond with those of the Negro: the hair is
curled, not close like the Negros, but like the
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. Und wiederum reimt sich damit der
physiognomische Charakter so mancher altägyptischen
Idole, wie z.B. um nur Eins anzuführen, der Pa-
stophore im Museum des Marchese Obizzi, die nach
der Beschreibung des P. Paulin a 8to Bartholo-
maeo, distinguitur primo intuitu per suam
frontem gibbam, per capillos crispos, per ossa
jugalia prominentia, per nasum crassum et
depressum, per sua labia tumentia etc
. –)

Die Mumien, von welchen Hr. L. im allgemeinen
handelt, theilt er nach der verschiedenen Bereitungs-
art derselben in drey Sorten; vermuthlich um sie
der Nachricht die Herodot davon gibt, anzupassen;
den er aber auch einiges sagen läßt, woran dieser
ehrwürdige Alte nicht gedacht hat; z.B. qu’après
avoir vidé les trois principales cavités du corps,
on les remplissoit avec du bitume
. (– Gerade
das ist auffallend, daß Herodot dabey des Harzes
gar nicht gedenkt, so wenig als der bemahlten Byssus-
Maske. –) Manches andere ist wenigstens viel zu
allgemein behauptet; z.B. was sich bey den Mu-
mien der kostbarsten Bereitungsart ‘“destinée aux
principaux citoyens de l’Etat
”’ finde: Chacune
de ces momies porte les atributs de l’art ou de
la profession que l’individu a exercé pendant
sa vie, et ses ustensiles sont renfermés avec
lui dans le cercueil
.

Den Schluß macht, was man hier eben nicht er-
wartet hätte, des Verf. Methode wie er in Europa
die Leichen einiger auf dem Bette der Ehren verstor-
benen Krieger balsamirt habe.

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Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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