The interesting narrative of the Life of
Olaudah Equiano, or Gustavus Vassa, the Afri-
can. written by himself. 1789. Zwey Bände in
Octav. Der erste von 274, der zweyte von 268
Seiten. – Wieder ein braver Neger, der sich
als nützlicher und angenehmer Schriftsteller zeigt;
von dessen Werk auch, ohngeachtet der 400 Sub-
scribenten, schon im vorigen Jahre zwey Aufla-
gen hinter einander erschienen. Er beschreibt die
[Seite 675] Geschichte seines bisherigen 44jährigen Lebens,
die freylich gar manche bittere, alles Menschen-
gefühl empörende, Erfahrung, aber auch vieles
andere Merkwürdige enthält, was er, zumal auf
seinen Reisen in vier Welttheile und bey seiner
natürlichen Wißbegierde und Aufmerksamkeit und
dem genossenen Unterricht und den Kenntnissen, die
er sich, zumal im Seewesen, erworben, zu beobach-
ten Gelegenheit gehabt. – Zuerst giebt er eine
umständliche Nachricht von seinem Vaterlande
Benin, und den Sitten und der Lebensart der
Einwohner: theils aus eigner Erinnerung, theils
aus dem vieljährigen nachwärtigen Umgange mit
Landsleuten unter seinen Mitsclaven. Sodann
folgt sein Lebenslauf, wobey durchgehends Zeit
und Ort genau angegeben, und die dabey inter-
essirten Personen (– seine Wohlthäter so gut, wie
seine Henker –) mit Namen genannt sind. –
Besonders erhält das Buch ein großes Interesse
durch die ungeheuchelte Darstellung, die der Verf.
von seinem eigenen Charakter giebt, zumal auch
von seinen innigen, ans Schwärmerische gränzen-
den, religiösen Gefühlen; von der Art, wie es
hierin mit ihm zum Durchbruch gekommen u.s.w.
Auch verläugnet er seinen Hang zu manchem Aber-
glauben nicht, wie er auf Träume, Ahndungen
und dergleichen geachtet. – Von seiner Geschichte
überhaupt erwähnen wir nur so viel, daß er als
ein eilfjähriger Knabe geraubt, erst in Guinea
selbst aus einer Hand in die andere verkauft
(einmal z.B. für 172 St. Muschelmünze), und
so nach Barbados geführt worden; daß er A.
1757. zum erstenmal nach England gekommen, wo
er auch getauft worden; sich A. 1766. zu Mont-
serrat freygekauft; und nun nach den mannig-
faltigsten Schicksalen in London, wie es scheint
[Seite 676] als Privatmann, lebt. Hingegen heben wir
einige einzelne Bemerkungen aus: – Ein Fran-
zösischer Pflanzer auf Martinike rühmte sich, daß
die vielen Mulatten, die auf seiner Plantage wie
Lastthiere arbeiten mußten, sämtlich die Frucht
seiner Lenden wären. – Oft werden Neger nach
dem Gewichte verkauft; das Pfund zu 3, 6 bis
9 Pence. (– Doch ist es auch unter den West-
indischen Menschenfreunden nicht unerhört, daß
sie einander ihre weissen Domestiken auf diese
Art verkaufen. Dem Rec. ist ein Fall vorgekom-
men, wo ein Pflanzer auf Barbados eine seiner
Englischen Dienstmägde einem Nachbar gegen eine
fette Sau zuwog. Das Pfund von jener zu 6,
und das Pfund von dieser zu 4 Pence gerech-
net. –). Folgendes Beyspiel zeigt, wie genau
auch im Englischen Westindien, so wie in Eng-
land selbst, auf den Buchstaben des Gesetzes ge-
sehen wird: Auf St. Kitts meldete sich ein Weis-
ser, der eine Schwarze heyrathen wollte, des-
wegen beym Geistlichen. ‘”Das geht nicht,”’
war die Antwort, ‘”ich darf auf der Insel kei-
nen Weissen mit einer Schwarzen trauen:”’
Nun Herr, so thuts zu Wasser: ‘”herzlich gern!”’
hiermit traten Braut und Bräutigam in ein
Boot; der Pfarrer und sein Küster ins andre,
und stehendes Fußes war jenes Paar zusammen-
gethan. – Sehr unterhaltend ist die naive und
lebhafte Schilderung der überraschenden ersten
Eindrücke, die frappante Gegenstände auf den
Verf. gemacht haben, zumal bey seiner ersten
Ausflucht in die Welt, z.B. eine Wanduhr, ein
Gemälde etc. Aber auch nachher große Natur-
erscheinungen, wie z.B. eine Eruption des Ve-
suvs, die nicht untergehende Sonne in Grön-
land u. dergl. m. Auch andre kleinere, aber
[Seite 677] doch unerwartete, Vorfälle, wie da er zum ersten-
mal in einer Quäkergemeinde eine Weibsperson
predigen sah; und wie er zu einem Liebesmahl
eingeladen war, und da statt des erwarteten
Abendessens bloße Seelenspeise fand. – Unter
die braven Herren, die er mitunter gehabt hat,
gehört vorzüglich der verdienstvolle Dr. Irving,
der durch seine Methode, das Seewasser trink-
bar zu machen, allgemein berühmt ist. Mit
diesem machte er unter andern auch A. 1773.
unter dem damaligen Capitain Phipps (nachhe-
rigen Lord Mulgrave) die berühmte Untersuchungs-
reise nach dem Nordpol bis zum 81°, und giebt
aus dem Tagebuch, das er sich dabey geführt,
manche interessante Nachrichten, die in der großen
Beschreibung dieser berühmten Fahrt nicht stehen.
Er selbst hatte die Destillation des Seewassers
zu besorgen, und lieferte doch manchen Tag bis
40 Gallonen. A. 1775. begleitete er diesen wür-
digen Arzt nach der Muskitoküste, um ihm eine
Pflanzung, die er bey C. gracias à Dios anle-
gen wollte, einrichten zu helfen. Der Dr. er-
warb sich, zumal durch seine glückliche Heilung
der Schlangenbisse (durch starken Rum mit
Cayennepfeffer) großes Zutrauen unter den India-
nern, von deren Sitten etc. der Verf. sehr viel
Lesenswerthes mittheilt. Es seyen die einfach-
sten Naturmenschen, die er je gesehen. Bey
einem Lerm, der über die Ankunft eines benach-
barten wilden Heerführers entstand, flüchtete der
gute Dr. in den Wald, und überließ es dem
Verf., wie er die Ruhe wiederherstellen könnte.
Diesem glückte es dadurch, daß er sich mit der
Bibel in der Hand mitten unter sie warf, und
sie, wenn sie nicht ruhig wären, aus diesem Buch
[Seite 678] bey Gott zu verklagen drohte, der sie alle tödten
würde. Dies wirkte, wie ein Zauber. Nun
tröstete sie aber auch der Verf. mit Rum, und
so ward alles glücklich beygelegt. – Zu einem
großen Schmauß, den diese Wilden anstellten,
wurden drey Alligators geschlachtet, die eine Zeit-
lang vorher lebendig an Bäume gebunden wa-
ren. Ihr Fleisch glich, dem Ansehen nach, dem
frischen Lachs. – Bald nach des Verf. Rückkehr
nach Europa erhielt er die traurige Nachricht
von den letzten Schicksalen seines treuen verdien-
ten Freundes Irving, dessen Sclaven, da sie von
ihrem weissen Aufseher gemißhandelt worden, re-
bellirt hatten, und auf der Flucht ertrunken wa-
ren, so daß also des braven Doctors Plantage
ungebaut blieb, der deshalb nach Jamaika gieng,
um wieder frische Negern zu kaufen, aber daselbst
am Genusse eines giftigen Fisches starb.