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Göttingische
gelehrte Anzeigen
unter der Aufsicht
der königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

Der zweyte Band
auf das Jahr 1812.

Göttingen,
gedruckt bey Heinrich Dieterich.

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II. Zur Anatomie und Naturgeschichte gehö-
rige Abhandlungen. Ozeretskovsky
von sechs
neugeworfenen, übrigens wohlgebildeten, Katzen,
die mit ihren (bey diesen Thieren bekanntlich ohne-
hin sehr kurzen) an einer Stelle des gemeinschaft-
lichen Mutterkuchen zusammenlaufenden Nabelschnü-
ren angesessen hatten. Es ist nicht leicht begreif-
lich, wie diese große Gruppe zusammen hat zur
Welt kommen können. Doch befand sich die Mut-
ter ganz wohl darauf, und säugte diese Jungen,
[Seite 1342] bis sie ihr weggenommen wurden. – Eben der-
selbe,
von der eigenen Weise, wie die Bauern im
Nowogroder Gouvernement die Birkhühner fangen.
Es werden 30 bis 40 klafterlange Stangen in
trichterförmiger Verbindung, mit ihren convergiren-
den Enden in den Boden befestigt, und mitten in
diesem Trichter an einer andern Mittelstange ein
leicht oscillirender Querknebel aufgehängt, und mit
Haferähren als Lockspeise besteckt. So wie nun
ein dadurch herbeygelocktes Huhn sich auf dieses
Querholz setzen will, so gleitet es ab, fällt in
den engen Raum dieser Reuse, und kann sich dann
nicht wieder empor helfen. – Sewergin’s syste-
matisches Verzeichniß der Finnländischen Fossilien. –
Zagorsky, von einigen seltenen Muskel-Varietä-
ten, die er in menschlichen Leichen gefunden. Z.B.
den breiten Halsmukel nicht flach, sondern rund-
lich und derb, mit seinem obern Ende am Hinter-
hauptsbeine ansitzend; den Kappenmuskel nicht von
dem eben genannten Beine, sondern erst vom
zweyten Halswirbel entspringend und dergl. m. –
Sewergin, über die Kupfererze, unter andern das
so genannte Schlackenerz etc. und über das viel-
förmige Vorkommen des gediegenen Kupfers in
den reichen Werchoturischen Gruben am Tura.
Statt daß Manche glauben, das gediegene Kupfer
sey ursprünglich viel häufiger gewesen, und durch
die Länge der Zeit größten Theils in den mancher-
ley oxydirten Zustand versetzt, so äußert der Verf.
vielmehr die entgegengesetzte Meinung, die er durch
Gründe unterstützt, daß nähmlich ursprünglich oxy-
dirt gewesene Erze mit der Zeit durch die Einwirkung
des Kohlenstoffes etc. in ihren Gangarten zum ge-
diegenen Metall reducirt worden. – Zagorsky
von merkwürdigen Abweichungen im Laufe der
[Seite 1343] Schlagadern; z.B. die linke Schlüsselbein-Arterie
und die beiden Kopf-Arterien als ein gemein-
schaftlicher Stamm aus dem Bogen der Aorta
entspringend. Ein ganz besonderer langer Ast der
Schenkel-Arterie, der an der einen Seite unter
der Haut neben dem Knie, und längs der Schinn-
beinröhre bis zum innern Fußknöchel herabstieg,
und mit der Arterie desselben zusammenmündete,
u.a.m. – Tilesius vom Actinien-Geschlechte,
besonders von einer neuen Kamtschadalischen, wohl
fußlangen, Gattung desselben, welcher er ihrer
ausgezeichneten Form halber (derentwegen sie schon
dort von den Einwohnern der Pferdeschlauch ge-
nannt wird) den Trivialnahmen A. priapus bey-
legt. Eine Frucht der reichen Ernte, die der ver-
dienstvolle Verf. von der Krusensternschen Welt-
reise zurückgebracht hat. Voller interessanter Be-
merkungen über die Lebensweise, Locomotivität,
Reviviscenz, dieser See-Anemone, nachdem sie
während der Ebbe im Sande wie von der Sonne
ausgetrocknet schien, über ihre doch sehr beschränkte
Reproduction u.s.w. Dann die Zergliederung,
die aber hier keinen Auszug leidet. Alles durch
treffliche Abbildungen von der kunstreichen Hand
des Verf. erläutert. – Sevastianof’s Beschrei-
bung und Abbildung einiger neuen oder doch sel-
tenen Gattungen von Thieren im academischen
Museum: the spotted Opossumdes Capitain Phil-
lips,
und le Wombat fossoyeurvon Desmarest;
beide aus dem fünften Welttheile; eine Eidechse,
die der double raiedes Grafen de Lacépède nahe
kommt; und ein kleiner Chaetodon quadrifasciatus.

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Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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