La Ménagerie du Muséum national d’histoire
naturelle, ou les anomaux vivants, peints
d’après nature, sur Vélin, par le cit. Maréchal,
peintre du Muséum, et gravés au jardin des
plantes, par le cit. Miger. Avec une note de-
scriptive et historique pour chaque animal, par
les citoyens Lacépède et Cuvier. an X. (1801.)
gr. Folio. Das prachtvolle Werk, wovon wir
drey Hefte, jeden zu vier Kupfertafeln mit dem
dazu gehörigen Texte vor uns haben, gehört zu
den wichtigsten Bereicherungen der Zoologie, so-
wohl wegen der trefflichen, ansehnlichen, Abbil-
dungen, als wegen der Fülle von interessanten und
nicht gemeinen, sondern großen Theils neuen und
eigenen Beobachtungen, die der würdige Hr. Cu-
vier in der Erklärung beygebracht hat. Von Hrn.
Lacepede ist in diesen drey Heften bloß die allge-
meine, sehr beredte, Einleitung. Wir zeigen die
zwölf Kupfer an, und können dabey nur Weniges
von dem reichhaltigen Texte beybringen. – 1.
Das Trampelthier (Cam. bactrianus). Die Ka-
[Seite 954] mele haben, gegen die gemeine Meinung, aller-
dings zwey Vorderzähne im Intermaxillar-Knochen,
und passen also gar nicht nach Linne’s System un-
ter seine pecora. Auch hier wird ihnen ein fünf-
ter Magen zugeschrieben, der ihnen zum Wasser-
behälter für den Nothfall diene. Im Kamelgestüte
zu Pisa sind doch binnen wenigen Jahren 200 Tram-
pelthiere gezogen worden, und die Zucht würde
noch mehr Absatz finden, wenn man sie nicht zu
hoch im Preise hielte: das Stück zu 40 Carolin.
Zur Brunftzeit schwitze den Trampelhengsten eine
schwarze, sehr übel riechende, Feuchtigkeit aus der
Haut des Nackens; nicht durch einen besondern Aus-
führungsgang, wie der an den Schläfen der Ele-
phanten. Wenn das männliche Thier seine Stute
besprungen hat, fällt es wie todt nieder. Die Ka-
mele schlafen mit offenen Augen. – 2. Der Eis-
bär. – 3. Der Straus. Zugleich mit ein paar
osteologischen Figuren vom Fuß und Flügel. –
4. Der Casuar. Auch ein skeletirter Fuß und ein
paar einzelne Federn. Er müsse ein eigenes Ge-
schlecht im System ausmachen. – 5. Die Löwinn
mit ihren drey Jungen, die, wie bekannt, neulich
in der Menagerie geworfen worden. Im Pro-
spectus, der beym ersten Hefte liegt, aber nicht
von Hrn. Cuvier’s Feder ist, heißt diese allerdings
seltene Erscheinung ein phénomène dont on n’au-
rait pas dû s’attendre à jouir sous la latitude de la
France, mit dem Zusatz: Il semble que la nature,
ainsi que les armes, ait voulu faire des miracles
en sa faveur. (Aber dieses Mirakel hat sich selbst
unter noch nordlicheren Breiten schon öfter zuge-
tragen; nahmentlich im Tower und in Dresden.) –
6. Der Ostindische Elephant. Die in Pegu und
Siam sonst so venerirten weissen Individua seyen
Kakerlaken in ihrer Art; ihre seltene Farbe also
[Seite 955] krankhaft. Unsere Leser erinnern sich der freylich sehr
übertriebenen Zeitungsnachrichten von der wunder-
baren Wirkung der Musik auf das Pariser Elephan-
ten-Paar, als man ihm eines Tages ein Concert
gegeben hatte. So viel ist indeß doch wahr an der
Sache, leurs tentatives amoureuses furent ce
jour-là très-fortes et très-répétées, quoi-
que sans succès. – 7. Der Dromedar. – 8.
Antilope corinna. Mit Recht werden die Gazellen-
augen von den Dichtern des Morgenlandes zum
Bild der Schönheit gebraucht, car il est impos-
sible d’avoir le regard à la fois plus doux et plus
vif que ce charmant animal. – 9. Beym Pan-
therthier (Fel. pardus) eine treffliche critische
Revision der Charakteristik der pantherartigen
Thiere aus beiden Welten. – 10. Die Hyäne,
mit dem Schedel und skeletirten Vorder- und Hin-
terfuß. Sie gehöre nicht ins Hundegeschlecht, son-
dern zu den katzenartigen Thieren. Ihr Gebiß,
ihre stachlichte Zunge etc. bringen sie eher zu den
Tigern. – 11. Der Alpenbär (Urs. arctos).
Der Americanische sey eben sowohl eine ganz eige-
ne, von dieser verschiedene, Gattung, als der Eis-
bär. Viel Merkwürdiges über die Heimath, Spiel-
arten und Lebensweise des Bären. – 12. Simia
petaurista.
Die Kupfer selbst sind in einer großen, kräftigen,
Manier gearbeitet, und vereinigen die beiden Haupt-
Requisite vollkommener zoologischer Abbildun-
gen, die so selten beysammen getroffen werden;
lebendige Natur im ganzen Totalhabitus, und
treue Genauigkeit in den einzelnen Theilen, zu-
mahl in den eigentlich charakteristischen, die für
die Naturbeschreibung von der größten Bedeutung
sind. Daß übrigens in einem Werke der Art alle
[Seite 956] Blätter durchaus in völlig gleicher Vollkommen-
heit ausfallen sollten, ist nicht zu verlangen. So
scheint uns z.B. das Pantherthier aus dieser Rück-
sicht dem Trampelthier, Elephanten Bären,
Straus, Casuar etc. merklich nachzustehen.