Meines Wissens sind Dr. Ring und der scharf-
sinnige Rob. Hooke die ersten gewesen die im
May 1668 der Londner Soc. der Wiss. den merkwür-
digen Versuch vorgelegt haben, die schnell tödtliche
Würkung der unerneuerten eingeathmeten Luft da-
durch zu bestimmen, daß sie einem Hund eine Blase
in seine Luftröhre gebunden, in und aus welcher
er allein athmen gekonnt. Er ist umständlich in des
Dr. Birch reichhaltigen Werke beschrieben*); da
aber weder der Gehalt der Blase, noch ob sie beym
ein- oder ausathmen eingebunden worden u.a. dergl.
Umstände dabey bestimmt sind, so verliert dieser
sonst so wichtige und doch seitdem fast ganz ver-
geßne**) Versuch dadurch vieles von seiner Ge-
nauigkeit und Brauchbarkeit. Ich habe ihn daher,
da er folgends in unsren Zeiten durch die Entdek-
kung über die verschieden Luftarten und deren so
wichtige Würkungen auf den menschlichen Körper
[Seite 174] um so lehrreicher und unterrichtender wird, oft
wiederholt, verändert, und weiter verfolgt, und
gebe hier, wo es der Raum nicht gestattet die Versu-
che ausführlich zu erzählen, vorzüglich nur eine kurze
Beschreibung des von mir dazu gebrauchten Werk-
zeugs, das ich bequemer und zweckmäsiger als das
Englische einzurichten gesucht habe.
Taf. I. Fig. 3. ist eine messingene Röhre, mit
einem genau schliessenden Hahn (b.c.). Oben (a)
mit Furchen um die Blase dran zu befestigen, und
unten (d) mit rauhen Feilstrichen damit sie in der
glatten innern Fläche der Luftröhre fest eingebun-
den werden kan. Man macht dem festgebundnen
Hunde einen Einschnitt längst der Luftröhre, wie
bey der Bronchotomie, druckt aber die Luftröhre
selbst behutsam zur Wunde heraus, schneidet sie
quer durch, und bindet das untre Ende der Röhre,
mit der voll Luft getriebnen Blase am obern, nach
dem nächsten vollen ausathmen des Hundes ge-
schwinde ein; und dreht dann den Hahn auf. Man
muß den cubischen Gehalt der Blase gemessen ha-
ben, den ich der Grösse des Hunds und dem Ge-
halt seiner Lungen gemäs nehme, d.h. meist von
20 Cubik Zollen etc. – Daß man die vasa thyreoidea,
nervos recurrentes u.s.w. schonen müsse, um durch
keine dergl. fremde Gewaltthätigkeit den Versuch
[Seite 175] unbestimmt zu machen, und a. dergl. Vorsichten,
verstehen sich von selbst.
Der gewöhnliche Erfolg ist, daß das athmen an-
fangs ziemlich natürlich, dann ohngefähr noch ein-
mal so lange schnell und heftig, und endlich meist
noch zweymal so lange sehr langsam und mit ab-
wechselnden Zuckungen des ganzen Körpers von
statten geht, die sich doch zuletzt verlieren, da denn
das Thier nach wenigen, sehr langen aber tiefen
Athemzügen, stirbt.*)
Wie lange der Hund überhaupt in dieser Lage
lebt, hängt theils von seinen Kräften und der Grösse
der Blase, am meisten aber von der Luftart ab,
womit sie gefüllt worden.
Ich band z.B. einem Hund eine Blase voll der
reinsten dephlogistisirten Luft ein, und es vergiengen
14 Minuten vom Aufdrehen des Hahns bis zum
letzten ausathmen des Thiers.
Einem zweyten band ich die gleiche Blase, die
ich mittelst des Blasebalgs voll atmosphärische
[Seite 176] Luft gefüllt hatte, ein; und dieser starb zu Ende
der 6ten Minute.
Da die Thiere bekanntlich im ausathmen ster-
ben, so ist die Blase mit dem Tode des Hundes
meist ganz wieder voll; ich drehte also den Hahn
wieder zu und band dieselbe Blase voll der so töd-
lich verdorbnen Luft einem dritten Hunde ein; der
gleich in der 4ten Minute dran sterben muste.
Diese 3 oder 4 Minuten also auch bey den vo-
rigen beiden Versuchen abgerechnet, (als so lange
das Thier die so verdorbne Luft athmen kan, eh
sie ihm tödtlich wird) so lebte der erste Hund bey der
dephlogistisirten Luft, beynahe sechsmal so lange
als der zweyte bey der atmosphärischen; wel-
ches folglich mit Hrn. Dr. Priestley’s bekannten
Angabe ziemlich überein kommt.
Bey den Sectionen zeigten sich die Lungen ganz
welk, zusammengefallen; so auch das linke Herz,
die Aorta u.a. grosse Schlagadern vom Blute leer;
hingegen die Lungenschlagader und deren Haupt-
Aeste, beide Hohladern und das ganze rechte Herz
davon strotzend.
Die so sehr phlogistisirte Luft aus der Blase
löschte selbst nachdem sie eine halbe Viertelstunde lang
in einem offnen Glase gestanden hatte, Lichtflamme
und die glüendsten Kohlen im Augenblick aus; und
präcipitirte den Kalk aus dem Kalkwasser.
Die Schlüsse ergeben sich von selbst, die aus allem
diesen zur Warnung für dem einblasen mit dem
Munde bey ertrunknen, und für engen verschloßnen
Krankenstuben, Spitälern, Gefängnissen, Trans-
portschiffen, und andren dergleichen, der schwarzen
Höhle in Calcutta ähnlichen Orten, folgen.
2. Um Luft oder Arzneymittel in die
Adern lebendiger Thiere zu treiben, bediene ich
mich des Taf. I. Fig. 4 und 5. abgebildeten
Werkzeugs, nemlich einer kleinen Cahutchuflasche
(Fig. 4.) in deren Hals eine Hülse (a) befestigt ist,
worin das obere Ende (b) der mit einem Hahn (cd)
versehenen silbernen Röhre (Fig. 5) aufs genauste
einpaßt, deren unteres Ende (e) in die geöffnete
Ader eingesetzt wird. Es ist diese Vorrichtung
schon zur chirurgia infusoria weit bequemer als
der Gebrauch einer Sprütze, da man dabey eine
Hand frey behält, und auch den Druck weit genauer
modificiren kan. Aber folgends die Würkung der
ins Blut getriebnen Luft zu versuchen ist sie der
[Seite 178] von andern Aerzten gebrauchten Weise, da sie die-
selbe mit ihrem Munde einbliesen, weit vorzuziehen,
da dieß lauter verdorbne Lungenluft war, und
sich überdem kein Maaß derselben angeben lies
u.s.w.
Man weis, daß viele Physiologen das Daseyn
einer elastischen unaufgelösten Luft im Blute, die
sich wol bey Leichenöffnungen nach besondern Krank-
heiten und gewöhnlich auch bey kaltblütigen Thie-
ren zeigt, auch beym gesunden Menschen ange-
nommen haben. Dr. Mihles glaubte sie sogar
in seinem eignen Herzen oft kolkern zu hören. Die
tödliche Würkung der mit dem Munde in die Adern
der Thiere eingeblasenen Luft konnte freylich auch
aus den eben angezeigten Ursachen wenig dagegen
erweisen. Der allgemeine Erfolg der darüber von
mir an Hunden angestellten Versuche war immer
der, daß sie sich auch nach Einfüllung einer kleinen
Quantität von wenigen Cubic-Zollen, irgend ei-
ner Luftart, immer eine Zeitlang an Convulsionen, in-
termittirenden Herzschlag etc. sehr übel befanden, aber
sich doch nach und nach wieder erholten. Die dephlo-
gistisirte Luft schien ihnen gerade am übelsten zu be-
kommen; vermuthlich weil sie sich, wie bekannt, mit
Wasser fast gar nicht, und auch wol nur sehr schwehr
und nur durch lange Bewegung mit dem Blute
[Seite 179] vermischt. Auf die Einfüllung einer Federharz-
flasche von der Grösse der Fig. 4. abgezeichneten,
in die ven. jugularem oder in die cruralem er-
folgte ein halbstündiger tiefer Schlummer mit ge-
brochnen Augen, röcheln, Convulsionen und unor-
dentlichen Herzklopfen; wornach sie sich zwar völ-
lig – aber doch nur langsam, meist erst nach Verlauf
eines ganzen Tages, erholten.
J.F.B.
Götting. gel. Anz. v.J. 1757. S. 155. Denn blos in eine
Blase eine Zeitlang ein- und auszuathmen, haben Steph.
Hales, und neuerlich die Hrn. Fontana, Scheele u.a.
auch probirt.
Dieser Versuch dient daher auch, wenn man die Brust-
muskeln schnell ablöst etc. zur deutlichsten Demonstration
des Mechanismus beym athemholen, der wahren Be-
wegung der Rippen u.s.w.