In der Versammlung der Königlichen Sozie-
tät der Wissenschaften zu Göttingen den 10ten De-
zember 74, theilte Hr. Blumenbach der Sozie-
tät Betrachtungen über die Bandwürmer
mit. In dem Aufsatze, den er zugleich vorlegte,
erklärte er sich für die Meynung, die den Band-
wurm für eine Reihe an einander hängender
Thiere hält. Und findet daher für sie die alte Be-
nennung gut, die sie mit Kürbißkernen vergleichet.
Schon das ist ihm unwahrscheinlich, daß ein Thier
von einerley Gattung, Glieder in so unbestimmter
Zahl haben sollte. Wenn die Zahl der Gelenke
bey manchen Würmern unveränderlich ist, bey an-
dern mit dem Alter wächßt; so sind die Aenderun-
gen doch nicht so ungeheuer. Auch werden diese
Gelenke, wenn sie einem einzigen Thiere zugehör-
ten, mit einer seltsamen Unordnung verbunden.
Denn bey den Gattungen, wo nur eine Seitenöf-
nung ist, z.E. Tänia Solium, sind diese Mün-
dungen in der Reihe bald rechts bald links gekehret,
und zwar, ohne daß man eine Regelmäßigkeit be-
[Seite 346] merkte, abgewechselt, wovon jeden zum Exempel
die 3 ersten Tafeln im Klerk, und andere treue
Abbildungen überzeugen können. Davon daß, wie
man sich die Sache beym Bandwurm vorstellen
müßte, jedes Thier mit seinem vordern Ende an
dem hintern des Vorhergehenden bevestiget ist, ken-
net man schon bey Hrn. Müllers Naiden, und
verwandten Thieren Beyspiele. Die organischen
Theile am vordern Ende des Bandwurms, mit
denen er sich vest saugt, die man für Merkmale des
Kopfes angenommen hat, finden sich an jedem ver-
meintlichen Gliede des Bandwurms. Nur wer-
den sie bey dem vordersten dieser Glieder, oder dem
ersten Wurme kenntlicher, weil er sie mehr ausar-
beitet. Es muß sich immer stärker ansaugen, je-
mehr seines Gleichen sich hinten anhängen. Die
Vordersten der Kette, die ältesten, sind immer klei-
ner, als die letzten, oft einem Faden ähnlich, der
aber bey einer mäßigen Vergrösserung eben so regel-
mäßige Glieder zeigt. Sie müssen immer, was sie
gesaugt haben, ihren Nachfolgern überlassen. Als
sehr beträchtlich für seine Meynung sieht Hr. B.
den Umstand an, daß die sogenannten Glieder, so
oft ungemein wenig zusammenhängen, welches von
Theilen eines einzigen Thieres nicht zu vermuthen ist.
Bey Würmern, die an einander gekettelt sind,
kann dieses, wenn sie noch jung oder krank sind,
[Seite 347] Statt finden. So laßen sich angebliche Gelenke
leicht von ihres Gleichen absondern; aber Ein Ge-
lenke zerschnitten, stirbt, zum Beweise, daß es ein
einziges lebendes Wesen war. Wenn sich bey ei-
nem Thiere mehrere Reihen von Bandwürmern
finden und eine durch irgend einen Zufall losgerissen
wird, so scheint sich der erste davon lieber an eine
andere Reihe zu bevestigen, als wieder an der
Darmwand. Hr. B. hat dieses mehrmal beobach-
tet und stellete es in Zeichnungen vor, zu denen er
auch die Originale wies, gleich wie zu andern seiner
Bemerkungen. Von einer Reihe der Taenia so-
lium steckt das vorderste dünne Ende in dem hinte-
ren dickern einer andern solchen Reihe, die ebenfalls
vorne dünner ist. Ein andermal hänget eben ein
solches dünnes Ende, nicht an dem lehren Glied
einer andern Reihe, sondern etwan an dem dritten.
Was aber Hr. B. für entscheidend hält, ist eine
Taenia Canina zwischen zwo Reihen einer andern
Gattung, die sie gleichsam wie ein Band vereiniget.
Hr. B. nimmt diese Gattung jetzt für T. Solium
L. an, ob er gleich glaubt zeigen zu können, daß
man mehr als vier Gattungen von Bandwürmern
machen muß. Die Thiere, in denen er dergleichen
fand, waren meist neugebohren oder doch nur we-
nig Wochen alt. Einige dieser Erfahrungen hat
er Hrn. Prof. Büttnern zu danken. – Hr. B.
[Seite 348] zeigte auch einen jungen Hund mit acht Füßen,
der doch einige Tage gelebet, und durch einen Fall
umgekommen ist. Von den 4 monströsen Füßen,
machten die beyden hintern über dem Unterleibe
und den gewöhnlichen Hinterfüßen eine Art von
Klappe, unter welchen die Eingeweide lagen, aus.
Die Zergliederung hat Hr. B. ausgeschoben, um
das Ganze zu zeigen.