Göttingen.

In der mehrgedachten Versammlung der königl.
Societät der Wiss. am 2. Jul. zeigte der Hr.
Prof. Blumenbach einen vom Hrn. Probst
Pratje zu dieser Absicht eingeschickten Kopf vom
vultur albicilla vor, der sich besonders durch die
ungewöhnliche Röthe des Schnabels und schwärz-
liche Farbe der Wachshaut auszeichnete. Zur Ver-
gleichung legte der Hr. Prof. den Kopf des andern
deutschen Geyers, nemlich des vult. barbatus bey,
und erinnerte dabey erstens, daß der eigentliche
specifike Charakter dieses berüchtigten Thiers in
der hohen Wölbung des Vordertheils am Ober-
schnabel liege, und zweytens daß er bey seinem
Aufenthalt in der Schweiz, aller genauen Nach-
frage ohngeachtet, keine einzige zuverlässige Ver-
[Seite 1290] sicherung habe erhalten können, daß jemals ein Läm-
mergeyer wirklich Kinder weggetragen habe. Alle
Erzählungen davon gründeten sich blos aufs Hö-
rensagen.