(Fortsetzung der oben S. 64 abgebrochenen An-
zeige der ersten Russischen Reise um die Welt
in den Jahren 1803. 4, 5 und 6 unter dem
Commando des Capitän von Krusenstern
(s. oben S. 657).
Einzelne Männer zeichneten sich aber noch vor
den übrigen als wahre Ideale der musterhaftesten
Bildung aus. Auch sind (was wohl zu den größ-
ten Merkwürdigkeiten gehört) diese glücklichen In-
sulaner mit der Lustseuche noch ganz verschont ge-
blieben! ‘“Sie kennen überhaupt keine Art von
Krankheit, folglich auch keine Arzneyen, und ihre
ganze Heilkunde besteht bloß im Verbinden der
Wunden, worin der König eine besondere Geschick-
lichkeit besitzen soll. Auch ist ihr Körper vollkom-
men rein, ohne Geschwüre oder Ausschläge”’. Ein
Hauptgrund davon liegt wohl in ihrer Sobrietät,
denn des auf andern Südsee-Inseln so gemeinen,
berauschenden und die Gesundheit schrecklich zerstö-
renden Kawatrankes bedienen sich hier nur Wenige,
[Seite 666] und auch diese sehr mäßig. Die Männer gehen,
bis auf einen Gürtel, unbekleidet; und selbst die-
sen tragen nicht alle. Der schöne Mau-ha-u,
eins der gedachten Ideale, und Feueranmacher des
Königes (eine Diguität, die gleich erklärt werden
soll) affectirte immer, auch ohne dieses Feigenblatt
zu gehen. Sie sind nicht beschnitten; doch sah
man einige, denen die Vorhaut der Länge nach auf-
geschlitzt war. (– Auf den benachbarten alten
Marquesas- oder Mendozas-Inseln ist dieß, wie
wir aus einem Aufsatz in dem Evangelical Maga-
zine sehen, eine gewöhnliche Operation, die doch
keinen religiösen Bezug hat; sondern wer sich ihr
nicht unterzieht, dem wird das bloß als Unreinlich-
keit angerechnet. –) Die Sitte, daß die Männer
die Vorhaut mit einer Schnur zubinden, deutet Hr.
v. Kr., unsers Bedünkens sehr wahrscheinlich, auf
eine conventionelle Decenz. Wenigstens äußerten
die, sonst höchst unspröden, Weiber, die um das
Schiff plätscherten, ihre Indignation, als ein zufäl-
liges Bedürfniß eines Matrosen diese Decenz ver-
letzte. Die Weiber in einer Gegend der Insel tru-
gen gelbe Shawls, und um den Kopf einen Turban
von einem Stück weißen Zeuges, das sehr geschmack-
voll umgewunden war. Die wunderschöne und
kunstreiche Weise, womit diese Insulaner tatowirt
werden, die Männer meist vom Kopf bis zu den
Füßen, die Weiber hingegen nur an den Händen
und Vorderarmen, übersteigt alle Vorstellung. Auch
gibt es besondere, in dieser Kunst excellirende, Ar-
tisten unter ihnen.
Doch um auf den schönen Feueranmacher zu kom-
men, so ‘“besteht sein Dienst zwar zum Theil darin,
immer um die Person des Königes zu seyn; ent-
fernt sich dieser aber auf länger als einige Stun-
[Seite 667] den, so muß der Feuermacher zurück bleiben, um
indeß als Stellvertreter die Person desselben bey
der Königinn in aller Rücksicht zu versehen”’, und
diesen wichtigen Posten bekleidete der gedachte bild-
schöne und herculische Mauh-ha-u. (– Nach dem
oberwähnten Aufsatz im Evanghel. Magaz. hat, we-
nigstens auf den benachbarten Inseln, jede Frau so
eine Art von Calfactor. Every young woman
of a family cohabits with some man servant,
who either attends her in the same relation,
after she becomes settled with a man of her own
condition, or is replaced by a servant of her
husband’s. The conjugal and paternal affections
are thus precluded; yet jealousy in women is
frequently so strong as to prove fatal, and has
also been sometimes excited in their husbands.
when adulteries have exceeded the established
custom. –) Daß überhaupt sowohl jungfräuliche
Zucht und Ehrbarkeit, als die eheliche Treue, bey
den Südsee-Insulanern nichts weniger, als von
der stricten Observanz sey, wußte man, zumahl seit
den ersten Reisen nach Utaheiti, sehr bestimmt; fin-
det aber auch in der gegenwärtigen noch manche
neue Bestätigung davon. – Eine eigne merkwür-
dige Art von Mumisirung; nur für Jahr und Tag.
Die Leiche wird einige Monathe lang bewacht, und
beständig mit Cocosöhl eingerieben; das wehret
nicht nur der Fäulniß, sondern macht den Körper
steinhart und unzerstörbar. (– Also wie das Ceder-
öhl bey der einen Art von Aegyptischen Mumien. –)
Aber zwölf Monathe nach dem Tode wird er in
Stücken zerbrochen, und diese in einer Kiste von
Brotbaum-Holz auf dem Moraï beygesetzt. – Das
viele Gute, was der Verf. dem Character der Nu-
kahiwer zugesteht, selbst in Vergleichung mit dem
[Seite 668] der andern Südsee-Insulaner, wie z.B. ihre nur
unbedeutenden Versuche von kleinen Diebereyen, das
wird doch durch eine oben schon angedeutete Kehr-
seite gar mächtig verdunkelt, da diese schönen Men-
schen (– recht mitten auf dem mare pacificum –)
nach allem, was unsere Reisende bemerken und
schließen konnten, zumahl aber nach der hierin ein-
stimmigen Aussage der beiden Europäer, die sie da
fanden, eines Engländers, und eines Franzosen
(die sonst im Uebrigen so wenig zusammenstimmten,
daß sie einander vielmehr das Leben so sauer als
möglich zu machen suchten), die scheußlichsten Can-
nibalen unter der Sonne seyn müssen. Sie ver-
zehren nicht nur ihre erschlagenen Feinde, denn die
Inwohner der verschiedenen Districte leben in ewi-
gem Kriege gegen einander, sondern ‘“zur Zeit einer
Hungersnoth, die leicht bey Mangel an Brotfrucht
nach lange anhaltender Dürre eintritt, erschlagen
Männer ihre Weiber, und Kinder ihre abgelebten
Eltern, backen und schmoren das Fleisch, und ver-
zehren es mit dem größten Wohlgefallen”’. Um das
Blut aus dem frisch abgeschnittenen Kopfe trinken
zu können, schlagen sie eine weite Oeffnung ins
Hinterhauptsbein. (– So zeigt sie sich auch an
einem Schedel in der Blumenbachischen Sammlung,
den Hr. Hofr. Langsdorff dort für dieselbe einge-
handelt hat, und der in der Decas quinta abgebil-
det ist. Der Sieger trug ihn, nach Landessitte, als
Trophäe hinten an die Hüfte gegürtet, und es ist
zu diesem Behuf der Unterkiefer mit einem durch die
Nase gezogenen Gurt von Cocosnuß-Bast, und die-
ser wieder durch einen in die Nasenhöhle getriebe-
nen Zapfen von Brotbaumholz eben so kunstreich,
als abenteuerlich befestigt. –)
Aus dieser Schilderung der Nukahiwer, sagt der
Verf., werde man sich leicht überzeugen, daß sie zu
den verworfensten aller Menschen-Raçen gehören,
und bezieht sich dabey auf Fleurieu’s Ausspruch:
les Sauvages peuvent être considérés comme le
Terme intermédiaire entre la Brute et l’homme;
ou doit cependant classer au dessous de la Brute
l’homme qui mange son semblable.
(– So wenig sich der Rec. berufen oder geneigt
fühlt, den Advocaten der Cannibalen zu machen, so
möchte er doch dem Passus aus Fleurieu einen an-
dem von dessen Landsmann Voltaire über die Men-
schenfresser entgegenstellen: La famine et la ven-
geance les ont accoutumés à cette nourriture:
et quand nous voyons dans les siècles les plus
civilisés, le peuple de Paris dévorer les restes
sanglans du Maréchal d’Ancre, et le peuple de
la Haye manger le coeur du grand-pensionnaire
de Witt; nous ne devons pas être surpris qu’une
horreur chez nous passagère, ait duré chez les
sauvages. Und, was besonders das Schrecklichste
alles Schrecklichen, den zu fürchtenden Hungertod,
betrifft: La faim et le désespoir contraignirent
aux sièges de Sancerre et de Paris, pendant nos
guerres de religion, des mères à se nourrir de
la chair de leurs enfans etc. Noch aus den bei-
den letzten Jahrhunderten sind dem Rec. Beyspiele
von Reisenden aus den cultivirtesten Völkern Eu-
ropens bekannt, die, in Wüsten verirrt oder auf
der See verschlagen, um nicht Hungers zu sterben,
ihre Gefährten ermordet, und sich mit den Einge-
weiden und dem Blute derselben wieder gestärkt
haben. – In einem höchst merkwürdigen Aufsatze
des berühmten Reisenden Jo. de Loureiro über
[Seite 670] die verschiedenen Motive, Menschenfleisch zu essen,
den der eben gedachte Hr. Hofr. Langsdorff schon
vor 12 Jahren in Voigt’s neuem Magazine aus
der ungedruckten Portugiesischen Handschrift über-
setzt geliefert hat, finden sich Beyspiele, die der
Verf. selbst in Indien erlebt, daß Leute, die erst
aus Hunger sich an den Leichen der Verstorbenen
vergriffen, durch den Geschmack, den sie daran ge-
funden, nachher verleitet worden, zu gleichem Zweck
Andere zu morden; und der Christliche Cannibale
zu Berka an der Ilm, der A. 1772 in der damahli-
gen Nachbarschaft des Rec. gerädert worden, hat
bey aller Neue doch bis zum Tode die Sehnsucht
nach so einem Thyestischen Mahle nicht zu unter-
drücken vermocht, und dabey besonders Juvenal’s
Bemerkung, nec distare – humana carne suil-
lam, bestätiget. –)
Den 18. May 1804 verließen die Schiffe die
Washington’s-Inseln, und gingen zunächst, in Hoff-
nung, Victualien, zumahl Schweine, einzuhandeln,
nach den Sandwich-Inseln, wo aber, da sie kein
Tuch, die einzige Ware, worauf die dasigen Wil-
den ausschließlich bestanden, hatten, nichts zu thun
war. Die schönsten Beile, Messer, Scheren, gan-
ze Stücken Zeug, vollständige Kleidungen, die man
ihnen bot, wurden gerade zurückgewiesen. – Der
Mowna-Roa, ein wahrer Tafelberg, und schon
dieser wundersamen Gestalt wegen einer der merk-
würdigsten Berge der Welt, ist, nach Dr. Hor-
ner’s Berechnung, = 2254 Toisen hoch. Also um
350 T. höher, als der Pic von Teneriffa. – Nach
35 Tagen, in der Mitte des Julius, ankerte die
Nadeshda im St. Peter- und Pauls-Hafen auf
Kamtschatka, verließ ihn wieder den 30. August,
[Seite 671] und kam nach einem wüthigen Sturm, dem ein
heftiger Typhon folgte, den 8. October in der Bay
von Nangasaky an, wo sie bis zum 18. April 1805
verbleiben, und dann mit dem schon oben erwähn-
ten categorischen rein abschläglichen Bescheid zurück-
kehren mußte, ohne daß auch nur die großen, für
den Japanischen Kaiser mitgebrachten, Geschenke,
ja nicht einmahl das Schreiben des Russischen Mon-
archen, wären angenommen worden. Daß zu die-
sem ungünstigen Erfolge das anomalische Beneh-
men des Herrn Gesandten selbst Vieles beygetra-
gen haben möge, wird schwerlich Jemand bezwei-
feln, der hier lieset, daß er z.B. auf der in der
Diplomatik von Japan so gut, wie von der in der
Christenheit, unerhörten Forderung bestand, seine
eigne Ehrenwache, und zwar bewaffnet, mit ans
Land zu nehmen etc. etc. Weit entfernt, daß die Ge-
sandtschaft nach Jeddo vor den Kaiser hätte kom-
men dürfen, so ward ihr, und zwar nur in Rück-
sicht des vorgeblichen Uebelbefindens des Gesand-
ten, nach einer Unterhandlung von sechs Wochen
bey Nangasaky am Ufer ein nach der Landseite mit
einer hohen Wand von Bambusrohr umzogener, an
beiden Enden von den Japanern scharf bewachter,
jedoch mit einer anständigen Wohnung versehener,
Platz zur Promenade abgesteckt, den ein einziger
Baum, aber kein Grashalm, zierte, sondern dessen
Boden aus felsigem Grund bestand. Zur Ueber-
fahrt des Gesandten hatte der Prinz von Fisen sein
eignes Boot geschickt. Es war 120 Fuß lang, und
übertraf an Größe und Pracht alles, was Hr.
v. Kr., wie er versichert, in dieser Art gesehen
hatte. Die Wände und Plafonds der vielen Ca-
jüten etc. waren alle mit dem schönsten Lack über-
[Seite 672] zogen; die Treppen von rothem Holze, so fein
polirt, daß diese Politur selbst vom Lacke kaum
übertroffen wurde. – Uebrigens war aber der
ganze halbjährige Aufenthalt auf Nangasaky im
buchstäblichen Sinne eine Gefangenschaft, von wel-
cher der Gesandte eben so wenig, als der gemeinste
Matrose auf dem Schiffe, ausgenommen war.
Das ganze, ohnehin aufs schärfste bewachte, Ge-
sandtschafts-Personale ward alle Abende nachgezählt
und in seinem gedachten Gehege eingeschlossen.
Denn immer mußte die gesetzte Zahl von Köpfen,
die dieses Personale betrug, über Nacht am Lande
seyn. Wollte außerdem Jemand vom Schiffe am
Lande übernachten, so mußte dagegen jedesmahl
Einer vom Lande an Bord gebracht werden, und
v.v.; wobey übrigens nie auf den Rang des Stell-
vertreters, sondern lediglich auf die Vollzahl der
Köpfe, gesehen ward. Erst ein halbes Jahr nach
der Ankunft des Schiffs langte endlich auch ein Be-
vollmächtigter des Kaisers aus Jeddo in Nanga-
saky an, um die Gesandtschaft bey sich zur Audienz
zu lassen, und ihr die abschlägliche Antwort bekannt
zu machen. Dieß war ein Mann von so hohem
Range, daß er, nach dem Ausdrucke der Dolmet-
scher, die Füße des Kaisers sehen durfte, versteht
sich, ohne seine Blicke höher richten zu dürfen. Bey
der Audienz selbst mußte der Gesandte ohne Degen
und Schuhe erscheinen, und auf der Diehle mit seit-
wärts gehaltenen Füßen sitzen.
Ueberhaupt kommen hier von der Etikette und
dem Ceremoniel bey diesem merkwürdigen Volke
viele köstliche Züge vor, von welchen wir wieder nur
Weniges ausheben dürfen. Als der Director der
Holländischen Factorey mit den Capitäns der dort
[Seite 673] liegenden Holländischen Schiffe vor einigen Magi-
strats-Personen (Banjos) von Nangasaky erschien,
mußten sie einige Minuten tief gebückt stehen, wozu
von dem Dolmetscher (wie mutatis mutandis bey
einem Dromedar oder Kunstpferde) commandirt
ward: Myn Heer Opperhooft! Compliment be-
vor de Opper Banjos! Diese so genannten Com-
plimente der Holländer halten das Mittel zwischen
unsern Verbeugungen und der Japaner ihren, als
welche letztere darin bestehen, daß man sich platt auf
die Erde wirft, mit dem Kopfe die Erde berührt,
dabey vorwärts und rückwärts kriecht, je nachdem
der Untergebene von seinem Obern angesprochen
wird. Der Holländer hingegen muß seinen Körper
so tief beugen, daß er beynahe die Figur eines rech-
ten Winkels bekömmt, und dabey mit gerade aus-
gestreckten Händen so lange in dieser Stellung ver-
weilen, bis er, meist nach einigen Minuten, die Er-
laubniß erhält, sich wieder aufrichten zu dürfen. So
oft ein Dolmetscher einem Banjos was zu übersetzen
hatte, warf er sich vor ihm auf Hände und Knie nie-
der, und so mit gesenktem Kopfe seufzte er erst ein
paar Mahl auf, als wenn er die Luft, die seinen Ge-
bieter umgibt, einschlurfen wollte (welcher Schlürfe-
ton überhaupt unter der feinen Japanischen Welt
eine allgemeine Höflichkeitsbezeugung ist), und refe-
rirte dann kaum hörbar leise, und mit beständigen
Inspirationsseufzern untermischt. Ward ein Japa-
ner von einem Banjos angeredet, so kroch jener zu ihm
hin, neigte seinen Kopf zur Erde, und wiederhohlte
beständig den einsylbigen Laut: eh, eh, d.h. wohl-
verstanden! wohlverstanden! – Als Beyspiel der
Ehrfurcht, womit aber vollends alles, was auf den
Kaiser selbst Bezug hat, behandelt werden muß,
erzählte ein Dolmetscher dem Hrn. v. Kr., daß ein
[Seite 674] lebendiger Elephant, den derselbe vom Schinesischen
Monarchen zum Geschenke erhalten, von Nangasaky
nach Jeddo – getragen worden sey. – Daß die
Russischen Geschenke nicht angenommen worden, ist
schon erwähnt. Eben so wenig wurden aber auch
Gegengeschenke für den Russischen Monarchen von
Seiten des Japanischen Kaisers gesandt. Hingegen
ward alles, was zur Reparatur des Schiffs nöthig
war, so wie die Provision für die Mannschaft, aufs
pünctlichste geliefert: alles von der beßten, in Nan-
gasaky zu habenden, Qualität, und immer genau die
Quantität, die Hr. v. Kr. verlangte. Zur Abreise
noch 8000 Pfund Zwieback, so wie Provision jeder
andern Art für zwey Monathe, und dieß alles, so
wie ein Geschenk von 2000 Stücken Capock oder sei-
dener Watte für die Officiere, durchaus unentgelt-
lich, ganz auf Kosten des Japanischen Kaisers. Hin-
gegen war streng verboten, das Geringste für Geld
zu kaufen.
Mit der Abfahrt von Nangasaky endigt sich dieser
erste Band. Der zweyte wird die Rückkehr nach
Kamtschatka und den weitern, wie wir wissen, für
die Wissenschaften ausnehmend fruchtbaren Verfolg
der Reise begreifen, so wie der dritte ausführlichere
Aufsätze zur Naturgeschichte, nautischen Geographie,
Astronomie etc., Instructionen und dergl.
Das herrliche Werk erscheint auch zugleich in
Russischer Sprache, erhält aber einen so reellen
als splendiden Zuwachs durch einen prachtvollen
Atlas von Karten und Kupfern, der schon zur
Hälfte beendigt, und zugleich als Muster eines
Russischen Nationalwerks merkwürdig wird, da alle
Platten in St. Petersburg geschlagen, von treff-
lichen Russischen Künstlern aus der Schule des
berühmten Klauber gestochen, und auf Russisches
[Seite 675] Papier gedruckt sind. Indeß verdanken wir doch
einen sehr großen Theil dieses wichtigen Atlas, nähm-
lich die Abbildungen naturhistorischer Gegenstände,
characteristische National-Portraite fremder Völker-
schaften, so wie ganze Scenen, geographische
Vüen etc., einem unserer Landsleute (aus Mühl-
hausen im Königreiche Westfalen), dem talentvol-
len, eben so kunstreichen als gelehrten, Hrn. Dr.
Tilesius. Da der Russische, zur Expedition enga-
girte, Mahler schon bey der ersten Ankunft in
Kamtschatka das Schiff verließ, so hätte die Reise
eine ihrer herrlichsten Früchte eingebüßt, wenn
nicht zum Glück dieser verdiente Naturforscher mit
seinen gelehrten Kenntnissen das seltene Talent
eines kunstreichen Zeichners verbunden hätte, wo-
von die trefflichem Proben schon aus seinen frü-
hern zootomischen und nosologischen Schriften be-
kannt sind. – Die ganze Russische Ausgabe mit
dem Atlas, wovon die aus dem allerhöchsten Ca-
binet bestrittenen Kosten, wie wir hören, auf
50,000 Rubel betragen, hat der Kaiser dem wür-
digen Capitän v. Kr. geschenkt, von dessen vie-
len und großen Verdiensten wir nahmentlich sei-
ner recht väterlichen und weisen, aber auch durch
den zum Bewundern glücklichsten Erfolg bewähr-
ten, Vorsorge für die Gesundheit seiner Mann-
schaft auf der ganzen Reise gedenken müssen.
(– Der treffliche Arzt auf der Nadeshda, Hr.
Dr. Espenberg, schrieb dem Rec. noch im Octo-
ber 1805 von Kamtschatka aus, nur mit unbilli-
ger Verläugnung seines eignen Verdienstes, daß
die Mannschaft dieses große seltene Glück nicht
dem Arzte, sondern den zweckmäßigen Vorkehrun-
gen und der unermüdeten Vorsorge des edeln
Capitäns, verdanke. –)