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Zu Blumenbachs Biographie
Herkunft und Familie
Ausbildung und akademische Laufbahn
Blumenbach und Göttingen
Akademie der Wissenschaften
Wissenschaftliche Sammlungen
Biographische Quellen und Literatur
Biographische Daten
Ausbildung und akademische Laufbahn
Blumenbach und Göttingen
Akademie der Wissenschaften
Wissenschaftliche Sammlungen
Biographische Quellen und Literatur
Biographische Daten

J. F. Blumenbach. Mezzotinto von Johann Elias Haid. Credit: Wellcome Collection, licence CC BY 4.0 Frühestes bekanntes Porträt Blumenbachs. Zum Vergrößern anklicken.
Herkunft und Familie
Johann Friedrich Blumenbach (11. Mai 1752 – 22. Jan. 1840) entstammte einer wohlhabenden Akademiker- und Beamtenfamilie aus Gotha, der Hauptstadt des Herzogtums Sachsen-Gotha-Altenburg. Sein Vater Johann Heinrich Blumenbach (1709–1787) war Prorektor und Professor am Gymnasium illustre in Gotha; seine Mutter Charlotte Eleonore Hedwig Blumenbach (1727–1794) war die Tochter des Gothaischen Vizekanzlers Karl Franz Buddeus (1695–1753) und Enkelin des Jenaer Philosophen und Theologen Johann Franz Buddeus (1667–1729). Blumenbach hatte zwei Geschwister: Charlotte Sophie Henriette (gest. 1802) und Friedrich Wilhelm Carl Ernst (gest. 1806). Familiäre Beziehungen bestanden auch zu der Jenaer Gelehrtenfamilie Walch: Der Theologieprofessor Johann Georg Walch (1693–1775) war ein Schwager von Blumenbachs Großvater mütterlicherseits und somit sein Großonkel. Bei dessen Sohn Johann Ernst Immanuel Walch (1725–1778) hörte Blumenbach in Jena naturhistorische Vorlesungen. Johann Ernst Immanuels Bruder Christian Wilhelm Franz Walch (1726–1784) war Professor für Theologie in Göttingen.
Blumenbach blieb auch in späteren Jahren seiner Heimatstadt Gotha eng verbunden. Ein- bis zweimal im Jahr reiste er zu längeren Besuchen dorthin und war dann auch zu Gast am Gothaer Hof. Mit der herzoglichen Familie und mit Gothaer Forschern – insbesondere Franz Xaver von Zach – stand er in engem Briefkontakt, und er veröffentlichte Aufsätze in dort erscheinenden wissenschaftlichen Zeitschriften und im Gothaischen Hofkalender, einem populären Almanach. Ende 1814 kam es zum Bruch mit dem damaligen Gothaer Herzog August. Möglicherweise in Zusammenhang damit steht Blumenbachs Kauf des Göttinger Hauses, in dem er seit 1784 wohnte, und der dafür erforderliche Erwerb des Göttinger Bürgerrechts.
1779 heiratete Blumenbach Louise Amalie Brandes (1752–1837) und trat dadurch in verwandtschaftliche Beziehungen zu einflussreichen Familien an der Universität Göttingen und in der Verwaltung des Kurfürstentums Hannover. Louise Amalie war die Tochter von Georg Friedrich Brandes (1709–1791), dem für die Universität zuständigen Staatssekretär in Hannover; zugleich war sie die Schwägerin des Göttinger Altertumswissenschaftlers Christian Gottlob Heyne (1729–1812), der zentralen Figur in der praktischen Leitung von Universität, Universitätsbibliothek und Akademie in Göttingen.

Blumenbach und seine Frau hatten vier Kinder: Georg Heinrich Wilhelm (1780–1855), später Geheimer Regierungsrat in Hannover und ab 1818 verheiratet mit Helene Ludovike Friederike Henriette, geb. Cleve (1797–1875); Emma Marie Hedwig (1783–1819), ab 1807 verheiratet mit Carl Wilhelm Friedrich Theodor von Jasmund (1782–1847); Charlotte Friederike Adelheid (Adele) (1787–1837); Carl Ludwig Edmund (1788–1814), Leutnant in der „King’s German Legion“ („Königlich Deutsche Legion“), gefallen in der Schlacht von Toulouse.
(Einzelnachweise zu den Angaben unter Biographische Daten und Itinerar.)
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Blumenbach und Göttingen
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Biographische Quellen und Literatur
Biographische Daten

Das Göttinger Universitätsviertel in Blumen­bachs Zeit. Kolorierte Lithographie (ca. 1830; Ausschnitt) von Friedrich Besemann (1796–1854). Zum Vergrößern Abb. anklicken.
Ausbildung und akademische Laufbahn
Von 1759 bis 1769 besuchte Blumenbach das Gymnasium illustre in Gotha und studierte danach von 1769 bis 1772 Medizin an der Universität Jena, der gemeinsamen Landesuniversität der sächsisch-ernestinischen Herzogtümer, zu denen auch Sachsen-Gotha-Altenburg gehörte. Zum Wintersemester 1772 wechselte er nach Göttingen, wo ihn Christian Wilhelm Büttner (1716–1801) zu seiner Dissertation De generis humani varietate nativa anregte. Als die Universität 1773 die umfangreichen naturkundlichen Sammlungen Büttners erwarb, wurde Blumenbach mit deren wissenschaftlicher Erschließung betraut. Im September 1775 promovierte Blumenbach in Göttingen bei Ernst Gottfried Baldinger (1738–1804) und wurde im Februar 1776 zum außerordentlichen Professor der Medizin, zum Prosektor in der Anatomie und zum „Unteraufseher“ und faktischen Leiter des aus den Büttnerschen Sammlungen hervorgegangenen Academischen Museums der Universität berufen.
Mit der Ernennung zum ordentlichen Professor (1778) und der Wahl zum Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften (1784) war Blumenbachs Etablierung in der akademischen Welt Göttingens schon mit Anfang dreißig abgeschlossen. Die erlangte Stellung konnte er später ausbauen (1792 Mitglied der Medizinischen Fakultät; 1812 Oberaufsicht über das Academische Museum; 1812/1814 „beständiger Secretär“ der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen; 1814 Mitglied der Bibliothekskommission; 1816 Professor primarius der Medizinischen Fakultät).
(Einzelnachweise zu den Angaben unter Biographische Daten)
Herkunft und Familie
Ausbildung und akademische Laufbahn
Akademie der Wissenschaften
Wissenschaftliche Sammlungen
Biographische Quellen und Literatur
Biographische Daten
Blumenbachs Wohnhaus in Göttingen. Historisches Foto (aus Koch, Diether: Das Göttinger Honoratiorentum vom 17. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1958, Tafel VIII). Der Göttinger Naturforscher Johann Christian Polycarp Erxleben (1744–1777) wohnte ab 1774 in diesem Haus. Blumenbach wohnte hier ab 1784 und kaufte das Gebäude 1816. Es befand sich in der heutigen Straße „Neustadt“ (ehem. Hausnummer: 12) und wurde im August 1971 abgerissen.
Blumenbach und Göttingen
Ähnlich wie beispielsweise Christian Gottlob Heyne oder Carl Friedrich Gauß hat Blumenbach sein gesamtes Leben als Wissenschaftler in den Dienst der Universität Göttingen gestellt. Seine Vorlesungen zur Naturgeschichte zogen jahrzehntelang Studenten aus ganz Europa und aus allen gesellschaftlichen Schichten an. Im Gegenzug bot ihm die Georgia Augusta exzellente materielle Voraussetzungen für seine Forschungen und große Freiräume (u. a. Zensurfreiheit) für seine öffentliche Wirksamkeit durch Publikationen und Lehre.
Blumenbach, der bei seinen naturhistorischen Forschungen den gesamten Erdball in den Blick nahm, hat Göttingen fast nie für längere Zeit verlassen. Außer sommerlichen Kuraufenthalten in der näheren Umgebung Göttingens (Pyrmont; Driburg), Exkursionen in den Harz und Besuchen in Thüringen (bei Verwandten und am herzoglichen Hof in Gotha; bei Johann Wolfgang von Goethe in Weimar und Jena) unternahm er nur zwei größere wissenschaftliche Reisen: in die Schweiz (Apr.–Okt. 1783) und nach London (Dez. 1791–Apr. 1792). Sie dienten vor allem dazu, die wissenschaftlichen Institutionen dieser Länder und ihre führenden Repräsentanten persönlich kennen zu lernen. Ähnliche Gelegenheit bot im September 1807 auch eine diplomatische Mission nach Paris als Deputierter Göttingens, das damals zum napoleonischen Satellitenkönigreich Westphalen (1807–1813) gehörte.
Blumenbachs enge Verbundenheit mit Göttingen zeigte sich auch während der Napoleonischen Kriege. Mehrfach wurde er gemeinsam mit Georg Friedrich von Martens (1756–1821) als Vertreter von Universität und Stadt in die Hauptquartiere der Göttingen bedrohenden französischen Armeen gesandt. Nach Napoleons Niederlage in der Völkerschlacht bei Leipzig begab sich Blumenbach Ende Oktober 1813 nach Heiligenstadt in das Hauptquartier der Gegner Napoleons, um militärischen Schaden von Stadt und Universität abzuwenden. In Anerkennung der Verdienste Blumenbachs um die Stadt Göttingen wurde 1824 sein Haus für einen Zeitraum von zwanzig Jahren von Kommunalabgaben befreit.
Blumenbachs Grab auf dem ehemaligen Albani-Friedhof (heute Cheltenham Park) in Göttingen ist erhalten.
(Einzelnachweise zu den Angaben unter Biographische Daten)
Herkunft und Familie
Ausbildung und akademische Laufbahn
Blumenbach und Göttingen
Wissenschaftliche Sammlungen
Biographische Quellen und Literatur
Biographische Daten

J. F. Blumenbach. Altersbildnis. Radierung von Ludwig Emil Grimm, 1823 (Ausschnitt). Vgl. Leuschner, Vera: „Ludwig Emil Grimm in Göttingen 1823 und 1824“. In: Schumacher, Ursula (Hrsg.): Bildende Kunst und Lebenswelten. [Hamm:] Städtisches Gustav-Lübcke-Museum, [1989], S. 141–172. Zum Vergrößern anklicken.
Blumenbach und die Akademie der Wissenschaften zu Göttingen
Blumenbachs wissenschaftliche Laufbahn ist eng mit der Akademie (damals: Societät) der Wissenschaften zu Göttingen verbunden. Schon seine ersten Publikationen gehen auf Vorträge zurück, die er 1773 und 1774 im Alter von 21 bzw. 22 Jahren, noch vor seiner Promotion, in Sitzungen der Akademie gehalten hatte. 1784 wurde er Mitglied der Akademie und veröffentlichte von 1786 an regelmäßig Abhandlungen in deren Commentationes. Auch für ein Langzeitprojekt auf dem Gebiet der physischen Anthropologie wählte er die Commentationes als Plattform: Zwischen 1790 und 1828 veröffentlichte er darin sieben Sammlungen mit Abbildungen und Beschreibungen menschlicher Schädel aus allen Teilen der Welt, die Decades collectionis […] craniorum diversarum gentium illustratae. Außerdem verfasste er über vierhundert Rezensionen und Beiträge für die von der Akademie herausgegebenen Göttingischen gelehrten Anzeigen.
Von zentraler Bedeutung innerhalb der Akademie war im 18. und frühen 19. Jahrhundert das Amt des Sekretärs. Anders als das jährlich wechselnde Direktorium war es auf Kontinuität angelegt und sicherte seinem Inhaber langfristigen Einfluss. Ab 1770 hatte Christian Gottlob Heyne diese Schlüsselposition inne. Als er 1812 starb, wurde Blumenbach sein Nachfolger. Er behielt dieses Amt bis zu seinem Tod, also 28 Jahre lang, was ihm mit zunehmendem Alter auch Kritik eintrug.
Andererseits brachte Blumenbach sein großes internationales Ansehen auf dem immer mehr an Bedeutung gewinnenden Gebiet der Naturwissenschaften mit und trug auf diese Weise zum Renommee der Göttinger Akademie bei. Und er verfügte über ausgedehnte professionelle und private Kontakte zu Forschern und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Um 1820 war Blumenbach Mitglied in über 40 Akademien und wissenschaftlichen Gesellschaften in ganz Europa und den USA, gegen Ende seines Lebens sogar in mehr als 70. Von diesem Netzwerk hat die Akademie profitiert.
Am 31. Oktober 1839, also etwa drei Monate vor seinem Tod, bat Blumenbach aus Altersgründen um Entlassung aus diesem Amt. Zu einer förmlichen Neubesetzung des Amtes kam es jedoch vor Blumenbachs Tod nicht mehr.
(Einzelnachweise zu den Angaben unter Biographische Daten)
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Ausbildung und akademische Laufbahn
Blumenbach und Göttingen
Akademie der Wissenschaften
Biographische Quellen und Literatur
Biographische Daten

Fragment des Eisenmeteoriten von Krasno­jarsk. Blumenbach erhielt erstmals 1779 Proben einer 1772 in Sibirien gefundenen Eisenmasse. Es handelt sich um einen Meteoriten, was damals noch unbekannt war. Zum Vergrößern anklicken.
Wissenschaftliche Sammlungen
Blumenbachs Medium zur Erforschung der Welt war nicht das Reisen oder das Laborexperiment, sondern – neben Lektüre und Korrespondenz – vor allem das Sammeln. Durch den systematischen Aufbau seiner Forschungssammlung verwirklichte er seinen globalen Zugriff auf die Natur und seinen Anspruch auf Vollständigkeit. Briefpartner, Kollegen, Freunde, ehemalige und aktuelle Schüler bat er um die Zusendung von Mineralien, Fossilien, Meteoriten, anatomischen Präparaten, Pflanzen, kulturellen Artefakten und sogar lebenden Tieren. Besonders fruchtbar waren dabei seine exzellenten Kontakte nach London, der Zentrale des britischen Kolonialreiches, und nach St. Petersburg, von wo aus das Zarenreich die Erforschung seiner Gebiete in Zentral- und Nordasien, Sibirien und Alaska organisierte. Auch einige seiner Studenten und später bedeutende Forschungsreisende – etwa Alexander von Humboldt, Georg Heinrich von Langsdorff und Maximilian zu Wied-Neuwied – schickten ihm Objekte für seine Sammlungen.
Exemplarisch für das Bestreben, naturkundliches Untersuchungsmaterial aus der ganzen Welt zusammenzutragen, ist Blumenbachs berühmte Sammlung menschlicher Schädel. Sie umfasste bei seinem Tod etwa 240 Stücke, darunter die Schädel von präkolumbischen Einwohnern Perus ebenso wie antike Germanen- und Römerschädel, künstlich deformierte Schädel aus Anatolien und Schädel aus Polynesien und Südasien. Blumenbach untermauerte mit diesem Material zur menschlichen Biodiversität seine Lehre von der Zugehörigkeit aller menschlichen „Spielarten“ zu einer einzigen biologischen Art.
Blumenbach sammelte nicht nur in seiner Funktion als Leiter des Academischen Museums der Universität, sondern legte auch eine umfangreiche Privatsammlung an, die nach seinem Tod für das Museum angekauft wurde. Viele Objekte aus Blumenbachs Besitz sind deshalb noch heute in den Göttinger Lehr- und Forschungssammlungen vorhanden.
Herkunft und Familie
Ausbildung und akademische Laufbahn
Blumenbach und Göttingen
Akademie der Wissenschaften
Wissenschaftliche Sammlungen
Biographische Daten

Gedenkmedaille zum fünfzigjährigen Jubi­läum der Promotion Blumenbachs 1825. Vorderseite. Bronze. Privatbesitz; weitere Informationen.
Biographische Quellen und Literatur zu Blumenbach
Personalakte    Autobiographische Texte    Zeitgenössische Angaben    Biographische Darstellungen
Personalakte im Universitätsarchiv Göttingen (digitalisiert)
Das Universitätsarchiv Göttingen (UAG) besitzt Dokumente zu Blumenbachs akademischer Laufbahn, darunter Blumenbachs Personalakte, UAG Kur. 4932. Das Digitalisat einer Sicherheitsverfilmung ist online verfügbar: Digitalisat des Archivinformationssystems Niedersachsen und Bremen.
Bestandsübersicht des Universiätsarchivs: Selle, Götz von (Bearb.): „Kurzgefaßtes Repertorium des Universitäts-Archivs zu Göttingen“. In: Arnim, Max: Corpus Academicum Gottingense. Göttingen : Vandenhoeck und Ruprecht, 1930, S. 333–346; Digitalisat.
Drei autobiographische Texte von Blumenbach sind bekannt:
Handschriftlicher lateinischer Lebenslauf aus Anlass der Promotion (Göttingen, Universitätsarchiv, Medizinische Fakultät, Dekanats- und Promotionsvorgänge und -urkunden für das Jahr 1775). Zuerst gedruckt in Baldinger, Ernst Gottfried: Tertio indicit octo candidatis doctissimis gradum doctoris medicinae contulisse ordinem medicorum. Göttingen: Dieterich, 1775, S. 29–33 (mit anschließenden Angaben Baldingers über das Promotionsverfahren; Digitalisat); Druck mit Erläuterungen in Dougherty, Frank William Peter: The correspondence of Johann Friedrich Blumenbach. Rev., augm. and ed. by Norbert Klatt. Band 1 (1773–1782). Göttingen: Klatt, 2006 (Brosamen zur Blumenbach-Forschung; 2), S. 27–33. – Der Text enthält Angaben zu Blumenbachs familiärer Herkunft und zu seinen akademischen Lehrern in Jena und Göttingen.
Zum Abdruck in den Allgemeinen geographischen Ephemeriden bestimmte biographische Skizze (Brief an Friedrich Justin Bertuch vom 28. Februar 1810; Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, GSA, Nachlass Bertuch 06/189, Nr. 20). Gedruckt in Allgemeine geographische Ephemeriden Bd. 32, 2. Stück (Juni 1810), S. 214–217: „Einige biographische Notizen zu Hrn. Hofraths Blumenbach in Göttingen Portrait (Auszug eines Schreibens an d. H.)“; Digitalisat.
Eine kurze Darstellung Blumenbachs über seine Ausbildung bis zur Ernennung zum Professor in Göttingen 1778 ist abgedruckt in Marx, Karl Friedrich Heinrich: Zum Andenken an Johann Friedrich Blumenbach: eine Gedächtniss-Rede gehalten in der Sitzung der Königlichen Societät der Wissenschaften den 8. Februar 1840. Göttingen : Druck und Verlag der Dieterichschen Buchhandlung, 1840, S. 4–6; Digitalisat.
Zu Blumenbachs Genealogie existiert eine Übersicht aus dem Jahr 1924:
„Johann Friedrich Blumenbachs Nachkommen, zusammengestellt von Dr. Friedrich Bonhoff. Hamburg 1924“. Gedrucktes Einzelblatt mit Stammbaum. Ein Exemplar befindet sich in der Handschriften-Abteilung der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Portaitsammlung, Mappe „Blumenbach, Johann Friedrich“ (Digitalisat). Der Verfasser des Stammbaums, Friedrich Bonhoff (1883–1966), war mit einer Nachfahrin J. F. Blumenbachs verheiratet.
Zeitgenössische Angaben über Blumenbachs akademischer Laufbahn mit Publikationsverzeichnis, Angaben zu Portraits und zu seinen Vorlesungen finden sich in den Personenverzeichnissen der 1788, 1820 und 1838 erschienenen Bänden des Versuchs einer academischen Gelehrten-Geschichte von der Georg-Augustus-Universität zu Göttingen, der quasi-offiziellen Chronik der Universität und ihrer Einrichtungen. Die Angaben in diesem Handbuch dürften auf Selbstauskünften der Professoren beruhen.
Pütter, Johann Stephan: Versuch einer academischen Gelehrten-Geschichte von der Georg-Augustus-Universität zu Göttingen. Zweyter Theil von 1765. bis 1788. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1788, S. 148–149; Digitalisat.
Pütter, Johann Stephan; Saalfeld, Friedrich: Versuch einer academischen Gelehrten-Geschichte von der Georg-Augustus-Universität zu Göttingen. Dritter Theil von 1788 bis 1820. Hannover: Helwingsche Hofbuchhandlung, 1820, S. 303–307; Digitalisat.
Pütter, Johann Stephan; Saalfeld, Friedrich; Oesterley, Georg Heinrich: Versuch einer academischen Gelehrten-Geschichte von der Georg-Augustus-Universität zu Göttingen. Vierter Theil von 1820 bis zur ersten Säcularfeier der Universität im Jahre 1837. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1838, S. 421–424; dort u. a. auch detaillierte Angaben zu den Ehrungen aus Anlass von Blumenbachs fünfzigjährigem Promotionsjubiläum 1825, darunter das „Stipendium Blumenbachianum“ (Blumenbach-Stipendium); Digitalisat.
Über dieses Handbuch vgl. Eck, Reimer: Einleitung. In: Versuch einer academischen Gelehrtengeschichte von der Georg-Augustus-Universität zu Göttingen. 4 Bände. Mit einer Einleitung herausgegeben von Reimer Eck. Hildesheim: Olms, 2006, Band 1, S. V*–XXXII*.
Ausführliche Angaben bietet auch P. Callisens Schriftsteller-Lexicon (1833 und 1838).
Callisen, Adolph Carl Peter: Medicinisches Schriftsteller-Lexicon der jetzt lebenden Aerzte, Wundärzte, Geburtshelfer, Apotheker und Naturforscher aller gebildeten Völker. Band 2. Kopenhagen: Selbstverlag, 1830, S. 345–356 (Digitalisat); Band 26. Kopenhagen: Selbstverlag, 1838, S. 334–339 (Nachträge; Digitalisat). Verzeichnet u. a. zeitgenössische Rezensionen von Werken Blumenbachs.
Biographische Darstellungen
Marx, Karl Friedrich Heinrich: Zum Andenken an Johann Friedrich Blumenbach: eine Gedächtniss-Rede gehalten in der Sitzung der Königlichen Societät der Wissenschaften den 8. Februar 1840. Göttingen : Druck und Verlag der Dieterichschen Buchhandlung, 1840; Digitalisat. – Der ab 1820 in Göttingen tätige Professor der Medizin K. F. H. Marx (1796–1877) war Blumenbachs Arzt und ihm auch persönlich verbunden. Er konnte für seinen Nachruf außer seinen eigenen Erinnerungen an Blumenbach in dessen beiden letzten Lebensjahrzehnten wohl auch private Aufzeichnungen Blumenbachs nutzen. Der Ton der „Gedächtniss-Rede“ ist stellenweise hagiographisch. Dennoch ist sie wegen der sonst kaum überlieferten Informationen über Blumenbach als Mensch bedeutsam. Vgl. jedoch z.  B. die kurze, distanziert-kritische Darstellung der Persönlichkeit Blumenbachs in den Erinnerungen des Blumenbach weder privat noch wissenschaftlich verbundenen Diplomaten Piter Poel (1760–1837): Bilder aus vergangener Zeit, nach Mittheilungen aus großentheils ungedruckten Familienpapieren. Erster Theil (1760–1787). Hamburg: Agentur des Rauhen Hauses, 1884, S. 267–270; Digitalisat. Marx’ „Gedächtniss-Rede“ ist zugleich ein rezeptionsgeschichtliches Dokument für die Einschätzung von Blumenbachs Verdiensten auf verschiedenen Gebieten der Medizin und Naturwissenschaften um 1840. Dreißig Jahre später formulierte August Heinrich Rudolph Grisebach eine weitaus kritischere Einschätzung der wissenschaftlichen Leistungen Blumenbachs und seiner – Grisebach zufolge teilweise ungünstigen – Rolle für Entwicklung der Universität Göttingen („Blumenbach“, in: Rocholl, Rudolf (Hg.): Göttinger Professoren: ein Beitrag zur deutschen Cultur- und Literärgeschichte in acht Vorträgen. Gotha: Perthes, 1872, S. 139–165; Digitalisat). Vgl. dagegen z. B. die wiederum zwanzig Jahre jüngere Relativierung von Grisebachs Einschätzungen durch den Göttinger Bibliothekar Ludwig Schemann (Schopenhauer-Briefe. Leipzig: Brockhaus, 1893, S. 467–468; Digitalisat).
Anm.: Schemann wurde später als Rassentheoretiker bekannt. Als er die hier zitierte Notiz über Blumenbach verfasste, zählt er es allerdings (wohl: noch) zu dessen Verdiensten, dass dieser „zur Zeit da die Neger und Wilden noch für halbe Thiere galten, […] es ferner laut ausgesprochen [hat], daß ihre physischen Anlagen denen der Europäer nicht nachstanden, daß allen Bewohnern der Erde gleiches Recht und die gleiche Würde zuzusprechen sei.“
Ehlers, Ernst: Göttinger Zoologen. In: Festschrift zur Feier des hundertfünfzigjährigen Bestehens der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. [Teilband 3] Beiträge zur Gelehrtengeschichte Göttingens. Berlin: Weidmann, 1901, S. 391–494; Digitalisat (auch als Sonderdruck). – Der Aufsatz bietet Angaben zu Blumenbachs akademischer Laufbahn in Göttingen, zu seinem akademischen Umfeld in Göttingen und zur Geschichte der Sammlungen Blumenbachs in den Jahrzehnten nach Blumenbachs Tod.
Commercium epistolicum J. F. Blumenbachii. Aus einem Briefwechsel des klassischen Zeitalters der Naturgeschichte. Katalog zur Ausstellung im Foyer der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, 1. Juni–21. Juni 1984 / von F. W. P. Dougherty. Göttingen: Arbeitsstelle zur Edition des Blumenbach-Briefwechsels in der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, 1984; Digitalisat. – Der Katalog enthält knappe Übersichtstexte, Quellenauszüge und eine chronologische Übersicht über biographische Daten.
Vgl. auch die Literatur zu Blumenbachs Biographie in der Übersicht der Forschungsliteratur.

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Biographische Daten in tabellarischer Form
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Familie/Persönliches        Ausbildung/Karriere        Ehrungen (Auswahl)
Familie/Persönliches
1752 11. Mai: Geburt J. F. Blumenbachs in Gotha im Haus seiner Eltern in der Fritzelsgasse 1; Foto.
1772–1776 Wohnung im Haus von Rudolf Augustin Vogel (1724–1774), Professor der Medizin, in Göttingen, Jüdenstraße 17, 3. Stock  i  .
1776–1780 Ab Ostern (7. April) 1776 Wohnung im Haus von Christian Wilhelm Büttner, Professor der Philosophie, in Göttingen, (heutige) Prinzenstraße 2  i  .
1778 Ende März: Lebensbedrohliche Erkrankung Blumenbachs  i  .
1779 19. Okt.: Heirat mit Louise Amalie Brandes  i  .
1780 Ab ca. 26. März: Wohnung im Haus Speckstraße 9 in Göttingen  i  .
1780 21. Sept.: Geburt von Blumenbachs Sohn Georg Heinrich Wilhelm (gest. 30. Mai 1855)  i  .
1783 26. Nov.: Geburt von Blumenbachs Tochter Emma Maria Hedwig (gest. 17. Mai 1819)  i  .
1784 Ostern (11. April): Umzug in das Haus „Neustadt 12“ in Göttingen, das Blumenbach am 12. Aug. 1816 kaufte und bis zu seinem Tod bewohnte  i  .
1787 25. Juli: Geburt von Blumenbachs Tochter Charlotte Friederike Adelheid („Adele“) (gest. 24. Febr. 1837)  i  .
1788 23. Nov.: Geburt von Blumenbachs Sohn Carl Ludwig Edmund (gest. 10. April 1814)  i  .
1805 Ende Nov./Anf. Dez.: Mehrwöchige schwere Ischias-Erkrankung, die Blumenbach daran hindert, Briefe zu schreiben oder das Haus zu verlassen  i  .
1816 12. Aug.: Kauf des Hauses „Neustadt 12“, in dem Blumenbach seit April 1784 wohnte  i  . 20. Aug.: Erwerb des für den Kauf des Hauses erforderlichen Bürgerrechts in Göttingen  i  .
1840 22. Jan.: Tod J. F. Blumenbachs.
Ausbildung/Karriere
1759–1769 Ab Michaelis (29. Sept.) 1759: Besuch des „Gymnasium illustre“ zu Gotha  i  ;
Abschluss Michaelis 1769
 i  .
1769 10. Okt.: Immatrikulation als Student der Medizin in Jena  i  .
1772 19. Okt.: Immatrikulation als Student der Medizin in Göttingen (Matrikelnr. 9273)  i  .
1775 18. Sept.: Promotion zum Dr. med. aufgrund der Dissertation De generis humani varietate nativa (Datum der Disputation: 16. Sept.)  i  .
Anm.: Die Gedenkmedaille zum 50. Jubiläum der Promotion nennt (irrtümlich?) als Datum der Promotion den 19. Sept. („doct. creato Gottingae d. 19. Sept. 1775“).
1775 31. Okt.: Beginn der Vorlesungstätigkeit  i  .
1776 24. Febr.: Ernennung zum Außerordentlichen Professor der Medizin, sowie zum Prosektor in der Anatomie und zum Unteraufseher des Academischen Museums der Georgia Augusta (durch Reskript König Georgs III. von England vom 9. Febr.)  i  .
1778 13. Nov.: Ernennung zum Ordentlichen Professor der Medizin  i  .
1782 5. Mai: Ernennung zum Außerordentlichen Beisitzer der Medizinischen Fakultät der Universität Göttingen  i  .
1784 13. Nov.: Wahl zum Mitglied der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen  i  .
1788 13. Aug.: Ernennung zum Hofrat  i  .
1792 19. März: Ernennung zum Ordentlichen Mitglied der Medizinischen Fakultät der Universität Göttingen  i  .
1812 ca. Juli/Aug. (nach dem Tode Christian Gottlob Heynes am 14. Juli): Interimistischer Sekretär der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen  i  ; ab 9. Jan. 1813 Übernahme des „beständige[n] Secretariat[s] der physischen und mathematischen Classe“ (die Regierung des damaligen napoleonischen Königreichs Westphalen hatte eine Teilung des Sekretariats verfügt)  i  ; ab 21. März 1814: alleiniger „beständiger Sekretär“ der Societät  i  . 31. Okt. 1839: Bitte um Entlassung aus dem Amt aus Altersgründen  i  .
1814 24. Dez.: Ernennung zum Mitglied der Bibliothekskommission der Universität Göttingen  i  .
1816 „Professor primarius“ der medizinischen Fakultät  i  ; 9. Dez.: Ernennung zum Königlich Großbritannischen und Hannoverschen „Ober-Medicinalrath mit Geheimen Justizraths Rang“  i  .
Ehrungen (Auswahl) 1793 April 11: Wahl zum Fellow der Royal Society in London  i  .
1794 27. Mai: Wahl zum auswärtigen Mitglied der American Academy of Arts and Sciences in Boston  i  .
1798 20. Apr.: Wahl zum auswärtigen Mitglied der American Philosophical Society  i  .
1808 Ernennung zum auswärtigen Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
1812 8. Nov.: Ernennung zum Ritter des Ordens der Westphälischen Krone des Königreichs Westphalen  i  .
1814 Ernennung zum auswärtigen Mitglied der Kungliga Vetenskapsakademien in Stockholm.
1815 Ernennung zum Ritter des Guelphen-Ordens des Königreichs Hannover.
Die Gründung des Guelphen-Ordens wurde am 12. Aug. 1815 proklamiert, die Ernennungen der Ritter und der höheren Ordensränge und der Aufbau der Ordensorganisation fand in den folgenden Monaten statt. Die förmliche „Investitur“ der bereits 1815 ernannten Ritter fand erst am 1. Jan. 1816 statt  i  . Blumenbach gehörte zu den 1815 ernannten Rittern  i  .
1821 Ernennung zum Kommandeur des Guelphen-Ordens des Königreichs Hannover  i  .
1826 Ernennung zum Ehrenmitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg.
1829 Ernennung zum Ritter des Königlich Baierischen Civil-Verdienst-Ordens.
1830 Ernennung zum Mitglied der Accademia delle scienze zu Bologna und zum Associé étranger de l’Académie des sciences, Paris.
1837 Ernennung zum Ritter der französischen Légion d’honneur.
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