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ANNALEN
DER
PHYSIK.

JAHRGANG 1804, STÜCK 11.
oder
ACHTZEHNTEN BANDES DRITTES STÜCK.

HERAUSGEGEBEN
VON
LUDWIG WILHELM GILBERT
PROFESSOR DER PHYSIK UND CHEMIE ZU HALLE,
UND MITGLIED DER GESELLSCHAFT NATURF. FREUNDE IN BER-
LIN, DER NATURWISSENSCHAFTL. SOCIETÄTEN ZU HALLE, GÖT-
TINGEN, JENA, MAINZ U. POTSDAM, U.D. BATAV. GESELL-
SCHAFT D. WISSENSCHAFTEN ZU HAARLEM.

HALLE,
IN DER RENGERSCHEN BUCHHANDLUNG.
1804
.
[[I]] [[II]] [[III]]

9.

[Seite 326]

Zu den chronologischen Verzeichnissen der
aus der Luft niedergefallenen Stein- und Eisenmas-
sen in den Werken und Aufsätzen des Hrn. Dr.
Chladni und des Hrn. Oberappellationsraths von
Ende
hat Herr Hofrath Blumenbach in Göt-
tingen einen nicht unwichtigen Nachtrag in
Voigt’s Magazin, B. 7, S. 233, bekannt gemacht.
Herr Hofr. Blumenbach findet im Buche Jo-
[Seite 327] sua, Kap. 10, Vers 11, die älteste Nachricht von
Meteorsteinen, da es hier im Grundtexte, nach
Herrn Prof. Tychsen’s Auslegung, von der
Schlacht Josua’s bei Gibeon gegen die 5 Könige
der Amoriter heisst: ‘„Et cum fugerent coram
Israelitis.. Jova demisit super eos lapides magnos
ex coelo usque ad Asec (urbem) et mortui sunt.
Plures erant qui morerentur lapidibus grandinis,
quam qui caedebantur ab Israelitis gladio.
‟’

Im J. 1304 soll, nach Kranzii Saxonia, bei
Friedland im Brandenburgischen ein glühender Stein-
regen gefallen seyn. (Ann. XV, 313.) Spangen-
berg’s
Mansfeld. Chronik, S. 329, erzählt: ‘„Anno
1304 fielen glüende Steine in einem Donnerwetter
vom Himmel bei Friedeburg an der Sala, und wa-
ren dieselben Steine kohlschwarz und so hart als
Eisen, und wo die hinfielen, verbrannten und ver-
sengten sie das Gras, als ob ein Kohlfeuer da ge-
wesen wäre.“’ Sollten in diesem Jahre wirklich
an beiden Orten Meteorsteine herab gefallen seyn,
oder sollte hier nicht eine Verwechselung vorge-
gangen seyn?

Aus Dürer’s Tagebuche von seiner nieder-
ländischen Reise führt Hr. Hofr. Blumenbach
folgende Stelle aus dem J. 1520 an: ‘„Item als
ich bin gewest in des von Nassau Hauss, do hab
ich auch den grossen Stein gesehn, den das Wet-
ter neben dem Herrn von Nassau in dem Feld hat
niedergeschlagen.“’ Und aus Thom. Bartho-
lini
historiar. anatomic. rarior. cent. IV, p. 337,
[Seite 328] folgende bedeutende Erzählung vor einem furcht-
baren Steinregen, der sich damahls auf der Insel
Fünen ereignet hatte: ‘„Ao. 1654 d. 30. Mart. ho-
ra
8 matut. in Fionia nostra tanta passim orta est
tempestas, tonitru pluviisque mixta, ut horribili so-
nitu omnia perstreperent. Cum pluvia deciderunt
lapides quam plures, durissimi et ponderosi, tanta
vehementia, ut aedes contremiscerent, et ad alias
provincias vicinas fragor perveniret. Incolae urbium
campanas pulsarunt, incendio flagrare aedes suspi-
cati. Ex his lapidibus unum habeo, dono Cancel-
larii Regii Thomaei, qui pendet libram civilem.
Maior alius ad Regem nostrum missus suit, duplo
ponderosior. Quantum video, pyritis est, et insper-
sis maculis scintillat, percussusque scintillas excu-
tit. Exteriori facie inducta est crusta nigricante,
quasi igne cremata. Intus ex flavo candicat. Fi-
gura inaequalis.
“’ Hier hätten wir also ein Bei-
spiel von Meteorsteinen, die wirklich während ei-
nes Gewitters und Gewitterregens herab gekom-
men wären; wäre nur Bartholinus selbst Au-
genzeuge gewesen.

Endlich fügt Herr Hofrath Blumenbach
noch das Wesentlichste aus dem bei, was



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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