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J.H. Voigts
Magazin
für den neuesten Zustand
der
Naturkunde
,
mit Rücksicht auf die dazu gehörigen
Hülfswissenschaften.

Zweyten Bandes
Viertes Stück
.

Weimar,
im Verlage des Industrie-Comptoirs
1801
.

1.
Naturhistorische Miscellen
mitgetheilt
von
J. Fr. Blumenbach.

[[I]] [[II]] [[III]] [[IV]] [[V]] [[VI]] [[VII]] [[VIII]] [Seite 629]

1) Der Steinregen in Indien.

Da ich durch die Güte des Herrn Baronet
Banks einige Bruchstücke von denjenigen Stei-
nen erhalten habe, die, wie in des II. B. 2s St.
dies. Mag. (– S. 297 –) gemeldet worden, in
Indien, bey der Explosion eines Meteors aus der
[Seite 630] Luft gefallen seyn sollen, so eile ich eine Beschrei-
bung derselben hier mitzutheilen.

Von außen sind diese Aerolithen (sit
venia verbo
–) nach ein paar Stellen zu ur-
theilen, mit einer schwarzen, schwach und uneben
gekörnten dünnen Rinde überzogen gewesen.

Das Innere zeigt ein ungleichartiges Ge-
menge das in einer gemeinschaftlichen Grundmasse
wie zusammengebacken ist.

Diese Grundmasse ist aschgrau (wie Puz-
zolane); undurchsichtig; von mattem erdigem
Bruch; fühlt sich mager an; hängt nicht an der
Zunge; und hat weder Geschmack noch Geruch.

Von den in derselben eingemengten
Stoffen
besteht die größte Menge aus einzeln
darin eingesprengten rundlichen Körnern von un-
gleicher Größe. Die meisten wie Hirsenkörner;
manche größer, andre kleiner. Diese Körner sind
ziemlich lose in der Grundmasse eingebacken; von
außen ist ihre Farbe schwärzlichgrau; inwendig
heller; doch auch da dunkler als die Grundmasse;
und auch von dichterm Korn als diese.

[Seite 631]

Außer dem zeigen sich hin und wieder weiß-
liche durchscheinende Glasglänzende Stellen, bis
unter dem Microscop theils wie geflossen aussehn,
fast wie mancher Hyalith.

Ferner ziemlich häufig kleine eingesprengte
eckichte Stückchen, von Farbe und Glanz des ge-
meinen Schwefelkieses; an einigen Stellen Tau-
benhälsig angelaufen. Manche derselben wurden,
nachdem ich sie ausgebrochen, stark vom Magnet
angezogen. Da ich sie aber zerschlug, zeigte sich,
daß nicht der Kies selbst retractorisch war, son-
dern daß dieß von noch kleinern daran sitzenden
stahlgrauen Bröckchen herrührte, die gediegenes
Eisen zu seyn scheinen.

Endlich finden sich auch an ein paar Stellen
der Grundmasse kleine rostfarbne gleichsam eisen-
schüßige Flecken.

Die obgedachte Rinde, und die Gemengstoffe
kritzeln in Glas; und das Ganze ist nicht sonder-
lich schwer.

Noch ist mir kein Fossil bekannt das diesen
Steinen, was die Gemengstoffe derselben betrifft,
völlig gliche. Die Grundmasse hingegen hat
mit festen Puzzolan-Brocken und so auch mit
[Seite 632] manchen andern verwandten vulcanischen Tuffwa-
cken vom Vesuv, Aehnlichkeit.




Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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