Auch das academische Museum hat von unsers
allergnädigsten Königes Majestät einen unschätzbaren
Beweis der huldreichsten und beyfälligsten Fürsorge
für unsre Universität und die Erweiterung ihrer ge-
lehrten Anstalten erhalten: einen Reichthum von sel-
tenen und lehrreichen Naturalien, so wie von osteo-
logischen Präparaten zur vergleichenden Anatomie.
Das kostbarste aber unter diesen königlichen Ge-
schenken ist eine aus mehreren Hunderten bestehende
Sammlung von Quadrupeden und Vögeln aus
Guiana und dem benachbarten Südamerica, die
Seine Majestät Selbst während Ihres Aufenthalts
in Westindien haben zusammenbringen lassen.
Der Ueberblick nur allein der unbeschreiblich pracht-
vollen, größten Theils mit glühenden Goldfarben
prangenden, Vögel, die sich über 200 Numern er-
strecken, übersteigt alle Einbildung; und es gibt
schwerlich eine andre Ansicht, wodurch man sich hier
zu Lande lebendiger in die Zaubergefilde der üppigen
tropischen Zonen zu versetzen vermöchte; so wie sich
dabey für die Philosophie der Naturgeschichte die so
[Seite 922] auffallenden, theils abenteuerlichen Formen in der
fremdartigen, gleichsam anomalischen, Schöpfung
der neuen Welt, an den ihr ausschließlich eignen
Geschlechtern von Pfefferfraßen, Kamichy (Pala-
medea), Jabiru (Mycteria), Savacu (Cancroma),
Ani (Crotophaga), der Colibris u.s.w. aufdrängen.
Unter der Menge der Quadrupeden jener fernen
Weltgegend zeichnen sich nahmentlich drey durch die
ansehnliche Größe der Exemplare aus: das Unthier
unter den Mammalien, ein Faulthier von gar trau-
riger Gestalt; ein brandrother Musikanten Affe
mit der dicken Kehle für seine wundersame knöcherne
Resonanzblase; und eine fast 6 Fuß lange nußbraune
Brasilische Flußotter, die nähmliche, deren Junge
häufig von den Paraguayschen Weibern erzogen und
an ihren Brüsten gesäugt werden. – So unter den
Amphibien ein 13 Fuß langer, vortrefflich zuberei-
teter und erhaltener, Alligator.
Aus der Fülle von andern belehrenden Stücken,
die das Museum der Gnade Seiner Majestät ver-
dankt, nennen wir hier nur das meisterhaft zuberei-
tete Skelet eines Ceilanischen Elephanten, diesen
Knochenberg, wie es unser Haller nannte, dergleichen
dem Verfasser dieser Anzeige, ausser Wien, keines
weiter in Deutschland bekannt ist (– den damit zu
vergleichenden Schedel des Africanischen Elephanten
besaß das Museum schon in der Büttnerschen Samm-
lung –); dann einen fast 6 Fuß langen, aber wie
ein Widderhorn gewundenen, Elfenbeinzahn, gleich-
sam das Gegenstück zu dem bekannten im Museum zu
Florenz; – und die beiden berühmten Exemplare von
centnerschweren Schalen der Vater Noah’s Schulpe,
die wegen ihres angeblichen Fundortes seit 100 Jah-
ren (zuerst nähmlich durch des Pariser Academisten
Hartsoeker Conjectures physiques) so vieles Aufsehen
gemacht und mancherley Deutung veranlaßt haben.