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J.H. Voigts
Magazin
für den neuesten Zustand
der
Naturkunde
,
mit Rücksicht auf die dazu gehörigen
Hülfswissenschaften.

Zweyten Bandes
Viertes Stück
.

Weimar,
im Verlage des Industrie-Comptoirs
1801
.

4) Syrup aus der gelben Salatrübe.

[Seite 635]

Der hiesige Herr Gerichtsschulze Zachariae,
ein überaus erfahrner einsichtsvoller Landwirth,
hat schon seit mehrern Jahren den Syrup für seine
große Haushaltung aus der Runkelrübe (Beta
altissima Beckm
.) vorzüglich aber aus der gel-
ben Salatrübe
(der gelben Abart der ro-
then Rübe, Beta vulgaris radice flava Spielm.)
bereiten lassen. Die Procedur ist sehr einfach.
Die Rüben werden geschält, in Stücken von der
Größe eines kleinen Apfels zerstoßen, in Wasser
gekocht, in einer Obstpresse ausgepreßt und der
Saft bis zur gehörigen Dicke eingekocht. Nur
ist die Vorsicht nöthig, daß der ausgepreßte Saft
auch nicht ¼ Stunde stehn darf, weil er sonst
leicht sauer wird. Von den übrigbleibenden Tre-
bern kann noch sehr guter Essig gemacht werden.

Die gelbe Salatrübe die auch zum Einmachen
der gemeinen rothen Rübe weit vorgeht, hat so-
wohl in Quantität als Qualität des daraus zu
kochenden Syrups vor der Runkelrübe den Vor-
[Seite 636] zug. – Hr. Z. hat gewonnen aus

3 Himten der gelben Salatrübe = 28 Pf. Syrup
13 Runkelrüben = 73

folglich liefert ein Himten von jenen = 9 1/3 Pf.

von den letztern aber der Himten nur = 5 8/13

und wie gesagt ist der Syrup von jenen ungleich
süßer und angenehmer als von diesen.

Vom Zuckersyrup kostet das Pfund hier jetzt
4 gl. 8 pf. Rechnet man ihn aber auch nur zu
4 gl. so hat Hr. Z. für 16 Rthl. 20 gl.

Es kosten ihn aber 16 Himten Rüben à 8 gl.

= 3 Rthl. 13 gl. 4 pf.
die Feuerung zum höchsten = 1 - 12 -
der Arbeitslohn = – - 16 -
––––––––– ––––– –––––
5- 17 - 4 -

mithin kommt das Pf. Syrup nur auf 1 gl. 4 ⅓ pf.

Ueberhaupt ist nach der Belehrung die ich
von ihm hierüber erhalten habe der Bau dieser
Rüben von ausnehmenden Vortheilen für die
Wirthschaft.

Schon von den Runkelrüben liefern 4 Mor-
gen so viel zum Viehfutter als 25 Morgen der be-
sten Wiesen, und sie sind zur Mast der Ochsen,
Schweine, Hammel, Gänse, Puter und Aenten
so gut als Frucht.

[Seite 637]

Die gelben Salatrüben aber sind ihnen noch
vorzuziehen. Denn wenn sie gut gerathen, so wiegt
ein Stück 6 bis 8 Pfund. Rechnet man aber im
Durchschnitt auch nur 2 Pf., so kann man doch
auf einem Morgen 300 Centner bauen. Als
Viehfutter haben sie wenigstens eben so viel Kraft
als Wiesenheu; wovon man aber höchstens nur
25 Zentner auf einem Morgen ziehen kann. Wel-
che Menge Frucht kann also nicht dabey erspart,
und wie sehr die Viehzucht dadurch erweitert wer-
den!

* * *


Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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