Bey Seiler ist auf 278 Octavseiten der erste
Theil einer Sammlung seltener und merkwürdi-
ger Reisegeschichten, mit einer Vorrede des Hrn.
Hofr. Blumenbach erschienen. Der Plan des
Verlegers schränkt sich vorzüglich auf solche Reise-
beschreibungen ein, die noch nicht nach Verdienst
bekannt und genutzt, und dadey nicht voluminös
sind; und diese werden dann, um auch für kri-
tische Brauchbarkeit zu sorgen, ganz und unver-
stümmelt geliefert: die Uebersetzungen aber immer
von einem beyder Sprachen mächtigen Manne
verfertigt, und dann von einem andern in Rück-
sicht auf den Inhalt durchgesehen, und nöthigen
Falls mit erläuternden Anmerkungen versehen.
Hier dieser erste Band enthält Adrian van Ber-
kel’s (Secretärs von Berbice etc.) Reise nach Rio
de Berbice und Surinam von 1670. und 80. aus
dem Holländischen von einem hiesigen jungen Ge-
lehrten, Hrn. Beneke, aus dem Oettingischen,
übersetzt. Wir heben nur einige wenige Bemer-
kungen aus. – Auch die dortigen Amerikaner
sind nicht von Natur unbärtig, sondern wurzeln
sich Bart und Augenbraunen durch die Kunst aus. –
Die Weiber wissen, wenn sie auch ganz entklei-
det sind, doch in der Stellung alle Decenz zu be-
obachten, und eben die Art, wie sie dabey die
Beine geschlossen halten, giebt unter andern einen
Aufschluß, warum vormalige Reisende, da sie
[Seite 859] nichts von einem periodischen Blutverlust bey den
Amerikanerinnen bemerkt, ihnen denselben ganz
abgesprochen haben. – Eine überaus umständ-
lich genaue Nachricht von den verschiedenen Ar-
ten der mit Speichel gegohrnen Amerikanischen
Getränke. – Genau und aus eigenen Erfahrun-
gen von der Art, wie der wahre Vampyr (Lin-
né’s vespertilio spectrum) den Schlafenden Blut
aussaugt. Dieses Thier ist zugleich ein Haupt-
hinderniß der Schweinezucht in jenen Gegenden,
indem es den Schweinen die Zitzen benagt. –
Von den dortigen einheimischen Krankheiten, be-
sonders der asthenia guianensis der Nosologen. –
Wie es scheint hat der Verf. die erste gedruckte
Nachricht vom Surinamischen Zitteraal (gymno-
tus electricus) gegeben; wenigstens früher, als
Richer oder Flamstead.
Die Vorrede enthält Warnungen gegen das
allzuzuversichtliche Vertrauen auf die Reisebeschrei-
bungen überhaupt, Empfehlung der Vorsicht und
selbst des Mißtrauens beym Gebrauch derselben etc.