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Magazin
für das Neueste
aus der
Physik
und
Naturgeschichte
herausgegeben
von dem Legationsrath
Lichtenberg
zu Gotha.

Dritten Bandes erstes Stück, mit Kupfern.


Gotha
1785
,
bey Carl Wilhelm Ettinger.
[[I]] [[II]] [[III]] [[IV]] [[V]] [[VI]]

V.
Beschreibung eines Bienenstocks zu beque-
mer Beobachtung der Oekonomie dieser In-
secten, vom Hrn. Bonnet. Aus ei-
nem Schreiben an Hrn. Prof. Blu-
menbach
in Göttingen.
(S. Tab. IV. fig. 4.)

[Seite 114]

Dieser Stock besteht eigentlich aus zweyen be-
sondern übereinanderstehenden Stöcken von Glas.
Der obere, S. hat die Gestalt einer Pyramide,
der untere ist viereckigt und an den obern mittelst
gewisser Haken oder Zapfen befestigt.

[Seite 115]

Im Boden des obern ist in der Mittel ein ova-
les Loch, dessen grosse Axe 3 Zoll und die kleine
etwa halb so viel beträgt. Eben ein solches Loch
wird auch mitten in der Decke des untern Stocks
angebracht und zwar so, daß beyde genau auf ein-
ander passen, damit die Bienen bequem aus ei-
nem Stock in den andern kommen können, sobald
man es für gut befindet.

Diese Löcher muß man nach Belieben verschlies-
sen können, damit man nicht in Gefahr kommt
von den Bienen gestochen zu werden, im Fall man
etwa den obern Stocks vom untern abhebt, man
macht deshalb in die Dicke des Holzes einen Ein-
schnitt von der Stärke 1 1/2 Linie und von der Län-
ge der vorerwehnten Löcher. In diesen Einschnitt
schiebt man dann ein dünnes Blech, wenn man die
Löcher verschließen will. Ausser diesem bringt man
auch vorn an dem Stock einige runde Löcher, t.t.
an, die den Bienen zum Ein- und Ausflug die-
nen, diese werden nach Belieben mit kleinen höl-
zernen Klappen verschlossen.

Der untere Stock ist 23 Zoll hoch und 25 breit,
die Dicke des Holzes mit eingeschlossen. Der obe-
re ist 27 Zoll hoch, der innere Raum zwischen den
beyden Rahmen beträgt 21 bis 22 Linien. Die
Dicke des Holzes beträgt ohngefehr 1 Zoll.

Von diesen Maassen kan man zwar nach Ge-
fallen etwas abgehen, doch muß man sich hüten
[Seite 116] die Stöcke nicht allzuklein zu machen, weil sie sonst
leicht von den Schwärmen verlassen werden.

Die Rahmen sind mit kleinen Charnieren und
Wirbeln versehen, um die Stöcke mittelst einer Art
von Fensterflügeln öffnen zu können. Wollte man
diese Fenster aber beständig vom Tageslicht durch-
dringen lassen, so würden die Bienen, welche die
Dunkelheit lieben, sehr ungern arbeiten. Man
muß sie also mit hölzernen Läden versehen, die an
der dem Stock zugekehrten Seite mit Flanell ge-
füttert sind, um die Bienen gegen die Kälte der
Herbst und Frühlingsnächte zu schützen; ja, wenn
im Winter die Kälte 3 bis 4 Grad Reaumür un-
ter o beträgt, so muß man die Stöcke noch über-
dies mit Schaafwolle überziehen, wo aber sorgfäl-
tig darauf zu sehen ist, daß die Fluglöcher etliche-
mal des Tages geöffnet werden, um den Bienen
frische Luft zu verschaffen. Hr. Bonnet beobach-
tete zwar, daß die Bienen bisweilen eine Kälte
von 6 Grad unter 0 ohne Wollenhülle vertragen
konnten, allein dies kommt auf die vorhandene Men-
ge der Bienen an je mehr ihrer nemlich sind, de-
sto besser können sie der Kälte widerstehen. Man
hüte sich indessen die Bienen im Winter zu warm
zu halten, denn in diesem Fall sinken sie zu we-
nig in Betäubung, erschöpfen vor Ende des Win-
ters ihren Vorrath und sterben denn Hungers.
Man muß also bey ihrer Wartung sehr sorgfältig
auf Klima, Jahreszeit und Witterung sehen.

[Seite 117]

Die Läden müssen so angebracht werden, daß
man sie bequem abnehmen kan. Man bringt die
Bänder derselben am liebsten auf der Seite der
Fluglöcher an, damit diese allemal durch das Auf-
machen verschlossen werden und verhüten, daß kei-
ne Biene ausfliegt, so lange der Beobachter vor
dem Stocke steht.

Die grosen Rahmen, in welchen sich die Gläser
befinden, passen in einen kleinen Falz, der am Fuß
des Stocks eingeschnitten ist und sind blos durch
zwey bis drey Schrauben mit den 3 übrigen Thei-
len der Einfassung verbunden. Will man nun ei-
nen Schwarm in den Stock thun, so schraubt man
die Schrauben los, bringt einen Theil des Rah-
mens nach sich zu, indem er unten immer im Falz
stehen bleibt und stürzt den Schwarm mit einem mal
in den Stock, worauf der Rahmen sogleich wieder
angelegt und fest geschraubt wird.

b, b, b, b, sind dünne Stängelchen von
Holz, die mitten durch den Stock gehen und den
Honigkuchen zur Stütze dienen, drey bis vier der-
selben sind zureichlich.

Den ganzen Stock selbst befestigt man mittelst
zweyer Zapfen an ein hölzernes Fußgestell und
zwar so, daß die Fluglöcher gegen Südosten gehen;
oben drüber kommt ein Schirmdach, wodurch der
Stock beständig vor Regen und Sonnenschein ge-
sichert ist. Der Aufsatz am obern Stock hat eine
[Seite 118] kleine Oeffnung, wodurch man die Bienen bey
gewissen Versuchen herauslassen kan.


Appendix A

[Tab. IV]
Tab. IV.xxx


Blumenbach, Johann Friedrich and Bonnet, Charles. Date:
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