Von allen bis jetzt bekannten Gattungen des
Fledermaus-Geschlechts ist diese, bloss in Süd-
America einheimische, die ausschliesslich ein-
zige die von schlafenden grössern Säugethieren
Blut saugt, und auf die folglich eben so aus-
schliesslich der Name Vampyr passt. Durch
einen sonderbaren Irthum hat hingegen Linné
diesen Namen dem von seiner auffallenden
Grösse so genannten fliegenden Hund beygelegt,
der in einer ganz andern Weltgegend, beson-
ders in Süd-Indien und auf vielen Südsee-
Inseln zu Hause ist, aber nimmermehr Blut
saugt, sondern einzig und allein von Vegeta-
bilien lebt.
Dass der hier nach einem schönen Exem-
plar im academischen Museum abgebildete
wahre Vampyr, der am Leibe nur ungefähr die
Grösse des Eichhörnchen hat, auch nicht selten
von schlafenden Menschen Blut sauge, ist aus-
gemacht. Manche berühmte Reisende (wie z.B.
schon unter den Ältern der würdige Lery und
der brave Hanns Staden von Homberg in Hes-
sen) haben es an sich selbst erfahren. Aber
wie das so unvermerkt geschehen kann, dass
die Schlafenden nicht leicht darüber erwachen,
bleibt noch räthselhaft.
Dieses in natürlicher Grösse abgebildete seltne
Stück meiner Sammlung das ich der Güte des
Kais. Russ. Leibarztes, Hrn. Staatsrath von
Stoffregen verdanke, dient zur bündigsten Wi-
derlegung des durch so lange Jahrhunderte all-
gemein verbreiteten Wahns von der vermein-
ten Unform der ungebohrnen und selbst der
neugebohrnen Bären. Die Sage hat sich aus
Aristotelis Thiergeschichte (diesem sonst so
reichen Schatze richtiger und feiner Bemerkun-
gen) bis auf unsre Zeiten erhalten. Denn selbst
manche unsrer neuesten und besten Zoologen
haben sie noch für wahr angenommen. Erx-
[[10]] leben z.B. sagt in seinem classischen systema
mammalium vom Bär: ‘“parit pullos informes;”’
und Bewick in der History of quadrupeds:
‘“the cubs are round and shapeless.”’ – Frey-
lich ist aber auch die Gelegenheit sehr selten,
diesen Irthum aus der Natur selbst zu wider-
legen, da die Bärin gerade während ihres träch-
tigseyns im Winterlager verborgen steckt.
Die Abbildung dieses merkwürdigen und doch
in vielen naturhistorischen Werken theils ganz
unkenntlich verzeichneten Thiers, ist mit aus-
nehmender Treue nach dem Leben von einem
Eisbär gemacht, der vor einigen Jahren hier
zur Schau geführt ward. Er kann 12 Fuss
lang, 6 Fuss hoch und über 18 Centner schwer
werden. Die Mutter wirft im Frühjahr und
zwar gemeiniglich nur Ein Junges, das sie
dann in den ersten Wochen bey ihren oft wei-
ten Wanderungen auf dem Rücken mit sich
trägt.
Wie furchtbar diese blutdurstigen reissen-
den Thiere dem Menschen werden können,
davon haben unter andern Barentsz’s und
Heemskerk’s Gefährten auf den drey berühm-
ten, an Abenteuern so reichen Versuchsreisen
nach Nowaja Semlja von 1594–1597 traurige
Erfahrungen gemacht.
Die thierische Oekonomie des bebrüteten Kü-
chelchen im Ey zeichnet sich sowohl von der
Nachherigen beym ausgekrochnen Vogel als
von der bey der ungebohrnen Leibesfrucht der
Säugethiere hauptsächlich durch zweyerley aus.
Erstens nemlich durch die Art wie dann der
so genannte phlogistische Process vollzogen
wird, der beym ausgekrochnen Vogel durchs
Athmen, und beym ungebohrnen Säugethier
durch die so genannte Nachgeburt bewirkt wird,
wodurch dasselbe mit der athmenden Mutter in
Verbindung steht. Dem bebrüteten Küchelchen
hingegen dient dazu eine gefässreiche Haut
(Chorion) die innerhalb der Eyerschaale ausge-
[[18]] breitet liegt und ihrer Function nach für die al-
lereinfachste Art von Lungen anzusehen ist.
Eben so ausgezeichnet ist aber auch zwey-
tens die Ernährungsweise des bebrüteten Vogels,
da derselbe seine Hauptnahrung vom Dotter
erhält, der in der Nabelgegend durch einen
eignen Gang mit dem Darmcanal des Küchel-
chens zusammenhängt, und mit dem Wachs-
thum des kleinen Geschöpfs in umgekehrten
Verhältniss steht, so dass er beym reifen Küchel-
chen bis auf einen kleinen in der Nabelgegend
desselben merklichen Rest absorbirt ist.
Auf der genau nach dem Leben gezeichne-
ten Abbildung ist
a.b.c. | das Amnion worin das Küchelchen eingeschlossen ist. |
b.c.d.e. | der Dottersack. |
d.e.f. | Die am Dottersack sitzende Blase mit Eyweiss. |
Die geöffnete Eyerschaale ist inwendig mit
dem gefässreichen Chorion ausgekleidet.
Durch die ersten Seefahrten so die Holländer
zu Ende des 16ten Jahrhunderts nach Ost-In-
dien unternahmen, ward den Naturforschern un-
ter andern auch der hier abgebildete sonderbare
Vogel bekannt, der am Leibe ungefähr die
Grösse des Schwans hatte, aber nicht fliegen
konnte. Man fand ihn auf der damals unbe-
wohnten Mauritius-Insel (Isle de France), von
wannen gar bald im folgenden Jahrhundert so-
wohl ausgestopfte Exemplare für die Sammlun-
gen, als auch nähere Nachricht von dem Thiere
selbst, nach Europa kamen.
Seit langen Jahren aber hat sich keine Spur
mehr von diesem Geschöpf in jener seiner so
[[22]] beschränkten Heimath gefunden, und nach allen
wiederholten Nachforschungen scheint es, dass
dasselbe nun jetzt gänzlich aus der Schöpfung
vertilgt und ausgerottet sey. Diess ist manchen
Naturforschern so undenkbar vorgekommen, dass
sie lieber gar die jemalige Existens desselben
haben bezweifeln wollen; die aber durch die
noch in einigen Europäischen Naturalien-Cabi-
netten erhaltene unverkennbare Stücke unwider-
redlich erwiesen ist. So besitzt z.B. das bri-
tische Museum in London ein Bein, und die
Ashmolische Sammlung in Oxford einen Kopf
davon.
Die Abbildung ist im Ganzen nach der in
Melchis. Thevenot’s classischen Sammlung
von Reisebeschreibungen genommen, Kopf und
Beine aber nach den gedachten in England be-
findlichen Originalstücken verbessert.
Auch dieses abenteuerliche Geschöpf, das
durch die beyspiellose Anomalie wie das Weib-
chen seine Brut ausheckt, seit dem Anfange des
vorigem Jahrhunderts allgemein berühmt wor-
den, hat eine überaus eingeschränkte Heimath,
nemlich bloss das sumpfige heisse Guiana, be-
sonders die Gegend um Surinam.
Die Art und Weise seiner Fortpflanzung ist
im Handbuch der Naturgeschichte genau ange-
geben. – Auch habe ich schon in der ersten
Ausgabe desselben (v.J. 1779) gegen die sonst
allgemein angenommene Meynung, aus einer
ausnehmend vollständigen Reihe von Exempla-
ren im academischen Museum erwiesen, dass
[[26]] allerdings auch diese Kröte gleich andern, als
geschwänzte Kaulquappe aus dem Ey kriecht.
Diejenige Pipa in meiner Sammlung, nach
welcher diese Zeichnung verfertigt worden, ist
ungefähr noch einmal so lang und breit als
die Vorstellung.
Die untern drey kleinern Figuren stellen
die Metamorphose der Jungen in natürlicher
Grösse vor:
1. Als langgeschwänzte Kaulquappe bloss
mit kleinem Ansatz der Hinterfüsse und noch
ohne Spuhr der vordern.
2. Schon vierfüssig, und der Schwanz bis
zu einem kleinen klappenformigen Rest ab-
sorbirt.
Eine naturhistorische Untersuchung die sich
für die Humanität sehr unmittelbar verintressirt,
ist die Bestimmung der Kennzeichen wodurch
die giftigen Gattungen von Schlangen von den
ungleich zahlreichern giftlosen zu unterscheiden
sind. Unter den mancherley im Handbuch der
N.G. angeführten Merkmahlen ist das hier ab-
gebildete, vom Gebiss hergenommne, das aller-
sicherste und untrüglichste.
Alle Schlangen – sie mögen giftig seyn
oder nicht – haben die an beiden Figuren
[[30]] vorgestellte doppelte innere Reihe von Gaumen-
zähnen so wie die Zähne des Unterkiefers mit
einander gemein.
Aber die Giftlosen haben ausserdem, wie
an Fig. 2. zu sehen, auch noch den ganzen
äussern Rand der Oberkiefer mit einer Reihe
von Zähnen besetzt, der hingegen bey den gifti-
gen wie in Fig. 1. zahnlos ist. Dagegen haben
diese furchtbaren Thiere vorn am Oberkiefer
die langen Fangzähne die hohl und an der
Spitze mit einer Spalte versehen sind. Diese
stehen oben mit den Giftdrüsen in Verbindung,
und dienen als knöcherne Ausführungsgänge,
um wenn sie damit zubeissen das Gift in die
Wunde zu flössen.
Wo man folglich an irgend einer Schlange
vier Reihen Zähne am Oberkiefer findet, nem-
lich ausser den Gaumenzähnen auch die bis
zum Maulwinkel laufende äussre Reihe, da
kann man sicher seyn, dass die ganze Gattung
giftlos und von dieser Seite unschädlich ist.
Beide Figuren sind verkleinert nach Exem-
plaren im academischen Museum.
Das berufne von seiner Heimath benannte In-
sect, von dessen vorgeblich gar wunderbar wir-
kenden Biss, und dem eben so wunderbaren
musicalischen Heilmittel dawider, ehedem so
viel abenteuerliches gefabelt worden. Da nun
aber schon seit langer Zeit in Apulien mit dem
vorgeblichen Taranteltanz nichts mehr zu er-
betteln ist, so hat sich die ganze Mähr dahin
aufgelösst, dass die hier (in natürlicher Grösse
nach einem ächten*) Exemplar in meiner Samm-
lung) abgebildete dortige Spinne, die zumal
auf den Feldern in kleinen Erdhöhlen hausst,
[[34]] zuweilen den Landleuten, besonders den Schnit-
tern zur heissen Erntezeit durch ihren Biss
lästige Zufälle verursachen kann. Und so wie
mancher andre Insecten-Biss oder Stich unter
gewissen Umständen wohl krampfhafte Nerven-
zufälle erregt, so kann das auch hier der Fall
gewesen seyn, der nur durch Hang zum Wun-
derbaren durch Leichtgläubigkeit etc. übertrie-
ben, und anderseits von Betriegern zur Betteley
benutzt worden.
Der Dudu gibt wie es scheint ein Beyspiel
einer ganzen Thiergattung, die neuerlich aus
der von manchen Naturforschern so hochge-
priesenen Stufenfolge oder Kette der Geschöpfe
herausgerissen und rein vertilgt worden. – So
hingegen der Finnenwurm ein Beyspiel ganz
andrer Art, nemlich einer ganzen Thiergattung
die erst lange nach der allgemeinen Schöpfung
hinterdrein entstanden und als neues Glied in
jene alte Kette eingeschoben worden. Denn
dieses Thier das (wie schon Malpighi im vor-
letzten Jahrhundert gezeigt) die sogenannten
Finnen im Schweinefleisch ausmacht, findet sich
[[38]] bekanntlich häufig beym zahmen Hausschwein
aber nicht so bey der ursprünglichen Stamm-
rasse, der wilden Sau*); und ist folglich wohl
erst nachdem der Mensch sich jenes Thier un-
terjocht durch die Domestication desselben und
die dadurch in der Constitution desselben be-
wirkte Veränderung entstanden.
Die kleine Figur zeigt den in seiner Blase
eingezognen Wurm in natürlicher Grösse.
Die andre stark vergrösserte den aus der
Blase herausgetriebnen Wurm mit seinen vier
sogenannten Saugeblasen und Hakenkranz am
Kopfe.
Unter dem kaum übersehbaren Heer von Ver-
steinerungen präadamitischer Geschöpfe der Vor-
welt, die einst durch eine allgemeine Erdcata-
strophe vertilgt worden, und zu welchen sich
kein wahres Original in den organisirten Reichen
der jetzigen Schöpfung mehr vorfindet, ist die
hier abgebildete eine der allerauffallendsten und
rätselhaftesten. Ganze Gebirglager in vielerley
weit von einander entlegenen Weltgegenden
bestehen ausschliesslich aus Millionen dieses klei-
nen netten Petrefacts, das in seinem Bau so
wenig bestimmte Übereinkunft mit irgend einem
jetzt existirenden organisirten Körper zeigt, dass
deshalb die Vermuthungen der Naturforscher über
seine vormalige Natur mehr als bey irgend
einer andern Versteinerung von einander ver-
schieden und widersprechend ausgefallen sind.
Die älteste Meinung die schon Strabo an-
führt, war, es seyen petrificirte Linsen und Ge-
traidekörner. Und da man sie häufig in Nieder-
Aegypten bey den Pyramiden antrifft, die selbst
grossentheils mit Quadern voll Linsensteine be-
kleidet sind, so meinte man es seyen versteinte
Reste des Deputats das den Bauleuten derselben
zur Nahrung gereicht worden. Unter den Neuern
[[42]] erklärten sie manche für ehemalige Corallenar-
ten, andre für Ammonitendeckel, noch andre
für eine Art os sepiae, wieder andre für eine
versteinte zweyschaalige Muschel etc. – Weit
wahrscheinlicher aber gehören sie zu denjenigen
einschaaligen Conchylien deren Windungen in-
wendig durch Scheidewände abgetheilt sind, un-
ter welchen sie daher auch im Handbuch der
N.G. ihren Platz gefunden haben, wo überhaupt
nähere Nachricht, besonders von den mancherley
Namen womit sie belegt worden, gegeben ist.
Alle drey Figuren sind nach Exemplaren in
meiner Sammlung und in natürlicher Grösse ge-
zeichnet. Alle dreye sind in dichten Kalkstein
petrificirt.
1. Aus Brabant. Um die flachgewölbten
blätterigen Aussenseiten zu zeigen.
2. Ein Stück von den Pyramiden bey Dsjise,
von wannen es mir der berühmte Africanische
Reisende, Hornemann zugeschickt hat. Ent-
hält grössre Muster als das vorige, und zwar
meist in die Breite von einander gespalten,
um die Spiralwindung mit ihren Kammern zu
zeigen.
3. Aus dem Luzerner-Gebiete. Theils mit
noch grössern Exemplaren, einige wie krumm-
gebogen. Das ganze Stück aber so durchge-
schlagen, dass von allen darin liegenden Linsen-
steinen (bis auf einen ganz kleinen am obern
Rande) bloss der Querbruch zu sehen ist: in
welcher Gestalt sie dann Fruchtsteine genannt
zu werden pflegen.