In der Versammlung der königl. Societät der
Wissenschaften den 10 See. tyeilte Hr. Blumen-
bach der Societät, Beobachtungen über die
Bandwürmer mit. In dem Aufsatze, den er zugleich
verlegte, erklärt er sich für die Meynung, die den Band-
wurm für eine Reihe aneinander hängender Thiere
hält, und findet daher für sie die alte Benennung gut,
die sie mit Kürbiskörnern verglicht. Schon das ist
ihm unwahrscheinlich, daß ein Thier von einerley
Gattung, Glieder in so unbestimmter Zahl haben sollte.
Wenn die Zahl der Gelenke bey manchen Würmern
veränderlich ist, bey andern mit dem Alter wächst, so
sind die Aenderungen doch nicht so ungeheuer. Auch
wären diese Gelenke, wenn sie einem einzigen Thiere
zugehörten, mit einer seltsamen Unordnung verbunden.
Denn bey den Gattungen, wo nur eine Seitenöffnung
[Seite 1314] ist, z.E. Tänia Solium, sind diese Mündungen, in
der Reyhe bald rechts, bald links gekehrt, und das,
ohne daß man einige Regelmässigkeit bemerkte, abge-
wechselt, wovon jeden, z.E. die drey ersten Tafeln im
Clericus, und andere treue Abbildungen überzeugen
können. Davon daß, wie man sich die Sache beym
Bandwurme vorstellen müste, jedes Thier mit seinem
vordern Ende an dem hintern des vorhergehenden be-
festiget ist, kennt man schon bey Hr. Müllers Nai-
den und verwandten Thieren Beyspiele. Die organi-
schen Theile am vordern Ende des Bandwurms, mit
denen er sich feste saugt, die man für Merkmahle des
Kopfes angenommen hat, die finden sich an jedem
vermeintlichen Gliede des Bandwurms. Nur werden
sie bey dem vordersten dieser Glieder, dem ersten Wur-
me nähmlich, kenntlicher, weil er sie mehr ausarbeitet.
Er muß sich immer stärker ansaugen, je mehr seines
Gleichen sich hinten anhängen. Die vordersten der
Kette, die ältesten, sind immer kleiner als die letzten,
oft einem Faden ähnlich, der aber bey einer mässigen
Vergrösserung eben so regelmässige Glieder zeigt. Sie
müssen nähmlich, was sie gesaugt haben, ihren Nach-
folgern überlassen. (Man kan sich diese Würmer vor-
stellen wie manche Arten von Autoren, da die neue-
sten immer die älteren aussaugen, was diese älteren
aus ein wenig älteren gesogen haben. Auch setzen sich
die neuern sehr oft an die Register an, an eben die
Theile ihrer Vorgänger, aus denen die jungen Band-
würmer ihre Nahrung pumpen.) Als sehr beträcht-
lich für seine Meynung, sieht Hr. B. den Umstand an,
daß die sogenannten Glieder so oft ungemein wenig
zusammen hängen, welches von Theilen eines einzigen
Thieres nicht zu vermuthen ist; bey Würmern, die
an einander gekettet sind, kann dieses statt finden,
wenn sie noch jung, oder wenn sie krank sind. (Dieser
[Seite 1315] Beweis thut wohl nicht viel dar. Die Pandecten
haben an sehr vielen Stellen, so gut als gar keinen
Zusammenhang, darüber sind selbst die Rechtslehrer
bey ihren sonst so vielfältigen Dissensibus eins. Wer
wollte aber deswegen sagen, die Pandecten wären kein
einziges Ganze, und ihre Titel nur so viel einzelne
kranke Kürbiskernwürmer?) So lassen sich angebliche
Gelenke leicht von ihres Gleichen absondern, aber ein
Gelenke zerschnitten, stirbt, zum Beweise, daß es ein
einziges lebendes Wesen war. Wenn sich bey einem
Thiere mehrere Reihen von Bandwürmern finden, und
eine irgend durch einen Zufall losgerissen wird, so
scheint sich der erste davon, lieber an eine andere Reihe
zu befestigen, als wieder an der Darmwand. Hr. B.
hat dieses mehrmahl beobachtet, und stellte es in Zeich-
nungen vor, zu denen er auch die Originale wies, so
wie zu andern seinen Bemerkungen. Von einer Reihe
der Tänia Solium, steckt das vorderste dünne Ende
in dem hinteren dickeren, einer andern solchen Reihe,
die ebenfalls vorne dünner ist. Ein andermahl, hängt
eben ein solches dünnes Ende, nicht an dem letzten
Gliede einer andern Reihe, sonder etwa an dem drit-
ten. Was aber Hr. B. für entscheidend hält, ist eine
T. canina, zwischen zwey Reihen einer andern Gat-
tung, die sie gleichsam wie ein Band vereiniget. Hr.
B. nimmt diese Gattung itzt für T. Solium L. an, ob
er gleich glaubt, zeigen zu können, daß man mehr als
4 Gattungen Tänien machen muß. Die Thiere, in
denen er so was fand, waren meist neu gebohren, oder
doch nur wenig Wochen alt. Einige dieser Erfah-
rungen hat er Hr. Professor Büttnern zu danken.
Hr. B. zeigte auch einen jungen Hund mit acht
Füssen, der doch einige Tage gelebt, und durch einen
Fall umgekommen ist. Von den vier monströsen Füssen,
machten die beyden hintern, über dem Unterleibe, und
[Seite 1316] den gewöhnlichen Hinterfüssen, eine Art von Klappe,
unter welcher die Eingeweide lagen. Die Zergliede-
rung hat Hr. B. aufgeschoben, um erst das Ganze zu
zeigen.