Philosophical Transactions for 1813. (s. oben
Stück 27.)
Auch aus diesem Jahrgange nun die zur Arzney-
wissenschaft und Naturgeschichte gehörigen Ab-
handlungen.
Der nunmehrige Baronet, Sir Everard Home
hat seine Untersuchungen über den verschieden-
artigen Drüsenbau im Vormagen der Vögel
fortgesetzt. Dießmahl von den Verdauungswerk-
zeugen des Bengalischen Riesenkranichs, Argala
(– Ardea dubia –), des Emu, wie das Wort
hier geschrieben ist, (– Struthio casuarius –)
und des Casuar ohne Helm aus dem fünften Welt-
theil (– Struthio australis –). Dabey auch teleo-
logische Reflexionen über das Verhältniß des speci-
fischen Organismus der Verdauungswerkzeuge dieser
Gattungen von Vögeln zu der üppigern oder dürf-
tigern Fruchtbarkeit des Climas, auf das sie beschränkt
sind. Bey solchen Gattungen nähmlich, deren Hei-
math ihnen Nahrung in Ueberfluß liefert, seyen
jene Organe kleiner und von einfacherm Bau als
[Seite 514] bey solchen die sterilere Erdstriche bewohnen, und
durch reichliche humores inquilinos das ersetzen
müssen, was ihnen an reichlichem Futter abgeht.
Ein Obrister Humphreys in Connecticut be-
schreibt eine neue ganz sonderbare Rasse von Scha-
fen, die erst seit 20 Jahren in Neu-England ent-
standen ist, und sich besonders durch kurze Beine
und verkrüppelte Stellung der vordern, bey lang-
gestrecktem Rumpfe auszeichnet. Offenbar ein zum
erblichen Schlag eingewurzeltes vitium malae con-
formationis. Der einzige Vortheil den man in
jenem Erdtheil, wo es an Schäfern und Schaf-
hunden fehlt, davon hat, ist, daß diese krummbei-
nigen Thiere nicht so leicht über Befriedigungen
springen und Schaden thun können.
Wiederum Sir Everard Home über die gerin-
nenmachende Kraft des Magendrüsensaftes. Auch
der Kropf und die Magenhaut vom Hahn, und selbst
der Magen der Hayfische, Roggen und des Lachses
bringen Milch zum gerinnen, so gut als das Laab
vom Kälbermagen.
Ebenderselbe über die Stoßzähne des Narhwals.
Bey beyden Geschlechtern liegt im jungen Thier in
jedem der beiden Oberkiefer ein solcher Zahn vor-
räthig, wovon aber der auf der rechten Seite erst
im spätern Alter zum Ausbruch kommt, und daher
den bey weiten mehresten Narhwalen zu fehlen scheint.
Auch Derselbe über die Bildung von Fett in den
Därmen lebendiger Thiere. – Ein sowohl für Phy-
siologie als Pathologie besonders merkwürdiger
Aufsatz, der so viel unerwartetes enthält, daß wir
uns bey dessen Anzeige um so genauer an des Verf.
Worte halten müssen um ihren Sinn nicht zu ver-
fehlen. – Da er bey seinen zootomischen Unter-
suchungen über die Verdauungswerkzeuge gefunden
hatte, daß je zusammengesetzter der Magen einer
[Seite 515] Thierart ist, desto größer und gleichsam verwickel-
ter auch ihr dicker Darm; so schloß er daraus, daß
die Nahrungsmittel, nachdem in den dünnen Där-
men der Milchsaft davon abgeschieden und einge-
sogen sey, selbst noch in den dicken eine solche Ver-
änderung erleiden, daß dadurch noch etwas nahr-
haftes (a secondary kind of nourishment) aus
denselben bereitet werde. Damit verband er die
doppelte Consideration, daß 1) sich der eigenthüm-
liche Habitus des so genannten Darmkoths zur wirk-
lichen Fäulung organischer Stoffe ungefähr so ver-
halte, wie das in Fettwachs umgwandelte Fleisch
von Cadavern zur wirklichen Verwesung der Leichen;
denn in jenen beiden Fällen, beym Darmkoth und
den Fettwachsmumien, zeige sich bloß eine ange-
fangene nicht vollendete Fäulung; – und daß
2) außer dem Chylus keine andre Substanz besser
den Verlust ersetzen könne, der durchs Wachsthum
und Muskelanstrengung verursacht werde (the waste
produced by the actions of growth and mus-
cular exertion) als thierisches Fett. – Aus diesem
allen folgert er, daß im dicken Darm, besonders
durch Zutritt der Galle eine zur Ernährung dienliche
Substanz, nähmlich Fett, bereitet werde. Damit
reime sich auch die Entstehung der grauen Amber,
die 60 p. C. Fett halte, und nur im dicken Darm
kranker Caschelote gefunden werde, wahrscheinlich,
wie er sagt, weil das Fett darin gestockt habe, nicht
gehörig von den absorbirenden Gefäßen eingesogen
worden sey. Vollkommen ähnliche Concremente
fänden sich zuweilen auch bey Menschen im krank-
haften Zustande im Grimmdarm (in the human
colon, solid masses of fat are sometimes met
with in a diseased state of that canal, and are
called scybala; those are in all respects similar
to ambergris). – Einer Kranken, die gegen Gal-
[Seite 516] lensteinbeschwerden von Zeit zu Zeit viel Baumöhl
eingenommen hatte, gingen dann durch den Stuhl
wachsähnliche kleine Kugeln ab, die aus ⅔ Oehl
und ⅓ thierischen Schleim bestanden. Und ein klei-
nes schwaches gelbsüchtiges Mädchen hatte von selbst,
ohne solchen vorgängigen Genuß von Oehl, meist
alle 10 bis 14 Tage eine ähnliche Ausleerung von
einigen Unzen flüßigen Fettes das beym Erkalten
gelieferte. Auch aus dem hartleibigen mit Galle
gefärbten Stuhlgang eines Mannes ließ sich durch
warmes Wasser ein öhlichtes Wesen ausscheiden;
und Menschenfleisch und Rindfleisch mit Galle in
Temperatur von Blutwärme digerirt, ward dadurch
zum Theil in Fett umgewandelt; so wie dann auch
durch Wirkung krankhafter Galle auf den Schleim
in der Gallenblase die Fettwachsähnlichen Gallen-
steine entstehen. – Hingegen fehlte in der Leiche
eines gelbsüchtigen Kindes von etlichen Monaten,
das aber während dieser feiner Lebenszeit beym
besten Appetit doch nicht gewachsen war und kein
Fett unter der Haut hatte, die Gallenblase und
selbst der Lebergallengang. Und so schließt dann
der Verf. aus allen diesen vielartigen einzelnen
Datis, das Fett werde im Körper nicht abgeschieden
(it has, sagt er, nothing in common with the
secretions), sondern im dicken Darm gebildet und
dann erst ins Blutsystem gebracht.
Auch noch von Ebendemselben Zusätze zu seiner
frühern Abhandlung über die Zergliederung des
Squalus maximus, mit trefflichen Kupfern, nebst
Bemerkungen über den Bau der Bronchialarterie
der Fische überhaupt und mancher zweckmäßigen
Eigenheiten in gewissen Geschlechtern derselben ins-
besondere; auch Vergleichung mit den so genann-
ten Circulations-Organen in den niedern Thier-
classen.