Taschenbuch für Forst- und Jagdfreunde für das
Jahr 1807, herausgegeben von L.C.E.H. von
Wildungen, Ober-Forstmeister zu Marburg, und
D.P.L. Bunsen, fürstl. Waldeckischem Regie-
rungsrath zu Arolsen. 182 Seiten in Duodez.
Mit Kupfern. – Zu den bewährten Vehikeln,
wodurch neuerlich zweckmäßige wissenschaftliche
Kenntnisse unter Volksclassen und Stände verbrei-
tet worden, denen sie nutzen, und doch ausserdem
schwerlich bekannt geworden wären, gehören auch
manche der so genannten Taschenbücher in Kalender-
format, unter welchen das gegenwärtige um so
mehr auch in unsern Blättern eine Anzeige ver-
dient, da es sich nun schon durch 12 Jahrgänge
mit so verdientem Beyfall erhalten hat, daß die
früheren davon schon wieder neu aufgelegt werden
mußten, überdem aber auch Aufsätze tiefert, die
selbst den gelehrten Naturforschern interessant sind.
[Seite 870] Auch der dießjährige enthält, so wie die vorher-
gehenden, dreyerley: nähmlich 1) Naturgeschichte
von jagdbaren Thieren, von Hrn. v.W., mit net-
ten ausgemahlten Kupfern. Beyläufig auch dahin
einschlagende Seltenheiten von anomalischen Gewei-
hen und dergl., die auch theils für Physiologie lehr-
reich sind; die meisten aus der reichen Sammlung
des Hrn. Grafen von Erbach-Erbach. 2) Aufsätze
über wichtige Gegenstände des Forstwesens, von
beiden Herausgebern und andern Theilnehmern,
besonders auch von dem würdigen Hrn. Ober-Jä-
germeister von Witzleben zu Cassel; und 3) kleine
Gedichte und dergl., die zunächst auf das weid-
und forstmännische Publicum berechnet sind, und
eben als zweckmäßiges Vehikel dienen, dem Uebri-
gen desto sicherern Eingang zu verschaffen. Wie
müssen uns hier auf die Anzeige des Wissenschaft-
lichen beschränken. Die dießmahl beschriebenen
Thiere sind 1. der Bär, mit einer trefflichen Abbil-
dung (nach der in der Ménag. du Muséum natio-
nal) und mit Anmerkungen von dem um die wissen-
schaftliche Jagdkunde so verdienten Hrn. Grafen
von Mellin. Daß Bären von 876, und gar von
1024 Pfund erlegt seyn sollen, war dem Rec. un-
erhört, und verdient um so mehr genauere Nachfor-
schung, weil dadurch die prodigiose Größe des fos-
silen Ursus spelaeus viel von ihrem Auffallenden
verlöre. – Bey der Benutzung des Thiers mer-
ken wir an, daß die Felle der ganz jungen Bären,
wenn sie kohlschwarz und ausnehmend leicht sind,
zu den kostbarsten Peltereyen gehören. Ein solcher
Mannspelz wird, wenn er nicht über 5 Pfund
wiegt, in Rußland mit 1000 Thaler und drüber
bezahlt. – Auf die alte Sage, daß Pommade
von Bärenfett das Haar wachsen mache, werden
noch immer erlegte Bären zu diesem Behuf nach
London gebracht, und an den Straßen zum Ver-
[Seite 871] kauf des Schmalzes ausgehängt. 2. Der Biber.
Von diesem sagte doch unser alter classischer Schwenk-
felt schon richtig: cauda squamis non obducta,
denn es sind nur schuppenförmige Hautfurchen.
Die Doppelklaue an den Hinterläufen ist an der
zweyten Zehe (wie gewöhnlich, von innen an zu
rechnen). 3. Der Percnopterusgeyer, Vultur ful-
vus, percnopterus Arist. das Weibchen, das vor
einigen Jahren bey Wetzlar eingefangen worden.
Hierzu Hrn. Hofr. Merrem’s Beytrag zur Bestim-
mung der Europäischen Geyerarten. Das Ver-
gnügen, das uns diese critische Arbeit gewährte,
ward nur durch das auffallend derbe und unbil-
lige Urtheil gemindert, das sich der Verfasser über
die 13te Ausgabe des Linnéischen Systems erlaubt,
und das übrigens demjenigen ähnelt, das Büffon
weiland über Linné’s eigne Arbeit, derselben frey-
lich ganz unbeschadet, gefället hat. 4. Die Man-
delkrähe. – Unter den das Forstwesen betreffen-
den Aufsätzen ein Wort, geredt zu seiner Zeit,
von Hrn. Ober-Jägermeister von Witzleben: was
wird das künftige Schicksal der hohen Samenwal-
dungen seyn, wenn nicht ernstlicher an Abstellung
der Hütung und des Laubrechens gearbeitet wird?
und von Hrn. Regierungsrath Bunsen Vorschläge,
wie der Landmann immer mehr von den Holzfre-
veln abgehalten werden könnte. Von eben dem-
selben eine gut gerathene metrische Uebersetzung
von Nemesian’s Cynegeticon, und zwar der Stelle
von der Erziehung und Abrichtung der Windhunde.