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Göttingische
Anzeigen
von
gelehrten Sachen
unter der Aufsicht
der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

Der erste Band,
auf das Jahr 1786.

Göttingen,
gedruckt bey Johann Christian Dieterich.

Göttingen.

[Seite 505]

Hr. Prof. Blumenbach hat im Dieterichschen
Verlag eine introductio in historium medi-
cinae litterariam
auf 462 Seiten in gr. Octav
herausgegeben: ein Handbuch der medicinischen Lit-
teratur zur Uebersicht des Ursprungs, Fortgangs
und der abwechselnden Aufnahme oder Verfalls der
Wissenschaft; nebst den eingestreuten Nachrichten
vom Aushub der durch Erfindungen und Lehren merk-
würdigsten Aerzte (etwa ein halbtausend an der Zahl)
und dem Verzeichnis ihrer wichtigsten Schriften,
bis zum J. 1785. – Erst vom vermutlichen Ur-
sprung der empirischen A.K. wohl gleich in der ersten
Kindheit des Menschengeschlechts, aus der Ver-
gleichung mit den medicinischen Kenntnissen der jetzi-
gen culturlosesten Völker des Erdbodens. – Wie
[Seite 506] sich bey beiden ziemlich natürlich der Aberglaube
mit in ihre Heilkünste gemischt u.s.w. Bey der
Medicin der alten Aegyptier wird aus eignen Un-
tersuchungen das Vorurtheil widerlegt, da man aus
der Bereitung der Mumien vortheilhafte Schlüsse
auf die anatomischen und pharmaceutischen Kennt-
nisse ihrer Verfertiger zu ziehen pflegt. Eben so
die Grille von der vermeynten Verwandschaft der
Schinesen mit den alten Aegyptiern, wobey man
sich auch auf eine Aehnlichkeit zwischen beider ihren
chirurgischen Handgriffen hat beziehen wollen. Die
Verdienste der Brachmanen um die Erweiterung der
Kräuterkunde. Beym Hippocrates beyläufig die
Sammlungen von alten Aerzten, von der Articella
an. – Widerlegung von Mead’s Meynung, als
ob die Smyrnischen Münzen mit dem Bilde des
Aesculap etc. den Aerzten zu Ehren geschlagen wor-
den. – Die A.W. unter den Römern bis zum
tiefen Verfall im 7ten Sec. – Dann die paar
Byzantinischen Aerzte. Wie die griechische A.K.
erst zu den Persern und bald darauf unter die Araber
gekommen: besonders von der schon im 6ten Jahr-
hundert berühmten hohen Schule zu Nisabur und
ihren medicinischen Anstalten, dem ersten Spital
u.s.w. Honain der Uebersetzer der Griechen ins
Arabische. Die Saracenischen Medicinalanstalten
in Spanien. Die Restauration der A.W. unter
den Christen durch Constantin den Africaner: sein
Antheil an Stiftung der Schule zu Salerno. Die
vorzüglichern unter den ehrlichen Latinobarbaris. –
Wie Pabst Bonifacius VIII verbot, Scelete aus-
zukochen, und sich Mundinns deshalb der Sünde
fürchtete und lieber in seinem anatomischen Hand-
buch manche Lücke ließ. – Nicol. von Reggio
übersetzt die Griechen zuerst wieder aus der Grund-
sprache ins Mönchslatein. Alles würde doch um
[Seite 507] die Zeit immer tiefer in Barbarey versunken seyn,
wenn nicht mit einmal der türkische Kaiser durch
Zerstörung des Byzantinischen Reichs und ein alter
Schöppe von Haarlem (oder wer sonst der Erfinder
der Buchdruckerkunst gewesen seyn mag –) beide
freilich sehr ohne diese Absicht, den sinkenden Mu-
sen unter die Arme gegriffen hätten. – Die Erfin-
dung der Holzschnitte, für die A.W. zumal für
Anatomie, Botanik und N.G. fast eben so
wohlthätig, als die Druckerey selbst. – Die Ent-
deckung der neuen Welt und die von Ostindien, und
ihr mächtiger Einfluß auf die Erweiterung der A.
W. – Nun die glänzende Morgenröthe mit dem
Anfang des 16ten Jahrhunderts. – Die großen
Zergliederer jener Zeit, vor allen der wenig bekannte
de la Torre, dessen anatomische Tafeln von da
Vinci’s Meisterhand gezeichnet, unter der großen
Sammlung von Handzeichnungen in der Bibliothek
Sr. Majestät, unsers Königs, befindlich sind, und
die der verstorbne Hunter, ein sehr gültiger Rich-
ter, über alles erhob was in der Art bekannt ist. –
G. Agricola in Chemnitz legt das erste Naturalien-
cabinet an. – Die ersten Apothekertaxen. – Die
Halsgerichtsordnung. – Schwenkfeld der Stamm-
vater aller unsrer Faunisten und Floristen. – Dr.
Strüppe von Gelhausen der erste Schriftsteller über
medicinische Policey. – so wie der alte Pastor Al-
binus zu Ditterspach über die Rettungsmittel für
Ertrunkne. – Nachricht von Wirsüngs äusserst
seltener Originalabbildung seines neuersundnen Gan-
ges, die der Verf. durch Hrn. Caldani’s Güte be-
sitzt. – Die Stiftung der gelehrten Gesellschaften.
Die Londner hat Haak, ein Pfälzer, zuerst veran-
laßt, fo wie auch ihr erster Secretär ein Deutscher
war, Oldenburg aus Bremen. – Die Microscope.
[Seite 508] Die anatomischen Injectionen. – Die China-
rinde (corteça del Quarango) und die ersten Strei-
tigkeiten darüber zwischen Colmenero und Fernan-
dez. – Der Einfluß, den Caffee und Thee in Europa
auf die Verminderung mancher vorher häufigen
Krankheiten gehabt. – Verbesserte Dispensatoria.
– Anwendung der Mortalitätslisten. – Vortheil-
hafter Einfluß der Wolfischen Demonstrirmethode
auf den Beobachtungsgeist der Aerzte im Anfang
des gegenwärtigen Jahrhunderts. – Die Inocula-
tion der Pocken, welche blos durch König Georg I
Eingang gefunden. – Auch sey, ausser England,
im ganzen christlichen Europa zu allererst in Han-
nover inoculirt worden. – Die große Viehseuche
von 1711. – Eine billige Würdigung der gegen-
wärtigen Verfassung der A.W. – Die Medicinal-
verordnungen, zumal die Schwedischen, als Muster.
– Die Gesellschaften zur Rettung der Ertrun-
kenen u.s.w.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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