‘”Das unterscheidende dieses Federbusch-
polypen läßt sich am besten aus der Vergleichung mit
den bisher bekannten Gattungen sehen: daher ich
sie alle auf eine besondere Tafel gezeichnet habe.
Vorzüglich ist er durch folgende Merkmale kennt-
[Seite 1010] lich: Fürs erste hat er allemal 20 Arme. Die andern
haben deren immer zwischen 50 und 60, und ein vom
Herrn Prof. Lichtenberg nur einmal bey Hannover
gefundener, nur 4. Zweitens stehen diese Arme weder
in Hufeisenform, wie bey vier andern Gattungen, noch
auch so convergirend, wie an dem gedachten Han-
noverischen, sondern in einem Cirkel. Ein Haupt-
charakter ist drittens, daß sich ausser diesen 20 grossen
Armen aussen an der Basi derselben noch eine Reihe
von kurzen Faden befindet, die dicht an den Armen
anliegen. Die Aehnlichkeit zwischen einem Stamme von
Federbuschpolypen und gewissen Corallen des Meer-
wassers hat immer die Naturforscher aufmerksam ge-
macht. Nur war die grosse Differenz zwischen beiden
die, daß das Gehäuse des Federbuschpolypen ein zar-
ter schleimichter Ueberzug schien, der ausser seinem Ele-
mente in ein unkenntliches Klümpchen zusammenfloß,
da jene Meerpolypen hingegen in einem festen steiner-
nen Gehäuse wohnten. Ein Zufall hat mich gelehrt,
daß beide Geschlechter nicht so weit von einander ent-
fernt sind, als man bisher zu glauben Ursach hatte.
Da ich von ohngefähr einen Stock abgestorbener
Federbuschpolypen noch einige Tage in seinem Wasser
stehen ließ: so fand ich nachher, daß er in seiner gan-
zen natürlichen Gestalt verhärtet war, daß er sich
auch ausser dem Wasser hielt, und unter dem Vergrös-
serungsglase völlig einem andern Corallenzweig glich.
Was die Gleichheit noch vollkommener machte, ist
die mir ganz unerwartete Erscheinung, daß diese ge-
trockneten Hülsen der Feberbuschpolypen eben sowohl
mit sauren Geistern aufbrausen, als irgend ein kal-
chigtes Stück Meercorallen. Ich habe die Ehre, der
Königl. Societät ein Stück vorzulegen, das ich noch
mit Bergöl durchsichtig gemacht habe, um die klei-
nen braunen Körpergen zu zeigen, die sich fast in allen
[Seite 1011] Aesten finden. Die Herren Bernhard von Jussieu
und Reaumur hielten sie für Eyer von Federbuschpo-
lypen, und wollten sogar Junge aus ihnen gezogen haben.
Dies scheint freylich der Natur der Pflanzen-
thiere sehr entgegen; wenigstens hat es weder Trem-
bley, noch, so viel ich weiß, sonst jemand nachher be-
stätigen können: auch alle Versuche, die ich selbst
deshalb angestellt, sind fruchtlos gewesen. Da
die Serpulä diejenigen Thiere sind, die in einer
ganz andern Ordnung von Würmern, doch zu-
nächst an die Federbuschpolypen grenzen; und beide
also die Glieder sind, wodurch die eigentlich soge-
nannten Schaalthiere und die Pflanzenthiere mit ein-
ander verbunden werden: so habe ich eine Meerser-
pula, die ich in Seewasser erweicht und ausge-
schwemmt habe, und die ich noch nicht abgebildet
finde, beygelegt, um die Verwandschaft zwischen die-
sen beyden Ordnungen von Thieren zu zeigen.”’