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Medicinische
Bibliothek
herausgegeben
von
Joh. Friedr. Blumenbach,
der Medic. Prof. ord. zu Göttingen.
Dritten Bandes erstes Stück.
FR. HOFFMANN.xxx

Prüfet alles, und das Gute behaltet.


Göttingen,
bey Johann Christian Dieterich,
1788
.

XXI.
Jo. Fr. Blumenbach institutiones phy-
siologicae. Gotting.
1787. 511 S. in
gr. 8. m. Kpf.

[Seite 85]

Meine Hauptabsicht ist gewesen, die Physiolo-
gie in diesem Handbuch so vorzutragen, wie sie
nachher dem practischen Arzte in seinem Berufe
recht anwendbar und interessant wird, d.h. mit
beständiger Rücksicht auf die Lebenskräfte über-
haupt und den genauen Unterschied der mancherley
Arten derselben insbesondre. Denn im Grunde
ist doch Hauptziel und Hauptzweck der ganzen
A.K. richtige Kenntnis, Behandlung, Lenkung,
Moderation oder aber Verstärkung etc. der Lebens-
kräfte; wie sehr aber dabey alles darauf ankomme,
die verschiednen Arten der Lebenskräfte vor dem
Krankenbette genau zu unterscheiden, und wie ge-
fahrvoll hingegen das qui pro quo werden kan,
wenn man z.B. Contractilität mit Nervenkraft
verwechselt, darüber hat noch neuerlich Hr. Hofm.
Markard in dem classischen Werke über Pyrmont
die wichtigsten warnenden Lehren gegeben. Durch-
gehends habe ich soviel, als vom Bau der Theile
zum Verständnis der physiologischen Lehren nöthig
ist, vorausgeschickt, und immer treue Abbildungen
[Seite 86] citirt: dabey aber doch die Grenzen zwischen Ana-
tomie und Physiologie sorgfältiger beobachtet, als
manche meiner würdigsten Vorgänger gethan ha-
ben, deren Handbücher inzwischen immer den großen
bleibenden Werth vortrefflicher Compendien der
Splanchnologie behalten werden. – Aber ‘„es ist„’
wie noch ohnlängst Hr. Kant so sehr richtig anmerkte,
‘„nicht Vermehrung, sondern Verunstaltung der
Wissenschaften, wenn man ihre Grenzen in einan-
der laufen läßt.„’ Besonders habe ich auch die
Ordnung des Ganzen so natürlich, und den Vor-
trag selbst so faßlich zu machen gesucht, als mir
möglich gewesen.

Einen kleinen Irrthum kan ich zugleich ver-
bessern, da das S. 75 erwähnte Stück, wie mich
Hr. Hofr. Soemmerring belehrt hat, nicht vom
Herzen, sondern von der Luftröhre, eines Wasservo-
gels ist. Die Sache selbst, zu deren Erweis das
Stück angeführt war, bleibt übrigens buchstäblich
unverändert, da sie durch andre Beobachtungen
bey Menschen und Thieren unwiderredlich erwiesen
ist. Hingegen war der Irrthum um so leichter,
da das Stück für ein Herz eine ganz unnatürli-
che Größe hatte, gerade wie sie bekanntlich bey
Totalverknöcherungen desselben bemerkt worden.




Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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