Die Preißschrift des nunmehrigen Hrn. D. G.
Chr. Siebold (eines hoffnungsvollen Soh-
nes des verdienten Würzburger Lehrers): de effe-
ctibus opii in corpus animale sanum, maxime
respectu habito ad ejus analogiam cum vino, ist
bey Dieterich auf 83 S. in gr. Quart abgedruckt.
Schon das ist ein großes Verdienst des Verf.,
daß er durch kritische Prüfung und Vergleichung
der einander auf den ersten Blick so widersprechen-
den Resultate aus den Hallerischen und Whytti-
schen Versuchen über diesen Gegenstand, vielen
Aufschluß über diesen scheinbaren Widerspruch giebt.
Die Unbestimmtheit in vielen von Whytt’s Ver-
suchen, und folglich die Inconsequenz in manchen
Folgerungen, die der sonst so scharfsinnige Mann
daraus zog, hat vieles Mißverständniß veranlaßt.
[Seite 282] Die eignen Versuche des Verf. sind dagegen mit
musterhafter Vorsicht angestellt, und die Folge-
rungen daraus immer mit Behutsamkeit und
oft selbst zweifelnd vorgetragen. Eine ganz
eigne Wirkungsart des Mohnsafts, die von des
Weins ihrer gänzlich verschieden ist, beobachtete er
an mehrern Thieren, denen er große Gaben des
erstern mit einmal beygebracht hatte, und die sich
zumal durch eine auffallende äusserste Mobilität
des Nervensystems äusserte; die Thiere waren aufs
ängstlichste zaghaft, wurden durch den mindesten
Anlaß aufs heftigste erschüttert, in Zuckungen
versetzt etc. und bey denen, die daran starben, fand
man eine unmäßige Ergießung von Galle in den
Darmcanal. Hr. S. vergleicht dieses stadium
hyperaestheseos, wie er es nennt, mit den von
unserm sel. Brendel so meisterhaft geschilderten
Zufällen der Phrenitis. Die Wirkung des Mohn-
safts auf den Aderschlag ist nach der Stärke der
Gaben sehr verschieden: kleine Dosen vermehren
die Zahl der Pulse: durch große werden sie da-
gegen durchgehends vermindert etc. etc. Gleichsam
specifisch ist die Wirkung des Mohnsafts, daß er
eine Art Speichelfluß verursacht. – Es scheint
nicht, daß Opium von den Milchgefäßen eingeso-
gen und so zum Blute geführt werde. Ueberhaupt
äussert es seine Hauptwirkung nicht aufs Blut
selbst (das weder dadurch verdünnt wird, wie
Freind glaubte, noch nach Alston’s Meynung da-
durch verdickt;), sondern aufs solidum vivum;
und zwar, wie sich der Verf. überzeugt hält, so,
daß es die Lebenskräfte herabspannt, schwächt. –
Da wir in dieser Anzeige blos beym Allgemeinsten
stehen bleiben müssen, und dem Verf. nicht in
das Detail seiner Versuche folgen können, so mer-
ken wir blos an, daß er diese theils an sich selbst
[Seite 283] und an andern Personen; dann aber auch an
mancherley Thieren (zumal, wie es die Preißfrage
bestimmt hatte, an warmblütigen) angestellt hat.
Caninchen fand er, aus den in der Vorrede an-
gegebenen Ursachen, minder tauglich dazu. Durch-
gehends hat er nützliche practische Folgerungen
und Anwendungen eingeschaltet, und dadurch einen
lehrreichen Beweis von dem wichtigen, unmittel-
bar wohlthätigen Nutzen gegeben, den die aus-
übende Arzneykunst aus dergleichen theoretischen
Untersuchungen zieht.