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Berlinische
Sammlungen
zu Beförderung
der Arzneywissenschaft, der Naturge-
schichte, der Haushaltungskunst, Kameralwissen-
schaft und der dahin einschlagenden
Litteratur.
IX. Band. II. Stück.

Berlin, bey Joachim Pauli
1777
.

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Ich that am 11ten Jänner Abends halb sechs
Uhr drey Quentchen Merkurius in ein klein Zuk-
kerglas, und legte auf selbigen ganz lokker in das
Glas Schnee und Aegyptischen Salmiak, zu
gleichen Theilen gemischt, so, daß doch der Mer-
kurius von allen Seiten frey darinn lag, und nur
mit dem, was ich darauf gelegt hatte, oder mit
Stükken Eis, bedekket war, und alles mit dem
Glas etwas über eine Unze wog. Dies hieng ich
vor ein Fenster, drey Treppen hoch, auf ein klein
Dach gegen Westen, so, daß das Gläschen gegen
Nordwest frey zu liegen kam, und mischte noch
unter den Schnee, worauf es lag, zwey Quent-
chen Salmiak. Der Schnee und Salmiak im
Gläschen froren gleich an freyer Luft wie Eis zu-
sammen, am Queksilber aber zeigte sich denselben
Abend hindurch noch keine merkliche Veränderung.
Allein um 1 Uhr des Nachts fand sich dasselbe zu
einer vesten Masse gefroren. Es waren zween
große und vier kleinere Körper. Einer hemisphä-
risch, einer fast zylindrisch, jeder dem Anscheine
nach von etwas mehr, als ein Quentchen am Ge-
wicht, und die kleinern etwa von einem halben
Skrupel. Alle waren mit ihrer platten Seite ganz
vest am Glas angefroren, und keiner war unmit-
[Seite 134] telbar mit der Salmiakmischung berühret. Aller
ihre Farbe war ganz bleich, matt, ins Blaulichte
fallend, wie Zink, und sehr von der natürlichen
verschieden. Ich hätte gern sogleich das Glas
zerschmissen, und versucht, wie sich die Körper
unter dem Hammer verhalten würden; da ich aber
doch einige Zeugen dieser seltenen Erscheinung zu
haben wünschte, unterließ ich es. Der Weingeist,
in einem vortreflichen Branderischen Thermometer,
stand um diese Zeit 10 Grad unter 0 (Farenhei-
tischer Skale,) wobey Upsal 1740 stehet.

Ich fand am andern Morgen, als den 12ten
um 7 Uhr, daß die größere Halbkugel schon wie-
der zu schmelzen anfieng: vielleicht weil sie am meh-
resten der blossen Luft ausgesetzet, und der unter-
liegenden Salmiaksmischung nicht so nah, als die
andere war. Sie glich in diesem Zustand einem
Amalgama, senkte sich ein wenig nach der Seite,
wohin man das Glas hielt, doch ohne von der
Fläche des Glases zu weichen, wo sie noch vest
angefroren war. Die fünf übrigen Stücke waren
noch unverändert in dem Zustand, hart gefroren,
wie ich sie in der Nacht bemerke hatte.

Ich eilte sogleich, einige meiner Freunde her-
bey zu rufen, die dies alles noch mit mir deutlich
beobachteten. Es waren Herr D. Vogel, des
Herrn Leibmed. Sohn, und die Herren Weber,
[Seite 135] Wagner
und Graumann. Gegen 8 Uhr fieng
das zylindrische Stük auf die nämliche Art, als
das hemisphärische an, zu erweichen. Ihm folg-
ten die übrigen vier, und um 8 Uhr fielen sie von
der Fläche des Glases, und zertheilten sich in meh-
rere flüßige, hellglänzende Kugeln, die sich bald in
den Zwischenräumen der vestgefrornen Salmiak-
mischung verloren, auf dem Grunde theils wieder
zusammen liefen, und sich nun völlig wieder wie
Queksilber verhielten.

Joh. Friedr. Blumenbach,
d. A. G. Dokt.

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Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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