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Allgemeine
Geographische
EPHEMERIDEN.
Verfasset
von
einer Gesellschaft Gelehrten
und herausgegeben
von
F. von Zach,
H.S.G. Obristwachtmeister und Director der herzoglichen
Sternwarte Seeberg bey Gotha.

Erster Band.

Weimar,
im Verlage des Industrie-Comptoirs.
1798
.
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2) Proceedings of the Association for promoting the Dis-
covery of the interior parts of Africa. Vol. II. Part I.
Lond. 1797.
31 S. in Median-Quart, mit aller
typographischen Schönheit gedruckt
in Shakespeare Printing-
Office.

[Seite 209]

So eben erhalte ich diesen Nachtrag zu den Procee-
dings
, dessen ich im ersten Hefte der A.G.E. in der
Nachricht von Hornemann’s Reise gedacht habe, und
eile, sogleich eine Anzeige von dieser, bis jetzt we-
nigstens, literarischen Seltenheit mitzutheilen, denn die
Original-Ausgaben dieser Schriften sind Seltenheiten,
da sie nicht zum Verkauf, sondern eigentlich bloss
für die Mitglieder der afrikanischen Gesellschaft ge-
druckt werden. Nach dem Tode Beaufoy’s, vorma-
ligen Secretairs der Association, und Verfassers des er-
sten Bandes der Proceedings, ist nun dieses erste Stück
des IIten Bds. von seinem jetzigen Nachfolger, Bryan
Edwards
, den die Leser durch seine treffliche Ge-
schichte der brittischen Colonien in Westindien ken-
nen, besorgt worden. Es begreift die Nachrichten,
die die Gesellschaft von den beyden Reisenden erhal-
ten hat, die sie nach dem Gambia gesandt, damit sie
von da aus ins Innere gen Tombuctoo*) zu gelangen
suchen sollten. Diess war der Major Houghton und
[Seite 210] nun nach dessen Tode der schon im ersten Hefte der
A.G.E. erwähnte Park.

Der Major war im Frühjahr 91 nach Medina, das
heisst überhaupt bey den Arabern eine Stadt, dem
Hauptorte des Reichs Woolli gereist, wo ihn der alte
König Jata, und sein Volk aufs beste empfingen, und
mit allem, was er brauchte, versorgten. Sie baten ihn
dringend, ein Fort und einen Handelsplatz da anzule-
gen, und sich selbst nachher bey ihnen niederzulassen,
wozu er auch grosse Lust bezeigte, und schon zur Fe-
stung einen passenden Ort bey Fattatenda am südlichen
Ufer des Gambia ausgesucht hatte. Er schreibt, das
dasige Clima sey weit gesünder, als das unterhalb des
Stroms nach der Küste zu. Gold, Elfenbein, Wachs
und Sclaven seyen dort für unbedeutende Kleinigkei-
ten zu haben, und man müsse da ohne Mühe einen
Handel treiben können, der sich zu 800 p.C. verinteres-
siren würde. Mit 60 Thaler des Jahrs werde eine ganze
Familie mit Überfluss von Schafen, Rindern, Milch,
Butter, Roth- und Schwarz-Wildpret, Geflügel, Eyern,
Fischen und Honig versorgt werden können. Indess
brach aber während seines Dortseyns an einem Mittag
Feuer aus, und in weniger als einer Stunde war die
ganze aus tausend Häusern bestehende Stadt niederge-
brannt. Denn da der Wind stark ging, so war an kein
Löschen der mit Bambus-Rohr und dürrem Grase ge-
deckten Wohnungen zu denken. Er erhielt aber so-
gleich eine Einladung von den muhamedanischen Al-
caiden zu Barraconda, einer grossen Stadt von 2100
Häusern, östl. von Medina, wo er sichebenfalls vor-
trefflich befand, und täglich mit Geflügel, Reis, Cusch-
cusch-Wurzeln, Milch und Honig versorgt ward. Es
[Seite 211] sind jenes die grössten Kaufleute, die den Handel aus
den innern östlichen Gegenden nach diesen westlichern
führen, und wovon sich der Major grosse Vortheile für
sein Etablissement zu Fattatenda versprach.

Inzwischen war er seiner Bestimmung gemäss von
da nach Bambuc, ohngefähr 200 deutsche Meilen von
der Mündung des Gambia landeinwärts, gegangen, und
auch vom dasigen König (aber wie’s scheint, nicht eben
so von dessen Volke) ausnehmend wohl aufgenommen
worden. Er traf da glücklicherweise einen alten Be-
kannten, einen Sherif von Tombuctoo, den er 20 Jahre
vorher, da er als brittischer Consul in Marocco gestan-
den, kennen gelernt hatte. Er erfuhr, dass auf dem
Strome, dessen Lauf er hauptsächlich verfolgen sollte,
dem Joliba, bedeckte und bemastete Fahrzeuge gehen,
womit der Handel von Tombuctoo ostwärts nach dem
mittlern Afrika betrieben wird, und nahm sich vor,
mit einem dergleichen von Genné oder Jeenie in Bam-
bara
nach jener Stadt abzugehen. Unterwegs ward ihm
aber, wie man aus einem von ihm den 1sten Sept. 91
geschriebenen Zettel erfuhr, das, was er aus der Feuers-
brunst von Medina gerettet hatte, vollends geraubt.
Doch befand er sich übrigens noch wohl. Allein bald
nachher fand er, nach den glaubwürdigsten Nachrich-
ten, an der Ruhr seinen Tod, und unter einem Baume
in der Wüste sein Grab.

Aus allen Umständen ergibt sich, dass der gute
Mann durch seine unweisen Handelsprojecte, durch die
Menge Waaren, die er, ganz gegen den Rath seiner
Freunde in England, zu diesem Behuf mit sich führte
etc. seinen Tod in so fern befördert hat, dass er dadurch
die Habsucht der Neger reitzte, darüber in Zänkereyen
[Seite 212] mit ihnen verwickelt ward, und sich wenigstens des
gutwilligen Beystandes beraubte, der ausserdem wol
zu seiner Erhaltung beygetragen haben würde. Zu
beklagen ist auch noch, dass die Bemühungen des
wackern Dr. Laidley zu Gambia, wenigstens die nach-
gelassenen Papiere des Majors zu erhalten, vergebens
gewesen sind.

Sobald die Association von diesen Unfällen verge-
wissert war, sandte sie Mungo Park, einen schotti-
schen Wundarzt, der in Indien gewesen, im May 95
nach Gambia, um wo möglich nach Tombuctoo zu ge-
langen, und macht nun die Nachrichten, die sie von
seiner Expedition sowol von ihm selbst, als vom Dr.
Laidley erhalten, bekannt.

Er nahm bey seinem Aufbruch vom Gambia den
2ten Dec. 95 zwey Neger mit, die englisch sprachen.
Der eine davon war ein treuer Bedienter des Doctors,
und diesem hat er nach seiner Zurückkunft zur Be-
lohnung die Freyheit versprochen. Auch ein Grob-
schmidt und sein Sohn, die ein Par Jahre bey dem Doc-
tor in Arbeit gestanden, sind mitgegangen, um bey die-
ser Gelegenheit wieder in ihre Heimat Jumbo im Kö-
nigreich Karrta zurückzukehren. Zu den vorläufigen
Nachrichten, die P. eingezogen hat, gehört vorzüg-
lich, dass der Joliba zwischen Sego und Diggani breit,
aber so untief ist, dass man im trocknen Wetter durch-
waden könnte. Doch ist diess, wenigstens den Kauf-
leuten, nicht erlaubt, weil dadurch dem einzigen Ver-
dienst der alten Fischer, die von dem kleinen Fährgelde
der Reisenden leben, Eintrag geschehen würde. Die
Route von Sego nach Genné geht zwar durch die Orte,
die in Major Rennell’s neuster, seinen Elucidations
[Seite 213] beygefügten Karte angegeben sind; aber nicht auf der
Nord – sondern auf der Südseite des Stroms. Ein alter
Priester, der in Tombuctoo gewesen, beschrieb diess als
eine sehr grosse Stadt, und sagte, Houssa liege 30 Tage-
reisen östlich davon entfernt. Die dasigen Canoes
seyen nicht aus dem Ganzen gehauen, sondern aus meh-
ren Brettern zusfammengeschlagen, und was das Sonder-
barste ist, die Schiffer darauf seyen so weiss, als Park.

Dr. Laidley erfuhr, dass Schiffe nach Houssa kom-
men, die der Beschreibung nach so gross seyn müssen,
als ein Kauffahrer von 100 Tonnen (200,000 Pf.) La-
stigkeit. Alle Nachrichten stimmen darin überein, dass
der Joliba-Strom, der von Tombuctoo nach Houssa
läuft, entweder der Niger selbst, oder doch ein Haupt-
arm desselben ist: – und sehr wahrscheinlich bleibt
es, dass er sich endlich im Herzen von Afrika in einen
Landsee ergiesst. Von Hrn. P. meldet der Dr. noch,
dass er die Residenz eines arabischen Königs erreicht
habe, die beträchtlich weit von Sego entfernt nach
Osten liegt*).

Zugleich ist diesem Theil der Proceedings eine
Nachricht von Hornemann’s Sendung und den Erwar-
tungen beygefügt, zu welchen der Eifer und die so
zweckmässige Vorbereitung dieses hoffnungsvollen,
schon von der Natur zu dieser Unternehmung so aus-
nehmend ausgerüsteten und geeigneten jungen Man-
nes berechtigen. –

[[I]] [[II]]
Notes
*).
[Seite 209]

Die Schreibart der Namen ist hier beybehalten, wie sie
in den englischen Nachrichten sich findet.

*).
[Seite 213]

So weit gehen diese gedruckten Nachrichten. Aber der
Baronet Banks schreibt mir unter dem 13. Decmbr., dass
die Association seitdem auch schon Briefe von Park’s glück-
licher Rückkunft nach Gambia erhalten hat, und dass er
hofft, mir nächstens schätzbare Notizen davon mittheilen
zu können.

J.F. Blumenbach.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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