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ANNALEN
DER
PHYSIK.

JAHRGANG 1804, STÜCK 11.
oder
ACHTZEHNTEN BANDES DRITTES STÜCK.

HERAUSGEGEBEN
VON
LUDWIG WILHELM GILBERT
PROFESSOR DER PHYSIK UND CHEMIE ZU HALLE,
UND MITGLIED DER GESELLSCHAFT NATURF. FREUNDE IN BER-
LIN, DER NATURWISSENSCHAFTL. SOCIETÄTEN ZU HALLE, GÖT-
TINGEN, JENA, MAINZ U. POTSDAM, U.D. BATAV. GESELL-
SCHAFT D. WISSENSCHAFTEN ZU HAARLEM.

HALLE,
IN DER RENGERSCHEN BUCHHANDLUNG.
1804
.
[[I]] [[II]] [[III]]

10.

[Seite 328]

von zwei baierischen Meteorsteinen Herr Prof.
Imhof zu München, im kurpfalzbaierischen Wo-
chenblatte
, 1804, St. 3 u.f., bekannt gemacht hat:
nämlich von dem 1768 bei Maurkirchen herab
[Seite 329] gefallenen, welcher bisher nur aus einer kleinen
Broschüre bekannt war, die Einige, doch, wie es
scheint, mit Unrecht, für Persiflage genommen ha-
ben; und von dem neuesten aller Meteorsteine, der
1803 am 13ten Dec. im kurfürstl. Landgerichte Eg-
genfelden
herunter gekommen ist. Zur Vervoll-
ständigung der vorher gehenden Nachrichten, hier
einen Auszug aus beidem:

‘„Laut der eidlichen, gerichtlich protokollir-
ten Zeugenaussagen, hörte man am 20sten Nov.
1768 unweit Maurkirchen im jetzigen Inn-
viertel, Abends gleich nach 4 Uhr, zwei Mahl einen
Knall, wie Kanonenschüsse, darauf ein fürchterli-
ches Sausen in der Luft, wobei sich der Himmel
von der Abendseite her ziemlich verfinsterte, und
gleich nachher gegen Osten einen starken Schlag,
(ein Plumpen,) mit grossem Sausen, das nach dem
benachbarten Walde zu ein langes Echo verursach-
te. So bald das Sausen aufgehört hatte, war auch
die Finsterniss des Himmels wie verschwunden.
Am folgenden Tage fanden die vernommenen Zeu-
gen am Kirchwege, in der so genannten Schinken-
point, eine grosse schräg einwärts gehende Oeff-
nung, und darin beim Nachsuchen, 2½ Schuh tief,
einen Stein, den sie ausgruben und zum Gerichte
brachten. Er wog 38 Pfund, war 12 Zoll lang
und 8 Zoll dick, und sein specifisches Gewicht be-
trägt 3,452. Seine graulich-schwarze, ¼ Linie dicke
Rinde giebt am Stahle Funken. ‘„Seine Gemenge-
stoffe sind: 1. regulinisches Eisen, das in kleinen
[Seite 330] Körnern und Zacken am meisten mit der äussern
Rinde verwachsen, sehr geschmeidig und zähe ist,
und einen weissen stark glänzenden Feilenstrich
giebt; 2. Schwefelkies; 3. kleine, platt gedrück-
te, eckige Körner, welche sich durch schwarzgraue
Farbe, muschlichten Bruch, glänzendes Ansehen
und grössere Härte von den andern unterscheiden;
4. noch andere kleine Körner von weisser und gelb-
licher Färbe, die durchscheinend und schimmernd
sind.“’ Herr Hofr. Blumenbach, der von die-
sem Steine ein Stück erhalten hat, das über 4 Pfund
wiegt, sagt, er stimme in seinen äussern Kennzei-
chen auf das vollkommenste mit den Steinen von
Benares und von l’Aigle überein.’

‘„Nach der gerichtlichen Anzeige an die kur-
fürstliche Landesdirection hörten mehrere der
Landleute, die um den Marktflecken Mässing, im
kurfürstlichen Landgerichte Eggenfelden, wohnen,
am 13ten Dec. 1803, Vormittags zwischen 10 und
11 Uhr, 9 bis 10 Mahl einen Knall, wie Kanonen-
schüsse. Ein Bauer zu St. Nicolas, der bei diesem
Getöse aus seinem Hofe trat und in die Höhe sah,
erblickte etwas, das sehr hoch, unter beständigem
Sausen in der Luft daher kam, und endlich auf das
Dach seiner Wagenhütte traf, etliche Schindeln zer-
schlug und hinein drang. Er ging auf die Hütte
zu, und fand in ihr einen Stein, der nach Pulver
roch, ganz schwarz war, und so heiss, als ein Stein
zu seyn pflegte, der auf seinem Ofen lag. Er sagte,
er habe das vermeintliche Schiessen von Altenöt-
[Seite 331] tig, (von Osten,) her gehört, der Stein sey aber über
Heiligenstadt, (von Westen,) gekommen. Der Stein
wog 3¼ Pfund. Er wurde vom Kurfürsten der Aka-
demie der Wissenschaften zu München zur Unter-
suchung übersandt. – Er hat zum specifischen Ge-
wichte 3,365; eine dunkelschwarze, etwas dickere
Kruste, wie der Maurkirchner, und ist auch im
Bruche viel grobkörniger. Als Gemengetheile ent-
hält er: 1. regulinisches Eisen, das wie dünne Ei-
senfeile sichtbar eingewachsen und glänzend er-
scheint; 2. Schwefelkies, unter der Loupe auch
krystallisirt, und der gerieben ein schwarzes Pul-
ver giebt; 3. grössere und kleinere platt gedrückte,
eckige Massen, einige von dunkelbrauner, andere von
schwarzer Farbe, die sich durch ein schimmerndes
Ansehen und grössere Härte von jenen unterschei-
den; 4. hier und da bemerkt man noch kubische
Körner und Blättchen von gelblicher Farbe, durch-
scheinend und mit Glasglanz, wie Quarz ausse-
hend, die jedoch nicht die Härte des Quarzes ha-
ben; 5. auch sind weisse Körner von unregelmä-
ssiger Form eingesprengt, von denen einige über
eine Linie dick sind; 6. unter dem Mikroskop
sieht man auch ein weissgraues, ins Gelbe spielendes
Metall, welches dem Magnete folgsam, und wahr-
scheinlich metallischer Nickel ist.“’



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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