Table of contents

[titlePage_recto]
Reisen
zur Entdeckung
der Quellen des Nils
in den Jahren
1768. 1769. 1770. 1771. 1772. und 1773.
in fünf Bänden
von
James Bruce von Kinnaird, Esq. F.R.S.

Ins Teutsche übersetzt von
I.I. Volkmann D.
und mit einer Vorrede und Anmerkungen versehen von
Johann Friedrich Blumenbach,
und
Thomas Christian Tychsen.
Fünfter Band.

Mit Churfürstl. Sächs. gnädigster Freyheit.

Leipzig,
in der Weidmannschen Buchhandlung.
1791
.
[titlePage_verso]
[[I]] [[II]]

Anmerkungen
zu
James Bruce’s Reisen
von
Johann Friedrich Blumenbach. Vorerinnerung.

[[233]] [[234]] [Seite 235]

Ich habe ausser dem, was ich schon in der Vorrede
zum ersten Bande dieses Werks gesagt, nur
wenige Worte noch zu erinnern.

Dem Zeugniß, das ich dort für die Zuverläßigkeit
der Brucischen Reise im Ganzen aus den Asiatick
Researches
eingeschaltet, könnte ich hier noch ein an-
dres, von Hrn. Joh. Antes*) beyfügen, einem ge-
[Seite 236] schickten Uhrmacher, der als Missionär der Mährischen
Brüdergemeine, zu jener Zeit in Aegypten sich aufge-
halten, Herrn Bruce kennen gelernt, auch durch andre
zuverläßige Personen von ihm und seinen großen Reisen
Nachricht erhalten, wodurch er die Angaben desselben
im Ganzen vollkommen bestätigt gefunden. Ich
habe die umständliche Versicherung darüber von einem
meiner Freunde aus dieser ehrwürdigen Gemeine, der
sie aus Herrn Antes Munde erhalten; sie ist aber
nun hoffentlich für jeden unbefangenen Leser überflüßig,
der die kümmerliche Dürftigkeit der Zweifel erwägt,
die man gegen die Aechtheit der Brucischen Reise
überhaupt hat erregen wollen.

Es versteht sich aber freylich, daß durch diese Recht-
fertigung der Zuverläßigkeit des Werks im Allgemei-
nen,
bey weitem noch nicht die Zuverlässigkeit aller ein-
zelnen
Nachrichten und Erzählungen verbürgt werden
kann, da sich gegen manche derselben um so eher
Zweifel aufdrängen, je unverkennbarer die Spuren
sind, daß ein beträchtlicher Theil derselben sicherlich
nicht gleich an Ort und Stelle, sondern manche ge-
wiß erst eine beträchtliche Zeit nachher zu Papier ge-
bracht worden, und je grösser und unbezwingbarer, wie
man sieht, der Natursehler des Verfassers ist, seine
Relationen oft bis ins Hyperbolische zu übertreiben;
wovon ich in den nachstehenden Anmerkungen nur ein
[Seite 237] oder das andere besonders auffallende Beyspiel ange-
zeigt habe.

Was diese meine Anmerkungen selbst betrifft, so
gehen sie vorzüglich auf Naturgeschichte, besonders
des Menschengeschlechts, und damit verwandte Ge-
genstände. Da aber doch ausser diesen noch mancherley
andere, zumal historischen und philologischen Inhalts,
in diesem Werke vorkommen, die mit meinen Studien
ganz heterogen sind, und doch auch erläuternde oder
berichtigende Anmerkungen bedurften, so hat sich Herr
Professor Tychsen auf mein Ersuchen dieser Arbeit
gefälligst unterzogen.

Ich hätte meinen Antheil um ein sehr Ansehnli-
ches erweitern und vergrössern können, wenn ich alle
kleinen, minder bedeutenden Abweichungen oder Be-
stätigungen bey Herrn Bruces Vorgängern, zumal
bey Alvarez, Tellez, Lobo, Ludolf und Poncet,
die ich mit ihm und unter einander verglichen, hätte
anzeigen, und alle die so sehr zahlreichen Stellen rü-
gen wollen, wo unser Verfasser in so ganz unbestimm-
ten Ausdrücken von Naturalien aus allen drey Rei-
chen spricht, daß es unmöglich ist zu errathen, was er
darunter gemeynt hat; oder wo die im Text bestimmte
Lage der Orte, von der auf der Karte differiret; oder
wo er auch durch falsche Citate etc. mich irre geführt,
und mir durch alles dieß so viel Zeit geraubt hat, daß
[Seite 238] ich von dieser Seite betrachtet, diese an sich gar nicht
in die Augen fallende Arbeit unter die ingratesten zähle,
die ich je unternommen.

Eine solche Erweiterung meiner Anmerkungen
würde aber gewiß nur für äusserst wenige Leser einige
Brauchbarkeit gehabt, und mich hingegen des Zweckes
beraubt haben, den ich zu erreichen gewünscht, daß
diese wenigen Bogen auch ohne beständige Rücksicht
auf das Werk, dem sie angehängt sind, dennoch les-
bar und nützlich seyn möchten.


Zum ersten Band.

[Seite 239]

S. 24. Von den Welled Sidi Boogannin,
eine Horde Araber, die sich von Löwenfleisch
nähren.

Ich finde nur eine einzige Stelle, wo Shaw vom
Genuß des Löwenfleisches spricht; und das zwar nicht
in einem Appendix, wie Hr. Bruce angiebt, sondern
gleich in der Reise selbst S. 245 der großen Oxforder
Originalausgabe von 1738 in Fol. da er blos im Vor-
beygehen sagt: ‘„The Lyon’s Flesh is in great Esteem,
being somewhat like Veal in Tast or Flavour
.
“’

Schon Plinius und Solinus sagten das gleiche
von den Agriophagen, die sie auch ohngefähr in die
Barbarey setzen. Jener im VIten B. 35 Abschn.
Dieser im 34 Kap. § 627; mit den Worten: ‘„Occi-
dentem versus Agriophagi tenent, qui solas panthe-
rarum et leonum carnes edunt. Rege praediti cu-
ius in fronte oculus unus est
.“’ – So ein Zusatz
macht dann freylich das Mistrauen in die ganze Erzäh-
lung verzeyhlich. Vergl. unten im IV. Bande S.
325 u.f.

S. 27. Von den Neardies einer Horde Ka-
bylen mit rothem Haar und blauen Augen.

Kabylen heißen überhaupt so viel als Familien
oder Gesellschaften. Shaw hält die Afrikanischen
Horden, die diesen Namen insbesondre führen, und von
deren einer Hr. Br. hier spricht, für die ächten Nach-
kömmlinge der alten Afrikaner, die sich bey den nach-
maligen Invasionen in die Gebürge geflüchtet. – s.
Dessen Travels S. 8. 288 u.f. wäre aber dieß, so
[Seite 240] könnten sie wohl nicht nach Herrn Bruces Vermuthung
Ueberbleibsel der Vandalen seyn.

Blaue Augen und helles Haar ward freylich sonst
insgemein bloß für ein Attribut einiger nordlichen
Europäischen Völkerschaften gehalten. Neuerlich hat
man aber beydes auch unter den südlichen Einwohnern
andrer Welttheile gefunden.

Z.B. in den kältern Gebürgen der Morgenländer
(s. Bruce weiter unten S. 296.)

So fanden Schober und Kleemann genug Tscher-
kassische Mädchen mit blondem Haar und blauen
Augen.

Bruce selbst gedenkt auch außer jenen Neardies
a.a.O. einzelner dergleichen Menschen in Yambo.

Aber auch im vierten und fünften Welttheile haben
die Reisenden theils blondes Haar, theils blaue Augen
angemerkt.

Barbot sagt von den Galibis auf Guiana: ‘„the
eyes of the women for the most part blue.
“’ und Capi-
tain Wallis von den Utaheiten: ‘„their hair in general
is black, but in some it is brown, in some red, and in
others flaxen
.
“’

Zu S. 28. Z. 15.

Shaw’s Worte S. 118 sind: ‘„The (Cubb’ el Ar-
rosah
) Cupola of the Bride, as the Arabs call a little
beautifull
Mausoleum, built in the Fashion of a
Dome, supported with Corinthian pillars.
“’

S. 32. Fische, die in einem warmen minerali-
schen Wasser bey Feriana leben.

Eine Bemerkung, die auch schon in andern Weltthei-
len gemacht worden. Beyspiele aus Italien, Ungarn,
Island etc. führt Hr. von Haller an, de corp. hum.
[Seite 241] functionibus
B. III. S. 58 u.f. – Das auffallendste
ist das, wovon Hr. Sonnerat Nachricht gegeben, wo
auf Manilla in warmen Bädern von 140. Gr. Fah-
renheit.
und drüber Fische leben. Ja nach der Aus-
sage eines dasigen Geistlichen, sogar in einem heißen
Bache, worin das Quecksilber in dem gedachten Ther-
mometer bis 184° steigt. – s. Dess. voyage à la nou-
velle Guinéé
S. 42.

Herr Bruce sagt, seine warme Quelle hieß beym
Edrisi El Tarmidi: das ist aber irrig. Denn diese
Quelle, von welcher der Nubier spricht, ist nicht bey
Feriana, sondern mitten in Cafsa, und weder er, noch
Shaw sagen ein Wort davon, daß sie warm sey!
Die Stelle beym Edrisi ist S. 86. ‘„urbs Cafsa
pulchra est, habet moenia, es fluvium excurren-
tem, cuius aqua praestantior est aqua Castiliae: habet
etiam intra se fontem, qui vocatur Altarmid
.“’

Vergl. Shaw S. 209 u.f.

Zu S. 35. wo Hr. Bruce thut, als wenn er
nicht begreifen könne, was Shaw’s Lotus
sey:

Dieß ist nun schon eine von den fatalen, widerlichen
Stellen, deren es leider im ganzen Werke viele giebt,
wo Herr Bruce Dunkelheit und Schwierigkeiten in
Dinge hineinbringt, die an sich so klar wie der Tag
sind. – Daß Shaw unter seinem Lotus nichts an-
ders versteht, als den bekannten Rhamnus lotus Lin.
zeigt seine ganze Nachricht in der Reise S. 225. und
vollends im angehängten Specimen phytographiae Afri-
canae
,
S. 47. wo die Pflanze abgebildet, und die
Synonymen aus Ray etc. beygefügt sind, so wie ander-
seits in Linne’s speciebus plantarum wiederum
Shaw’s Abbildung bey jener Gattung des Kreuzdorns
[Seite 242] citirt ist etc. – Daß Hr. Bruce die Pflanze selbst
dort nicht finden konnte, das mag seyn; daß er aber
dem wackern Shaw Schuld giebt, er habe nicht gesagt,
was er unter Lotus meyne, das ist zu arg.

S. 49. Die vorzüglichsten Pferde-Racen in
den Morgenländern.

Die Arabischen nämlich unter den Annecy, einer
Horde in den Wüsten um Palmyra; die Nubischen
aber am Nil um Halfaia, Gerri etc. bis Dongola.
Von letztern s. ein mehrers im IV. B. S. 525 u.f.
woselbst der Verfasser auch die Pferde der Movalli bey
Damascus etc. so wie der Annecy ihre, zu den vorzüg-
lichsten rechnet, da er hingegen hier diese letztern jenen
weit vorzieht.

Die Habessinischen beschreibt er als schlecht. S. 68.

Ueber das Alterthum dieser africanischen und asiati-
schen Pferde-Racen s. unsers sel. Michaelis Etwas
von der ältesten Geschichte der Pferde und Pferdezucht
in Palästina und den benachbarten Ländern, sonderlich
in Aegypten und Arabien. Ein Anhang zum III. Th.
des mosaischen Rechts.

S. 56. Purpurschnecken und Cochenille.

Herrn Bruce’s Einfall: als ob ‘„die Purpurschnecke
zu Tyrus nur ein Vorgeben gewesen zu seyn scheine,
um ihre Kenntniß von der Cochenille zu verbergen,“’
ist gar zu abentheuerlich um ernstlich widerlegt zu wer-
den. Wie war es ihm möglich, dieses Mexicanische
Insect in Tyrus zu vermuthen, und hingegen alle die
genauen umständlichen Nachrichten der Alten von der
Fischerey und Benutzung der Purpurschnecken zu igno-
riren! – Mit seinem gewohnten Fleiße hat Hr. Prof.
Schneider die Geschichte dieser wichtigen Färberey der
[Seite 243] Alten in seinen Zusätzen zu Ulloa’s Nachrichten vom
Südlichen und Nordöstlichen Amerika (im. II. B.
S. 377 u.f.) auseinandergesetzt.

Man vergleiche damit die, was die gesammleten
Stellen der alten Classiker betrifft, sehr vollständige
Compilation in paschalis amatii libello de
restitutione purpurarum
.
Die neuste Ausgabe unter
denen auf der hiesigen Bibliothek befindlichen, ist zu
Cesena 1784. in gr. 4. erschienen; ihr ist beygefügt
des venetianischen gelehrten Apothekers io. bapt.
capelli
diss. de antiqua et nupera purpura, mit
Amati’s Anmerkungen.

S. 80 u.f. Die Säule des Pompejus.

Die beste Abbildung davon giebt Norden.

Hrn. Niebuhrs Bemerkungen über dieses berühmte
Denkmahl s. im I. B. seiner Reise, S. 48 u.f. Er
fand sie ohne die Grundmauer 88 Fuß 10 Zoll hoch.

Irwin sagt, daß ehedem eine Statüe darauf ge-
standen, wovon noch die Füße vorhanden sind; und
daß man diese Entdeckung einigen englischen Seeleuten
zu verdanken habe, die 1773, in einem Anfall von
Lustigkeit den Einfall bekamen, oben auf dieser Säule
eine Schale Punsch zu trinken. s. Dess. voyage up the
Red-Sea
.
S. 370. der Ausgabe von 1780.

S. 105 u.f. Die Pyramiden bey Dschise
(Geeza).

So wenig man sich über den Zweck der Pyramiden
vergleichen können, da man sie bald für Sternwarten,
bald für Archive, oder mit dem sel. Wiedeburg für
Erdbeben-Ableiter, oder wer weis wofür sonst gehalten;
[Seite 244] eben so wenig ist bis jetzt ihre eigentliche Construction
und Entstehungsart entschieden. Wenigstens war,
ehe sie neuerlich Herr Witte für vulcanische Explosio-
nen erklärte, immer die Hauptfrage, ob sie von Grund
auf aus Bausteinen aufgeführt, oder aber, ob es py-
ramidal behauene Felsen seyen, die nur von aussen mit
einer Bekleidung von Mauerwerk überzogen worden. –
Unser Verfasser tritt der letztern Meynung bey, die
übrigens nichts weniger als neu ist, sondern wenigstens
schon vor mehr als hundert Jahren, von dem scharf-
sinnigen englischen Naturforscher Rob. Hooke, so
wie neuerlich von dem würdigen Hrn. Bryant und
vielen andern behauptet worden.

Wenn man aber bedenkt, daß diese Pyramiden
genau nach den vier Weltgegenden gerichtet sind, und
damit die Nachrichten der besten Augenzeugen vom
Locale der dasigen Gegend vergleicht, so muß man es
wenigstens sehr unwahrscheinlich finden, daß die Ur-
heber der Pyramiden sollten eine große Strecke Kalk-
flötzgebirges zu einer Fläche abgeebnet, und bloß die
paar Felsenstücken davon stehen gelassen, und nach der
gedachten so äußerst regelmäßigen übereinstimmenden
Richtung in die jetzige Gestalt behauen haben. Ein
andres ist es hingegen, daß man wohl bey einer oder
der andern ein vorragendes Felsenstück des Bodens mit
zu einem Theil der Grundlage benutzt hat. – Die
Mauersteine auf der Außenfläche dieser Pyramiden
bestehen bekanntlich größtentheils aus einem weißen, wei-
chen Kalkstein, der ganz mit Lentiticuliten durchwürkt
ist, und noch jetzt nicht weit davon gebrochen wird.
Das akademische Museum besitzt durch Hrn. Niebuhrs
Güte eine Probe davon.

[Seite 245]

S. 141 u.f. Von der ursprünglichen Heimath
des Zuckerrohrs, des Weizens
u.a.m.

‘„Ich sollte fast glauben,“’ sagt Herr Bruce
‘„daß das Zuckerrohr ursprünglich in der alten Welt
einheimisch ist.“’ Nun das hat auch unsers Wissens
noch kein Mensch in der Welt bezwifelt! sondern die
(jetzt schwerlich mehr mit voller Gewißheit zu entschei-
dende) Frage war bloß: ob nicht auch schon vor Ent-
deckung von Amerika, und ehe das Zuckerrohr von den
Canarischen Inseln dahin verpflanzt wurde, welches
in einigen Gegenden dieses Welttheils, in Brasilien
nämlich, und auf der Caraibischen Insel St. Vincent,
einheimisch gewesen?

Alles was sich über das ursprüngliche Vaterland des
Weizens sagen läßt, das Diodorus nach Aegypten,
Berosus hingegen nach Babylonien verlegte, hat
Herr Hofr. Heyne in seiner Abhandlung über die Er-
findung des Brodbackens geprüft. Opusculor. T. I.
p
. 341.

Zu S. 152.

Hier und auch im II. Bande S. 99. scheint Herr
Bruce das Arabische Gummi mit dem Senegal-
Gummi zu verwechseln. Jenes ist allerdings von der
Mimosa Nilotica. Dieses aber, das den Hauptartikel
des Handels auf dem Senegal ausmacht, kommt von
der Mimosa Senegal. Herr Adanson, der von der
letzten eine genaue Nachricht in den Mémoires de l’acad.
des sc. de Paris
,
vom Jahr 1778. gegeben, nennt sie
acacia, Vérek Senegallensibus dicta, aculeata,
aculeis ternis, intermedio deflexo, floribus polyandris
spicatis, legumine compresso laevi elliptico
.

[Seite 246]

S. 156 – ut canis e Nilo.

Weil Herr Bruce in einer Gegend, wo es noch
keine Crocodile giebt
(– denn die fand er zuerst bey
Dendera S. 165. –) ein paar Schäferhunde ruhig
im Nil sieht, so folgert er, ergo sey es gefabelt, daß
da, wo es Crocodile giebt, die Hunde sich vor
denselben fürchten, und daher nur wie auf den Raub
ihr Nilwasser einlecken. – Und daß ehedem, da das
Sprüchwort entstand, die Crocodile weit nordlicher
im Nil anzutreffen waren, als heutiges Tages, braucht
nicht erst erwähnt zu werden.

S. 183. Scarabaeus Thebaicus.

Es ist der bekannte Scarabaeus sacer, der sich ausser
Aegypten auch hin und wieder in den andern beyden
Theilen der alten Welt findet; selbst im südlichern
Deutschland. – Das academische Museum besitzt ihn
aus der Krimm, unter den Geschenken des Hrn. Baron
von Asch. Gute Abbildungen des Thiers selbst finden
sich im Voetischen Käserwerk, Tab. XXVII. Fig. 39.
40. und in Hrn. Sulzers abgekürzten Geschichte der
Insecten, Tab. I. Fig. 3. – Altägyptische geschnit-
tene Steine aber in Form von Käferrücken, sind in
Herrn Niebuhrs u.a. Reisebeschreibungen, so wie in
so vielen archäologischen Werken in Menge abgebildet.
Nur gerade gar nicht bey Paul Lucas, dem einzigen
Schriftsteller, auf welchen Hr. Bruce seine Leser we-
gen einer Abbildung verweiset!

Von S. 227 bis 271. hin und wieder, Beyträge
zur Oryctologie der Westküste des rothen
Meers.

Von diesem ganzen Theil der Reisebeschreibung un-
sers Verfassers erwartete ich beym ersten Anblick recht
[Seite 247] vielen, längst gewünschten Aufschluß über die Orycto-
logie jener so äusserst merkwürdigen Lagerstätte der
herrlichsten Gebirgarten, woraus die architectonischen
Meisterwerke des Alterthums gehauen worden. Aber
bey näherer Prüfung verräth sich durchaus ein so gänz-
licher Mangel des Hrn. Bruce an wissenschaftlichen
mineralogischen Kenntnissen, daß von allen diesen Nach-
richten nur sehr wenig mit Zuverlässigkeit zu gebrau-
chen ist.

Nur gleich wenige Beweise statt vieler:

Was soll sich ein Mineraloge bey der Bemerkung
S. 229. denken, wo es heißt: ‘„auf dem ganzen Wege
waren die Berge zu beyden Seiten von Porphyr,
und nur sehr wenige von Stein.
“’

Oder auf der nämlichen S. – ein Granit mit ro-
then Adern.

Und wiederum S. 237. – Stücken von Granit
und Porphyr – theils roth mit grünen Adern;
(– denn daß hier nicht vom sogenannten Granit veine
die Rede seyn kann, versteht sich von selbst –).

Und was soll sein serpentine marble seyn? (– der
Herr Uebersetzer hat es immer durch Serpentinstein
gegeben –) und was sein marble verde antico, die
er beyde von einander unterscheidet. – Da er den
letztern als dunkelgrün, mit unregelmäßigen weißen
Flecken beschreibt, und hingegen des herrlichen dunkel-
grünen Porphyrs mit dergleichen Flecken gar nicht ge-
denkt, der vulgo in Italien serpentino verde antico
genannt wird; so kann man sich des Argwohns kaum
erwehren, daß er diesen allgemein bekannten Porphyr
mit einer jener vermeynten Marmorarten verwechselt
habe!

[Seite 248]

Eben so wenig läßt sich errathen, was er unter dem
Alabaster jener Gegenden versteht? Daß es so wenig
als der Aegyptische Alabastrites der Alten, nicht das seyn
kann was heutiges Tages jeder Mineraloge so nennt,
sieht man schon aus S. 271, wo dieser sogenannte Ala-
baster gleich hinter dem Porphyr und Granit unter die
harten Steine gezählt wird, woraus die Berge in
Aegypten und Habessinien durchgängig bestehen.

Kurz, wenn man nun alle das ließt und wieder ließt,
so hat man am Ende nichts als unbestimmte Namen
von Gebirgsarten, gerade so wie sie im Ptolemäus
auch stehen, ohne daß dadurch weder dieser alte Geo-
graph, noch die so dunkle Mineralogie der Alten,
noch die Oryctologie jener Gegenden selbst die so längst
gewünschte und nun von Herrn Br. so allgemein erwar-
tete brauchbare Aufklärung erhalten hätte.

S. 257. u.f. Aegyptischer Smaragd.

Daß das etwas anders seyn müsse als der bekannte
Edelstein, der jetzt fast blos aus Peru nach Europa ge-
bracht wird, das wissen wir alle. Aber was es nun
dagegen eigentlich für ein Fossil ist, das ist die bis
jetzt unentschiedne Frage. Denn aus der grünen durch-
sichtigen Substanz, die Hr. Br. antraf, und die nach
seiner Beschreibung, ‘„zwar grün, aber doch adrig und
wolkicht, und keinesweges so hart als Bergcrystall
war, allerdings, wie er sagt, ein mineralisches Pro-
duct, aber nicht viel härter als Glas“’ etc. kann man
noch immer nicht viel bestimmtes machen.

Ich besitze unter einer kleinen Sammlung Aegypti-
scher
Mineralien, die ich vor einigen Jahren erhielt,
eine Steinart von lichter lauchgrüner Farbe, mir hel-
lern Flecken gleichsam gemarmelt, schwach durchscheinend,
auf dem Bruche von schuppichtem glänzendem Korn,
[Seite 249] die nur eine matte gleichsam fettige Politur annimmt,
nur schwach in Glas schneidet, und mit dem Stahl nur
einzelne Funken giebt. Sie ward mir unter dem Na-
men Smaragdmutter gegeben, und ich halte sie dem
äußern Habitus nach, für einen mit Quarz innig ge-
mengten Feldspath; und sie kommt im Ganzen mit den
Beschreibungen, die die alten und neuern Naturforscher
von jenem Aegyptischen sogenannten Smaragd geben,
ziemlich überein. Wenigstens weit mehr als die andern
durchscheinenden grünen Steinarten, die ich aus Aegyp-
ten besitze, wie z.B. der Heliotrop, der dunkellauch-
grüne Nierenstein (die Pietra d’Egitto der Italiäni-
schen Steinarbeiter oder der fälschlich sogenannte Basal-
tes viridis mancher Antiquarien) u.a.m.

Eine classische Stelle vom Aegyptischen Smaragd aus
Prosp. Alpin’s hist. Aegypti naturalis P. I. L. III.
c
. 4. S. 144. verdient doch zur Vergleichung mit un-
serm Verf. hier angeführt zu werden: ‘„Quod Smaragdi
pretiosissimi omnium in Aegypti provincia Gait
vocata effodiantur, omnibus qui Aegyptum habitant
notissimum est. Itaque in Gait, sub Aegypto meri-
diem versus posita provincia, vel regno, ubi olim
Inarum regnasse ferunt, Smaragdorum puteus est,
quem Bir el Smerud vocant, in quo quotidie pro
Turcarum Imperatore fodiuntur Smaragdi, et,
quamvis fossores summo studio observentur, ne la-
pillos hos pretiosos suffurentur, tamen adeo vafri
et callidi sunt, ut saepe praestantissimos lapides
occultent, quos nostris mercatoribus vendunt. In
eo puteo, quo tempore Messir Bassa Pro-Rex in
Aegypto fuit, Smaragdus pulcherrimus, quatuor
supra triginta drachmarum pondere, inventus est,
ad eximiam perfectionem, et commendationem
accedens, quem saepius Aegypti Pro-Rex clarissi-
mis consulibus Venetis, illic pro Veneta natione mo-
[Seite 250] rantibus, ostendit, cujus Smaragdi pretium, si nunc
in pretio ita essent hi lapides sicuti antea fuisse con-
stat, quatuor centum mille aureis nummis procul
dubio aestimaretur. Ex smaragdo confecta vasa fere
innumera, et varia inveniuntur apud Turcarum
Regem, nonnullaque pulcherrima, anno eo quo
Cairum venimus, ad ipsum Pro-Regem ex Aegypto,
a quodam eius Praeside, ex regia prope oriundo,
delata sunt, qui dum Thebarum provinciae praefuit,
atque apud hunc ea fuit Smaragdorum copia, quae
fidem superet, eamque aliqui ex nostris mecum una
viderunt. Aegyptii, Arabesque ipsum vocant Sme-
rud, non autem, ut perperam Garcias ab Orta cre-
didit, Zamarut
.“’

Zu S. 260 u.f.

Die grosse Auster ist wohl ohne Zweifel Chama gigas,
die unter den mancherley Namen von Hohlziegel, Na-
gelschulpe, Riesenmuschel, Vater-Noah Schulpe etc.
allgemein bekannt ist und sich allerdings im rothen
Meere so wie im Ostindischen Ocean etc. findet.

Zu S. 326. Z. 10.

Statt Tagereisen l. Stundwegs (thirty hours
journey off
).

S. 328. u.f. Ueber die der Natur angemeßne
Vielweiberey der Morgenländer.

Im Ganzen verdient diese Meynung, die der sonst so
orthodoxe Hr Br. hier ausführt, alle Aufmerksamkeit,
da sie zu einer auffallenden Bestätigung der freylich
ohnehin sehr einleuchtenden doppelten Wahrheit dient,
daß sich erstens über die natürliche Bestimmung des
[Seite 251] Menschen zur monogamischen oder polygamischen Ehe
nichts allgemeines sagen läßt, da das Verhältniß in
Rücksicht der Anzahl aus beyden Geschlechtern nicht
überall das nämliche ist; und daß folglich zweytens
diese ganze Frage von der ehelichen Verfassung im
Menschengeschlechte kein Gegenstand der Religion, son-
dern der auf naturhistorische und physiologische Data
gegründeten Gesetzgebung seyn müsse.

Nur versiehts unser Verfasser auch hier, wie in so
vielen Fällen, daß er seine Behauptungen gleich zu
dreiste generalisirt, ohne zu bedenken wie sehr sie durch
mancherley Ausnahmen grosse Einschränkung erleiden
können. Man vergleiche z.B. S. 334 die Stelle, wo
er sich überzeugt hält, ‘„daß bis auf 50° von 90°. unter
jedem Meridian der Erdkugel das Verhältniß der
Weibspersonen zu den Männern wie drey zu eins seyn
werde,“’ mit S. 70 im III. B. wo ihm ein Haufe
von Shihos (die an der Westküste des rothen Meers
ohngefähr unter dem 14°. Nördl. Breite leben) begeg-
nete, der ohngefähr aus 50 Männern und wie es schien
aus nicht mehr als 30 Weibern bestand, woraus er
schloß, daß sie in Monogamie lebten, welches sich auch
wirklich, wie er hernach erfuhr, so befand. Und in
den Geburtslisten, die Herr Niebuhr in seiner Be-
schreibung von Arabien S. 71. u.f. aus ganz verschied-
nen Gegenden des Morgenlandes mitgetheilt hat, ist
vollends das vorgebliche Uebergewicht der Anzahl der
gebohrnen Mädchen theils gar nicht, theils so unbe-
deutend, daß es im Ganzen kein Argument zu Gunsten
der Vielweiberey abgeben könnte.

Endlich aber fragt sich auch noch, ob nicht die Viel-
weiberey selbst Ursache werden kann, daß in den Län-
dern, wo sie seit so langer Zeit üblich gewesen, eine über-
wiegendere Anzahl von Mädchen gebohren wird? Man
[Seite 252] vergleiche hierüber die scharfsinnigen Vermuthungen des
ältern Herrn Doct. Forster in seinen Bemerkungen
auf seiner Reise um die Welt S. 367 u.f.

S. 351. und anderwärts, vom Spiesglas als
einer Art Schminke und Scheidemünze.

Da haben wir gleich wieder ein Beyspiel von den
unbegreiflich hyperbolischen Uebertreibungen des Herrn
Bruce, der S. 351 das Spiesglas den gewöhnlichen
Putz der Wilden in der ganzen Welt nennt! –
Bekanntlich ist dieser Gebrauch des Antimoniums auf
einen nicht grossen Theil des einander benachbarten Afrika
und Asien eingeschränkt; aber daselbst auch seit den
ältesten Zeiten unter Völkern üblich gewesen, die wohl
noch nie unter die Wilden gezählt worden.

S. 354. Herma als Schminke für Hände und
Füße.

Nicht blos die Blätter der Lawsonia inermis, wie Hr.
Bruce hier sagt (denn das ist das Ligustrum aegyptia-
cum latifolium
), sondern auch die von der Spinosa wer-
den in den Morgenländern zum Rothfärben der Nägel
oder gar der Hände und Füße gebraucht. Die Sitte
muß sehr alt seyn. Ich besitze einen Mumienfinger
mit rothgebeiztem Nagel, und das nämliche haben auch
Hanß Jacob Breuning von Buochenbach in sei-
nen fünf Meerfahrten und neuerlich Graf Caylus an
Mumien gefunden.

Was der Verfasser sagt, daß diese Gewohnheit nicht
blos zum Putz, sondern auch als Verwahrungsmittel
gegen Beschwerden diene, ist auch bey andern ähnli-
chen Gebräuchen der Fall. So rukuiren sich die Carai-
ben am ganzen Leibe nicht blos zur Zierde, sondern auch,
[Seite 253] weil diese rothe Farbe die bey ihnen so häufigen und lästi-
gen Moskiten u.a. stechende Insekten abhält.

S. 376 und 397. Dora.

An der ersten Stelle werden Dora und Indiani-
sches Korn als verschiedne Dinge, an der zweyten
hingegen Dora oder Indianisches Korn als Synony-
men angegeben: im III. B. S. 504 heißt Dora gar
eine Art von Mais oder Hirse u.s.w. Offenbar
aber ist Dora kein Korn, sondern Holcus sorghum,
Indianische Hirse, wie sie Rauwolf in seiner Raiß
gegen Aufgang nennt, wo er sie S. 198 beschreibt und
im IV. Theil abbildet, mit der Beyschrift: ‘„Indiani-
sche Hirsch, den Moren noch unter dem alten Arabi-
schen Namen Dora bekannt.“’

Der Edrisi oder sogenannte Nubiensis unterschei-
det die Dora schon richtig vom Getraide pag. 21.

Poncet hingegen in seiner Relation du voyage en
Ethiopie
in den Lettres edifiantes (T. III. der neuen
Ausgabe v. 1780. S. 269. 282. 284. u.a.) verwech-
selt sie mit dem Teff (Poa abyssinica), wovon unten die
Rede seyn wird.

S. 558. Ueber das Alter der Kinderpocken.

Die Stelle, die Herr Bruce hier aus El Hamesy’s
Belagerung von Mecca anführt, daß damals (ums
J. 356) die Pocken und Masern zuerst in Arabien aus-
gebrochen wären etc. würde für die Geschichte dieser
merkwürdigen Krankheiten wichtig seyn, wenn der Ge-
währsmann zuverläßiger wäre. Wie wenig er aber
das ist, muß Herr Bruce selbst eingestehen.

Und leider ist das mit den übrigen Beweisstellen, die
fürs Alterthum der Pocken aus andern morgenländi-
[Seite 254] schen Autoren insgemein angeführt werden, der gleiche
Fall. Denn Masud Z.B. aus dessen Epitomator der
selige Reiske die Stelle bekannt gemacht hat, wo gesagt
wird, daß die Pocken und Masern A. Chr. 572 zuerst
in Arabien ausgebrochen wären; ist nach dieses berühm-
ten Orientalisten eigenem Urtheil inter maximos im-
postores, eosque primos atgue ineptissimos, collo-
candus.

Daß die bekannte Stelle beym marius Aventi-
censis
, der selbst in der zweyten Hälfte des sechsten Jahr-
hunderts schrieb, schwerlich von den wahren Kinder-
pocken verstanden werden könne, ist schon vom Herrn
von Haller u.a. kritischen Aerzten erwiesen.

Noch weniger würde ich aber die ganz unbestimmten
pustulas albas et nigras in der babylonischen Gemara,
auf die Pocken deuten, wie Herr Prof, Nagel gethan
hat, (in des Herrn von Murr Journal zur Kunst-
geschichte, III. Th. S. 106.).

Eine Stelle bey Ibn Dorcid, die Herr Hofrath
Gruner in seiner Ausgabe von reiske et fabri
opusculis medicis ex monim. Arab. et Ebraeor. S. 8.
anführt, spricht zwar allerdings von den Pocken, beweist
aber nichts fürs hohe Alterthum derselben, da jener
arabische Dichter später als Rhazes gestorben ist, von
dem die ganze classische Abhandlung ohnehin allgemein
bekannt war.

Zum zweyten Band.

[Seite 255]

S. 149. Franz Alvarez.

In dem strengen Urtheil, was unser Verfasser hier
über diesen ersten classischen Schriftsteller von Habessi-
nien fällt, kommen ein paar arge qui pro quo vor.

‘„Tellez“’ – heißt es – ‘„ein gleichzeitiger Schrift-
steller, verwirft ihn.“’ Nun wissen aber unsre Leser
schon aus der Vorrede zum ersten Band, wo ich die
Hauptquellen zur Kenntniß von Habessinien und seiner
Einwohner in chronologischer Ordnung recensirt habe,
daß Alvarez in der ersten Hälfte des XVI. Jahrhun-
derts (zur Reformationszeit) lebte; Tellez hingegen
seine Compilation in der zweyten Hälfte des XVII. zu-
sammentrug. Jener Anachronismus ist also in der
That beträchtlicher als wenn man Herrn Bruce zum
Zeitgenossen des Tellez machte.

Und Tellez soll den Alvarez verwerfen. Diese Be-
hauptung befremdete mich auf den ersten Blick, da ich
den Tellez kurz vorher gelesen hatte, und mich keiner
dergleichen Verwerfung entsinnen konnte. Zum Ueber-
fluß hab’ ich ihn deshalb mehrmals absichtlich durch-
blättert, und siehe da, ich finde ausser einigen unbedeu-
tenden Differenzen zwischen beyden, z.B. über des
damaligen Königs David III. Vielweiberey etc. keine
Widerlegung, geschweige Verwerfung des Alvarez,
vielmehr ausdrückliche Bestätigung seiner Glaubwür-
digkeit in Dingen, wo er als Augenzeuge spricht; nicht
so unbedingt dürfe man aber das annehmen, was er
vom bloßen Hörensagen referirt. Diese letztere Erin-
nerung gilt im Grunde von allen Reisebeschreibungen
in der Welt; am ungezweifeltsten aber freylich von den
Reisen nach Habessinien, als dessen Einwohner durch-
[Seite 256] gehends, und namentlich auch von unserm Hrn Bruce
selbst, als sehr unzuverläßige Gewährsleute geschildert
werden. Man s.z.B. gleich in diesem zweyten Bande
S. 601. So im dritten S. 42. u.a.m.

Diese Rüge des obigen doppelten qui pro quo wäre
kaum der Rede werth, wenn dasselbe nicht gerade zwey
Klassiker zugleich von den fünfen beträfe, die überhaupt
bisher nur über Habessinien existirten, und man doch
denken sollte, daß Herr Bruce, der 17 Jahre Zeit
hatte, an seinem Werke zu feilen, dieselben meist aus-
wendig wissen müßte.

Ueber das Werk des Alvarez selbst, s. Ramusio’s
Einleitung dazu im I. Band seiner Navigationi et
Viaggi
;
vor allen aber des verdienstvollen Ludolf’s
Commentarius zu seiner Historia Aethipica S. 5. u.a.

S. 213 bis 224. Die Gallas.

Die Nachrichten, die Hr. Bruce hier von diesem
wüsten, rohen, den Hottentotten ähnlichen Volke
giebt, das in der Geschichte von Habessinien eine so
grosse Rolle spielt, kommen im Ganzen mit denen bey
Telley und Lobo überein. – Den Namen hat schon
Plinius L. VI. et XXXV. pag. 343. der Harduinischen
Folio Ausgabe.

S. 234. giftige Fische.

Die Rede ist von Fischen in einem Flusse der Pro-
vinz Shat, deren Genuß den Menschen tödlich sey.
Hierbey äussert unser Verfasser eine sonderbare Bedenk-
lichkeit: ‘„Ob Fische“’ – sagt er – ‘„oder andre
Thiere, die sich in einem, mit giftigen mineralischen
Theilen geschwängerten Wasser aufhalten, ihr eignes
Leben erhalten, und gleichwohl so viel Gift einsaugen
[Seite 257] können, daß Menschen, die davon essen, sterben,
scheint mir noch sehr zweifelhaft.“’ Daß das Was-
ser
mit giftigen mineralischen Theilen geschwängert
sey, davon ist in der ganzen Stelle mit keiner Sylbe
die Rede. Daß aber das Fleisch mancher Fische in
verschiedenen Gegenden, nach der Verschiedenheit der
Nahrung, die sie daselbst finden, an einem Orte giftig,
am andern hingegen unschuldig und genießbar seyn
kann, ist eine längst bekannte Sache. Der Tetrodon
lagocephalus
z.B. der sich häufig im Senegal findet,
ist, wenn er oben im Flusse landeinwärts gefangen
wird, ein gesundes gutes Essen; hingegen in der Mün-
dung des Flusses, nahe an der See, ist er giftig.

S. 238. Die unbekannte heidnische Nation
Guragué.

Guragué steht schon nach der Angabe des braven
Habessiniers, des Abba Gregorius von Amhara
(– s. die Vorrede zum I. Bande S. IX. –) auf
Ludolf’s Karte, und so auch auf der beym Tellez
und Lobo, und zwar auf allen in der nämlichen Ge-
gend, wie auf Herrn Bruce seiner. Manche machtens
wie Bruce zum besondern Königreich, andre zur
bloßen Provinz. Gregorius sagte: der dasige Statt-
halter führe den Titel: Guragué-Shum.
Nach S. 321. scheinen die Guragues jetzt ein arm-
seliges Völkchen auszumachen.

Zu S. 309. Bey Gelegenheit der Nareaner,
ein Wort überhaupt, von der verschiednen
Gestaltung, Farbe etc. der Völkerschaften
in und um Habessinien.

Es ist nicht unerwartet, aber immer angenehm zu
sehn, wie das Menschengeschlecht auch in diesem Theil
[Seite 258] der bewohnten Erde, so gut wie auf der Westküste von
Africa, und freylich überhaupt unter jedem Meridian,
nach dem verschiednen Einflusse der Ursachen der
Degeneration in mancherley Varietäten ausartet.
Und gerade hier sind diese Ausartungen um so auffal-
lender, je stärker die Einwirkung der verschiedensten
Climate in einem so sonderbaren, wenn gleich nur
mäßig grossen Erdstrich, so wie der verschiedensten
Lebensart und Nahrung seiner Bewohner, auf den
körperlichen Habitus derselben seyn muß. – Die na-
türliche Folge davon ist, daß sich von dem Habitus
dieser Völkerschaften kein allgemein passender Charakter
angeben läßt, so wie er hingegen von den Bewohnern
ungleich grösserer Erdstriche im Nordlichen und im
Südlichen Amerika, oder im asiatischen Rußland u.a.
angegeben werden kann.

Ras Michael, mit welchem unser Herr Bruce
so viel zu verkehren gehabt, und dessen Profil auf der
Titel-Vignette des zweyten Bandes steht, war ein
Habessinier: und Abba Gregorius, der Freund un-
sers Ludolfs war auch ein Habessrnier, und sein Bild
auf einem schönen Blatte in schwarzer Kunst von Heiß,
nach von Sand gearbeitet, steht vor dem Commenta-
rius
ad historiam Aethiopicam
. Nun vergleiche man
die beyden Köpfe miteinander! Jener hatte, wie Herr
Bruce im III. B. S. 225. sagt, in seiner Bildung etc.
mehr Aehnlichkeit mit dem Grafen Büffon als er nur
je zwischen zwey Personen gesehen. Und dieser hinge-
gen war in Gesichtsbildung, Haar etc. durchgehends
negerartig.

So sagt Bruce hier S. 309. von den Nareanern,
daß diejenigen von ihnen, welche die höchstliegenden
Gegenden des Landes bewohnen, unter allen Habessi-
niern am allerhellsten von Farbe sind, und daß zumal
[Seite 259] die Bergbewohner von Caffa nicht einmal das Brünette
der Neapolitaner oder Sicilianer haben: dagegen die,
so in den Thälern und an den Sümpfen leben, völlig
schwarz sind, und die Gesichtszüge und das Wollhaar
der Neger haben.

Nach B. III. S. 69. sind die Shiho am rothen
Meere, unter allen an dieser Küste wohnenden Horden
die schwarzesten; und ihre Nachbarn hingegen, die
Hazorta (S. 72.) gleichen an Farbe dem neuen
Kupfer.

Manche Angaben unsers Verfassers über die kör-
perlichen Eigenschaften der Völker, die er beschreibt, sind
leider nicht bestimmt genug, um dadurch eine deutliche
Vorstellung zu erhalten. Wie wenn er z.B. S. 318.
von den Gingiro sagt: ihre Farbe sey meist schwarz,
aber doch ein andres Schwarz als das von einem
Neger;
ihre Gesichtszüge zart und regelmäßig, wie
in Europa und Habessinien. – Was soll man sich
hieraus für ein Bild machen?

Am meisten aber ist zu beklagen, daß überhaupt die
Menschen- und Völkerkunde von den gepriesenen
Zeichner-Talenten des Hrn. Bruce keinen grössern
Gewinn gehabt, als das einzige Profil des Ras Mi-
chael,
das noch dazu, wenn, wie gesagt, dieser alte
Kriegsmann dem Grafen Büffon zum sprechen gegli-
chen hat, gerade am allerersten zu entbehren gewesen
wäre.

S. 379. schönes Rindvieh.

Hier glaubt Herr Bruce, es gebe nirgend in der
Welt so schönes Rindvieh als bey den Gafats. Im
III. B. S. 480. wird hingegen das zu Sennaar als
das größte und fettste in der Welt beschrieben.

[Seite 260]

S. 472. Keine Bären in Habessinien.

Das sagt auch schon Ludolf, vermuthlich auf die
Autorität seines Amharischen Freundes. Histor. I.
10-87. ‘„Ursi nomen Deb ex Arabica et Hebraica
lingua habent, animal ipsum non norunt
.“’

S. 537 bis 560 u.a. die Shangallas.

Die Nachrichten, die Hr. Bruce hier und hin und
wieder auch an andern Orten (– z.B. IV. B.
S. 330 u.f. –) von diesem bisher fast blos dem Na-
men nach bekannten Negerartigen Volke giebt, rechne
ich zu den interessantesten Stücken seines voluminösen
Werkes. Von andern benachbarten Völkern, wie von
den Hottentottenähnlichen Gallas etc. hatte man doch
weit mehr Nachrichten. Ob man freylich alles, was
unser Verfasser von den Shangallas sagt, ganz buch-
stäblich verstehen müsse, lasse ich dahin gestellt seyn.
Wie z.B. S. 551: ‘„Eine Frau von zehn oder eilf
Jahren, die ein oder ein paar Kinder gebiert, sieht
ihre Brüste gleich bis auf die Kniee herabsinken,“’
u. dergl. m.

– daß, wie Herr Bruce S. 550 meynt, seit zwey-
hundert Jahren bloß christliche Priester die Beschrei-
ber heydnischer Sitten und Gebräuche gewesen seyn,
ist wieder eine arge Hyperbel!

Die Apologie aber, die er bey dieser Gelegenheit
für den Charakter der Neger überhaupt macht, ist die
vollkommene Bestätigung dessen, was ich im ersten
Theil der Beyträge zur Naturgeschichte, zu Gun-
sten dieser unsrer oft so mißgekannten, und daher nach-
theilig geschilderten schwarzen Mitbrüder gesagt habe.

[Seite 261]

S. 670. Die Habessinier kriegen ihre Bouteillen
aus Deutschland.

Diese Stelle ist mir sehr aufgefallen! Die Habessi-
nier erhalten also eins ihrer, gemeinsten Hausgeräthe,
(– auch ihre Schwerder zur Elephantenjagd III. B.
S. 302 –) aus Triest, so wie gewürkte Zeuge aus
Venedig etc. stehen also mit so bekannten, und uns
theils so nahen Handelsplätzen in mittelbarem Verkehr:
und demohnerachtet erfuhren wir in Europa von diesem
Lande und seinen Einwohnern in diesem ganzen Jahr-
hunderte, bis zur Erscheinung des gegenwärtigen
Werks, so gut als nichts; wußten nicht einmal etwas
vom Vertrieb unsrer deutschen Waaren dahin etc.

Zum dritten Band.

S. 38. Der Farenteit.

Es ist der Nervenwurm, Gordius mediensis,
oder die wegen der Aehnlichkeit mit Adern, die unter
der Haut liegen, sogenannte, vena mediensis. Eine
Abbildung des sehr einfachen und in vielen Seegegenden
zwischen den Wendecirkeln gemeinen und lästigen Thiers,
s. in sloane’s natural history of Jamaica Vol. II,
Tab. 233. Fig. I. Ich habe das Thier in Natur ge-
sehen, aber nichts von einem hakenförmigen
Schnabel
daran gefunden, den ihm Herr Bruce,
und außer ihm meines Wissens kein andrer Schriftsteller
zuschreibt. Die Operation des Herauswindens ist in
der ungeheuern Compilation des G.W. Welsch de
vena Medinensi ad mentem Ebnsinae
,
Augsburg,
1674. 4. verschiedentlich abgebildet.

[Seite 262]

S. 41. Die Elephantiasis.

Die Beschreibung, die Hr. Bruce hier von diesem
Uebel giebt, ist ganz gut: aber die kleinen nosologi-
schen Prämissen, wie z.B. daß der Aussatz in Palä-
stina der einzige sey, den wir kennen, und daß die Ele-
phantiasis mit diesem Aussatz nicht mehr Aehnlichkeit
habe als die Wassersucht mit dem Podagra etc. hätten
wegbleiben mögen! Offenbar wagt sich der Verfasser
da in ein fremdes Gehege, wo er nicht zu Hause ist,
und worin freylich erst neuerlich Herr Archiater Henser
in seinem Meisterwerke vom abendländischen Aussatz
im Mittelalter, Hamb. 1790. 8. recht aufgeräumt
hat.

Die Krankheit, die Hr. Bruce hier beschreibt, ist
das Knollbein, die Elephantiasis der Arabisten und
einiger neuen Schriftsteller über den Aussatz, z.B. des
Hillary, Schilling u.a. Sie ist allerdings eine
locale Art von Aussatz, bleibt aber oft ein für sich be-
stehendes Uebel, ohne eben mit andern Symptomen
des eigentlich sogenannten Aussatzes (der Ellephan-
tiasis
der Griechen oder der Lepra der Araber und der
abendländischen Aerzte) vergesellschaftet zu seyn: und
behält ihren Sitz blos im Unterschenkel, vom Knie oder
von den Waden bis zum Fuß, der dann dem Beine
der Elephanten nicht nur an Gestalt, sondern auch im
steifern Gange ähnlich wird.

Selbst in Europa ist das scheusliche Uebel nicht ganz
unerhört. – Ich habe es im Sommer 1783. im
Gotteshaus Oeningen am Bodensee, an einem dasigen
Religiosen in der schaudervollsten Größe gesehen, der
damals schon 9 Jahre lang damit behaftet war, ohne
Hülfe nicht vom Stuhl sich rühren konnte etc.

[Seite 263]

S. 65. Höhe des Taranta-Bergs.

Wenn dieser Berg, wie es weiter unten, S. 125
heißt, nicht höher, oder nicht einmal so hoch ist als der
grosse St. Bernhard unter den Schweizeralpen, so kann
er unmöglich, wie doch hier, S. 65. behauptet wird,
einer der höchsten Berge in der Welt seyn.

Das Hospitium auf dem St. Bernhard liegt 1246
Toisen über der Meeresfläche; was ist das aber zur
Höhe des Pik von Teneriffa, und des Ophyr auf Su-
matra, und des Montrose, und des Montblanc in
Savoyen, die alle weit über 2000 Toisen hoch sind;
oder vollends zu den Cordilleren, unter welchen die Höhe
des Pitschinsche 2443 und die des Tschimboraßo 3220
Toisen beträgt.

Aber angenommen, daß doch der Taranta eben so
hoch, als der St. Bernhard sey, so wäre er wenigstens
der einzige bekannte Berg in der Welt, auf welchem
nach S. 82 u.f. in einer solchen Höhe ein bewohn-
tes Dorf und Viehheerden zu sehen wären!

Zu S. 106.

Die Aussage der vollkommen schwarzen Einwohner
des Dorfs Zarow: ‘„daß sich diese ihre Farbe nicht ver-
ändre, wenn gleich Vater oder Mutter von einer
andern Farbe wären,
‟’ ist eben so räthselhaft, und
gegen alle sonstige Erfahrung an Mulatten, Mestißen etc.
als die Versichrung des Verfassers im IV. Bande,
S. 470 u.f. daß ein weißer Araber, welcher eine
schwarze Sclavin heurathet, unfehlbar weiße Kin-
der zeuge.

[Seite 264]

S. 142 u.f. und dann S. 294 u.f. auch im IV. B.
S. 100 u.a.m. Brind, die frischen Schei-
ben vom rohen Rindfleisch, ein Lieblingsge-
richt der Habessinier.

Bekanntlich war diese Erzählung unsers Reisenden
bey seiner Rückkunft nach England, der erste Hauptan-
laß, weshalb man seine Glaubwürdigkeit zu bezweifeln
anfieng. Und gerade hierin that man ihm offenbar
Unrecht; wenigstens wäre zu wünschen, daß er wegen
andrer verdächtig scheinenden Behauptungen so leicht
zu rechtfertigen stünde als über diese.

Denn der übertriebene seltsame Scepticismus ist sehr
leicht zu widerlegen, womit man den Genuß des rohen
Fleisches bey manchen Völkern zu bezweifeln, und sogar
die Möglichkeit desselben aus physiologischen Grün-
den a priori zu läugnen gewagt hat. Wenigstens scheint
der brave Rousseau das letztere geglaubt zu haben, da
er sagt: l’estomac ni les intestins de l’homme ne sont
pas faits pour digérer la chair crue
. Und doch ist
nichts gewissers, als daß manche Völker allerdings ehe-
dem rohes Fleisch gegessen haben, wenn es auch gleich
jetzt bey ihnen aus der Mode gekommen; und daß hin-
gegen andre allerdings auch noch heutiges Tages der-
gleichen geniessen. So wird es z.B. von manchen
Tattarischen und Mungalischen Horden durch ein Heer
von Augenzeugen (vom ehrlichen Schildtberger an,
der sechs Jahr lang Tamerlans Gefangner war, bis
auf den Joh. de Luca u.a.) versichert, daß sie rohes
Fleisch, zumal von Pferden, gegessen.

Und daß das rohe Rindfleisch bey den Habessiniern
eine allgemeine und sehr beliebte Speise sey, darüber ist
bey den classischen Gewährsleuten über die Sitten die-
ses Volks nur eine Stimme. Nur in der Art es zu
geniessen scheint der Luxus einige Verschiedenheit einge-
[Seite 265] führt zu haben. So sagt z.B. Poncet: ‘„on l’assai-
sonne d’une maniere particuliere. Après qu’on a
coupé par morceaux une piece de boeuf crud, on
l’arrose du Fiel de cet animal, qui est un excellent
dissolvant, et on la saupoudre de poivre et d’épice-
ries. Ce ragoût est à leur sens le mets le plus exquis
que l’on pouisse manger
. – On a encore en ce pays
là une autre maniere d’assaisonner les viandes crues
.
On prend dans la panse des boeufs, les herbes qui
ne sont pas encore digérees; on les mêle avec la
viande, et l’on en fait avec de la moutarde un ragoût
appellé Menta etc
.“’

Aber freylich von der sonderbaren Invention, die Hr.
Bruce an der gedachten Stelle des II. Bandes be-
schreibt, daß man nämlich bey weiten Reisen einen Ochsen
mit sich treibt, um ihm unterwegs von Zeit zu Zeit einen
kleinen Rinderbraten bey lebendigem Leibe auszuschnei-
den, und daß dann der hiatus durch einen Hautfetzen,
fast wie bey der Amputation à lambeau bedeckt wird,
und so das operirte Subject seinen Marsch gleich darauf
weiter fortsetzt etc. davon ist mir bey den andern Schrift-
stellern von Habessinien, die ich gelesen, nichts vorge-
kommen.

Doch habe ich einen Parallel-Casus aufgetrieben, wo
eine ähnliche Procedur, zu einem ähnlichen Zweck, nur
nicht mit Ochsen sondern mit Frauenzimmern, und nicht
in Habessinien sondern in einem Lande vorgenommen
worden, das jetzt zu den cultivirtesten in Europa ge-
hört. Und zwar meyne ich keinesweges etwa den Un-
fall, der die Vertraute der schönen Cunegunde im Can-
dide betroffen, sondern eine weiland in einer Gegend
von Frankreich gar nicht seltne Behandlung, wofür ich
einen Gewährsmann als Augenzeugen aufstellen kann,
dessen Glaubwürdigkeit gewiß eben so respectabel ist, als
[Seite 266] unsers Habessinischen Reisenden seine. Es ist dieß
der heilige Kirchenvater Hieronymus, der sich im
zweyten Buch seines überhaupt gar reichhaltigen Werks
adversus Iovinianum (in der grossen Pariser Ausgabe
seiner Werke von 1706. T. IV. P. II. pag. 201) fol-
gendermaßen darüber ausläßt:

‘„Quid loquar de ceteris nationibus, quum ipse
adolescentulus in Gallia viderim nationibus, Atticotos, gentem
Britannicam, humanis vesci carnibus: et quum per
sylvas porcorum greges et armentorum pecudumque
reperiant, pastorum nates ot feminarum, et papillas
solere abscindere, et has solas ciborum delicias ar-
bitrari
.“’

S. 242 u.f. Das Stümpchen Talglicht.

Auch über diese Stelle ist Herr Bruce stark mitge-
nommen worden. Vermuthlich doch nicht der Sache
selbst halber, denn, daß man mit einem Stückchen
Talglicht wenigstens durch ein starkes Bret schießen
kann, ist ein triviales Schützen-Kunststückchen: son-
dern wegen der unseeligen Weitschweifigkeit und des
wichtig scheinenden und fast ruhmredigen Tones, womit
dieser kleine Schwank vorgetragen ist.

S. 339 u.f. Beschneidung der Knäbchen.

Einige Gründe zum Erweis des physischen Nutzens
der Beschneidung, den Herr Bruce S. 341 und 345
so geradezu verwirft, habe ich in der medicinischen
Bibliothek
I. B. S. 484 u.f. zusammengestellt.

Manche beyläufige Uebereilungen des Herrn Bruce
wie S. 341. ‘„Daß es alle Bewohner des Erd-
bodens für unanständig hielten, die Zeugungstheile blos
zu stellen etc.“’ sind gar zu auffallend, um erst noch eine
Widerlegung zu bedürfen.

[Seite 267]

S. 346 u.f. Beschneidung der Mädchen.

Von dieser ganzen Operation scheint mir der Verf.
eine unrichtige Vorstellung zu haben, wenn er meynt,
daß man dabey die Clitoris selbst amputire. Ganz irrig
ist es wenigstens, daß dieß, wie er S. 347 sagt, auch
bey den Aegyptern der Fall sey. Denn bey diesen (–
und so viel ich aus den wenigen Datis bey zuverlässigen
Reisebeschreibern schliessen kann, auch bey den andern
Völkern, die der Verfasser nennt –) wird zuverlässig
bloß die Vorhaut über jenem Theil beschnitten. –
Die deutlichste Vorstellung davon giebt die merkwürdige
Abbildung dieser Theile an einem achtzehnjährigen be-
schnittnen Mädchen, die der Maler Baurenfeind,
Herrn Niebuhrs Reisegefährte, bey Kahira nach der
Natur, aber, wie letzterer hinzusetzt, mit zitternder
Hand, zu verfertigen, die in ihrer Art einzige Gele-
genheit gehabt; und die ich mit des Herrn Justizraths
Erlaubniß in meiner Schrift de generis humani varie-
tate nativa Tab. II. Fig
. 4. bekannt gemacht habe.

Noch muß ich hierbey erwähnen, daß von den
Bogen des englischen Originals, wo von diesem Gegen-
stand gehandelt wird, in den verschiednen Exemplaren
zweyerley Abdrücke existiren, in deren einem hin und
wieder (– sogar auch da, wo von den ungewöhnlich
gebauten Stieren die Rede ist –) zum Besten sehr de-
licater Leser, die hier etwas indecent finden möchten,
einiges ausgelassen und dagegen die Note beyge-
fügt ist:

‘„any naturalist, wishing for more particular in-
formation, may consult the french copy
.“’

Unsre Uebersetzung ist hingegen geradezu nach dem
indecenten Abdrucke verfertigt.

[Seite 268]

Zu S. 504 u.f.

Marygold ist kein chrysanthemum, sondern Calen-
dula, Ringelblume.

Nook soll vermuthlich die Polymnia abyssinica seyn,
in dem vom jüngern Linné herausgegebnen Supple-
mentum plantar. systematis vegetabilium pag
. 383 sq.

S. 519. 7. Z.v.E. statt Geyer und S. 520. Z. 13
statt Habichte, ließ an beyden Stellen Weyhen
(Falco milvus), denn das bedeutet eigentlich das
englische Kite.

S. 583. 7. Z.v.E.l. – und durch die Knollen
Denitch genannt,

Und in der folgenden Z.l. – Letztre ist dieselbe,
welche etc.

S. 597 u.f. Die Quellen des Nils!

Nun so haben wir denn unsern Reisenden zum gros-
sen Ziel seiner langen Wallfahrt begleitet, wo er glaubt
zu sehen, was seiner Meinung nach noch kein Auge
eines Europäers gesehen habe; und da zu stehen, wo
noch kein Fußtritt eines europäischen Wandrers hinge-
kommen sey.

Man verzeihet ihm ganz gerne den Taumel, worein
er in dieser Voraussetzung geräth und die Ausgelassen-
heit, womit er sich dabey gebehrdet.

Aber das hindert nicht, daß sich nicht einem Sachkun-
digen, prüfenden und vergleichenden Leser dabey ein Di-
lemma aufdrängt, wodurch der laute Jubel unsers
triumphirenden Helden um ein grosses herabgestimmt
wird und sein ewiges nec contigit ulli Hoc vidisse caput
[Seite 269] das sogar auf der nicht sehr bescheidnen Titelvignette
paradirt, ein sonderbares Ansehn erhält.

Es kommt nämlich hier alles auf eine kritische Ver-
gleichung von Herrn Bruce Nachrichten und Karten
mit denen von den Jesuitischen Missionaren in Habessi-
nien an, zumal mit der Erzählung des Pater Päz, der
A. 1618 den 21ten April eben so wohl die Quellen des
Nils besehen haben wollte, als unser Verfasser den 4ten
Nov. 1770. Hier entsteht also ein sehr entscheidendes
entweder – oder!

Entweder Pater Päz und Ritter Bruce stimmen
in ihren Angaben von den Nilquellen mit einander
überein; – ja so gehört die Ehre der Entdeckung nicht
dem letztern sondern dem erstern.

Oder aber sie differiren, so daß man sieht, sie haben
nicht die gleichen Quellen besucht; – nun so fragt sichs,
wessen Relation hat dann die mehrste Autorität für
sich? die von Päz, der sie in Gesellschaft des Landes-
herrn, des Königs Socinios und seines Heeres besucht
hat; oder die von Bruce, der einen Kerl zum Weg-
weiser hatte, den er selbst als den Ränkevollsten abge-
feimtesten Lügner schildert!

Ich denke die Beantwortung dieser letztern Frage
würde so einstimmig und so ungünstig für unsern Reise-
beschreiber ausgefallen seyn, daß wer ihm wohl will,
froh seyn wird daß sie gar nicht aufgeworfen zu werden
braucht; da man offenbar sieht, daß seine Angabe von
den Nilquellen mit des Pater Päz seiner in der
Hauptsache aufs unverkennbarste übereinstimmt. Am
kürzesten kann sich davon ein jeder überzeugen, der Ge-
legenheit kann die beyden Hauptkarten der Jesuiten von
Habessinien und den Quellen des Nils, nämlich die
Portugiesische, die auch in des ältern Thevenot classi-
[Seite 270] scher Sammlung von Reisebeschreibungen befindlich ist,
und dann die grosse vom Pater Eschinard*) mit Herrn
Bruce seinen zu vergleichen. Jene beyde differiren
zwar selbst in einigen Stücken von einander, wie z.B.
in der Lage des Sees Dembea, die auf der letztern mehr
nach der Breite, auf der erstern hingegen richtiger nach
der Länge gezogen ist; in der Hauptsache aber, worauf
es hier ankommt, treffen sie sowohl unter einander als
auch mit denen im gegenwärtigen Werke ganz überein.

Nun so wären wir denn mit den Quellen desjenigen
Flusses, der ohnfern der Mondberge entspringt, und
neuerlich allgemein für den Anfang des wahren Nils
angenommen worden, ziemlich ins Reine. Aber freylich
so wie dieser Fluß selbst unter mehr als einem Namen
bekannt ist, so sind anderseits auch bey den Alten meh-
rere Flüsse, die nachher in den Hauptstrom des Nils
zusammen fließen, mit dem Namen Nil belegt worden,
so nennt z.B. Ptolemäus den weissen Fluß (Maleg
auf den bisherigen Karten; auf Herrn Bruce seiner
Bahar el Abiad.) der sich oberhalb Gerri mit dem-
jenigen vereinigt, von dessen Quellen hier die Rede ist,
ebenfalls Nil etc.

S. 626. Peter Heyling von Lübeck.

Von diesem merkwürdigen Manne s. des Hallischen
Prof. Michaelis (Vaters unsers seeligen geh. Justizr.)
[Seite 271] sonderbaren Lebenslauf Peter Heylings und dessen Reise
nach Ethiopien etc. aus Ludolfs edirten Schriften und
andern noch nicht gedruckten Documentis herausgegeben.
Halle. 1724. 8.

S. 629. Nordens Reisebeschreibung.

Das Urtheil, das hier unser rüstiger und redseliger
Reisebeschreiber so ganz unbefangen über dieselbe fällt,
ist eine wahre psychologische Merkwürdigkeit. ‘„Sie
hat – sagt er – unstreitig ihre Verdienste, ist
aber voll von Zänkereyen und Schlägereyen mit
Bootsleuten und Lastträgern, die sehr wohl wegblei-
ben konnten, da sie keinen Unterricht geben, etc.“’

S. 640. Höhe der Nilquellen.

Zwey englische Meilen über der Meeresfläche, das
sind = 1652 Toisen. Das wäre 591 Toisen höher
als das Hospitium auf dem St. Gotthard!

S. 650 u.f. und IV. B. S. 542 u.f. Lage der
Insel Meroe.

Die Meynung des Herrn Bruce, daß die sogenannte
Insel Meroe die Landstrecke zwischen dem Zusammen-
fluß des Nils und Tacazze oder Atbara sey, ist nichts
weniger als neu, sondern schon im Anfang dieses Jahr-
hunderts vom ältern Delisle ausführlich und mit Wi-
derlegung der andern Vermuthungen, die auch unser
Verfasser hier verwirft, vorgetragen worden. Man s.
dess. Conjectures sur la position de l’isle de Meroe,
in den Mém. de l’acad. des sc. de Paris a. 1708. S.
365 u.f. der Quartausgabe.

[Seite 272]

S. 659. Der weisse Bär.

Diese αρκτους των Θρακιων λευκας beym Pau-
sanias
(pag. 634) scheint Herr Bruce auf den Nordi-
schen Eisbär zu deuten; aber an den ist hier nicht zu
denken, sondern es ist die meiste Spielart des gemeinen
Landbären gemeynt, die bey weitem nicht blos in
die strengsten nördlichen Regionen des Schnees ver-
bannt ist.

S. 670 u.f. Ueber die Meynung, daß Aegypten
durch Nilschlamm entstanden.

Sie ist bey weitem nicht allgemein, wie doch Herr
Bruce hier sagt. Nicht einmal vom Delta ist so was
allgemein geglaubt, sondern längst von manchen Rei-
senden wie z.B. vom Prof. Heymann ausdrücklich
widerlegt worden.

Zum vierten Band.

S. 2. Goldgelbe Füchse.

Der lupus aureus, wofür sie Herr Bruce hielt,
(– Oppians λυκος χρυσεος –) ist nichts anders
als der gemeine Schakal, canis aureus linn. Büffons
Adive.

S. 28. Gomari (das Nilpferd)

Das bekannte Thier hat seinen gewöhnlichen Namen
hippopotamus, Nilpferd etc. nicht von der Form des
Kopfs, die Tellez in seiner Beschreibung und Ludolf
in seiner Abbildung ganz unrecht Pferdeartig machen
sondern von einiger Aehnlichkeit seiner Stimme mit
dem Wiehern des Pferdes. – So haben mehrere
fremde Thiere ihren Namen von der Aehnlichkeit ihrer
[Seite 273] Stimme mit eines bekanntern Thiers seiner erhalten:
wie z.B. das Stachelschwein, der Indianische
Rabe u.a.m.

Aber wie Herr Bruce sagen kann, der Kopf des
Hippopotamus scheine ihm mehr ähnliches von einem
Schweine
als von einem Pferde zu haben, begreife
ich auch nicht.

S. 107 und 199. Die ungeheuren Ochsen-
hörner.

Die Nachricht von dieser sonderbaren Krankheit des
Habessinischen Hornviehes ist sehr intressant und mei-
nes Wissens neu. Aber darin irret Herr Bruce
wenn er meynt, daß eine Abbildung des fabelhaften
fleischfressenden Ochsen, dem man ehedem diese ungeheu-
ren Hörner zugeschrieben, in einem der ersten Bände
der philosophical Transactions zu finden sey. Wenig-
stens habe ich so eben die zehn ersten Bände vergebens
darnach durchblättert.

S. 324. Die Hörner der Giraffe.

In manchen Punkten verschieden, und. wies scheint
im ganzen. Noch genauer beschreibt sie Vaillant in
seiner Afrikanischen Reise S. 395 u.f. der Quartausg.
‘„La Girafe“’ sagt er, ‘„n’a ni bois ni cornes; mais
entre ses deux oreilles, à l’extremité supérieure de
la tête, s’élèvent perpendiculairement et parallèle-
ment deux parties du crâne qui, sans aucune solution
de continuité, s’alongent de huit à neuf pouces, se
terminent par un arrondissement convexe et bordé
d’un rang de poils droits et fermes qui le dépassent
de plusieurs lignes
.“’ –

‘„Les cornes étant adhérentes et faisant partie du
crâne, ne peuvent jamais tomber; elles ne sont
[Seite 274] point solides comme le bois du Cerf, ni d’une ma-
tiere analogue à la corne du Boeuf; moins encore
sont-elles composées de poils réunis, comme le
suppose Buffon; c’est simplement une substance
osseuse, calcaire et divisée par une infinité de pores,
comme le sont tous les os; elles sont recouvertes,
dans toute leur longueur, d’un poil court et rude
qui ne ressemble en rien au duvet velouté du refait
des Chevreuils ou des Cerfs
.“’

S. 329 u.f. Grosse Hitze zu Ras el Feel,
(– der Statthalterschaft unsers Reisen-
den.
–)

Daß die hier und an vielen andern Stellen dieses
Werks angezeigten Grade der Hitze (– bis an 120
Grad Fahrenh. –) in einem so hoch liegenden Lande, als
Habessinien, so oft die mittlere Hitze in Senegambien
(– gegen 90° –) und selbst die gewöhnliche Wärme
des menschlichen Körpers (– 96° oder etwas drü-
ber –) so weit übersteigen, muß jeden nachdenkenden
Leser befremden.

Hingegen dient die mehrmalen dabey gemachte An-
merkung, daß die Empfindung von Hitze mit den hohen
Graden derselben, wie sie das Thermometer gezeigt, in
keinem Verhältniß gestanden, zu einer sehr richtigen
Bestätigung des längst bemerkten Unterschieds zwischen
calor ad sensum und calor ad thermometrum. Wenn
man im Winter geraume Zeit in der Kälte gewesen,
und durch und durch friert, so steht dennoch oft das
Thermometer, wenn man die Kugel davon in den Mund
oder unter die Achseln hält, um etliche Grade höher als
wenn man nachher denselben Versuch wiederholt, nach-
dem man einige Stunden lang im geheizten Zimmer gewesen,
ganz durchwärmt scheint, schwitzt etc. –

[Seite 275]

Ueberdem erregen oft zufällige Umstände in der Mi-
schung und Bewegung der Luft, Winde etc. allerhand
Empfindungen von Wärme oder Kälte auf den mensch-
lichen Körper, die hingegen aufs Thermometer gar
nicht wirken.

S. 342 u.f. Lebendige See-schnecken mitten
im festen Lande.

Ich kann weder errathen, was das für turbines seyn
sollen, noch wie die Theorie des Verfassers über ihre
dasige Entstehung zusammenhängt.

S. 343. Ariel.

Vermuthlich Antilope pygarga. – s. Herrn Hofr.
Schrebers Säugthiere tab. CCLXXIII.

S. 344. 486. 535. 560. 584. und 586. Der
Simoom.

Vergleiche damit die vom seligen Michaelis ge-
sammleten Nachrichten in den Fragen an die nach Ara-
bien reisenden etc. S. 44 u.f. auch Ives’s Reisen
nach Indien und Persien im II. B. S. 81 u.f. Und
Oedmanns Sammlung aus der Naturkunde zur Bi-
belerklärung IV St.

S. 432–503. Sennaar.

Einer der intressantsten Theile des ganzen Werks,
da man von diesem Reiche in Vergleich zu dem, was
doch schon von Habessinien bekannt war, fast so gut wie
nichts wußte.

[Seite 276]

S. 452. Z. 10 und 11. muß es heissen – und
etwas dünner als der kleine Finger – (state
so lang wie der kleine Finger.)

S. 485. Ueber die Verschiedenheit der Climate
unter ein und eben derselben geographischen
Breite.

Die Erinnerung ist sehr gegründet, daß die hohe
oder niedre Lage einer Gegend über der Meeresfläche
ein ganz andres Clima verursachen kann, als man nach
der blossen Vorstellung von der geographischen Breite
derselben vermuthet haben würde. Sumatra z.B.
liegt unter der Linie und doch ist es im innern hochlie-
genden Theile des Landes so kalt, daß die Einwohner des
Morgens Feuer anmachen müssen, und die Cocosbäume
nur mit Mühe fortgebracht werden.

Auch hat man bekanntlich diese Erfahrung schon
längst zur Lösung des sonderbaren Zweifels gebraucht,
warum es doch nicht überall unter der Linie Negern
gebe?

S. 486. Z. 19. Lies – als das Steigen von
5° – (statt als der Stand von 5°.)

S. 488. Inoculation der Pocken in Sen-
naar.

Daß sie in diesem rohen Lande und zwar gar seit
undenklichen Jahren bekannt und üblich ist, muß
um so mehr befremden, da sie wie es scheint in Habessi-
nien unbekannt geblieben (vergl. im III. B. S. 22.
69. 177 etc.)

S. 489. Z. 6. 7. vom Ende muß es heißen: –
daß reiche Herren, sowohl Türken als Mohren, diesel-
[Seite 277] ben (nemlichdie schwarzen Sclavinnen aus Sennaar etc.)
während der heißen Sommermonate den Mädchen aus
Arabien, Circassien und Georgien vorziehen.

Man vergleiche in eben diesem Bande, S. 471.
– und im II. B. S. 552.

S. 528. Shek Adelans Gewicht, wenn er zu
Pferde saß.

Die 26 Steine nach Reutergewicht machen 364 Pf.
(– s. im III. B. S. 103. –) Auf ein Hannöversches
Cavalleriepferd rechnet, man ohngefähr vier Centner.

S. 596. unten und 597 oben lies: – denn alle
Mittage und Abende zeichnete ich meine, des Tags
gemachte Reise nur aus dem gröbsten auf, weil ich be-
ständig einen Kompaß mit einer Nadel von einem fünf-
zolligen Halbmesser mittelst einer um den Hals laufen-
den Schnur in der Tasche trug.

S. 599. unten. Die Wasserbehältnisse beym
Kameel.

Es ist im Grunde nur ein Anhang am ersten Magen
(am sogenannten Pansen), den aber Hr. Daubenton
für einen eignen besondern Magen annimmt, und folg-
lich dem Kameel nicht, wie den übrigen wiederkäuen-
den Thieren mit gespaltenen Klauen, vier, sondern
fünf Mägen, zuschreibt. (– s. die histoire naturelle
T. XI. Tab
. 11. N. Tab. 12. N. Tab. 13. G.H. und
Tab. 16. –) Er traf in der That in diesem Behälter
und dann auch in den grossen Zellen des eigentlichen
Pansen, noch zehn Tage nach dem Tode eines Kameels,
das doch 50 Stundwegs auf dem Wagen gefahren
worden war, noch zwey bis drey Pinten klares, trinkba-
res Wasser an.

[Seite 278]

S. 623. Z. 6. vom Ende, lies: – um ihn vor
dem Seitenstechen, und einem abermaligen Irrthum
wegen des Monats Ramadan zu bewahren.

Vergl. im I. B. S. 173 u.f.

Zum fünften Band.

S. 8. Wenn Egypten aus Nilschlamm ent-
standen seyn sollte, so müßte man auch neu
erzeugte Pflanzengattungen daselbst er-
warten.

Mein Gott, was für ein Räsonnement! – Nichts
ist alltäglicher, als daß man an Seeküsten etc. dem Meere
Land abgewinnt. Erst ohnlängst erhielt deswegen ein
Prediger in Essex eine goldne Denkmünze von der
Londner Gesellschaft der Künste und Manufacturen.
Aber welcher Naturforscher in der Welt würde nun auf
diesem neuen Fleck Landes auch eine neue organisirte
Schöpfung erwarten!

S. 10. Unverweslichkeit der Sarcophagen aus
Sycomorholz.

Allerdings mag das nicht sowohl ein ausschließlicher
Vorzug dieser Holzart, als eine Folge der trocknen
Atmosphäre in den Aegyptischen Mumienkellern seyn.
Und doch habe ich auch an dergleichen Sarcophagen
morsche Stellen gefunden. Hingegen habe ich von dem
harzichten Virnis, womit Hr. Bruce beynah alle
Mumienkasten überzogen gesehn zu haben versichert,
wenigstens an dreyen, die ich, seit ich diese Stelle
gelesen, absichtlich deshalb untersucht, nicht eine Spur
bemerken können.

[Seite 279]

S. 12 u.f. Die Papierpflanze. (Cyperus
papyrus
).

Daß man sich, wie unser Verfasser S. 12. meynt,
noch darum streite, was dieß eigentlich für eine Pflanze
sey, hoffe ich nicht. Bey den Naturforschern wenig-
stens war es längst entschieden.

Die genauste botanische Beschreibung dieses Schilfs
findet sich in Hrn. chr. fr. rottböll descr. no-
var. plantar.
Lib. I. Hafn
. 1773. fol. pag. 32 sq.

Ueber das antiquarische und technologische ist des
Grafen Caylus Abhandlung im 26sten B. der Mém.

de l’acad. des inscriptions. S. 267 u.f. allgemein be-
kannt.

Von Versuchen aus einer Art Cyperus, die sich, wie
Herr Bruce S. 22 u.f. (doch zweifelhaft) sagt, am
Thrasymenischen See finde, ist mir nichts bekannt. Aber
wohl von denen, die der Cavaliere Saverio Lando-
lina, Neffe des Fürsten Biscari und Corresp. der hie-
sigen königlichen Societät, mit dem Papyrschilf, das
bey Syracus wächst, angestellt hat. Ein Brief, den
Herr Hofr. Heyne darüber von ihm erhielt, war selbst
auf dieses von ihm verfertigte Schilf- [...]pier geschrie-
ben, und ist vom Herrn Hofr. auf die Universitäts-
bibliothek gegeben worden.

Das academische Museum besitzt die Pflanze und
ihre Theile durch die Güte des Hrn. Doct. Bartels,
der der königlichen Societät, deren Assessor er ist, einen
Aussatz über die Bereitung dieses Schilfpapiers vor-
gelegt hat, davon in den hiesigen Gelehrt. Anz. 1787.
127. Stück, Nachricht gegeben worden.

Was Herr Bruce damit meynt, wenn er nach
S. 25, nicht glaubt, daß ausser dem Manuscript auf
[Seite 280] Papyrus, das er besitzt, noch ein einziges vorhanden
sey, verstehe ich in der That nicht! Ich selbst habe
zwey Handschriften auf solches Schilfpapier in Händen
gehabt, und untersucht: eine in der Klosterbibliothek
zu St. Gallen, zwey homiliae Sti. Isidori; die andre
auf der öffentlichen Bibliothek in Genf, einige sermo-
nes. Sti. Augustini
, (letztere ist beschrieben in Herrn
Senebiers catalogue raisonné des Manuscripts dans
la bibliothéque de Geneve
.
1779. 8. pag. 69.)

S. 28 u.f. Der Balsambaum. (Amyris opo-
balsamum, linn
. oder Balsamea meccanen-
sis, gleditsch
.)

Alles was über den botanischen Charakter dieser
Staude bis auf Forskål und Gleditsch bekannt
worden, so wie das was ihren Gebrauch betrifft, hat
unser sel. Murray im IV. B. seines apparatus medica-
minum
, S. 32 u.f. kernicht zusammengefaßt, daher
ich aus einem so allgemein bekannten, überall zu
habenden Buche nichts abschreiben mag.

Der hohe Werth, worin dieser berühmte Balsam
ehedem stand, ist doch jetzt auch in den Morgenländern
selbst gar sehr gefallen. Hr. Doct. Lust machte mir,
da er vor einigen Jahren hier durch kam, ein Geschenk
mit einer Quantität ächten dergleichen Balsams in einer
gegoßnen bleyernen platt-viereckigten Flasche, worin
er in der Türkey zu Kauf gebracht wird, und die wohl
gegen ein Viertelpfund halten mochte, und doch daselbst
nur mit vier Zechinen bezahlt wird.

S. 47 u.f. Ensete.

Aller Bedenklichkeiten des Hrn. Bruce ohngeachtet,
scheint mir doch immer dieses merkwürdige wichtige
[Seite 281] Gewächs eine Gattung aus dem Musa-Geschlechts
zu seyn. Lobo hat schon das Wesentlichste vom Gebrauch
desselben angeführt, und ihm verzeiht man freylich,
wenn er von demselben sagt: nous n’en avons point
qui en approche, ni qu’on lui puisse comparer
.

S. 52 u.f. Koll-quall.

Doch wohl ohne Zweifel eine Euphorbia.

S. 55 u.f. Rack.

Scheint mir Forskåls Cissus arborea am nächsten
zu kommen, s. Dess. Flor. aegyptiaco-arab. pag. 32.

S. 57. u.f. Gir-gir.

Gehört wohl ins Geschlecht Andropogon.

S. 62 u.f. Gagurdi.

Dem Total-Habitus nach wohl eine Protea.

S. 74. u.f. Kuara.

Diese Gattung des Erythrina-Geschlechts kommt
den beyden bekannten Gattungen desselben, corallo-
dendron
und picta am nächsten.

S. 77 u.f. Wooginoos. (Brucea antidy senterica).

Die S. 80. erwähnte, nach einem Exemplare aus
Kew verfertigte schöne Zeichnung findet sich in des jün-
gem Joh. Fr. Miller zu London grossen Heften von
ausgemalten Kupfern merkwürdiger ausländischer Thiere
und Gewächse, im V. H. Tab. 25.

Vergl. auch das Mémoire sur un nouveau genre
de plante nommé
Brucea par M. le Chav. de la Marck
[Seite 282] in den Mémoir. de l’acad. des scienc. de Paris 1784.
S. 342 u.f. –

Der bekannte Englische Reisende Herr Smeath-
man hat eine andre Gattung dieses Geschlechts aus
der Sierra Leona mitgebracht, die sich besonders
dadurch auszeichnet, daß sie ihre Blüthen an Rispen
trägt und daher den Trivialnamen – paniculata er-
halten hat.

S. 81 u.f. Cusso.

Dieses Gewächs wüßte ich nach Hrn. Bruces Be-
schreibung und Abbildung auf kein mir bekanntes Ge-
schlecht zu referiren.

Die systematische Benennung, die ihm unser Verf.
gegeben (Banksia abyssinica) wird geändert werden
müssen, da nun ein andres Geschlecht von prachtvollen
Bäumen auf Neu-Holland, den ehrwürdigen und ihm
bey dieser seiner Südländischen Heimath um so ange-
meßnern Namen Banksia erhalten hat.

S. 84 u.f. Teff.

Diese berühmte und für Habessinien so äußerst wich-
tige Grasart ist offenbar die poa abyssinica, die der
Herr Bergr. von Jacquin im II. B. der miscell.
Austriae. S. 364 beschrieben und im I. B. der Icon.
plantar. rarior. tab
. 17 abgebildet hat. Daß sie Poncet
mit der Dora (Holcus sorghum) verwechselt, habe
ich schon oben erinnert.

Der Herr Dort. Zuccagni erkannte zwar das Teff
schon ganz richtig für eine Poa, irrte sich aber in der
Gattung, da er sie mit der tenella vermengte. s. dess.
Dissertazione concernente l’Istoria di una pianta pa-
nizzabile dell’ Abissinia, conosciuta da quei popoli
[Seite 283] sotto il nome di Tef
, Florenz 1774. 8. worin er das,
was die ältern Schriftsteller über Habessinien davon
gesagt, gut zusammengetragen hat.

Von der Bouza, dem aus dem Teffbrod bereiteten
Biere s. Herrn Rect. Lorsbach über eine mißver-
standne Stelle des arabischen Geschichtschreibers Ebn
Chalican.
Marburg, 1790. 8. S. 22 u.f.

Das vom Teff verschiedne Tocusso-Gras aber
(S. 87) getraue ich mir nach den dürftigen Angaben
unsers Verfassers nicht zu bestimmen.

S. 92 u.f. Das zweyhörnichte Rhinocer
Pl. 25.

Ich habe schon in der Vorrede zum I. B. die unbe-
greifliche Vergehung unsers Herrn Bruce berührt, da
er die seit fast vierzig Jahren allgemein bekannte Büf-
fonsche Abbildung des asiatischen Rhinoceros mit
einem Horn, fast Strich für Strich copirt, ihm nur
ein doppeltes Horn statt des einfachen auf die Nase setzt,
und es so seinen Lesern als eine nach dem Leben in
Afrika gemachte Zeichnung des zweyhörnichten Rhi-
nocers,
und oben drein als die erste, die nur über-
haupt bis jetzt von diesem Thier erschienen sey, aufhef-
ten will!

Wären nun nur diese beyderley Rhinocer bis auf die
Zahl der Hörner im übrigen Bau und Habitus ein-
ander gleich, so möchte Herr Bruce seinen Kunstkniff
für sich verantworten, er würde dadurch doch nicht so,
wie nun der Fall ist, bey unkundigen Lesern eine ganz
irrige Vorstellung veranlaßt haben. So aber, da wie
jeder Naturkenner weiß, diese beyden Gattungen des
Nashorngeschlechts in ihrer ganzen Bildung so ganz
auffallend von einander differiren, so wird dadurch die
[Seite 284] Procedur des Verfassers von allen Seiten um desto
verdächtiger und um desto unverantwortlicher.

Um daher diejenigen von unsern deutschen Lesern,
denen etwa dieser Unterschied noch nicht bekannt seyn
sollte, vor dem Irrthum zu bewahren, worein sie Herr
Bruce führen möchte, hat die Verlagshandlung auf
mein Anrathen für eine ächte Zeichnung des zweyhör-
nichten Rhinocers gesorgt (– Pl. 45 –) die sie in
Mannheim nach dem im dasigen Naturaliencabinet
befindlichen gut ausgestopften Exemplar, das ich vor
einigen Jahren daselbst genau besehen, verfertigen
lassen. Es ist ein Weibchen, das jetzt nach dem Aus-
trocknen etc. 3 Fuß 8 Zoll hoch, und 7 Fuß 8 Zoll
lang ist. Das vordre Horn ist 16 Zoll, das hintre
5 Zoll hoch. Es lohnte sich um so mehr der Mühe
unsern Lesern eine getreue, nach der Natur verfertigte
Abbildung dieses den alten Römern längst bekannten,
nachher ganz in Vergessenheit gerathenen, und nun
erst seit wenigen Jahren wieder recht untersuchten
Thiers mitzutheilen, da alle bisher davon bekanntge-
machten Zeichnungen z.B. im I. B. von Herrn Pen-
nant’s
history of quadrupeds, im VI. B. das Supple-
ment zum Büffon, in Herrn Sparmanns Reisebe-
schreibung u.s.w. sämmtlich doch gar zu weit von der
Natur abwichen.

Nur vom Kopf dieses berühmten Geschöpfs existirte
bisher eine vortreffliche Abbildung in des sel. Camper
Naturgeschichte des Orangutang und des Afrikanischen
Nashorns etc. (wovon jetzt zu Düsseldorf eine deutsche
Uebersetzung mit nachgelaßnen Zusätzen des Verfassers
herausgekommen) tab. V. welches Werk zugleich die
vollständigsten Nachrichten über beyde Gattungen des
Nashorngeschlechts, und den grossen zwischen denselben
vorwaltenden specifischen Unterschied, enthält.

[Tab.]
Rhinoceros. Aus dem Mannheimischen Museum.xxx
[interleaf] [Seite 285]

Eben dieser mein unvergeßlicher Freund hat auch
noch kurz vor seinem Tode eine herrliche 19 1/2 Zoll hohe
und über 11 Zoll breite Kupferplatte nach seinen mei-
sterhaften Zeichnungen von Herrn R. Vinkeles stechen
lassen, woraufer die Schedel dieser beyden Gattungen
von Rhinocern, sowohl im Profil als von vorn abge-
bildet hat.

Man sieht hier auf den ersten Blick den auffallenden
Unterschied in der ganzen Schedelform dieser beyderley
Thiere, zumal aber im Gebiß, da das Afrikanische
zweyhörnichte
Rhinoceros gar keine Schneidezähne
hat, sondern seine zahlreichen grossen Backenzähne bis
vorn an die Schnauze reichen: hingegen bey der Asia-
tischen
Gattung mit einem Horn oben vier breite und
unten eben soviel pfriemenförmige Vorderzähne befind-
lich sind, und in beyden Kiefern zwischen diesen und
den weit davon abstehenden Backenzähnen ein grosser
leerer Zwischenraum ist, fast wie bey Eichhörnchen,
Mäusen etc. – so daß von Zoologen, die etwa das Lin-
neische System der Säugthiere noch heutiges Tages be-
quem finden, diese beyden Gattungen, die ihrem ganzen
übrigen Habitus nach gewiß von aller Welt in ein und
eben dasselbe Geschlecht gesetzt werden würden, alsdann
nicht nur in zwey Geschlechter, sondern gar in zwey
verschiedne Ordnungen (– das Asiatische nämlich
zu den von Linné sogenannten Gliribus, das Afrikani-
sche hingegen unter seine bruta –) von einander gerissen
werden müßten!

So viel bey Gelegenheit der von unserm Herrn
Bruce so keck und dreist adoptirten Büffonschen
Zeichnung.

Nur noch ein paar Worte zu seinem Text darüber.

[Seite 286]

Es ist eine Unwahrheit wenn er S. 93 sagt: Albr.
Dürer
habe seine bekannte Abbildung des Rhinocers
mit einem Horn nach dem Leben verfertigt. Das
Thier war bekanntlich in Lissabon, wohin dieser unsterb-
liche grosse Künstler nie einen Fuß gesetzt hatte, sondern
er verfertigte seinen von Seiten der Kunst immer un-
übertrefflichen Holzschnitt nach einer von daher geschick-
ten Zeichnung; und soviel auch an derselben auszusetzen
ist, so ähnelt sie doch wenigstens dem Thier, das sie vor-
stellen soll, nämlich dem Rhinoceros unicornis ganz
ohne Vergleich weit mehr, als die, so sich Hr. Bruce
hier angemaaßt hat, dem bicornis.

Hierauf führt er nun die neuen Abbildungen des
einhörnichten Rhinocers an, kennt aber gerade die
drey einzig-vortrefflichen gar nicht, die zweye vom
Wandelaar nämlich und die dritte von Johann El.
Ridinger.
Jene in Albini tabulis musculorum und
diese auf einem besondern Blatte, das ohne Widerrede
unsers grossen Thiermahlers Meisterstück ist.

S. 95. Hält er den Reem im Buch Hiob für das
zweyhörnichte Rhinocer. – Zu dieser kritischen Un-
tersuchung kann ich nur soviel sagen, daß ich für meine
Person überhaupt im Buch Hiob, soweit ich mir das-
sselbe aus unsern besten Uebersetzungen und Commenta-
toren habe bekannt machen können, bey weitem nicht
die exacten zoologischen Kenntnisse, weder gefunden
noch auch erwartet und vermißt habe, die neuerlich
daran gepriesen werden wollen; daher ich denn freylich
auch im Reem eben nicht das afrikanische Nashorn er-
kannt haben würde. Indessen hat Herr Bruce nun
unsern seligen Michaelis hierin auf seiner Seite, der
bekanntlich in seinem Briefe an Camper der Meynung
beygetreten ist, daß Reem dieses Nashorn sey, so wie
[Seite 287] auch letztrer die Schwierigkeiten, die der sel. Schultens
dagegen machte, aus der Natur selbst widerlegt hat.

In Chambers’s Cyclopädie wird der bekannten
Münzen von Domitian in klein Erz gedacht, auf wel-
chen das zweyhörnichte Rhinocer ganz gut vorgestellt
ist. Das befremdet unsern Herrn Bruce ‘„weil“,’ wie
er S. 99 ganz dreiste versichert, ‘„auf allen bisher
bekannt gemachten Münzen nur ein Horn zu sehen
sey.“’ – Durch solche sogar abentheurliche Behauptun-
gen giebt der gute Mann um so mehr Blöse, weil er
offenbar dadurch verräth, daß ihm, so sehr er auch
den belesenen Gelehrten affectirt, doch gar oft das, was
über die Gegenstände, wovon er spricht, schon gearbeitet
worden, ganz wildfremd ist. So hier mit jenen Mün-
zen von Domitian. – Numismatische Werke habe
ich gar nicht erst lange darüber nachschlagen mögen:
habe aber drey andre vor mir liegen, worin diese Mün-
zen von Naturforschern genau abgebildet worden, und
wovon doch wenigstens zweye dem Herrn Bruce nicht
hätten sollen unbekannt bleiben. Zwey verschiedne Mün-
zen der Art stehen nämlich bey Camper im gedachten
Werke (wovon die Holländische Ausgabe schon 1782
erschienen ist): eine in Pennant’s history of quadru-
peds
v. 1781 und schon weit früher, nämlich an. 1749,
hat Sloane eine solche Münze aus seiner eignen
Sammlung in den philosophical Transactions bekannt
gemacht.

Die Aussage der Agageers S. 101 von Rhinocern
mit drey Hörnern ist nicht unwahrscheinlich. Man
hat allerdings dergleichen. Herr Pallas z.B. beschreibt
ein solches dreyfaches Horn im XIII. Bd. der nov.
commentar. acad. Petropolit. wovon das Vordre 18
Zoll, das mittlere 12 und das hintre 8 Zoll hoch war.

[Seite 288]

S. 115 u.f. Die Hyäne Pl. 26.

Herr Pennant hat in seinen beyden Werken über
die vierfüssigen Säugthiere, in der Synopsis und
History, ein Thier unter dem Namen spotted Hyaena
beschrieben und abgebildet, das er in London lebendig
zu sehen Gelegenheit gehabt, das er mit dem, wovon
Herr Bruce Nachricht giebt, für einerley hält, und
dem nachher unser seliger Erxleben im Systema ani-
malium
den Namen Canis cocuta beygelegt hat.

Allein man darf blos hier Bruces Beschreibung und
Abbildung mit denen bey Pennant vergleichen, um auf
den ersten Blick zu sehen, daß es zwey ganz verschiedne
Gattungen des Hundegeschlechts sind, die ungleich
mehr von einander differiren, als etwa der Tiger vom
Panterthier im Katzengeschlecht.

Jene crocuta hat ein geflecktes Fell, eine kaum
merkliche Rückenmähne, einen grossen Kopf, kleine
Ohren, kürzern, Schwanz etc.

Hier unsre Hyäne hingegen ist gestreift, hat eine so
starke Mähne, kleinen Kopf, grosse Ohren, längern
Schwanz etc.

Kurz, ich würde Herrn Bruces Thier wenigstens
weit eher für eine grosse Spielart der gemeinen Hyäne
halten, die ich selbst oft lebendig gesehen, und wovon
der ältere Ridinger die vortrefflichste Abbildung gege-
ben, als für canis crocuta.

Was das aber für Hyänen seyn sollen, die nach Herrn
Bruces Meynung (im III. B. S. 171) aus Amerika
gebracht werden, kann ich nicht errathen!

S. 126 versichert Herr Bruce aus Erfahrung ‘„daß
eine Habessinische Hyäne in einer Nacht vor Tages
Anbruch einen jungen Esel, eine Ziege, und einen
Fuchs
so rein aufgezehrt habe, daß nichts als einige
[Seite 289] Eselsknochen übrig geblieben.“’ – – Wenn man das
Volumen dieser Mahlzeit ein wenig zusammencalculirt,
so bleibt, man mag auch noch so viel auf die schnellere
Digestion der reissenden Thiere rechnen, diese Erzäh-
lung gewiß doch eine, ich will nur sagen der aller-
prodigiösesten,
im ganzen Werke!

S. 128 u.f. Jerboa.

Ganz genau paßt Hrn. Bruce’s Beschreibung zwar
auf keine der bekannten Gattungen des Jaculus-Ge-
schlechts, nach den mehresten datis scheint es die bekannte
Jerboa, der Springhase, Erdhase, die sogenannte
zweybeinichte Bergmaus etc. zu seyn.

Die Münzen von Cyrene, deren der Verfasser
S. 130 u.f. gedenkt, s. nebst einer guten Abbildung
des Thieres selbst, in Hayn’s thesaurus Britannicus,
Vol. II. pag. 124.

S. 135 u.f. Fennec.

Dieß ist Viverra aurita, Büffon’s animal anonyme.

Ich habe dieses sonderbare Thier schon in der dritten
Ausgabe des Handbuchs der Naturgeschichte ins
Viverra-Geschlecht gesetzt, wohin es mir schon damals
seinem ganzen habitus nach weit eher zu gehören schien,
als ins Hunde-Geschlecht, wohin es Herr Pennant
rechnete. Jetzt sehe ich mit Vergnügen, daß auch selbst
das Gebiß desselben, die Zahl der Backzähne etc. ganz
wie bey andern Gattungen des Viverrengeschlechtes ist.
Auch zählten schon die alten Araber das Thier zu den
Wieseln, womit bekanntlich ehedem die viverrae ver-
bunden wurden.

S. 145 u.f. Ashkoko.

Ist cavia capensis, der sogenannte Klipdachs.

[Seite 290]

S. 159 u.f. Nißerwerk. Pl. 31.

‘„Ich wage es“’ – sagt Herr Bruce. – ‘„diesen
Vogel seiner Farbe wegen den Gold-Adler zu nen-
nen.“’ Das hätte er mögen bleiben lassen, denn sein
Vogel ist, wie ich mich überzeugt halte, gar kein Adler,
sondern ein Geyer, nämlich der bekannte Lämmer-
geyer, Bartgeyer oder Goldgeyer, Vultur barbatus.
Die Abbildung, (– ohngerachtet sie übrigens eine der
schlechtesten unter allen ist, mit so ganz stümperhaft ver-
zeichneten Flügeln etc. –) Beschreibung, Grösse, selbst der
Habessinische Name Vater Langbart, stimmt damit
überein. Gold-Adler hingegen ist der längst adoptirte
gewöhnliche Name eines Thiers aus einem ganz andern
Geschlechte, nämlich des Falco chrysaëtos.

Jenen, den Lämmer- oder Gold-Geyer habe ich in
der Schweiz mehrmalen gesehen, und auch selbst Kopf
und Fänge davon mitgebracht, und ins academische Mu-
seum gegeben. An diesem Exemplar war der Scheitel
kahl, so wie bey dem, das Hr. Br. beschreibt; aber bey
beyden scheint das ein zufälliger Verlust zu seyn. Bey
den übrigen; die ich gesehen, war er so befiedert, wie in
der Abbildung, die ich davon hier beyfüge (– Pl. 46. –)
die wie ich hoffe, den Lesern um so willkommner seyn wird,
da in den bisher bekannt gemachten Zeichnungen dieses
famösen Thiers, ein Hauptcharakter, nämlich der ge-
wölbte Rücken vorn am Oberschnabel,
nicht deut-
lich genug ausgedruckt worden.

Daß viele unsrer neuern besten Naturforscher, z.B.
Büffon, Fortis, u.a. auch Bomare, Molina etc.
diesen Geyer ganz irrig mit dem Condor des westlichen
Südamerica für einerley halten, habe ich schon im Hand-
buch der Naturgeschichte erinnert.

S. 163 u.f. Nißer Tokoon.

Unter den mir bekannten Raubvögeln kommt der Falco
coronatus
hier diesem noch am nächsten und doch weicht
[Seite 291] die Beschreibung und Abbildung, die Edwards davon
giebt, (die einzige die ich kenne,) viel zu sehr davon ab,
giebt, daß ich beyde für einerley Gattung halten sollte.

S. 167 u.f. Rachamah.

Der berühmte Vultur percnopterus.

S. 172 u.f. Erkoom, Abba Gumba.

Ist wohl Buuros abyssinicus.

S. 175 u.f. Abou Hannes. Tantalus ibis.

S. 181 u.f. Moroc.

Was das für ein Geschöpf seyn soll mag der Himmel
wissen. – Ein Vogel mit zwey Zähen vorn und einer
hinten! (‘„He has two toes before and one behind“’
pag. 180. des Orig.) und den macht Hr. Bruce zu
einem Kukuck.

Von Hrn. Sparrmann’s Cuculus indicator ist er
in der ganzen Gestalt, Farbe, Zeichnung durchaus ver-
schieden.

S. 185 u.f. Sheregrig.

Ist Coracias abyssinica. – Und in so fern hat Hr. Br.
recht, wenn er diesen Vogel zur Mandelkrähe rechnet,
die allerdings in das gleiche Geschlecht gehört. Aber
sein doppelter Zusatz, daß ‘„dieser Vogel auf lateinisch
Merops heiße“’ und ‘„daß die beyden langen Schwanz-
federn andeuten, er sey ein Bienenfresser,“’ ist freylich
ein wenig arg.

S. 190 u.f. Tsaltsalya oder die Fliege. Pl. 39.

Ich kann wohl sagen, daß mich in dem ganzen Buche
nichts unwilliger gemacht hat als hier dieser Artikel.
Durch alle fünf Bände hindurch verfolgt Hr. Br. feine
Leser mit seiner sogenannten Fliege, erzählt Wunder-
dinge von ihr, die sie zu einem der merkwürdigsten Ge-
schöpfe auf Gottes Erdboden machen, und – täuscht
[Seite 292] nun hier am Ende die natürliche Erwartung des Lesers,
doch zu erfahren, was das nun für ein Thier ist, wovon
er so hundertmal mit einem so wichtigen Tone gespro-
chen, auf die allerkläglichste Weise. – denn, nun lernt
man nichts weiter, als was man ohnehin vermuthen
konnte, daß das eine Bremsen-Gattung, ein Oestrus
seyn mag. Statt einer characteristischen Abbildung, die
hier, besser als alle Beschreibung, mit einemmal alles
klar gemacht hätte, giebt uns der grosse Zeichner, der
seine Figuren the best drawings in natural history
nennt, ever yet published; und der Büffons u.a. Ab-
bildungen von Thieren mit der tiefsten Verachtung her-
abwürdigt, ein Ding, von dem man nur blos so viel
sagen kann, daß es, nach aller Analogie zu schließen,
kein Wesen in der weiten Schöpfung giebt, das solch
einem Monstrum gleichen kann! mit solch einem Kopf,
solchen Füßen etc. etc. etc. – und das nennt er S. 193.
eine sehr genaue Zeichnung.

Nun und der Text zu dieser sehr genauen Zeichnung!
der enthält doch in der That Stellen, wo der Leser seinen
Augen kaum trauen kann. Wie z.B. S. 192 u.f. der
ganze Absatz von den Pharaonischen Plagen, und der
Prophezeyung des Jesaias. Kaum kann man sich doch da
der Täuschung erwehren, daß man nicht entweder einen
Habessinischen Abbuna, oder den Landsmann des Hr. Br.
Joh. Duns
scholastischen Andenkens, zu hören glaubt!

S. 220. Die gehörnte Schlange. Coluber cerastes.

S. 213. Der Binny.

Der Cyprinus bynni bey Forskål in der Descriptio
animalium, quae in itin. orient. observavit. p
. 71. ist
sehr von diesem verschieden.

S. 217 u.f. Caretta. Testudo imbricata.



Notes
*).
[Seite 235]

Mehrere Nachrichten von diesem würdigen Manne
s. in des sel. Cranzens Brüderhistorie, so wie auch in
Hrn. Hegners so eben herausgekommenen Fortsetzung
derselben. Herr Bruce selbst gedenkt desselben im
III. B. S. 699 u.f. Auch hat, wie ich höre, Herr
Daines Barrington schon vor mehrern Jahren von
diesem seinem Zeugnisse in einem englischen Journale
Gebrauch gemacht, das mir aber nicht zu Gesichte
gekommen.

*).
[Seite 270]

Sie hat die Aufschrift: Imperii Abassini tabula geo-
graphica ex oculatis relationibus Patrum Soc. Iesu
aliorumque inter se comparatis et ad trutinam re-
gulae geographicae examinatis, reiectis iis quae
concordi eorumdem historiae, quae mater est
geographiae, repugnabant. a francisco
eschinardo
S. Iesu.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
This page is copyrighted