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Göttingische
Anzeigen
von
gelehrten Sachen
unter der Aufsicht
der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

Der zweyte Band.
auf das Jahr 1782.


Göttingen,
gedruckt bey Johann Christian Dieterich.

Lübeck und Leipzig.

[Seite 1142]

D. Joh. Jul. Walbaum chelonographia oder
Beschreibung einiger Schildkröten nach natürlichen
Urbildern. In Commission bey Gleditsch. 132 S.
in Quart, nebst einen Kupfer. Der gel. Verf. der
sich schon durch andre Versuche in dem so überaus
fruchtbaren Felde der anatome comparata rühm-
lich bekannt gemacht hat, liefert im gegenwärtigen
Werke, das ein Pendant zu der, auch schon in
unsern Blättern angezeigten, Gottwaldtischen
Schrift abgiebt, die genaue Beschreibung von fünf-
erley ganzen Schildkröten, und von einzelnen
Stücken von sechserley andern, die er zu untersu-
chen Gelegenheit gehabt hat. Jene fünfe sind
1. die Carette, deren Schaalen vorzüglich zu Kunst-
arbeiten brauchbar ist, wobey ihre Unterscheidungs-
zeichen von Test. mydas und imbricata, womit sie
wohl eher verwechselt worden, angegeben sind.
Solche Irrungen sind unsrer Meynung nach weit
sichrer durch getreue Abbildungen, als durch blosse
Beschreibungen zu verhüten, ohngeachtet der V. in
der Vorrede den Vorzug der letztern vor den erstern
[Seite 1143] zu behaupten unternimmt. 2. Eine Abartung von
der Carette nebst ihrer Zergliederung, die sich vor-
züglich auf Splanchnologie und Osteologie erstreckt.
Die Thränendrüse war (wie überhaupt bey den See-
schildkröten) ungemein groß. Kein äusseres Ohr;
Auch der innere Bau dieses Sinnwerkzeugs sehr
einfach, statt der Gehörknöchel, nur ein linsenför-
miger Knorpel, der am Trommelfell fest sitzt (also
wie beym Salamander). Der V. hat das Blut
einer lebendigen Schildkröte um einen Grad wärmer
gefunden, als bey der äussern Luft. (Dieß bestätigt
sich bey den mehresten Thieren mit rothen kalten
Blut; auch bey hieländischen Fröschen, Fischen etc.)
Er vermuthet, daß sich diese Thiere bey der Paa-
rung nicht bespringen, sondern mit den Brustschil-
den aneinander legen. 3. Test imbricata welches
Wort Hr. W. bald durch Schieferartige- bald durch
Schuppen-Schildkröte übersetzt, (überh. wünsch-
ten wir wohl über die Absicht und den Nutzen des
so willkührlichen Verdeutschens der Gattungs- und
Kunstwörter zumal in der N.G. und Anatomie eben
so gut belehrt zu werden, als wir hingegen über-
zeugt sind, daß dadurch kundigen Lesern der Ge-
brauch solcher Schriften sehr unangenehm gemacht,
Anfängern aber vollends das ganze Studium da-
durch ungemein erschwehrt wird). 4. Test ma-
cropus
, die großfüssige Meerschildkröte: ist der Ca-
rette in etwas ähnlich. 5. Die warzichte Schild-
kröte (H.W. nennt sie verrucosa. Linné scabra.)
Die einzelnen Stücken von Schildkröten, die hier-
auf beschrieben worden sind. 1. Die Schaale von
T. tignata (die pitschirte Schildkr.) nebst der Ab-
bildung einer besondern Spielart derselben, mit ei-
ner überzähligen Schuppe auf dem Rücken u.s.w.
2. Die Schaale der T. tabulata und 3. eine beson-
[Seite 1144] dere Abartung von derselben. 4. Der Kopf einer
Schildkr mit einem Gänseschnabel: und 5. Der
von einer andern mit einem Hünerschnabel. End-
lich 6. eine vorzüglich grosse Schildkrötenschaale.
Das wichtigste des ganzen Buchs ist am Ende auch
zum Gebrauch der Ausländer lateinisch übersetzt,
und S. 129 sind allerhand noch nicht sattsam be-
stimmte Gattungen des Schildkrötengeschlechts aus
Schriftstellern angemerkt. Den Beschluß macht
ein Verzeichniß von Thieren aus allen Classen, wor-
über der V. Wahrnehmungen gesammelt hat, und
zu deren Bekanntmachung er Hoffnung macht; deren
baldiger Erfüllung wir um so begieriger entgegen se-
hen, da sie sich besonders auf Vögel, Amphibien
und Fische erstrecken, deren wahre Naturgeschichte
noch voller Lücken ist, so sehr auch ihre Classi- und
Specification, Nomenclatur etc. etc. aufs weitschich-
tigste bearbeitet worden.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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