Der zweyte Theil der Blumenbachischen Na-
turgeschichte geht ausser dem vollständigen
Register mit fortlaufender Seitenzahl bis
S. 559, und begreift die Physiologie der Gewächse
und die Mineralogie. In der Einleitung zur lez-
tern erst etwas von der muthmaßlichen Entstehung
unserer Erde, wobey der Verf. annimt, daß sie
wenigstens schon einen jüngsten Tag erlebt haben
müsse, der durch den allgemeinen Ausbruch des
unterirdischen Feuers über sie gekommen, und von
dessen Verheerungen in der Gestalt der nachher
umgeschaffenen, jezt von uns bewohnten, Erde sehr
leserliche Spuren zu finden wären. Der damalige
Boden des Meers sey durch jene Catastrophe in
die Höhe getrieben und dadurch das trockene Land
[Seite 658] überschwemmt worden: die also aufs Trockene
versezten Seethiere seyen folglich abgestanden, und
die Geschöpfe auf dem Lande hingegen ertrunken etc.
Diese gerichtete Vorwelt sey nachher auf die von
Moses erzählte Weise umgeschaffen und von neuem
belebt worden u.s.w. Die zahllose Menge der
ausgebrannten Vulkane, auch in unsern Gegenden;
die Verschiedenheit zwischen ihren Laven und den
Laven der noch heutiges Tages brennenden Berge:
die Basaltgebirge, besonders die mit den unbe-
greiflich sonderbar gegliederten Säulen; vorzüglich
aber die Lage der wirklichen Petrefacten und ihre
Vergleichung und gefundene gänzliche Verschie-
denheit von den blossen Fossilien und von den
jetzigen organisirten Körpern etc. gebe dieser Mey-
nung sehr viel Gewicht und Festigkeit. Von un-
sern jetzigen Thieren, und ihren Knochen, Mu-
schelschalen etc. werde man schwerlich etwas wirklich
Versteintes aufweisen können, sie finden sich bloß
Fossil: auch werde man eben sowenig von der
gleichen Gattung versteinte und zugleich bloß fos-
sile Muster ausfinden. Von der Sündfluth wer-
den wol keine erweislichen kenntlichen Urkunden
annoch übrig seyn. Von dem grossen Rade im
Gang der Schöpfung, da alle Thiere und Gewächse
endlich ins Mineralreich übertreten, um ihren
Nachkommen Platz zu machen. Wie dieser zer-
störte Stoff unaufhörlich zur neuen Bildung der
Mineralien verwendet werde, ist hier durch die
schnelle Entstehung der Erztstufen und grosser Dru-
sen erwiesen. Durchgehends hat der Verf. Bey-
spiele angeführt und sich vorzüglich auf sehr ent-
scheidende Belege aus den Schätzen des königl.
Musei bezogen, wobey auch schon von den neuer-
lichen Geschenken des Freyherrn von Asch oftmali-
ger Gebrauch gemacht wird. Hin und wieder
[Seite 659] sind zum Behuf der Kunstgeschichte einige Stein-
arten, die die Alten verarbeitet, genauer bestimmt.
So der eigentliche antike Basalt (Lapis aethiopi-
cus,) den man so oft fehlgedeutet hat. Er ist
nichts weniger, als vulkanisch, sondern ein silex.
Vermuthlich hat der sonst verdienstvolle Joh. Kent-
mann die Irrung veranlaßt, da er zuerst die vul-
kanischen Säulenberge etc. mit dem Namen Basalt
belegt hat. Der Basanites oder Paragone hingegen
ist gänzlich vom Basalt verschieden, und gehört
zum Probierstein. Eine Abart davon wird auch
Nero antico genannt; die man folglich vom eben
also genannten schwarzen Marmor unterscheiden
muß. Alabastrites Lydinus sey wol der trefliche
milchblaue Sinter von den Ufern des Tigris. Er
findet sich aber fast eben so schön in unserer
Scharzfelder Knochenhöhle. Unser Sapphir ist der
Hyacinthus der Alten, und hingegen unser Hya-
cinth ihr Lyncurium. Ihr Lapis obsidianus sey
wol ein schwarzbrauner Quarz, dergleichen in
Oberägypten bricht und sich in ziemlich grossen
Tafeln so ganz nach der Beschreibung der Alten
poliren läßt. Die so verschiedentlich angegebene
Bildung des Demants. Die rohen Muster in der
Büttnerschen Juwelensammlung des Musei haben
acht egale dreyseitige Flächen; also völlig so, wie
sie der alte Ritter Maundevile schon im vierzehn-
ten Jahrhunderte beschrieben hat. Den braunen
Aegyptischen Kiesel hat Prosper Alpin lange vor dem
unzuverlässigen prahlenden Paul Lucas beschrieben.
Der Freyherr von Asch habe aus dem Bergtheer
eine Digestivsalbe verfertigen lassen, die 1770. zur
Pestzeit in der Moldau grosse Dienste gethan.
Wie sich schon aus der Völkergeschichte schliessen
läßt, so müssen die unedlern Erzte ehedem sehr
häufig in gediegener Gestalt seyn gefunden wor-
[Seite 660] den, und ihr leichtes Vererzen giebt auch noch
jezt kein Recht, alle neuerlich gediegen gefundene
Stücke zu verwerfen. Der wahre Ludus Hel-
montii, der neuerlich fast ganz verkannt worden.
Aechte Anthropolithen, nemlich fossile Menschen-
knochen, die von Anatomen von Profession als
gültigen Richtern, dafür erkannt worden sind.
Knochen von Bären und von Thieren aus dem
Löwengeschlecht in der Scharzfelder Höhle. Ele-
phantenknochen in der Baumannshöhle. Den thie-
rischen Ursprung der Türkisse habe schon Peter
Borell 1649. gelehrt.