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J.H. Voigts
Magazin
für den neuesten Zustand
der
Naturkunde
,
mit Rücksicht auf die dazu gehörigen
Hülfswissenschaften.

Neunten Bandes
III. Stück.

Jahrgang 1805.
März.

Weimar,
im Verlage des Industrie-Comptoirs
1805
.

[Seite 207]

3.
Prüfung der Luft in Pensylvanien, während
das gelbe Fieber daselbst müthete! nebst mi-
neralogischen Notizen daher.

(Aus einem Briefe des Hrn. Dr. Seybert aus
Philadelphia den 24. Dec. 1803.)

Einige unserer Aerzte hatten diese Krank-
heit einem veränderten Mischungsverhältnisse der
atmosphärischen Luft zuschreiben wollen. Nur waren
ihre Meinungen darin sehr getheilt, daß die einen
glaubten, sie hielte zur Zeit der Seuche nicht genug
Sauerstoffgas und die andern hingegen behaupteten,
sie sey dann vielmehr damit überladen. Da aber
keine von beiden Parteien, ihre Angaben auf Ver-
suche gründete, so hielt ichs der Mühe werth, einige
darüber, zumal mit aufgelöster Schwefelleber, an-
zustellen, fand aber daß sie ganz die gleichen Resul-
tate gaben, sie mochten in der am stärksten infi-
cirten Gegend der Stadt, oder auf dem von der
Seuche freien Lande einige Meilen von hier gemacht
werden. In beiden Fällen zeigte sich einerlei Absorb-
tion von = 21 im 100. Und dies stimmt wieder
mit Davy’s Versuchen (im medical and physi-
cal Journal
) überein, welchen zu folge die Atmo-
[Seite 208] sphäre in der alten und neuen Welt von einerlei
Reinigkeit ist.

Zugleich erhielt ich einen abermaligen wich-
tigen Beitrag zu meiner Suitensammlung von
Nordamerikanischen Fossilien, zu welcher der
sel. Präsid. Schöpf den Grund gelegt, und
die seitdem zumal durch die Güte des Herrn
Dr. Seybert, eines eifrigen Mineralogen,
ansehnlich vermehrt worden ist.

Zu dem was mir die diesmalige Sendung
vorzüglich interessant macht, gehört na-
mentlich:

1) Der vom Herrn Doktor in der neuen
Welt zuerst entdeckte Corund. (s. Guille-
mard
im Journ. de physique, T. LIII.
p.
404. –) Er bricht 9 Englische Meilen
N.W. von Philadelphia in einem sehr grob-
körnigen aber frischen und festen, auch mit
schwarzem Stangenschörl übermengten
Granit
, der in meinen Exemplaren aus
verwaltendem blaßröthlich weißem Feldspath,
fast durchsichtigem Quarz, und großblättrigem
Silberglänzenden Glimmer besteht. Die
darin eingewachsenen Corundcrystalle
[Seite 209] haben theils fast die Länge und Dicke des
kleinen Fingers; und sind grünlich grau;
wenig durchscheinend; inwendig mehr glas-
glänzend; von außen nur matt-fettglänzend.
Die Krystallisation einer 6 seitigen Säule,
von meist gleichen Seiten, aber rauher und
theils ganz unebner Außenfläche; die Enden
an meinen Exemplaren wie abgebrochen oder
nicht auskrystallisirt; der Querbruch ziem-
lich eben, versteckt blättrig etwas minder hart
als Quarz. Im ganzen ähnelt dieses Fossil
seinen äußern Kennzeichen nach, allerdings
dem Corund von Coromandel gar sehr; nur
muß man abwarten, ob auch das specifische
Gewicht, das sich an meinen im Granit
verwachsenen Krystallen nicht bestimmen läßt,
und dann die chemische Analyse, eben so da-
mit übereinstimmen.

Der schwarze Stangenschörl, der wie
gesagt, zugleich mit diesem merkwürdigen
Fossil in jenem Granite bricht, bildet auch
zum Theil Fingers lange und kleine Fin-
gers dicke Krystalle in dreiseitigen Säulen,
mit weit cylindrischkonvexen Seitenflächen;
stark in die Länge gestreift; oft mit Quer-
sprungen unterbrochen, deren vormalige
[Seite 210] Zwischenräume wieder mit Feldspath und
kleinblättrigem Glimmer ausgefüllt find.

2) Eine zum Granit gehörige Gebirgs-
art, die sich durch die überaus regelmäßige
rhomboidale Gestalt ihrer Bruchstücken aus-
zeichnet, von Mount airy, 8 Meilen nördl.
von Philadelphia. Es ist eine Art After-
granit
die aus bei weitem vorwaltenden
und schon stark in Auflösung sich befinden-
dem gelblichweißem Feldspath, wenigem Quarz
und Hornblende besteht; und deren wie ge-
sagt, sehr reguläre Bruchstücke in meinen
Exemplaren die Größe von ein bis 4 Kubik-
zollen haben.

3) Ein ausnehmend schöner eigentli-
cher Granit
, 15 Meilen weit westl.
von Philadelphia. Den vorwaltenden Gemeng-
stoff macht ein himmelblauer Quarz
dessen Halbdurchsichtigkeit und Farbe der vom
Treßtyaer Chalcedon ähnelt und ihn hinge-
gen gar sehr von dem durchsichtigen, mehr
violblauen Quarz im Granit von Boden-
mais in der Oberpfalz unterscheidet. Dieser
schöne Quarz ist mit isabellgelbem Feldspath
und sehr wenigen einzelnen kleinen Blättchen
von silberglänzendem Glimmer gemengt.

[Seite 211]

4) Theils prismatische, theils rhomboi-
dale Stücken von Grünstein-Basalt
von Flour Town, 12 M.N.O. von Phi-
ladelphia. Diese Stücken sind rund herum
auf allen Seiten mit einer stark und leicht
abfärbenden, meist eine gute Linie dicken
brandgelben Rinde von Ocker überzogen,
oder vielmehr zum Theil in dieselbe aufge-
löst. – Diese Basaltstücke finden sich in
einem besondern Lager von Granit und un-
gleichförmigen Geröllen von Milchquarz, die
durch ein sehr eisenschüssiges, sandartiges Ce-
ment zu einer festen Bresche zusammengebak-
ken sind.

5) Amianth, der wie in Schnüren
durch gemeinen Serpentin setzt. 16 M.
westlich von Philadelphia.

Auch Asbestpapier daraus ver-
fertigt (s. davon schon Kalm’s Reise. II.
Th. S. 441 u.f.)

6) Gemeiner Asbest, von grünlicher,
gelblicher, bräunlicher Farbe und Seiden-
glanz; krummfaserig, in großen spannenlan-
gen Stücken.

[Seite 212]

7) Pfeilspitzen, aus Milchquarz aus-
nehmend nett gearbeitet. Aus den Gräbern
der alten Indianer, vor Ankunft der Eu-
ropäer.

8) Großblättriges ganz durchsichtiges roth-
braunes, sogenanntes Russisch Frauen-
glas
, aus New-Hampshire.

9) Rauch- und aschgrauer Hepatit
(Schwerleberstein), aus Virginien.

10) Magneteisenstein von Oley
Township, Bocks-County, in Pensylvanien.
Von einer Kraft wie ich sie nach vergleichen-
den Versuchen über die Stärke der Anziehung
und über die Distanzen, aus welcher sie die
Magnetnadel in Bewegung setzt, noch bei
keinem andern rohen Stücke in meiner
Sammlung, gefunden habe.

B.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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