In der Andreäischen Buchhandlung ist erschienen:
Gotthelf Fischer’s Anatomie der Maki und
der ihnen verwandten Thiere. Erster Band, ent-
hält die Naturgeschichte und den Knochenbau der
Maki, mit XXIV Kupfertafeln &c. 1804, 194 S.
in gr. Quart. – Wieder eine reife treffliche Frucht
des unermüdeten Fleißes des nun als Russischkaiserl.
Hofrath, Prof. der Naturgeschichte und Director des
naturhistorischen Cabinets von Mainz nach Moskwa
abgegangenen Verf., der in diesem ansehnlichen Werke
die vergleichende Anatomie und Naturgeschichte einer
von jener Seite noch fast unbearbeiteten, und von
dieser, bis jetzt wenigstens, sehr unaufgeklärten Fa-
milie der Maki’s, der sonderbaren tropischen Qua-
drumanen der alten Welt mit fuchsähnlicher Schnauze
und affenähnlichen Händen, liefert. Ihr allgemeiner
Charakter ist nun, nach des Hrn. Hofraths Bestim-
mung: dentes primores superiores per paria re-
moti; inferiores strictiores, oblique inclinati,
prominentes; unguis indicis pedum posteriorum
subulatus, excavatus, acuminatus; apertura ca-
nalis lacrymalis extra orbitam. Denn eben dieß
ist ein Haupt-Charakter dieser eleganten Geschöpfe,
daß die Oeffnung des Thränen-Canals bey ihnen aus-
serhalb der Augenhöhle, auf dem Oberkiefer selbst,
liegt; so wie sie sich im Total-Bau unter andern auch
durch eine nach oben sehr schmal zulaufende Brust-
höhle, und folglich sehr dicht anliegende, nur mit-
[Seite 1447] telst sehr kurzer Schlüsselbeine mit derselben verbun-
dene, Arme auszeichnen. Die ganze Familie theilt
der Vf. in drey verschiedene Geschlechter, nähmlich in
die durch Sonnerat zuerst näher bekannt gewordenen
Indris von Madagascar, mit 4 paarweis von ein-
ander abstehenden Vorderzähnen im Oberkiefer, und
eben so viel horizontal liegenden im untern. Dann
in die langgeschwänzten, eigentlich so genannten Ma-
kis, ebenfalls von Madagascar und den benachbar-
ten Inseln, die zwar in Zahl und Richtung der obern
Vorderzähne mit jenen übereinkommen, aber 6 schief
nach vorn gerichtete im Unterkiefer haben. Und end-
lich in die Loris von Ceilan und der benachbarten
Indischen Halbinsel, die wiederum im Gebiß den
Makis ähneln, aber im schlanken Bau und dadurch,
daß sie nur einen ganz kurzen oder gar keinen Schwanz
haben, von denselben differiren. Unter diesen fin-
det sich eine hier vom Verf. zuerst bestimmte und be-
schriebene Ceilanische Gattung. – Die so genann-
ten Tarser (und Hrn. Geoffroy’s Galagos) machen
eine, besonders den Makis nahe verwandte, Fami-
lie aus, die ihren Nahmen von der auffallenden
Länge des tarsus, nahmentlich des calcanei und
ossis navicularis, erhalten haben, als wodurch sie
sich auffallend von den Makis auszeichnen. Einer
vom Verf. zuerst beschriebenen Gattung derselben
ist schon im vorigen Jahre in unsern Blättern gedacht
worden. – Manche andere Thiere aber, die von
andern Zoologen zu den Makis gerechnet worden,
müssen gänzlich davon getrennt werden. So z.B.
der so genannte Lemur volans (Galeopithecus),
der, wie schon Hr. Geoffroy gezeigt hat, überhaupt
gar nicht zu den Quadrumanen gehört, sondern eher
manche Aehnlichkeit mit den Chiropteris (nahment-
lich mit dem Vampyr) zeigt. – Der übrige grö-
ßere, aber keines Auszugs für diese Blätter fähige,
[Seite 1448] Theil dieses ersten Bandes enthält eine überaus ge-
naue und vollständige Osteologie der Maki-Familie;
durchgehends mit lehrreicher Vergleichung mit dem
Knochenbau anderer, zumahl verwandter, Säuge-
thiere, theils aber auch mancher Geschöpfe der übri-
gen drey rothblütigen Classen. Auch sind zu diesem
Behuf auf den Kupfertafeln, von welchen die bey
weitem mehresten vom Verf. selbst in einer reinen
expressiven Manier gezeichnet, eine auch von ihm ge-
ätzt worden, manche andere seltene und interessante
zootomische Gegenstände mitgetheilt, wie die Sche-
del der Simia patas und sinica, des Vampyrs, Da-
mans und Känguruhs, so wie die Beckenknochen
von Simia inuus, mona und talapoin.
S. 64 dieses Werks gedenkt der Verf. eines von
ihm erfundenen Craniometers, wovon eine nähere
Beschreibung und Abbildung zu