Die königl. Societät der Wissenschaften hat von
ihrem Correspondenten, Hrn. Bergamts-Auditor
Hausmann zu Clausthal, einen merkwürdigen
Aufsatz über die am 22. Februar d.J. aus den
Weinstöcker Grubengebäuden bey St. Andreasberg
am Harze hervorgedrungenen, fünf Bergleuten tödt-
lich gewordenen, bösen Wetter und über das sie
begleitende Wasser, erhalten. Da man nähmlich
die Absicht hatte, die seit langer Zeit versoffenen
Weinstöcker Gebäude durch einen angesetzten Quer-
schlag zu lösen, und mit demselben noch mehrere
Lachter von der gedachten Grube entfernt war, so
drängte sich schon durch das Bohrloch, welches
wahrscheinlich mit Gesteinsklüften communicirte,
übelriechendes und das Bohrgezähe schwärzendes
Wasser und betäubende Luft, wiewohl in geringer
Menge, hervor. Um dieß durch Zupflöcken des
Bohrlochs zu hemmen, fuhr ein Unter-Steiger
mit drey Bergleuten in den Querschlag, kehrten
aber nicht wieder zurück; so wie auch von mehre-
[Seite 1202] ren andern Bergleuten, die ihnen zur Hülfe nach-
fuhren, ebenfalls zweye ihren Tod darin fanden.
Die übrigen retteten sich mit Noth, und schon halb
betäubt; litten aber nachher an heftigen Schmer-
zen in der Brust, in den Augen, und am Scrotum.
Das Hervordringen der bösen Wetter nahm auch
so zu, daß sie sich bald nach diesem Vorfalle von
jenem Querschlage bis nach den über 100 Lachter
weit davon entfernten Gottessegner Schachte ver-
breiteten, und sogar aus diesem herausströmten;
und auf einem benachbarten Stollen bemerkte man
einen starken Schwefellebergeruch, und seine Wasser-
seige war mit einem milchigen, übelriechenden und
mit einer dünnen graulichen Haut überzogenen Was-
ser erfüllt, das nebst den bösen Wettern aus dem
Bohrloche des Querschlages hervorgekommen war.
Sowohl das Abfließen dieses Wassers, als das
Ausströmen der tödtenden Gasart aus dem Schachte
dauerte über 8 Tage lang, so daß man erst im
Anfange des Märzes sich dem Querschlage nähern,
und die Leichen herausschaffen konnte. Beides,
das verdächtige Wasser, und die Wetter, hat nun
Hr. H. aufs sorgfältigste geprüft, und, was die letz-
tern betrifft, gefunden, daß sie aus einem gemisch-
ten irrespirabeln Gas bestanden, welches im Hun-
dert = 81,42 Stickstoffgas, nur 13,75 Sauerstoff-
gas, und 4,83 kohlengesäuertes Gas hielt. Eine
Untersuchung, welche um so interessanter ist, da
gerade diese Art von bösen Wettern in den Gruben
der Harzgebirge sehr selten vorkommt, so wie auch
die wegen ihres beträchtlichen Antheils von Wasser-
stoffgas entzündbaren oder so genannten schlagen-
den Wetter in diesen Bergwerken zu den seltenen
Erscheinungen gehören, da man hingegen mit den
matten, welche einen großen Antheil von kohlen-
gesäuertem Gas in ihrer Mischung halten, am häu-
[Seite 1203] figsten daselbst, und zwar vornehmlich auf dem
Zellerfelder Hauptzuge, zu kämpfen hat.
Das milchtrübe, mit einer graulichweissen Haut
überzogene, Wasser, das vier Tage nach jenem Un-
glücksfalle aus dem gedachten Stollen geschöpft
worden, hatte indeß seinen Schwefellebergeruch ver-
loren, hielt aber, nach den genauen damit ange-
stellten Prüfungen, Kalkerde, Kohlensäure und
Schwefelleber.
Unstreitig hatte die Masse des Weinstöcker Gan-
ges (Kalkspath, Kiese u.a. schwefelhaltige Fossi-
lien) auf die Bestandtheile des Wassers, und die-
ses, indem zumahl seine kalkige Schwefelleber einen
Theil des Sauerstoffgases aus der über ihm stehen-
den Luft absorbirte, auf die Bildung der bösen
Wetter großen Einfluß.