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Medicinische
Bibliothek
herausgegeben
von
Joh. Friedr. Blumenbach,
der Medic. Prof. ord. zu Göttingen.
Zweyten Bandes erstes Stück.
A. v. HALLER.xxx

Prüfet alles, und das Gute behaltet.



Göttingen,
bey Johann Christian Dieterich.
1785
.

VIII.
Joh. Kämpf (Hessen-Hanauischen Ober-
hofraths und Leibarzts) für Aerzte und
Kranke bestimmte Abhandlung von ei-
ner neuen Methode die hartnäckigsten
Krankheiten, die ihren Sitz im Unter-
leibe haben, besonders die Hypochon-
drie, sicher und gründlich zu heilen.
Dessau und Leipzig, 1784. 506 S.
mit einem Kupf.

[Seite 91]

Es gehört ohne Wiederrede mit zu dem vorzüg-
lichsten Zuwachs, den die A.W. in diesem Jahrhun-
dert erhalten hat, und die besonders unser gegen-
wärtiges Zeitalter noch künftig in der Geschichte
der Medicin ehrenvoll auszeichnen wird, daß man
darin auf die Eingeweide des Unterleibes als eine
eben so unbemerkte als unergründliche Quelle unzäh-
liger Krankeiten immer mehr aufmerksam worden.

Noch im vorigen Jahre hat diese Lehre einen
wichtigen Beytrag durch die beiden treflichen Prob-
schriften der Hrn. de Neufville und Welti erhal-
[Seite 92] ten (s. diese Bibl. 1 B. S. 715. 716,) davon jene
die periodischen Krankheiten, und diese die Aus-
schlüge, mit vielem Scharfsinn aus dem Unter-
leide ableiteten.

Besonders war es eins der größten Verdienste
der Stahlischen Schule, daß sie die sogenannten
Infarctus im System der Pfortader als eine ge-
wönliche Ursache der beiden traurigen langwierigen
Nervenübel, der Hypochondrie und Hysterie, in
ein deutlicher Licht gesetzt hat. – Stahl selbst,
der große tiefblickende Arzt, der aber bey seinem
dunklen und etwas zum mystischen sich neigenden
Vortrag nicht angenehm zu lesen und nicht leicht
zu verstehn, und eben deshalb nicht nach Verdienst
genutzt ist, brach schon a. 1698 die Bahn mit sei-
ner bekannten und mehrmalen aufgelegten Disser-
tation vena portae porta malorum. Allein niemand
hat doch die Ausgedehntheit dieser in den Stockun-
gen des Pfortadersystems liegenden Krankheiten
richtiger eingesehen und sie selbst nach einer eignen
Methode, besonders durch den anhaltenden Ge-
brauch der sogenannten Visceralclystire glücklicher
anzugreifen gewußt, als der seel Hofr. Kämpf,
der Vater unsers Verf. – Er selbst wollte nie
Schriftsteller werden, hat aber seinen Söhnen und
einigen andern seiner Schüler den Stoff zu ihren
[Seite 93] Probschriften über diesen wichtigen Gegenstand ge-
geben, die auch wegen ihres so merkwürdigen In-
halts großentheils vom Hrn. v. Haller in seine
Sammlung practischer Disputationen, und von
Hr. Hofr. Baldinger in seine Sylloge aufge-
nommen worden: und wovon nun unser Verf. den
Kern, mit Zusatz vieler eignen weitern Bemerkun-
gen in diesem begierig erwarteten Werke vorträgt.

Die Einleitung enthält einige Nachricht von
her Veranlassung und Geschichte desselben, und
eine vorläufige Apologie der Clystire.

Das I. Kap. von den Infarctibus überhaupt. –
Die Verschiedenheiten des gewönlich aus dem Darm-
canal, zuweilen aber auch aus der Gebärmutter
abgehenden infarcirenden Unraths nach seinen zwey
Hauptarten und deren mancherley Untergattun-
gen. – Im ganzen sind dergleichen Auswürfe

doch meist entweder zähe, pechartig, dunkelge-
färbt, theils wie schwarze Galle oder geronnen
Blut etc. oder aber gallertig als eigentlich soge-
nannte Pituita: dahin besonders auch die bey den
Alten berühmte Glas-Gallerte (pituita vitrea
Praxagorae
) gehört, die sich außer ihrem
fast Froschlaichartigen Ansehn besonders durch ihre
auffallende ganz eigne Kälte auszeichnet. – Zu-
[Seite 94] weilen ist der Auswurf Polypenartig (S. 458. 461.
463.) – Theils scheinen es nach S. 30. organische

Gewächse zu seyn; die mit Blutgefäßen durch-
zogen,
auch mit Blasen durchwebt und wie mit
Drüsen besetzt sind: – doch heist es S. 466 sie
seyen nur von angehenden Aerzten für organi-
sche Theile, für würkliche Gefäße etc. angesehen
worden, – Theils sollen sie sich, nach S. 117. in
Gestalt von großen Stücken Leber und Gekröse,
Lappen etc. zeigen. Endlich auch als calculi inte-
stinales
(worunter aber doch, wenigstens nach den
S. 44. angegebnen Citaten, auch würkliche Gallen-
steine gerechnet sind –) die sich öftrer bey Frauen-
zimmern als bey Mannspersonen finden sollen:
Und zwar sollen diese Steine auch theils figurirt
seyn, entweder wie Roggen- und Tropfsteine, oder
in Gestalt von Haken und Dörnern etc. und noch
andre schienen Hrn. K. endlich in Moos und
Blümgen vegetirt,
nicht blos incrustirt, zu seyn.

(So unleugbar es ist, daß viele dieser Arten
von infarcirender Materie aus einem angehäuften
wahren Krankheitsstoff bestehen, – und so sehr
wir überhaupt von dem Verdienst des Verf. über-
zeugt sind, daß er die Aerzte auf diese Infarctus
als eine bisher oft verkannte Ursache vieler lang-
wierigen Krankheiten, und auf die Visceralclystire
[Seite 95] als ein äußerst würksames Mittel dagegen, auf-
merksam gemacht; so können wir uns – alles
dessen ohngeachtet was er selbst darüber erinnert –
doch des Verdachts nicht erwehren, daß manchmal
1) wol manche ganz natürliche Erscheinung für
Anzeichen dieser infarctuum angesehen; und 2)
durch den allzufreygebigen und anhaltenden Ge-
brauch der Visceralclystire doch auch wol manche
Congestionen nach den dicken Därmen, und eben
dadurch verstärkte Abscheidungen und zwar Er-
gießungen von gesunden Säften in dieselben ver-
anlaßt seyn mögen; die dann erst durch ihren
Aufenthalt im Darmcanal mannichfaltig verändert,
und nachher bey ihrem Abgang für infarcirenden
Krankheitsstoff gehalten worden. Ein Argwohn,
der sich uns bey Lesung des Buchs an zahlreichen
Stellen aufgedrungen. So würden wir z.B. ver-
muthen, daß manche vom Verf. sogenannte Pi-
tuita, eben schon deshalb weil er sie täglich und
auch bey den noch so gesund scheinenden zu beob-
achten versichert, wol nichts anders als ein ver-
stärkter Abgang des natürlichen Schleims sey, wo-
mit die innern Wände der dicken Därme zu den
bekannten Zwecken so reichlich überzogen sind. Daß
sich aber auch andre Gattungen von Abgang nicht
eben seit lange im Darmcanal eingenistet haben,
sondern erst durch die unablässigen Clystire eben so
[Seite 96] unablässig dahin geleitet und gezogen worden, wird
uns gerade aus ihrer anhaltenden ungeheuren
Menge – nach S. 50. 52. 200. 427. 593. u.s.w.
und dann auch daraus wahrscheinlich, weil
man so äußerst selten bey Leichenöffnungen derglei-
chen infarcirenden Stoff im Darmcanal findet.
Denn alle Ausflüchte womit Hr. K. diesem Einwurf
auszubeugen sucht, dünken uns doch bey weiten
nicht befriedigend genug. Zumal, da in den selt-
nen Fällen, wie der S. 66 angeführte, wo würk-
lich alter solcher stockender Stoff im Darmcanal
lag, er sich bey den Leichenöffnungen auch gar
leicht zeigte. Manche Erzälungen sind uns aber
ohnehin fast unbegreiflich, wie S. 481 die aus
Schmidt de concrementis vter vom Abgang
eines polypeusen harten Körpers aus der Ge-
bärmutter, drey Ellen lang und Arms dick
also wie die größte Klapperschlange. –)

Zuweilen werden alte infarctus durch einen da-
zukommenden Durchfall oder Ruhr glücklich aus-
geworfen. – Ueberhaupt können sie aber auch
durch andre Wege, außer dem Darmcanal, abge-
führt werden, wie z.B. durch erbrechen, durch
die Harnwege, durch die Haut, am feltesten durch
die Lunge und die Speicheldrüsen. – Die Anzei-
gen zum bevorstehenden Abgang, darunter auch
[Seite 97] die drey berühmten critischen Pulse des Solano,
der intermittens, dicrotus und inciduus. – Die
Zufälle beym Abgang selbst sind sehr mannichfaltig.
Zumal sind die Kranken um die Zeit zum Beyschlaf
sehr geneigt. – Das männliche Geschlecht und
das höhere Alter sey den Inf. am häufigsten aus-
gesetzt. – Wie sie Ursache zu mancherley andern
Krankheiten abgeben? sie sollen z.B. Nierenstein
verursachen können.

II. Kap. Ursachen der Infarctuum. Erst die
nächsten: nemlich die Stockungen der Lymphe
‘“welche – nach Hrn. K. S. 76. – einen großen
Theil des Serum ausmacht:”’ und der Galle. Zu-
mal Verderbnis der letztern; denn bloßer Ueberfluß
unverdorbener Galle könne ganz unschuldig seyn;
zum Beweis versichert der V. von sich selbst, daß er
sich nur den Oberbauch stark reiben dürfe um einen
gallichten Stuhlgang ohne einige Beschwerde zu
wege zu bringen. – Dann die mannichfaltigen
entfernten Ursachen: dahin rechnet Hr. K. S. 77.
vorzüglich, das zu gewissen Jahrszeiten in der
Luft herschende Ferment, und erklärt sich darüber
S. 497 noch mit folgenden: ‘“denjenigen welche
nicht an dem Einfluße des Monds auf die Ebbe
und Fluth zweifeln, wird es eben so paradox
nicht vorkommen, daß gewisse Stellungen der
[Seite 98] Planeten, oder die Aspekten in ihrer Atmosphäre,
und durch sie in den nächstfolgenden eine solche
Veränderung hervorbringen können, daß unsre
große und kleine Welt Antheil daran nehmen
müssen. Nach den 40jährigen, täglich aufge-
zeichneten Beobachtungen des tiefdenkenden Hessen-
Homburgischen Leibarztes Burkhard, meines
ehemaligen verehrungswürdigen Mentors, zeich-
net sich der Saturn und Jupiter, wenn sie z.B.
in einem Grade des Thierkreises zusammen kom-
men (Konjunktion), oder wenn sie gerade gegen
einander über stehen (Opposizion), vor andern
in der Influenz auf Wetter und Kranheiten aus.
Er hat mir unter andern die letztere allgemeine
Epidemie, mit den ausdrücklichen Worten, daß
sie sich in ganz Europa verbreiten würde, ein
halbes Jahr vorhergesagt u.s.w.”’ Noch andre
causae remotae, z.B. verfälschte Weine: Leiden-
schaften; sowol die heftigen als die lange anhal-
tenden: einförmige Stellung des Körpers: enge
Kleidung, Schnürbrüste etc. Misbrauch geistiger
Getränke, wohin Hr. K. auch Whytt’s Elixir
rechnet: heftige oder anhaltende Ausleerungen:
Verstopfung der Gekrösdrüsen; gestopfte Wechsel-
fieber; so wie umgekehrt dergleichen Fieber auch
aus Inf. zu entstehen pflegen. Hingegen können
sie auch wenn sie zu Inf. schlagen und nur behö-
[Seite 99] tig unterstützt werden, den Abgang derselben durch
den Gebrauch der Clystire befördern. – Bey-
läufig eine Excursion über die unglückliche Sünde
der Selbstbefleckung.

III. Kap. Kennzeichen des Infarctus, –
außer dem würklichen Auswurf: Mangel oder
Fehler des Appetits, Hartleibigkeit, Herzklopfen,
fliegende Hitze, Speichelfluß, trüber misfarbiger
Harn, klebrichter übelriechender Schweis, Schwehre
der Glieder, schnelles fett werden, Hämorrhoidal-
Zufälle; – it. ‘„ein physiognomisches je ne sais
quoi”
’ besonders in Beziehung auf die Tempera-
mente; – wobey Hr. K. erinnert, daß die ohne
seinem Namen a. 1760 zu Schafhausen und Frank-
furt herausgekommne kurze Abh. v.d. Tempe-
ramenten,
von dem Herausgeber derselben sehr
verunstaltet worden.

Dann ins besondre von denjenigen Zeichen wo-
durch sich der nähere Sitz der Inf. genauer bestim-
men läßt; z.B. topischer Druck u.s.w. oder wenn
die Leber verstopft ist, das gelbsüchtige Ansehn;
wenn die Magengefäße infarcirt sind schlucksen,
Herzgespan, würgen, brechen, stinkender Athem etc.;
wenn hingegen das Uebel in der Gebärmutter liegt,
außer der topischen Geschwulst, wäßrige Milch in
den Brüsten, Flocken im Harn etc. Auch die Mond-
[Seite 100] kälber rechnet Hr. K. zu den Inf. dieser Art. –
Oft werden auch die Aufälle der Inf. für Wurm-
Symptome gehalten. – Um sich im zweifelhaften
Fall vom etwanigen Daseyn des Bandwurms zu
vergewissern, hat Hr. K. die Methode des Hrn. D.
Cloßius bewährt befunden, der dann 6 Quenten
Terpentin in einem Pfund Wasser mittelst des Gel-
ben vom Ey auflösen, und diese Portion vor
Schlafgehen binnen zwey Stunden nach und nach
nehmen läßt: ist ein Bandwurm da, so werden
entweder die Nacht oder den folgenden Morgen
einige Stücken davon abgehen. S. 183 ist der
Verf. geneigt die Würmer für oft unschuldige und
bey der Anlage zu den pituitösen Inf. wol gar für
nützliche Geschöpfe anzunehmen. – Beyspiele wie
das Fett von den Speisen zuweilen so ganz unver-
ändert, theils in Kugeln geballt, wieder abgeht. –
Eben so in einem andern Fall der beym Caffee und
Thee genoßne Kandiszucker.

IV. Kap. Nun von der Behandlung der Inf.
zumal mittelst der Visceralclystire, zu deren Em-
pfehlung alles mögliche beygebracht ist. Sie die-
nen nach S. 219 zur Verlängerung des Lebens:
nach S. 221. pour conserver le teint u.s.w. –
Nur freylich würken sie desto besser und sichrer je
länger und öfter sie gebraucht werden. Z.B. täg-
[Seite 101] lich 2 bis 3 etliche Jahre nach einander, und aus
S. 264 sieht man daß mancher Kranke über 5000
Visceralclystire gebraucht hat, ehe er der Inf.
völlig los worden: (Solche 5000 Clystire erinnern
uns an die zwölf Centner Krebsaugen die der seel.
Apoth. Meier in Osnabrück gegen seine Magen-
säure nach und nach gespeißt hat. –)

V. Kap. Von Bereitung und Gebrauch dieser
Clystire. – Die gewönlichen Ingredienzen sind:
Rad. taraxaci, graminis valerianae min. Herb.
cardui bened. fumariae, marrubii albi, Herb. et
Flor. anagallid. fl. phoeniceo, Herb. arnicae c.
toto, Summitates et Flor. millefol. chamomill.
verbasci; et furfures tritic. et secal
. Nach Er-
fodernis der Umstände werden auch wol folgende
mit Weglassung der minder passenden zugesetzt:
Rad. lapathi acut. rubiae tinctor. Stipit. dulca-
marae. Cort. simarubae. Herb. cicutae offic.
menthae piper. Fol. aurantior. Fol. et Flor.
roris mar.
auch verdickte Ochsengalle; und beson-
ders asa foet. – Hr. K. entschuldigt die Menge
der Ingredienzen mit der Größe der Consumtion. –
Noch würksamer sind sie wenn man sich dazu des
Kalkwassers statt des Regenwassers bedient; da
sie Hr. K. S. 415 für ein wahres Lithontripti-
cum erklärt. – Der ganze Clystirabsud werde
[Seite 102] aber noch einmal so kräftig wenn er im Papini-
schen
Kessel bereitet sey. – Die asa foetida sey
besonders auch gegen Unfruchtbarkeit würksam.

VI. Kap. Vom Gebrauch der übrigen gewön-
lichen Visceralmittel die Hr. K. doch auch selbst oft
ohne Clystire, gegen die Inf. hinreichend befunden
hat, – vorzüglich die Extracte aus den meh-
resten der zuerst gedachten Kräuter, – und dann
besonders die harzichten Gummiarten, guaiac.
galban. ammoniac. asa foet. etc.
durch eine scharfe
Spiesglaslauge in eine Seife verwandelt. ‘“Ich
wüßte, – sagt Hr. K. davon S. 283. – mir würklich
kein Mittel auszudenken, welches das coagulum
des Geblüts so nachdrücklich auflößt, die Lymphe
geschwinder verbessert, und die Verstopfung der
kleinsten Gefäße hebt, und das die Thedensche
Antimonial-Tinctur in allen Fällen übertrift.”’ –
Hingegen hat sich das Baldrian-Extract, täglich
zu einem Loth gegeben, immer unwürksam erzeigt,
um so kräftiger aber das Extr. helleb. nigri. –
Dann insbesondre in Beziehung auf die man-
cherley miasmatischen Schärfen. – Gelegentlich
eine billige Würdigung der freylich so sehr misge-
brauchten absorbirenden Arzneyen. – Zu den
Mitteln die bey Ueberbleibseln der Inf. durch einen
Gegenreiz an den Magennerven, ober durch er-
[Seite 103] regte kleine an sich schon heilsame Erschütterungen
den schon zur Gewohnheit gewordnen Angriff auf
die geschwächten Nerven, davon abziehen und ihn
durch ihren Nerven, Gebrauch gleichsam entwöhnen
oder überhaupt die örtliche üble Disposition ändern,
rechnet Hr. K. auch die in solchen Fällen viel ver-
mögenden electrischen Erschütterungen, und die
Kräfte des Magnets oder vielmehr des Schwefels.
‘“Ich wünsche, – setzt er hinzu, – daß viele mit mir
versuchen möchten, was die dem Unterleib appli-
cirten Schwefelstangen zur Beförderung der in
Bewegung gesetzten Inf. beytragen können”’ –
vergl. mit S. 428 und 505.

VII. Kap. Von der dabey zu haltenden
Diät. – Dabey vor allen auf die Macht der
Angewohnheit zu sehen, als welche oft schädlich
scheinende Dinge, hitzende Getränke etc. zum Be-
dürfnis macht, und selbst zur andern Natur wird. –
Nach des Verf. Erfahrung können die meisten Hy-
pochondristen gesalznes und geräuchertes Fleisch oft
besser vertragen als Hüner- und Kalbfleisch. –
Den Caffee gestattet er manchen, unter der Be-
dingung wenn er beym Aufgießen kochenden Wassers
und beym gelinden sieden behutsam vom oben
schwimmenden Schaum befreyt wird, der auf Koh-
len geworfen wie ein Schwefel brennt und stinkt,
[Seite 104] und der wie er mehrmalen beobachtet, das Zit-
tern und Herzklopfen veranlaßt. – Unter allen
Surrogaten als Zusatz des Caffees zieht er dem
von gerösteten gelben Rüben den Vorzug; zum
mindesten könne man den an hitzigen Caffee ver-
wöhnten Gaumen am besten damit betrügen. –
Empfehlung der rothen Waldschnecken: Austern:
frischen Eyer etc. – Vorsicht beym Gebrauch der
Mineralwasser; die Infarctus müssen erst gehoben
oder doch schon mobil seyn. – Zum Schluß der
Cur empfielt er auch den äußern Gebrauch eines
breiten mit Gerberloh-Staub und Pomeranzen-
blättern, nebst etwas Muskatennuß und Rosen-
holz-Pulver angefüllten Gürtel, der um den Un-
terleib befestigt wird, nachdem dessen innre Seite
oft entweder mit rothen Wein oder Carmeliter-
wasser angefeuchtet worden etc. – Außerdem zur
Lebensordnung gelinde Bewegung, reiben, kaltes
waschen, Zerstreuung und dergl.

Endlich im VII. Kap. Kranken-Geschichten.

Und zum Schluß noch einige Anmerkungen.

Das angehängte Kupfer ist ein Nachstich
aus Eustach’s tab. X. fig. 2. 4.


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Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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