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Göttingische
Anzeigen
von
Gelehrten Sachen
unter der Aufsicht
der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

Der zweyte Band
auf das Jahr 1775.

Göttingen,
gedruckt bey Johann Albrecht Barmeier.

Göttingen.

[Seite 1257]

In der Versammlung der Königl. Soc. der Wiss.
den 9 Dec. legte Hr. Dr. Joh. Friedr. Blumen-
bach einen Versuch natürlicher Ordnungen der
Säugthiere vor, bey deren Bestimmungen nicht auf
einzelne oder wenige, sondern auf alle äussere Merk-
mahle zugleich, auf den ganzen habitus der Thiere
gesehen wird. Bey den Geschlechtern werden die Zähne
(die doch bis jetzt bey weitem noch nicht genau genug
beobachtet sind) in so fern als gültige Charaktere an-
gesehen, daß nicht Thiere, deren Zähne verschieden
sind, in einem Geschlechte verbunden; wohl aber an-
dere mit ähnlichem Gebiß getrennt werden, wenn die
augenscheinliche Verschiedenheit im übrigen körperli-
chen Bau solche Trennungen fodert. Der Ordnungen
selbst sind zwölfe. I. Inermis. Der Mensch, nur
eine einzige Gattung (Species): inermis hier in be-
[Seite 1258] sondern Sinn genommen, um Mangel angebohrner
Waffen, Bedeckungen, Instinkts, kurz alles dessen
zu bezeichnen, wofür den Menschen Vernunft schad-
los hält. II. Pitheci. Da geschwänzte wahre Affen
und Meerkatzen sorgfältig getrennt werden. III. Pi-
thecomorpha.
Lemur
und Büffons Tarsier, den die-
ser Franzose in die Nachbarschaft des Erdhasen zu se-
tzen geneigt ist, der aber nach einem ähnlichen Thiere
im Cabinet zu Gotha hier diese Stelle erhält. IV.
Bradypoda
.
Die Ameisenbären und Faulthiere.
V. Palmata, und zwar a) marina mit breiten Ruder-
füssen, bey denen fast bloß die Nägel die Spur der
Finger bezeichnen müssen, wie die phocae und das
Wallroß: und b) lacustria mit blosser Schwimmhaut
zwischen den Zehen der natürlichen Füsse. Der Bi-
ber. Die Ottern (auch Stellers Meerotter zieht sich
lieber nach Seen und Flüssen). Die Bisamratte.
VI. Glires, eine grosse Ordnung, welche Unterabthei-
lungen leidet. Die Surinamischen Ratten folgen auf
die Europäischen. Die Fledermäuse bleiben billig in
derselben Ordnung: auch Pennant entfernt sie zu weit
von den Mäusen. Der Jarbo steht in der Nachbar-
schaft der Hasen, des Aguti u.s.f. VII. Ferae,
nur Bären, Hunde, Katzen. VIII. Clerodermata
mit sonderbaren Decken statt behaarter Haut, und zwar
a) mit Stacheln: Igel und Stachelschwein b) mit
Schuppen: der Manis, c) mit Schildern: der Tatu
(man läßt ihm seinen eigenthümlichen Namen, ohne
den griechischen des Caninchen zu entlehnen). IX.
Solidungula.
Pferd. X. Bisulca. Die Giraffe,
ein eigen Geschlecht, dann Kameel u.s.f. Die blaue
Kuh (Hunter’s Nyl-ghau) zwischen den Ochsen und
Hirschen, so wie der Schweinhirsch (Babi-russa)
zwischen diesem und dem Schwein, mit dem sich diese
Ordnung schließt. XI. Belluae, ungeheure Thiere,
mit wenigen zerstreueten Haaren. Zuerst der Tapir,
[Seite 1259] der wegen des Rüssels, der Eckzähne etc. an das letzte
Geschlecht der vorigen Ordnung gränzt. Nashorn.
Elephant. Nilpferd. Der Manate mit seinen zwey
ungestalten Vorderpfoten, und seiner fleischichten
Schwanzflosse, macht nun den Uebergang zur letzten
Ordnung: XII. Cetacea.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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