Table of contents

[titlePage_recto]
Göttingische Anzeigen
von
gelehrten Sachen
unter der Aufsicht
der königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

Der zweyte Band,
auf das Jahr 1799.

Göttingen,
gedruckt bey Johann Christian Dieterich.

Göttingen.

[Seite 2057]

Von dem Blumenbachischen Handbuch der Na-
turgeschichte ist schon vorige Ostern die 6te Auf-
lage auf 708 S. herausgekommen. Ungeachtet
kaum zwey Jahre seit Erscheinung der 5ten ver-
flossen waren, so hat das Buch doch jetzt wohl
mehr an wichtigem Zuwachs von neuen Entdeckun-
gen, so wie an Berichtigungen oder schärferer Be-
stimmung, gewonnen, als in irgend einer der vor-
hergehenden. Dahin gehört, um doch Einiges
anzuführen, die Erinnerung gegen den von Ray
und Buffon angenommenen Satz, als ob alle die-
jenigen Thiere zu Einer Gattung (Species) gehör-
ten, die mit einander fruchtbare Junge zeugten.
Maulthiere haben z.B. zuweilen, aber nur in äuf-
serst seltenen Fällen, ihr Geschlecht fortgepflanzt.
Wollte man also diese äusserst seltene Ausnahme
vom gewöhnlichen Erfolge für Regel gelten lassen,
[Seite 2058] so müßten man Pferd und Esel für Thiere derselben
Species halten, ungeachtet sie in ihrem Körperbau,
und nahmentlich in der ganz verschiedenen Einrich-
tung ihrer Stimmwerkzeuge, wenigstens eben so
specifisch von einander differiren, als Löwe und
Katze. – Daß die körnerfressenden Vögel Stein-
chen schlucken müssen, was Spallanzani ihnen zur
Stupidität anrechnete, ist, nach des Verf. Unter-
suchungen, ein unentbehrliches Hülfsmittel, um die
eingeschluckten Körner dadurch zu tödten und ihrer
Lebenskraft zu berauben, die sonst der Digestions-
Kraft widersteht. – Die eßbaren Indianischen Vo-
gelnester bestehen vermuthlich aus halbverdauten,
dadurch vor Fäulung gesicherten, und so regurgitir-
ten Molluscis. – Gründe, wodurch die Vermu-
thung des Dr. Mead Wahrscheinlichkeit erhält, daß
den trägen Klapperschlangen die ihnen so ganz aus-
schließlich eigene Klapper wohl dazu dienen könne,
die dadurch aufgeschreckten Vögel etc. zu sich herun-
ter zu bringen. So wie nach der alten, an sich we-
nigstens nicht ungereimten, Behauptung dem Cera-
sten seine so genannten Hörnchen auch dazu dienen
sollen, kleine Vögel herbey zu ziehen. – Über den
Unterschied zwischen den wahren Blasenwürmern und
den bloßen hydropischen Wasserblasen, die sich zu-
weilen bey wassersüchtigen Menschen (seltener bey
andern Thieren) zumahl in der Bauchhöhle finden;
mit Gründen gegen die vermeinte eigenthümliche
Animalität der letztern. – Genau sind auch die so
mancherley sehr verschiedenen Seethiere angegeben,
die alle unter gewissen Umständen zum nächtlichen
Leuchten des Meerwassers beytragen. – Beson-
ders aber haben die Abschnitte von der Physiologie
der Pflanzen, von den gemengten Gebirgsarten und
von den Versteinerungen viele Zusätze und Berich-
tigungen erhalten.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
This page is copyrighted