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J.H. Voigts
Magazin
für den neuesten Zustand
der
Naturkunde
,
mit Rücksicht auf die dazu gehörigen
Hülfswissenschaften.

Neunten Bandes
III. Stück.

Jahrgang 1805.
März.

Weimar,
im Verlage des Industrie-Comptoirs
1805
.

4.
Ueber den Gerbestoff aus Hindustan und den
vorgeblichen unterirdischen Wald, der (den
Zeitungsnachrichten zu Folge) mit Menschen-
und Pferde-Gerippen auf der Isle of Dogs
aufgegraben seyn sollte.

[Seite 213]

(Aus verschiedenen Briefen des Herrn Baronet
Banks.)

Allerdings sind Stämme von fossilem, bitu-
minösen Holz in beträchtlicher Tiefe auf der Isle of
Dogs ausgegraben worden. Aber dergleichen finden
sich fast in allen niedern Gegenden nach dem Aus-
flusse der Themse zu, und zwar in einem Lager das
aus vermoderten Wasserpflanzen und einer Art von
Torf besteht. Aber nie sind noch bei oder unter dem-
selben Menschengebeine gefunden worden. Ueber-
bleibsel von einem Pferde hingegen hat man einige
Fuß tief unter der Dammerde und zum Theil im
Torfmoor steckend angetroffen. Die Knochen waren
ganz frisch und unverändert geblieben, das Fleisch
aber in Adipocire umgewandelt.

Bedeutender war der Fund eines großen El-
fenbeinzahns, der 23 Fuß unter der Oberfläche der
Erde und beträchtlich tiefer als der Ebbestand (the
low water mark
) der Themse, am Ufer dersel-
[Seite 214] ben ausgegraben worden, und in seiner Form und
doppelten Bug*) dem Sibirischen Mammoutovaja-
kost ähnelte.

* * *

Ich schicke Ihnen hier ein paar Kuchen von einer
Substanz die wir neuerlich aus Indien erhalten
haben, wo sie nebst Arecka, Betel und Kalk das
Hauptingredienz zu der Komposition macht, die
bekanntlich von den dortigen Eingebornen fast un-
aufhörlich gekaut wird.**) Hier diese Kuchen beste-
[Seite 215] hen, wie die Analyse zeigt, fast ganz aus Gerbe-
stoff
(Tannin) und werden, wenn wir sie, wie
zu vermuthen steht, für wohlfeilen Preis nach Eng-
land bringen können, eine wichtige Veränderung
in der Gerberei verursachen. – Ich halte diese
Substanz für die ächte reine terra catechu die nach
Kerrs Bericht, durch Kochen aus dem Holze der
mimosa catechu gezogen wird; da hingegen die
gemeine officinelle Terra Japonica durch Zusatz von
wenigstens ⅓ einer feinen Erde verfälscht ist.**)


Notes
*).
[Seite 214]

Vergl. von den Stoßzähnen dieses präadamiti-
schen Elephas primigenius Breyne und Mes-
serschmid
on some Mammoth’s Bones dug
up in Siberia.
In den Philosophical Trans-
actions
Vol. XL.
Nro. 446. pag. 135 u.f.

**).
[Seite 214]

Ich besitze in meiner Sammlung den Schädel ei-
nes Javaners, an welchem die Kronen der
Zähne (nur die beim Kauen auf einander stoßen-
den Endflächen ausgenommen) vom vormaligen be-
ständigen Betelkauen ganz rothbraun gebeizt und
theils wie mit einer Rinde von vieler Farbe über-
zogen sind; just so, wie es der brave Man-
delslo
vor anderthalbhundert Jahren beschrieb
– ‘„als aufgedörret Blut anzusehen“’ –
s. Decas quarta collectionis craniorum collectionis craniorum etc.
tab.
39.

**).
[Seite 215]

Ich habe gleich die von dem Hrn. Baronet er-
haltene reine Catechu mit der gemeinen aus meh-
rern Apothesen verglichen, und finde eine Farbe
zumal auf dem frischen Bruche, bei jener dunkel-
fast Castanienbraun, bei dieser heller leberbraun;
der Bruch selbst bei jener dicht, glänzend, der dieser
aber erdig, matt; und der Geschmack bei jener mehr
herbe und bitter aber länger und stärker süßlicht
nach schmeckend als bei dieser, die sich auch durch’s
kauen nicht so rein auflößt als jene, sondern auch
dann immer noch ihren erdigen Zusatz zwischen den
Zähnen und auf der Zunge verräth.

B.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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