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„Catalogus“ des Academischen Museums |
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Als Grundstock des Academischen Museums der Universität Göttingen wurde 1773 die private Naturaliensammlung Christian Wilhelm Büttners (1716–1801) angekauft (Quellen zum Ankauf und zum Prozess der Einrichtung des Academischen Museums und Blumenbachs Rolle dabei in Graepler, Daniel: „»Was ist das ganze Museum, wenn keine Ordnung drinnen ist?« Christian Wilhelm Büttners Münz- und Naturalienkabinett und die Ursprünge der Münzsammlung der Universität Göttingen.“ In: Martin, Katharina; Mulsow, Martin; Wienand, Johannes (Hg.): Universitäre Münzsammlungen im deutschsprachigen Raum. Geschichte, Gegenwart und Zukunft. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2025, S. 107–162; Digitalisat). Ein Verzeichnis der Einzelstücke der Sammlung Büttners existiert nicht, sondern nur eine Liste der Objektkategorien („Allgemeine Beschreibung“ des Büttner’schen Kabinetts, Anlage an das Antragsschreiben des Hannoverschen Geheimen Ratskollegiums an König Georg III., 20.4.1773, Niedersächsisches Landesarchiv, HA Hann. 92 Nr. 1016, Blatt 101–105; Digitalisat via Archivinformationssystem Niedersachsen und Bremen; Transkription in Graepler, a. a. O., S. 153–159). |
Blumenbach katalogisierte zwischen 1773 und 1778 die Sammlungen des Academischen Museums. Er erfasste dabei außer dem Büttnerschen Ausgangsbestand auch schon die Neuzugänge seit 1773, z. B. die Schenkungen der Fürstin-Witwe von Waldeck-Pyrmont (vgl. separates Verzeichnis von 162 geschenkten Objekten, teilw. mit ausführlicheren Angaben als im späteren Museumsverzeichnis, in Dougherty, Frank William Peter: The correspondence of Johann Friedrich Blumenbach. Rev., augm. and ed. by Norbert Klatt. Band 1 (1773–1782). Göttingen 2006 (Brosamen zur Blumenbach-Forschung; 2), Nr. 80, S. 141–147) und die sogenannte „Schlütersche Mineraliensammlung“ (1595 Metall- und Mineralienproben). |
Das von Blumenbach im Herbst 1778 vorgelegte Verzeichnis nennt 13.002 Objekte aus den Bereichen Mineralogie/Geologie, Botanik, Zoologie, Paläontologie und Medizin. Zwei Ausfertigungen des Katalogs befinden sich im heutigen Institut für Ethnologie der Universität Göttingen: |
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Blumenbachs in Leder gebundene „Urschrift“, ohne Titel. (Universität Göttingen, Institut für Ethnologie und Ethnologische Sammlung, Wissenschaftliches Kulturarchiv, noch ohne Signatur). Die Seiten sind nicht nummeriert. Digitalisat (via Göttinger Digitalisierungszentrum) mit (nur seitenweise anzeig- und durchsuchbarer) Transkription (erreichbar über „Ansicht - Volltext“ bzw. „Volltext“); komplett durchsuchbare PDF-Datei der Transkription. |
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Eine in starken blauen Karton gebundene Zweitausfertigung (Titelblatt: „Catalogus des academischen Musei zu Göttingen“), nicht von Blumenbachs Hand (Universität Göttingen, Institut für Ethnologie und Ethnologische Sammlung, Wissenschaftliches Kulturarchiv, noch ohne Signatur). Digitalisat (via Göttinger Digitalisierungszentrum). |
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Mit (wohl moderner) Foliierung mit Bleistift. Die Zweitausfertigung enthält Abschreibefehler, z. B. „Spanisches Bureau“ (fol. 120 „Kunstsachen“, Nr. 2) statt korrekt „Japanisches Bureau“, vgl. Urban, Manfred: „Die völkerkundliche Sammlung.“ In: Hoffmann, Dietrich; Maack-Rheinländer, Kathrin (Hrsg.): »Ganz für das Studium angelegt«: Die Museen, Sammlungen und Gärten der Universität Göttingen. Göttingen 2001, S. 91–98, hier S. 98 Anm. 4. |
Ein weiteres Exemplar befindet sich in London: |
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Abschrift mit dem Titel „Catalogus des academischen Musei zu Goettingen“ (fol. 3r); mit vorgebundenem Widmungsschreiben des Geheimen Ratskollegiums in Hannover vom 7. Jan. 1779 an Georg III. von Großbritannien (London, British Library, London, King’s Mss. 394), vgl. Dougherty, Frank William Peter: The correspondence of Johann Friedrich Blumenbach. Rev., augm. and ed. by Norbert Klatt. Band 1 (1773–1782). Göttingen 2006 (Brosamen zur Blumenbach-Forschung; 2), Brief 101, S. 166 Anm. *. Die Abschrift beruht wohl auf der o. g. Zweitausfertigung, da sie z. B. den Abschreibefehler „Spanisches Bureau“ (fol. 212, Nr. 2) enthält, der aus der an dieser Stelle sehr gut lesbaren Erstausfertigung kaum erklärbar ist. |
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Das Exemplar enthält zwei Federzeichnungen: Auf fol. 2v einen Grundriss des Raumes, in dem das Academische Museum bis 1793 untergebracht war, mit eingezeichneten Aufbewahrungsschränken und Legende zu deren Inhalt; auf fol. 4r eine Innenansicht des Raumes. Publikation der Abbildungen in Graepler, Daniel: „»Was ist das ganze Museum, wenn keine Ordnung drinnen ist?« Christian Wilhelm Büttners Münz- und Naturalienkabinett und die Ursprünge der Münzsammlung der Universität Göttingen.“ In: Martin, Katharina; Mulsow, Martin; Wienand, Johannes (Hg.): Universitäre Münzsammlungen im deutschsprachigen Raum. Geschichte, Gegenwart und Zukunft. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2025, S. 107–162, hier S. 124–125 (Digitalisat). Zur Unterbringung des Museums vgl. Beer, Günther: „Beitrag zur Baugeschichte des Akademischen Museums 1773 bis 1877 mit drei Gebäudeplänen des Akademischen Museums (1832 – 1842 – 1862).“ In: Museum der Göttinger Chemie. Museumsbrief, Heft 29 (2010), S. 2–20 (Digitalisat). Hinweise auf die Nutzung der Museumsräume und die Aufstellung der Sammlungen innerhalb des Gebäudes im Jahr 1832 enthält auch ein kurzer Bericht des damaligen Museumsassistenten Gustav Herbst, abgedruckt in (Münchener) Allgemeine Zeitung 1887 (7. Sept.), Beilage, S. 3651–3532 (Digitalisat), nachgedruckt in Weber, Heinrich: Wilhelm Weber: eine Lebensskizze. Breslau: Trewendt, 1893, S. 31–32. |
Eine Transkription der Ordnungskategorien des „Catalogus“ (Urschrift) mit Angabe der Anzahl der jeweils zu einer Kategorie verzeichneten Sammlungsobjekte bietet Nawa, Christine: Sammeln für die Wissenschaft? Das Academische Museum Göttingen (1773–1840). Göttingen 2010, S. 126–134 (Digitalisat). Zu Entstehung und Aufbau des „Catalogus“ und seiner Abschriften vgl. auch Bucher, Gudrun: Von 66 Kunstsachen zum Institut für Völkerkunde 1773 bis 1935/36. Göttingen: Universitätsverlag, 2023 (Digitalisat), S. 168–178 (u. a. mit dem Abschnitt „Blumenbachs Arbeitsweise bei der Abfassung des Catalogus“), S 271–283 (Identifikation der im Catalogus genannten ethnographischen Objekten in den modernen Göttinger Sammlungen) und S. 422–430 (Hinweise zu Irrtümern bei der Zählung und daraus resultierende Abweichungen zwischen den Abschriften). |
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