(Nebst einer Abbildung Taf. X.)
Vorausgesetzt, daß diese Frage von der Neger-
schwärze zu verstehen ist, so sind allerdings fünfer-
ley Fälle bekannt, in welchen dieselbe abnehmen oder
[Seite 366] gar schwinden, und in so fern der Mohr doch gewis-
sermaßen seine Haut wandeln kann.
Erstens nämlich nach D. Beddoes’s Ver-
such durch künstliche Anwendung des berühmten Ber-
tholletischen Bleichmittels, der dephlogistisirten oder
oxygenirten Salzsäure. Denn der Arm eines Ne-
gers ward weiß, nachdem er ihn eine Zeitlang in diese
Säure gehalten hatte.
Zweytens durchs höhere Alter, da sich be-
kanntlich die Hautschwärze bey sehr betagten Mohren
mehr oder weniger verliert.
Eben so drittens durch klimatischen Ein-
fluß, da man die gleiche Veränderung auch schon im
frühern Alter bey Negern beobachtet hat, die sehr
jung aus den tropischen Zonen in nördliche gebracht
werden.*)
Und viertens durch Krankheiten, wobey
ebenfalls die dunkle Hautfarbe dieser Menschenrasse
in eine bleichere übergeht.
Von den letztgedachten drey Veranlassungen zur
allmäligen Abnahme der Hautschwärze bey manchen
Mohren habe ich in der dritten Ausgabe der Schrift
de generis humani varietate nativa gehandelt,
und Beyspiele angeführt.*)
Hier nun auch eins von einer fünften noch
sonderbarern und anomalischern Art der Hautwand-
lung bey Negern, wo nämlich ihre Schwärze nicht
bloß ins braune oder gelbe verschießt, sondern erst an
einzelnen, allgemach sich weiter verbreitenden Stel-
[Seite 368] len, total schwindet und eine völlig weiße Haut zu-
rückläßt; zuweilen weißer als sie selbst beym schönsten
gesunden Teint nördlicher Europäer zu seyn pflegt.
Das Bild eines gefleckten Negers, der so gebo-
ren war und den ich in London gesehen, habe ich im
IIIten Heft der Abbild. naturhist. Gegestände
tab. 21. geliefert. Hier hingegen erfolgt (Tab. X.)
das Porträt eines andern auf Jamaica, bey welchem
die weißen Stellen seiner Haut erst im männlichen
Alter durch Umwandlung geschehen waren. Es ist
nebst folgender Notiz aus dem neuesten Bande des
Londner medical and physical Journal No. 42.
entlehnt.
Carl Fuller ein in Westindien geborner
Neger, zwischen 50 und 60 Jahr alt, ward im Ja-
nuar 1802 mit einem leichten Fieber befallen. Wäh-
rend seiner Reconvalescenz zeigten sich verschiedene wei-
ße Flecken in seinem Gesicht, die allgemach weiter
um sich griffen und zusammen flossen, so daß jetzt,
wie die Figur ausweist, nur noch einige Stellen um
die Augen und an der Stirne, so wie die Oberlippe
ihre vorige Schwärze behalten haben. Auch am Halfe,
Rumpf und Armen zeigen sich ähnliche weiße Flecken.
Der Mann ist übrigens gesund, außer daß er zuwei-
len ein wenig geschwollene Füße bekommt.
Eine analoge Veränderung der Hautfarbe habe ich
kürzlich von einem musterhaft schön gebildeten haar-
losen Guineischen Hund (canis famil. aegyptius
Linn. Franz. le chien Turc) zu beobachten
Gelegenheit gehabt. Er ist in Paramaribo gewor-
fen, und seine Farbe war, als ich ihn vorigen Som-
mer durch die Güte des Herrn D. Olbers in Bre-
men erhielt, Rußbraun, hat sich aber diesen Win-
ter, da das frostige kleine Geschöpf meist in der
stube blieb, so ganz auffallend verändert, daß
[Seite 367] sie im Januar wenig vom Teint eines brunetten
Europäers verschieden war; hingegen jetzt, im
Mai, schon fast ganz wieder in ihr vorjähriges
Dunkel zurückgekehrt ist.
Eben daselbst habe ich den Ursprung der verschiede-
nen Hautfarbe überhaupt durch einen chemischen
Niederschlag von Kohlenstoff in dem Malpighischen
Schleim, und die Ursache solcher Umwandlung der
Farbe, von welcher hier die Rede ist, aus gestör-
ter oder abweichender Thätigkeit der zu diesem fär-
benden Präcipitationsproceß nöthigen Hautorgane
zu erklären versucht. – Vergl. damit Girtanner
über das Kantische Princip für die Naturgeschichte
S. 198 u.f.