Über das Projekt
| Das Projekt (2010–2024) |
| Das Portal |
| Leitung und Mitarbeitende |
| Publikationen über das Projekt |
| Die Porträtbüste auf der Portal-Startseite |
Das Projekt (2020–2024)
Das Projekt „Johann Friedrich Blumenbach – Online“ war ein Langzeitprojekt (2010–2024) im Rahmen des Akademienprogramms der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften, betreut von der Niedersächsischen Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Das Projekt erarbeitete eine digitale Edition der Publikationen und der naturhistorischen Sammlungen des Göttinger Naturforschers Johann Friedrich Blumenbach (1752–1840). Ziel des Projekts war es, das Gesamtwerks Blumenbachs vollständig online zu präsentieren, um komplexe Zusammenhänge, wie z.B. sein wissenschaftliches Netzwerk, erforschbar zu machen.
Entstanden ist eine digitale Edition in Form eines Online-Portals, das seit Sommer 2025 für die Öffentlichkeit zur Verfügung steht. Es ermöglicht eine detaillierte Recherche in diesen Materialien und ihre komfortable Nutzung (verschiedene Modi für Ansicht und Lektüre innerhalb des Portals; Exportfunktionen für die Nutzung mit anderen digitalen Werkzeugen).
Das Portal
Das Portal bietet
- Bild- und Volltextdigitalisate der Publikationen, mit Strukturerschließung (TEI XML Level 3) und für den größten Teil der Texte zusätzlich mit einer inhaltlichen Erschließung (TEI XML Level 5, d. h. mit einer Identifikation von und mit Zusatzinformationen zu erwähnten Personen, Orten, zitierter Literatur, erwähnten Sammlungsobjekten usw.). Anders als es in einer gedruckten Edition möglich gewesen wäre, bietet das Portal von allen Texten sämtliche Auflagen und zeitgenössische Übersetzungen und – soweit diese bekannt sind – Blumenbachs Handexemplare mit seinen Anmerkungen und Zusätzen. Dadurch werden unter anderem Forschungen zur Entstehungsgeschichte dieser Texte signifikant erleichtert. Im Laufe der Projektarbeit wurden außerdem ca. 100 bisher nicht bekannte oder ihm nicht zugeschriebene (kleinere) Blumenbach-Texte ermittelt.
- Eine Datenbank der bisher identifizierten, erhaltenen Objekte der von Blumenbach kuratierten Sammlungen, also des Universitätsmuseums (sog. „Königliches Academisches Museum“) und seiner Privatsammlung. Die Datenbank enthält Abbildungen der Objekte (teilw. zusätzlich Rotationsanimationen) und fachwissenschaftliche und wissenschaftshistorische Beschreibungsdaten, insbesondere zur Provenienz der Objekte.
Erwähnungen von Sammlungsobjekten in Blumenbachs Publikationen sind mit Links auf das entsprechende Objekt in der Datenbank versehen; umgekehrt enthält die Sammlungsobjektdatenbank Links zu den Texten, in denen ein Objekt erwähnt oder abgebildet ist. Diese Verknüpfungen ermöglichen ein genaueres Studium von Blumenbachs Bemühungen um eine neuartige empirische Grundlage für seine Naturforschung und die Interdependenz zwischen Sammlungsentwicklung und Forschungsprozess.
- Das Portal „Blumenbach-Online“ bietet außerdem Informationen zur Biographie Blumenbachs, zu seinem kollegialen Netzwerk, zu handschriftlichen Quellen, zu seiner Rezeption und zu moderner Forschungsliteratur über Blumenbach.
Leitung und Mitarbeitende
Die Projektleitung lag nacheinander bei Prof. Dr. Nicolaas Rupke (2010–2011; danach Leitungskommission) und Prof. Dr. Gerhard Lauer (2012–2024, vorher Leitungskommission).
Der Leitungskommission des Projekts gehörten an Prof. Dr. Christina Brandt (ab 2021), Prof. Dr. Norbert Elsner († 2011), Dr. Christian Fieseler (ab 2020) , Prof. Dr. Wolfram Horstmann (2016–2019), Prof. Dr. Ulrich Joost, Prof. Dr. Norbert Lossau (bis 2013), Prof. Dr. Renato Mazzolini, Prof. Dr. Joachim Reitner, Prof. Dr. Hans-Konrad Schmutz, Prof. Dr. Luise Schorn-Schütte (bis 2020) und Prof. Dr. Kurt Schönhammer.
Die Arbeitsstelle des Projekts befand sich in Göttingen. Für die Hauptaufgaben des Projekts war ein Kern-Team verantwortlich, zu dem während der fünfzehnjährigen Projektlaufzeit mehrfach Mitarbeitende mit speziellen Arbeitsaufträgen und Zuständigkeiten hinzutraten:
| Kernteam |
| Wolfgang Böker (01/2010–07/2025, Textedition und Zusatzmaterialien) |
| Dr. Claudia Kroke (01/2010–07/2025, Textedition und projektspezifische Datenmodellierung) |
| Dr. Miriam Müller, (07/2018–07/2025, Textedition) |
| Dr. Nadine Schäfer (04/2015–07/2025, Sammlungen und IT-Infrastruktur) |
| Dr. Heiko Weber † (10/2010–04/2023, Koordination und IT-Infrastruktur) |
Weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Dr. Mirjam Blümm (10/2012–03/2013), Dr. Annina Böhme (01/2013–03/2015), Dr. Alexander Gehler (01/2013–03/2015), Christopher H. Johnson (11/2015–05/2017), Martina Kerzel (02/2010–09/2012), Dr. Thomas Nickol (06/2017–04/2018), Dr. Lea Dagmar Numberger-Thuy (01/2010–12/2012), Sibylle Söring (04/2013–03/2015), Sven Söring (02/2010–05/2012), Ubbo Veentjer (06/2012–08/2015).
Publikationen über das Projekt
Über die Entwicklung des Projekts informieren die Berichte im Jahrbuch der Niedersächsischen Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (online verfügbar). Die Arbeit des Projekts wurde außerdem in den folgenden Publikationen dargestellt:
- Kroke, Claudia: „Johann Friedrich Blumenbach – Online: Welten verbinden.“ In: Berghöfer, Mira (Hrsg.); Beron, Anne-Elisabeth (Hrsg.); Etling, Fabian (Hrsg.); Hedderich, Gianna (Hrsg.); Stralla, Melanie (Hrsg.); Wilken, Anne (Hrsg.): (un)documented. Was bleibt vom Dokument in der Edition? Berlin, Boston: DeGruyter, 2020, S. 77–94 (Beihefte zu editio. Hg. von Winfried Woesler, Band 48).
- Lauer, Gerhard; Weber, Heiko: „Johann Friedrich Blumenbach – Online“. In: Rupke, Nicolaas; Lauer, Gerhard (Hrsg.): Johann Friedrich Blumenbach: Race and Natural History, 1750–1850. London und New York: Routledge, 2019 [erschienen: Juli 2018], S. 16–24; Digitalisat auf der Homepage des Verfassers.
- Kerzel, Martina; Reich, Mike; Weber, Heiko: „Die Edition »Johann Friedrich Blumenbach – online« der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen.“ In: Neuroth, Heike; Lossau, Norbert; Rapp, Andrea (Hrsg.): Evolution der Informationsinfrastruktur. Kooperation zwischen Bibliothek und Wissenschaft. Glückstadt: Verlag Werner Hülsbusch, 2013, S. 107–136; Digitalisat.
Die Porträtbüste auf der Portal-Startseite
Als Bildmotiv für die Startseite des Portals wurde die 1812 entstandene Porträtbüste Johann Friedrich Blumenbachs von Johann Christian Ruhl (1764–1842) ausgewählt, und nicht etwa das wohl am meisten verbreitete Blumenbach-Porträt von Emil Ludwig Grimm (1790–1863) aus dem Jahr 1823 (siehe Menü „Quellen & Literatur / Blumenbachs Biographie“, Illustration beim Abschnitt „Blumenbach und die Akademie der Wissenschaften zu Göttingen“). Grimms Radierung zeigt den greisen Wissenschaftler mit einem prominent platzierten Exemplar aus seiner Schädelsammlung – ein Verweis auf seine anthropologischen Forschungen. Ruhls relativ wenig bekannte Büste zeigt einen alterslosen Blumenbach und soll für ein neues, vollständigeres Blumenbach-Bild stehen, wie es diese Online-Edition seines Gesamtwerks ermöglichen will.
Das Foto entstand nach einem Gipsabguss, der heute in der Paulinerkirche in Göttingen aufgestellt ist. Ruhl hatte der Universität schon 1813 einen Abguss gesandt (Arndt, Karl (Hg.): Katalog der Bildnisse im Besitz der Georg-August-Universität Göttingen. Göttingen 1994, S. 38). Seit spätestens 1831, vermutlich aber bereits viel früher, befand sich ein Abguss der Büste in der 1812 zum Bibliotheksaal umgebauten ehemaligen Kirche. Der Saal diente als „Pantheon“ der Göttinger Wissenschaftler (vgl. Arndt, a. a. O., S. 11, 14). Blumenbach war einer der ersten Naturwissenschaftler, dessen Bildnis die Universität schon zu seinen Lebzeiten einsetzte, um im öffentlichen Raum ihren Anspruch auf Ruhm zu dokumentieren.
Zur künstlerischen Qualität der Büste vgl. Riedl, Wolfgang: Johann Christian Ruhl (1764–1842). Diss. Göttingen 1993, S. 131 und 179–180: „Beim Porträt Blumenbachs gelang Ruhl sogar eine außerordentliche Leistung. […] Das geistvolle Bild dieses vielseitigen Göttinger Gelehrten, den Ruhl seit vielen Jahren kannte, kann sich mit den besten Porträts der Zeit messen. […] Die Büste Blumenbachs, offenbar nach dem Leben modelliert, ist Ruhls wohl reifste Porträtleistung. Der erhobene, leicht gedrehte Kopf entspricht weitgehend dem dreizehn Jahre jüngeren radierten Bildnis, das Ludwig Emil Grimm von Blumenbach anfertigte. Große Augen und kräftige Brauen, darüber eine mächtige Stirn mit hohem Haaransatz, geben dem Gesicht, betont noch durch den fast spöttischen Zug um den Mund, den selbstsicheren, überlegenen und doch gelassenen Ausdruck eines Gelehrten, dessen Freude das weite Feld wissenschaftlicher Erkenntnis ist.“